Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Gleichtaktunterdrückung und Gleichtaktspannung


von Markus (Gast)


Lesenswert?

Wieso ist die Gleichtaktspannung so definiert:

Was für eine Bedeutung hat das? Was passiert leicht wenn ich U_IC an 
einen Eingang anlege? Ich verstehe irgendwie nicht was das bringt.
In meinem Lehrbuch wird sie auch nur einfach definiert und es wird 
dazugesagt, dass die Beziehung (Gleichtaktverstärkung genannt):

sein sollte.
Verstehe aber nicht einmal was das ist? Weiter wirds auch im Buch nicht 
erklärt..

-------------------------------------------------------

Und wieso ist die Gleichtaktunterdrückung so definiert:

wobei CMRR idealerweise unendlich ist?

-------------------------

Wie kann ich diese zwei Größen interpretieren oder verstehen?
Könnte mir wer dabei helfen?

von Günter Lenz (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
>Verstehe aber nicht einmal was das ist?

Wenn du einen Differentialverstärker hast, der zum Beispiel mit 
Operationsverstärker aufgebaut ist, gibt es zwei Eingänge, wenn
du dort zwei gleichgroße Spannungen anlegst, kommt am Ausgang
0V heraus. Wenn der Differentialverstärker zum Beispiel eine 
Spannungsverstärkung von 2 hat, passiert im Idealfall folgendes,

  Beispiel:

  Eingänge                 Ausgang
  1V     1V                 =  0V
  2V     2V                 =  0V
  4V     4V                 =  0V
  1V     2V                 =  2V
  3V     4V                 =  2V
  4V     4,5V               =  1V
  -0,5V  0,5V               =  2V

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

ein Differenzverstärker sollte idealerweise nur die Differenz seiner 
beiden Eingangsspannungen verstärken: wenn U+ = U- ist, sollte also am 
Ausgang 0V rauskommen.

Dummerweise macht es aber aber einen Unterschied, ob U+ = U- = 0V sind 
(d.h. UCM=0V) oder ob U+ = U- = 5V sind (d.h. UCM=5V). Die 
Gleichtaktspannung wird also ein wenig mitverstärkt, obwohl man 
eigentlich nur Differenzspannungen verstärken möchte.

Das wird dann zum Problem, wenn man sehr kleine Differenzspannungen 
verstärken möchte, diesen aber große Gleichtaktspannungen überlagert 
sind.

Ein Beispiel: du hast einen kleinen Shunt, um den Strom zu messen, der 
in einen Verbraucher fließt. Die Versorgungsspannung am Verbraucher 
beträgt z.B. 20V. Den Spannungsabfall am Shuntsoll möglichst klein 
bleiben, damit nicht zu viel Leistung verloren geht. Dann hast du 
viellecht nur ein paar mV Differenzspannung am Shunt, die 
Gleichtaktspannung beträgt aber 20V. Dann muss die 
Gleichtaktunterdrückung möglichst groß sein, damit die gewünschte 
Information (verstärkte Differenzspannung) nicht zu stark von der 
unerwünschten Information (verstärkte Gleichtaktspannung) verfälscht 
wird.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Ja, das hilft mir einwenig mir das vorzustellen. Das heißt je näher 
meine Signale bei 0 sind, desto besser..

Es ist auch so, dass wenn die Gleichtaktverstärkung sehr hoch ist, ich 
eine möglichst große Gleichtaktunterdrückung wünsche, damit die 
Gleichtaktspannung nicht mitverstärkt wird.

Das habe ich soweit begriffen.
Wieso aber die Gleichtaktspannung gerade (U+ + U-)/2 ist verstehe ich 
nicht.

Und wie man eine größere Gleichtaktunterdrückung erhält ist mir 
irgendwie auch nicht ganz klar.

Ich habe jetzt einwenig Gefühl dabei. Verstanden habe ich es aber noch 
nicht.

Danke bis daher.

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Die Gleichtaktspannung ist der Mittelwert der Eingangsspannungen. Wenn 
der OpAmp am regeln ist ist die Eingangsspannungsdifferenz idealerweise 
Null. Real sind ein paar mV Offsetspannung.
Eine groessere Gleichtaktunterdrueckung erhaelt man durch einen besseren 
OpAmp.
Beachte, dass die Gleichtaktunterdrueckung keine Zahl, sondern 
frequenzabhaenig ist. Genauso wie die Speisungsunterdrueckung...

von Markus (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
> Beachte, dass die Gleichtaktunterdrueckung keine Zahl, sondern
> frequenzabhaenig ist. Genauso wie die Speisungsunterdrueckung...

Habe gerade ein Datenblatt des LM312 angeschaut. Dort ist bei den 
electrical characteristics bei CMRR das im Bild zu finden. Dort wird 
also keine Frequenzabhängigkeit nagegeben. Das "Full Range" bezieht sich 
auf die Temperatur.

von Purzel H. (hacky)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Allenfalls eine Seite weiter hinten im datenblatt... sofern das 
datenblatt vollstaendig ist.

