Forum: HF, Funk und Felder Ersatzschaltung aus Messwerten


von Hior (Gast)


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Hallo,
ich möchte folgendes machen. Ich habe eine unbekannte Schaltung, welche 
sich wie ein Parallelschwingkreis (sehr schmalbandig, f0 ~ 2.6 GHz) 
verhält. Mit dem VNA kann ich alle s-Parameter messen. Den genauen 
Aufbau kenne ich nicht, aber ich will jetzt die Ersatz-Elemente R, L und 
C  aus der s-Parametermessung bestimmen. Aber ich stehe grad auf dem 
Schlauch, wie das gehen könnte. Ideen?

von Uwe (Gast)


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Denke Dir eine Ersatzschaltung aus und simuliere eine Reihe von Werten.

Dann kann natürlich auch ein Computer über einen entsprechenden 
Algorithmus machen.

von Hior (Gast)


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Jo, Ersatzschaltung soll ein Parallelschwingkreis sein. Ist die Einzige 
Möglichkeit also, einfach Werte durchzuprobieren und die Fehlerquadrate 
zu minimieren?

das geht wunderbar mit einem Matlab-Skript. Nur frage ich mich noch 
gerade, wie man anhand der R, L und C Werte die S-Parameter berechnet...

Der Algorithmus ist also so:
RLC vorgeben
S-Parameter dieser Ersatzschaltung bestimmen (wie?)
Fehlerquadrat berechnen
Und das so lange wiederholen, bis der Fehler den gewünschten Maximalwert 
unterschreitet.

von Ulrich H. (lurchi)


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Für einfache RLC Schaltung kann man die S_parameter oder sonstige 
Schaltungseigenschaften noch relativ einfach berechnen. Das ist einfache 
Schaltungsanalyse über Knoten oder Schleifenregeln. Halt lineares 
Gleichungssystem Aufstellen und nicht zugängliche Parameter eliminieren. 
Für die Ganz einfachen Schaltungen könnte man die Formeln sogar fertig 
finden.

Der weitere Weg über die Minimierung der Abweichungsquadrate passt 
schon. Man sollte schon das Minimum suchen, nicht nur unter eine gewisse 
Grenze gehen.

von Helmut S. (helmuts)


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> das geht wunderbar mit einem Matlab-Skript. Nur frage ich mich noch
gerade, wie man anhand der R, L und C Werte die S-Parameter berechnet...

http://www.tu-ilmenau.de/fileadmin/media/it_hmt/vorlesungen/schalt_bausteine_hf/bmt_zweitor.pdf

Dort wird es auf den ersten 4 Seiten kurz beschrieben. Sinnigerweise 
nimmst du den richtigen Generatorwiderstand und Abschlußwiderstand bei 
der Berechnung. Damit ist rs=0 und rl=0 in den dort angegebenen Formeln. 
Jetzt brauchst du noch die Formel für den komplexen Reflexionsfaktor r_. 
Die Formel steht nicht in dem PDF. Die wird dort als bekannt 
vorausgesetzt.

r_ = (Z_-Z0)/(Z_+Z0)

Schon des Lerneffekts wegen den S-Parametern solltest du es mit eigenen 
Formeln und einem Matheprogramm machen.


---

Man kann natürlich auch ein SPICE-Programm  nehmen und zusätzlich einen 
Optimizer laufen lassen. Manche SPICE-Programme haben das schon 
eingebaut.

Ich sag nur LTspice + Perl-Optimizer von Friedrich Schmidt. Der 
Optimizer ist meiner Meinung nach wirklich gut. Schon die Beschreibung 
ist ein Traum.
"The algorithms used in optimizer.pl are named flexible polyhedron ( 
downhill simplex from nelder and mead ) and differential evolution ( 
inspired from the genetic algorithms and evolution strategy – 
optimization field)"
https://groups.yahoo.com/neo/groups/LTspice/files/%20Tut/Optimization/

Ein komplettes Beispiel gibt es hier in dem zip-file 
Speaker_opztimization.zip. 
Beitrag "Curve Fitter für komplexe Werte"

von Helmut S. (helmuts)


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Noch ein kleiner Nachtrag.

Optimiere doch einfach mal der Einfachheit wegen nur |S21|.

S21_ = 2*Ua_/U0


Masse-U0---50Ohm---|blackbox|---Ua--Masse

von Hior (Gast)


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Hallo Helmut

sorry für meine späte Antwort. Danke für deine Anmerkungen und dein PDF.

Also meine Schaltung, um die es geht, ist eine Art Topfkreis, aber mir 
sind die Parameter unbekannt. Das DING hat nur aussen 2x N-Stecker. Wenn 
ich das jetzt an den VNA anhänge, dann spuckt der mir eigentlich alle 4 
S-Parameter aus .... kriegt man das überhaupt hin, dass man mit einem 
solchen Ersatzschaltbild die alle 4 gefittet bekommt? theoretisch könnte 
ich auch S11 fitten, da geht die Impedanz des Schwingkreises doch auch 
mit ein? Ebenso wie S21, S12, S22 ... wenn ich es mir so überlege, dann 
kann ich eigentlich irgendwas fitten, und das Resultat sollte immer 
gleich sein, aber das entspricht dann doch irgendwie der Intuition. S12 
ist schliesslich was anderes als S11....

O.K. ich muss leider kurzfristig morgen noch geschäftlich weg und was 
ganz anderes machen, aber ich habe definitiv diese Woche noch Zeit, das 
auszuprobieren. Ich melde mich nochmal.

Grüsse!

von Helmut S. (helmuts)


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Nachtrag:
Ich hatte den Abschlusswiderstand vergessen.

S21_ = 2*Ua_/U0

Masse-U0---50Ohm---|blackbox|---Ua--50Ohm---Masse

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Hior schrieb:

> Ist die Einzige Möglichkeit also, einfach Werte durchzuprobieren
> und die Fehlerquadrate zu minimieren?

Jein.

Potenziell gibt es noch (mindestens) eine zweite Methode, nämlich
die klassische Ausgleichsrechnung. Unter bestimmten Bedingungen
ist die Grundidee, die der "linearen Regression" zugrundeliegt,
auch auf (scheinbar) nichtlineare Probleme anwendbar.

Ob das in Deinem Falle sinnvoll ist, ist eine ganz andere Frage.

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