Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Signalverzögerung 0,016ms-6ms


von Chris G. (chrismitzett)


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Hallo,

Ich melde mich wieder einmal hier im Forum, da ein neues Projekt 
ansteht.

Das letzte Projekt mit der Ladedruckregelanlage hat bis jetzt 
einwandfrei funktioniert und ich danke hier nochmals für die Hilfe der 
Beteiligten.

Da dieses Projekt mittlerweile sogut wie ein selbstläufer ist, und nun 
schon in der 3. Ausbaustufe steckt, kann sich nebenbei noch um anderes 
gekümmert werden.


Es geht um eine elektronische Zündzeitpunktverstellung bei 
Ein-Zylinder-2-Takt-Motoren.

Der Aufbau:

Als Versuchsobjekt dient eine Simson SR50 mit 12V-Elektronik-Zündung.

Diese Zündung ist sehr einfach aufgebaut.

InduktivGeber-> Steuergerät-> Zündspule

Jedesmal, wenn das Polrad (mit einer Magnetlücke versehen) den Geber der 
Zündung passiert, sendet dieser geber ein signal an das Steuergerät, 
welches wiederrum ein Impuls an die Zündspule abgibt, welche durch 
diesen Impuls den Funken an die Zündkerze abgibt.

Nun habe ich von einigen Kollegen aus der Rennszene erfahren, dass es 
Kennfeldzündungen für Simson gibt, welche den Zündzeitpunkt (ZZP) je 
nach Drehzahl des motors verschiebt.
Dies gilt es nun auf eine originale SimsonZündung zu übertragen.

Die Idee:
Das Signal des Gebers wird über eine einzelne Leitung zum Steuergerät 
abgegeben. In diese Leitung soll eine Schaltung integriert werden, 
welche den Zündzeitpunkt, bei niedrigen Drehzahlen auf "spät" 
verschiebt.
je höher die Drehzahl wird, um so geringe soll diese Verzögerung sein, 
bis die maximal drehzahl erreicht ist. Zu diesem Zeitpunkt soll die 
Verzögerung 0 sein.

Die ersten Rechnungen:
ich habe mich heute mal ein wenig mit der grauen Theorie befasst um mir 
die Zeitlichen Abstände der Verstellung vor Augen zu halten.

Dabei kam raus:
bei 1000 U/min wird eine Verzögerung von 6millisekunden benötigt um den 
ZZP um 0.4° auf 1.4° vor OT zu verschieben.
bei 10.000U/min würde eine ZZP Verstellung von 0.01° eine Verzögerung 
von 0.016 Sekunden benötigen um einen ZZP von 1.79° vor OT zu erreichen.

Umgesetzt werden soll dies alles über einen mC, auf welchen verschiedene 
Verstellungen per Programm gespielt werden können.


Was meint ihr?
Ist es möglich solch eine Schaltung zu realisieren?
einige betrachteten bereits das letzte projekt mit vorsicht zu genießen.
Nun läuft dieses aber tadellos.

P.s. Natürlich wird das jetzige Projekt ebenfalls nur auf abgesperrten 
Strecken verwendet und soll seine anwendung bei Beschleunigungsrennen in 
der seriennahen klasse finden.

Mfg Chris

von c-hater (Gast)


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Chris G. schrieb:

> bei 10.000U/min würde eine ZZP Verstellung von 0.01° eine Verzögerung
> von 0.016 Sekunden benötigen um einen ZZP von 1.79° vor OT zu erreichen.

Das sollte wohl Millisekunden heißen...

> Was meint ihr?
> Ist es möglich solch eine Schaltung zu realisieren?

Natürlich. Die kürzeste Zeit sind 16µs. In der Zeit kann ein AVR@20MHz 
ungefähr 320 Instruktionen abarbeiten. Das reicht locker für das, was er 
zu tun hat.

von Stefan (Gast)


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Hallo,

es wird sicher funktionieren!

Nur an deiner Rechnung (bzw. Problemlösung) musst du noch etwas 
arbeiten.

Die Rechnungen kann ich nicht nachvollziehen!

Nach meiner Rechnung vergehen bei 1000 RpM gerade mal etwa 66 usec 
(Mikrosekunden) für eine Drehung um 0,4 Grad.

1000 RpM bedeutet:
16,666.. Umdrehungen pro Sekunde
etwa 60 Millisekunden für eine Umdrehung
0,1666.. Millisekunden für ein Grad
66,666.. Mikrosekunden für 0,4 Grad

Gruss

von Chris G. (chrismitzett)


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Ja, da habe ich wohl nicht richtig aufgepasst bei der einheit.


Okay, da es zu funktionieren scheint werde ich mir mal eine schaltung 
überlegen und diese wieder hier Hochladen. Da allerdings derzeit nur das 
handy vorhanden ist, wird alles per hand gemacht.

Schaltplan zeichnen und und und.


