Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gefährlicher Kondensator


von Peter Z. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Forum,

ich bekamm ein altes Röhren-Oszilloskop zum Restaurieren.
Sofort fiel mir beim Öffnen auf, ein paar ccm gelbes Fett / Wachs war da 
drin verteilt.
Geputzt und über Trenntrafo mit eigenem 0,8A Sicherungsautomaten in 
Betrieb genommen.

Nix!

Beim Hochspannungs-Gleichrichter, einer DY86 (Röhre), war die Heizung 
durchgebrannt. Hatte keine DY86, also durch 6 in Reihe geschaltete 
1N4007 ersetzt.
Jetzt geht Oszilloskop eine Zeitlang, nach ca. 2 Minuten löst 0,8A 
Sicherungsautomat aus.
Der Schuldige: dieser 0,1uF 1600V Kondensator (siehe Bild) ist riesig 
heiss!
Und wieder sind ein paar ccm Wachs ausgelaufen, möglicherweise 
brennbar!!!
Oh-haue-ha!!!

Habe diesen durch reihen/parallel-Schaltung von 4 roten 0,1uF 1000V Wima 
(von Vati noch) ersetzt. Kondensatoren gemeinsam in Schrumpfschlauch 
eingeschrumpft, damit kein Kurzschluss gegen Masse passiert und es 
historisch besser aus sieht.
Nun geht.

von Ingo L. (corrtexx)


Lesenswert?

Na super! Ich denke der alter Kondensator war einfach zu alt!

von Peter Z. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Nun geht.

Naja, "geht" ist etwas geprahlt, es ist nicht supertoll, ein 
Sinus-Signal sieht so aus, da ist noch etliches im Argen!!!

Leider finde ich keinen Schaltplan für lau, bin entweder zu dumm zum 
googeln, oder es gibt wirklich keinen für lau!

von M5220 (Gast)


Lesenswert?

Wenn das ein Bausatz war, Ende der 50er, nicht weiter verwunderlich das 
es da kaum Infos gibt. Ansatz evtl. den Verkaeufer aus der Ebayauktion 
(siehe link, radiomuseum) versuchen ausfindig zu machen.


Wide Band Oscilloscope (Kit) S-55, PACO Electronics Co
http://www.radiomuseum.org/r/paco_wide_band_oscilloscopeki.html

von Peter Z. (Gast)


Lesenswert?

M5220 schrieb:
> Wide Band Oscilloscope (Kit) S-55, PACO Electronics Co

Leider gibt's beim Radiomuseum.org keine Schaltpläne für 
Nicht-Mitglieder...

von Unbekannt U. (Gast)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Sinus-Signal sieht so aus, da ist noch etliches im Argen!!!

Da fehlt an einem invertierenden Verstärker vermutlich eine negative 
Spannung.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Hatte keine DY86, also durch 6 in Reihe geschaltete 1N4007 ersetzt.

Schlecht. Es sind wohl noch mehr Röhren drin. Die bekommen nun 
Anodenspannung bevor die Heizung hochgelaufen ist.

von Simplel (Gast)


Lesenswert?

Voll heimelig diese alten Kisten.
Jetzt noch ein Bügeleisen, ein paar Bleistiftspitzer und grosse 
Chrom-Schalthebel daneben, und schon haste ne Raumpatrouille-Lounge... 
ach ja... auf den Oszi-Schirm gehört natürlich die legendäre 
Lissajous-Figur... :-)

von Marcus W. (marcusaw)


Lesenswert?

... und die Jogurtbecher an der Decke

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

In gedruckter Form bekäme man zumindest ein Manual, aber der Versand
aus USA ist teurer als das Buch selbst. :(

Könnte es sein, dass es identisch mit einem ES550 ist?  Sowas habe
ich in einem Forenbeitrag gefunden, hier ist die Anleitung dafür:

http://albinarrate.com/content/docs/USA%20PACO%20Oscilloscope%20ES550B%20Manual.pdf

p.s.: Identisch wohl nicht, die Anordnung der Bedienelemente ist auf
jeden Fall anders, aber vielleicht bekommt man ja dennoch eine Idee
der verwendeten Schaltungstechnik.

: Bearbeitet durch Moderator
von Matti V. (Gast)


Lesenswert?