: Bearbeitet durch User
von Markus (Gast)


Lesenswert?

Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
> Allenfalls eine Seite weiter hinten im datenblatt... sofern das
> datenblatt vollstaendig ist.

Ach ja danke!
Ich denke jetzt habe ich das alles sogar verstanden. Wenn ich also zb 
die CMRR bei einem Differenzverstärker messen möchte, dann muss ich 
folgendes tun:

-) Zwei Signale an U+ und U- anlegen
-) Gleichtaktspannung berechnen (so:)

-)Normale Verstärkung messen:

-)Gleichtaktverstärkung messen (oder berechnen?):

Und die Gleichtaktunterdrückung ist dann einfach das Verhältnis:

Ist diese VOrgangsweise so ca richtig?
Noch ist mir aber nicht ganz klar was gemessen und was gerechnet werden 
soll. Kann man die Gleichtaktverstärkung überhaupt messen? Oder muss man 
diese berechnen?

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Du willst die Werte messen ? Nein, so geht das nicht. Im normalen 
Betriebsfall ist der OpAmp am regeln, dh er regelt die Differenzspannung 
auf Null, resp auf die Offsetspannung. Wenn wir nun einen 
nichtinvertierenden Verstaerker nehmen und die Verstaerkung auf sagen 
wir 100 setzen, so messen wir mit beiden Eingaengen auf Null, die 
Offsetspannung mal 100. Jetzt nehmen wir den Kurzschluss zwischen den 
Eingaengen von Null weg und legen ihn auf die Gleichtaktspannung, 
variabel. Wir messen nun die verstaerkte Offsetspannung plus den 
Gleichtaktfehler, als Funktion der Gleichtaktspannung. Wenn ich eine 
Gleichtaktunterdrueckung von 120dB bei DC bedenke, wird's schwierig. Die 
Messungen sind nicht trivial.

Mir scheint es fehle an Theorie und an Ausruestung.

von Markus (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Die Aufgabe lautet so:

-) Bestimmen Sie die Gleichtaktunterdrückung des Differenzverstärkers 
wie im Bild.

Die Widerstandwerte sind bekannt. Es ist mir auch klar, dass v_gl = 
v_gl(u_gl). Wenn u_gl größer wird, dann wird auch die 
Gleichtaktverstärkung größer. Aber wie ist dann die Aufgabe zu 
verstehen?

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Ist diese VOrgangsweise so ca richtig?

Wie es Siebzehn Zu Fuenfzehn schon erklärt hat: bei einem "normalen" OPV 
funktioniert die Messung nicht so einfach, weil die Differenzverstärkung 
extrem groß ist und weil die Differenzspannung im Normalbetrieb gegen 
einen sehr kleinen Wert läuft, der noch dazu um die Offsetspannung 
korrigiert werden müsste.

Aber bei einem Differenzverstärker oder Instrumentenverstärker mit einer 
handhabbar kleinen Verstärkung (der intern ruhig aus OPVs aufgebaut sein 
kann) kannst du im Prinzip Differenzverstärkung und 
Gleichtaktverstärkung so messen, wie du es beschrieben hast, und daraus 
die Gleichtaktunterdrückung berechnen. Wenn die CMRR sehr hoch ist, 
musst du halt mit entsprechend großen Gleichtaktspannungen arbeiten (und 
evtl. noch den Offset des Verstärkers herausrechnen).

Markus schrieb:
> Noch ist mir aber nicht ganz klar was gemessen und was gerechnet werden
> soll.

Wenn du ein Halbleiterhersteller bist, dann rechnest und misst du die 
Gleichtaktunterdrückung deiner Produkte.

Wenn du ein Anwender von Halbleitern bist, dann nimmst du üblicherweise 
die Angaben aus dem Datenblatt und rechnest dir damit aus, ob die CMRR 
für deine Anwendung ausreicht oder ob die Gleichtaktverstärkung die 
größere Fehler beschert, als du akzeptieren willst. In dem Fall setzt du 
dann einen besseren Verstärker ein.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

hoppla, jetzt sehe ich erst deinen Beitrag von 14.26. Du bist also weder 
Halbleiterhersteller noch Anwender, sondern sollst eine Aufgabe 
ausrechnen.

Dann rechne eben aus, wie groß die Differenzverstärkung und wie groß die 
Gleichtaktverstärkung in deinem Fall sind, und teile beides 
durcheinander. Beide Größen hängen von den Widerstandswerten und deren 
Toleranzen ab.

Markus schrieb:
> Wenn u_gl größer wird, dann wird auch die
> Gleichtaktverstärkung größer.

Nein: wenn u_gl größer wird, dann wird die Ausgangsspannung größer. Aber 
die Gleichtaktverstärkung hängt in einem linearen System nicht von der 
Höhe der Eingangsspannung ab.

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Dann schreib doch mal die Gleichungen hin. Und setze, da nichts anderes 
steht, den OpAmp als ideal. Die Rechnung scheint sich um den DC Fall zu 
bewegen.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.