Ein normales board für einen AVR sollte mit Spannungsregler und 
schutzschaltungen sicherlich dafür ausreichen um die gewünschten 
funktionen zu realisieren denke ich mal.

von Chris G. (chrismitzett)


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Heute tauchte ein kleines Problem bezüglich des gebers auf.

Um den mC vor überspannung am pin zu schützen müsste man erstmal wissen, 
mit welcher Spannung der Geber das Steuergerät speist.

Mit einem Multimeter sollte diese Spannung aber schwer zu messen sein.

Ein Oszi würde sich hierfür sicherlich besser eignen. Was meint ihr?

von Anja (Gast)


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Chris G. schrieb:
> Ein Oszi würde sich hierfür sicherlich besser eignen. Was meint ihr?

Wenn es ein Induktivgeber ist, ist die Spannung nahezu proportional zur 
Drehzahl. Also wenige Volt bei Anlasserdrehzahl und bis 200V bei 
Maximaldrehzahl. Auswerten mußt Du dann den Nulldurchgang der 
differentiellen Eingangsspannung.

Interessant wird dann die Differentielle Ausgabe des verzögerten Signals 
an das Steuergerät.

Gruß Anja

von Chris G. (chrismitzett)


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Ich habe gerade einmal mit meinem multimeter die Spannung bei leerlauf 
gemessen.

0.5V Wechselspannung

Bei leicht erhöhter drehzahl waren es 0.9V.
Somit kommt die aussage von anja sehr gut hin.

Die leerlaufdrehzahl betrug ca 1000RpM.

Dies hochgerechnet auf 10.000Rpm würde eine Spannung von 50V 
wechselspannung bedeuten.

Wohl ein wenig viel für den kleinen mC.

Verwendet werden soll übrigens wieder der ATmega328

von Karl O. (knorke)


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Spannungsteiler 1:10.

von Anja (Gast)


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Chris G. schrieb:
> 0.5V Wechselspannung

Ich weiß ja nicht was Du gemessen hast: Effektivwert oder Mittelwert mit 
Formfaktor.
Bei dem Sensor kommt leider kein Sinus heraus -> der Spitzenwert ist 
deutlich höher als das was ein Multimeter anzeigt.


Gruß Anja

von Hans-Helmut (Gast)


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Karl Otto schrieb:
> Spannungsteiler 1:10.

So einfach ist das nicht. Die Amplitude des Signals von einem 
Induktivgeber hängt normalerweise stark von der Drehzahl ab. Man muss 
die Dynamik kompremieren, um über einen weiten Drehzahlbereich ein 
vernünftiges Signal zu erzeugen. Ein simpler Spannungsteiler bekommt das 
nicht hin, weil der auch die kleinen Signale bei geringer Drehzahl noch 
weiter abschwächt.

von Chris G. (chrismitzett)


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Okay. Wie ich sehe, wird das hier doch eine größere sache wie gedacht.


Ich hatte vor 2-3 jahren einen drehzahlmesser aus dem motorradzubehör, 
welcher einfach an das pickup (induktivgeber) kabel angeschlossen wurde. 
Ich werde mir so einen drehzahlmesser noch einmal besorgen und öffnen 
und mir die Innereien mal ansehen.

Hat jemand eine idee, wie ich die Ausgangsspannung des Gebers 
aussagekräftig messen kann?

Ich habe bereits im großen onlineauktionshaus geschaut, und mini-oszis 
gefunden, welche einen Messbereich von 0-1MHz haben und eine maximale 
spannung von 80V messen können.
Diese Geräte kosten rund 50 euro.
Taugt der Spaß etwas? Oder sollte ich mir jemanden in der umgebung 
suchen mit einem ordentlichen leistungsfähigen oszi?


Mfg

von Easylife (Gast)


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Chris G. schrieb:
> Dies hochgerechnet auf 10.000Rpm würde eine Spannung von 50V
> wechselspannung bedeuten.
>
> Wohl ein wenig viel für den kleinen mC.

Für dieses Problem gibt es Zenerdioden.
Serienwiderstand -> Zenerdiode -> mC

von Schreiber (Gast)


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Chris G. schrieb:
> Ich habe bereits im großen onlineauktionshaus geschaut, und mini-oszis
> gefunden, welche einen Messbereich von 0-1MHz haben und eine maximale
> spannung von 80V messen können.
> Diese Geräte kosten rund 50 euro.
> Taugt der Spaß etwas?

na ja, für den Zweck sollte es aber reichen, vorrausgesetzt man kann die 
Anzeige mit einem externen Taktsignal syncronisieren. Geht das nicht, 
dann kannst du die Zündverzögerung nicht messen.

von Chris G. (chrismitzett)


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Die zündverzögerung möchte ich damit nicht messen.
diese wird am ende über ein Stroboskop im Betrieb gemessen.

Ich wollte damit die Spannung des Gebers messen, bestenfalls beim 
Fahren. Daher die Pocket Ausführung.