Auch für Mitglieder im RMorg sind keine Pläne verfügbar.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Peter
Da gibt es eine Nichtlineaität in der Vertikalablenkung. Eventuell 
Ablenkspulen oder ein Kondensator defekt. Allerdings fällt auf, dass es 
regelmäsig bei der selben Spannung auftritt. Eventuell  ist eine 
Gegentaktendstufe verbaut und dort eine Röhre müde oder es sind 
Germaniumtransistoren darin welche gealtert sind? Mach mal Fotos vom 
Innenleben.Tritt das bei allen Spannungsbereichen/aussteuerungen auf?
Namaste

: Bearbeitet durch User
von sym (Gast)


Lesenswert?

Auch wenn das vermutlich nicht das "Sinus"-Problem ist: Wie ist das denn 
bei der Reihen/Parallel-Schaltung - da müssen dann doch eigentlich 
Symmetrierwiderstände dran?

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Winfried J. schrieb:
> Eventuell Ablenkspulen

In einer Oszillographenröhre?

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Der Schuldige: dieser 0,1uF 1600V Kondensator (siehe Bild) ist riesig
> heiss!

ja und?
nur halb solange hält nicht mal ein heutiges Bauteil durch.

MaWin schrieb:
> Winfried J. schrieb:
>> Eventuell Ablenkspulen
>
> In einer Oszillographenröhre?

Sondermodell mit externen Ablenkplatten gewickelt (scnr)

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

Ja habt Recht Ablenkspulen war jetzt nicht das passende Stichwort.

Namaste

von A-Freak (Gast)


Lesenswert?

Unter Sammlern und Restaurateuren von alten Radios sind solche 
Kondensatoren sehr bekannt. Das Wachs wird im Alter brüchig und das 
Papier nimmt Feuchtigkeit auf.

Zuerst gibt es Leckströme und die Arbeitspunkte laufen weg. Im 
Extremfall (und bei höherer Spannung) wird der Kondensator heiß bis das 
Innenleben heraustropft.

Wechsle alle Kondensatoren die wie eine Papprolle oder ein Malzbonbon 
aussehen.

Warscheinlich wird der Verstärker danach auch wieder richtig 
funktionieren und die angezeigte Kurvenform stimmen.



Noch ein Tipp um ohne weitere Meßgeräte die Linearität zu prüfen:

Nimm Audacity, Projektrate 48000Hz, und erzeuge zwei Kurvenformen.
Ein Sägezahn mit 6000Hz und einer Amplitude von 0,08 der Invertiert 
wird.
Ein weiterer Sägezahn mit 600Hz und einer Amplitude von 0,8 der nicht 
invertiert wird.
Beide Spuren auswählen und zusammenführen.
Jetzt hast du eine Treppenspannung mit 10 Stufen.

Die Kurve spielst du als Endlosschleife ab und schliest das Oszi an die 
Soundkarte an, Ablenkempfindlichkeit so wählen daß die nutzbare Bildhöhe 
gerade gut ausgeschrieben wird.

Jetzt legst du ein Lineal auf den Bildschirm und vergleichst. Alle 
Stufen müssen gleich hoch sein. Alle Stufen (bis auf die erste und 
letzte) müssen gleich lang sein.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

A-Freak schrieb:

> Wechsle alle Kondensatoren die wie eine Papprolle oder ein Malzbonbon
> aussehen.

Am besten die Ersatzkondensatoren wieder in die Glasröhre eingießen. :)

> Nimm Audacity, ...

> Jetzt hast du eine Treppenspannung mit 10 Stufen.

Netter Trick! ;-)

von Peter Z. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

A-Freak schrieb:
> Noch ein Tipp um ohne weitere Meßgeräte die Linearität zu prüfen:
>
> Nimm Audacity, Projektrate 48000Hz, und erzeuge zwei Kurvenformen.
> Ein Sägezahn mit 6000Hz und einer Amplitude von 0,08 der Invertiert
> wird.
> Ein weiterer Sägezahn mit 600Hz und einer Amplitude von 0,8 der nicht
> invertiert wird.
> Beide Spuren auswählen und zusammenführen.
> Jetzt hast du eine Treppenspannung mit 10 Stufen.
>
> Die Kurve spielst du als Endlosschleife ab und schliest das Oszi an die
> Soundkarte an, Ablenkempfindlichkeit so wählen daß die nutzbare Bildhöhe
> gerade gut ausgeschrieben wird.
>
> Jetzt legst du ein Lineal auf den Bildschirm und vergleichst. Alle
> Stufen müssen gleich hoch sein. Alle Stufen (bis auf die erste und
> letzte) müssen gleich lang sein.

Interesssanter Trick um eine Treppenspannung zu erzeugen!
Aber sieht man die Linearität nicht auch schon mit einem simplen 
Dreiecksignal?