Bezüglich der Zenerdiode bin ich skeptisch.
eine diode als schutz? In verbindung mit dem widerstand würde ich das 
gesamte signal verkleinern, welches im stand ja ohnehin schon ziemlich 
gering ist.

von Anja (Gast)


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Chris G. schrieb:
> Bezüglich der Zenerdiode bin ich skeptisch.

Ich auch.

Schau dir mal den LM1815 als Beispiel an.
Der ist genau für die Auswertung eines solchen Signals erfunden worden.
Letztendlich geht es darum den Null-Durchgang des AC-Signals mit einer 
an die Amplitude des Signals angepaßten Hysterese zu erfassen.

http://www.ti.com/product/lm1815

Gruß Anja

von Chris G. (chrismitzett)


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Sehe ich das richtig, dass der LM1815 die kurve eines Impuls in eine 
positive Rechteckspannung formt?

von Georg G. (df2au)


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Chris G. schrieb:
> ich habe mich heute mal ein wenig mit der grauen Theorie befasst
Theorie und Praxis sagen, dass bei einem Zweitakter für maximale 
Leistung der Zündzeitpunkt nach spät verstellt werden muss.

> bei 1000 U/min wird eine Verzögerung von 6millisekunden benötigt um den
> ZZP um 0.4° auf 1.4° vor OT zu verschieben.

> bei 10.000U/min würde eine ZZP Verstellung von 0.01° eine Verzögerung
> von 0.016 Sekunden benötigen um einen ZZP von 1.79° vor OT zu erreichen.

Du solltest dir mal Gedanken über die Toleranzen deines Induktivgebers 
machen und ausprobieren, welche Verstellungen für einen merkbaren Effekt 
notwendig sind. Die Nachkommastellen kannst du ersatzlos streichen.

von Chris G. (chrismitzett)


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Zündungsverstellung richtung spät?
In den unteren drehzahlbereichen bin ich deiner Meinung.

Aber bei drehzahlen in Richtung 12.000-14.000 würde ich persönlich einen 
früheren zündzeitpunkt bevorzugen.
Immerhin soll ja das komplette gemisch im zylinder komplett verbrannt 
werden.

Bei einer setupabstimmung mit hoch liegendem Resobereich steigt die 
füllung im zylinder um gute 30%.
Das zieht wiederum mit sich, dass die verbrennung länger dauert und 
weniger zeit für die verbrennung bereit steht. Daher auf höheren 
drehzahlen ein früherer zzp.

von Peter (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Du solltest dir mal Gedanken über die Toleranzen deines Induktivgebers
> machen und ausprobieren, welche Verstellungen für einen merkbaren Effekt
> notwendig sind. Die Nachkommastellen kannst du ersatzlos streichen.

Der Induktivgeber ist nur ein "Wiederkennungspunkt" und wird ansonsten 
für die Drehzahlmessung verwendet. Der wirklich Winkel kann so natürlich 
nicht absolut eingestellt werden. Dafür blizt man später die Zündung ab. 
Von daher sind Nachkommastellen bis hin zur Quantisierung durch den µC 
sinnvoll.

von Georg G. (df2au)


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Chris G. schrieb:
> würde ich persönlich einen früheren zündzeitpunkt bevorzugen.

Das ist dir unbenommen. Im Interesse der Lebensdauer deines Kolbens 
(speziell bei Verwendung eines Resonanz = Renn-Auspuffes) empfehle ich 
nur, sich die Grundlagen des Zweitakters zu erarbeiten.

von Georg G. (df2au)


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Peter schrieb:
> Der Induktivgeber ist nur ein "Wiederkennungspunkt"

Und wie genau erkennt er? Wie exakt sind Füllung und Temperatur bei zwei 
aufeinander folgenden Zyklen gleich? Zehntel Grad Auflösung brauchst du 
nur, wenn du die Zündung verkaufen willst. Das macht sich dann in der 
Werbung besser. Wie optimierst du eigentlich deinen Zündzeitpunkt? Am 
Moped? Oder hast du einen richtigen Motorprüfstand? Wie gut kannst du 
Moment, Abgastemperatur, Druckverlauf der Verbrennung usw messen?

von Chris G. (chrismitzett)


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Eingestellt wird die zündung auf dem vohandenen Prüfstand. Gemessen wird 
dabei die leistung am rad.

Eine 110% ige perfektionierung der Zündung wird schon allein aufgrund 
der veralteten technik nicht möglich sein. Und ist auch nicht gewünscht.

Gewünscht ist eine optimierung und Verbesserung der originalen 
SimsonZündung.

Die verwendung eines Rennauspuffs ist nicht zwingend eine Grundlage für 
die Entwicklung.

Als entwicklungsbasis ist ein komplett originaler Motor die 
vorraussetzung.
Die abstimmung des ZZP erfolgt je nach setup des motors in welchem die 
zündung später verbaut werden soll.

Hierfür muss allerdings erst einmal ein funktionierendes regelsystem 
bestehen.

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