Habe mal Bilder des geöffneten Gerätes angehängt.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

Na saubere Arbeit

die Baugruppen sind sauber einzeln aufgebaut.

folge dem Signal vom X Eingang zum Spannungsteilerumschalter und weiter 
zum Vertikalverstärker von hier bis zu Vertikalen Platten ist der Fehler 
zu suchen.
 Die Röhren wirst du nach Typ googeln können Widerstände und 
Kondensatoren sindl leicht zu unterscheiden. Den Schaltplan kann man in 
3 Tagen Baugruppe für Baugruppe nach der Schule raus zeichnen.

Alle Werte die du nicht zuordnen kannst erstmal weg lassen.
Fotos machen Bauelemente jeder Baugrupe durchnummerieren und dann mit 
dem Heizkreis beginnend die Verbindungen ausklingeln viel Spass.

Wenn du damit fertig bist weist du auch wie es funktioniert. So habe ich 
vor 40 Jahren auch angefangen Röhrenradios zureparieren ;) ohne internet 
nur mit alten plänen anderer Radios

Namaste

von Schreiber (Gast)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> ich bekamm ein altes Röhren-Oszilloskop zum Restaurieren.
> Sofort fiel mir beim Öffnen auf, ein paar ccm gelbes Fett / Wachs war da
> drin verteilt.

jaja, diese Pappkameraden äh -kondensatoren sind für ihre 
Unzuverlässigkeit und unübertroffen gute Brennbarkeit wohlbekannt. 
Selbiges gilt für die alten Hustenbonbons und Kondensatoren mit 
Teerverguss.

Am besten alle(!!!) davon rausschmeißen und durch vernünftige 
(MKP-Kondensatoren) ersetzen

Peter Zz schrieb:
> Beim Hochspannungs-Gleichrichter, einer DY86 (Röhre), war die Heizung
> durchgebrannt. Hatte keine DY86, also durch 6 in Reihe geschaltete
> 1N4007 ersetzt.

Unschön. Desser wieder auf Röhre umbauen, bevor noch irgendwas kaputt 
geht (wird sicher nicht lange dauern bis es soweit ist...).
Die DY86 gibts übrigens für 50 Cent bei Pollin.

von Peter Z. (Gast)


Lesenswert?

Winfried J. schrieb:
> Den Schaltplan kann man in
> 3 Tagen Baugruppe für Baugruppe nach der Schule raus zeichnen.

Äh wie Schule?

von Andreas B. (bitverdreher)


Lesenswert?

Schreiber schrieb:

>
> jaja, diese Pappkameraden äh -kondensatoren sind für ihre
> Unzuverlässigkeit und unübertroffen gute Brennbarkeit wohlbekannt.
> Selbiges gilt für die alten Hustenbonbons und Kondensatoren mit
> Teerverguss.
>
> Am besten alle(!!!) davon rausschmeißen und durch vernünftige
> (MKP-Kondensatoren) ersetzen
>
nö, alle Papp- Husten- und sonstige Kondensatoren ausbauen, aushöhlen, 
neue Kondensatoren rein und wieder zupropeln.
So wird fachmännisch restauriert. ;-)

Gruß
Andreas

von Peter Z. (Gast)



Lesenswert?

Habe den Schaltplan bekommen!   :-)

von Korax K. (korax)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Äh wie Schule?

"Bastelboy" => Kind => Schule (vllt. Winfrieds Annahme)

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

na super, du hast den Lotto Sechser

praktisch jede Stufe der vertikalablenkung ist  eine  Gegentaktstufe und 
in der ersten wird noch dazu das assymetrische signal symmetriert. du 
wirst nicht umhinkommen jeden Widerstand jede Drossel und jeden Kontakt 
im Vertikalverstärker zu prüfen. In den Röhren vermute ich den Fehler 
eher nicht. Dafür genügt eine Kalte Lötstelle in den Symetriernetzwerken 
um die Röhren herum um diesen Fehler zu erzeugen. Also auschalten und 
erst mal alle Lötstellen nachlöten, dann kontrollieren. Anschließend 
Widerstandswerte ausmessen.  Zuletz drosseln ausmessen. eine Drossel mit 
windungsschluss zeigt einen abweichenden ohmschen widerstand, aber noch 
deutlicher wird es bei einer vergleichenden Wechseltrommessung. Dein 
Glück, die Drosseln sind zumeist symmetrisch angeordnet. Falls du keinen 
Induktivitätsmesser zur Hand hast geht es auch ohne.

Viel Spass dabei.
Namaste

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.