Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Trimmpotentiometer Vibrationen


von Kai L. (kcl_93)


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Hallo Leute,

ich arbeite zur Zeit an einer Schaltung um Dehnmessstreifen auszuwerten. 
Am Eingang der Auswerte-Schaltung befinden sich ein Trimmpotentiometer 
um die Toleranzen der DMS auszugleichen.
Das Problem ist, dass die Messschaltung später starken Vibrationen 
ausgesetzt sein wird (netter 1-Zylinder Motor). Ich mache mir jetzt 
Sorgen, ob durch die Vibrationen der Schleifer des Trimmpotentiometers 
eventuell wackelt und Schwingungen oder gar einen Drift am Ausgang des 
Potis erzeugt. Da die nachfolgende Schaltung eine sehr hohe Verstärkung 
hat wäre das schon kritisch für mich.
Die Alternative für mich wären DA-Wandler allerdings sind die sowohl 
teurer als auch allgemein aufwändiger umzusetzen als ein einfacher Poti.
Hat jemand von euch bereits Erfahrungen von Trimmpotentiometer in einer 
sehr vibrationsstarken Umgebung?

Gruß

Kai :)

von Harald W. (wilhelms)


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Kai L. schrieb:

> Hat jemand von euch bereits Erfahrungen von Trimmpotentiometer in einer
> sehr vibrationsstarken Umgebung?

Man sollte die Elektronik auf jeden Fall durch Federelemente o.ä. vom
Motor entkoppeln. Ausserdem sollte ein Trimmpoti so dimensioniert
werden, das der Stellbereich nur +-1% o.ä. beträgt. Willst Du das
Meßergebnis Deines DMS denn über ein Analoginstrument anzeigen?
Gruss
Harald

von Kai K. (klaas)


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Sogar die Multi-Turn-Cermettrimmer mögen keine Vibrationen. Ein paar 
Prozent Drift des eingestellten Wertes solltes du schon einkalkulieren. 
Aber auch ohne Vibrationen driften Trimmer relativ stark. Steht oft im 
Datenblatt.

-> Lass den Trimmer weg und versuche das mit einem Festwiderstand. Es 
gibt auch die Wegknipstechnik, da lötest du mehrere Widerstände ein und 
knipst dann einige Drähte durch, bis das Resultat stimmt.

Am besten ist es natürlich, wenn du die Toleranzen per Software 
abfängst. Ist heute Stand der Technik.

von foo (Gast)


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Kai L. schrieb:
> ob durch die Vibrationen der Schleifer des Trimmpotentiometers
> eventuell wackelt

Dann setzt man den Trimmer eben dorthin, wo es nicht wackelt und 
vibriert.

von Kai L. (kcl_93)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Man sollte die Elektronik auf jeden Fall durch Federelemente o.ä. vom
> Motor entkoppeln. Ausserdem sollte ein Trimmpoti so dimensioniert
> werden, das der Stellbereich nur +-1% o.ä. beträgt. Willst Du das
> Meßergebnis Deines DMS denn über ein Analoginstrument anzeigen?

Das Ausgangssignal wird durch einen AD-Wandler eingelesen und von einem 
Mikrocontroller verarbeitet. Also wäre hier eine weitere Filterung noch 
denkbar aber das auch wenn möglich nur im Worst Case. Die Potentiometer 
müssen +-1% Toleranzen der DMS ausgleichen und entsprechend sind sie 
dimensioniert, das heißt zwischen VCC+ und VCC- habe ich noch zwei große 
Widerstände gepackt.
An so federnde Abstandshalter habe ich auch schon gedacht. Die machen es 
sicher besser aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die wirklich 
alle Vibrationen aufnehmen... :/

@Kai Klaas
Dann sind meine Befürchtungen wohl war... Weg mit den 
Trimmpotentiometern! Ich werde dann auf DA-Wandler setzen. Die Schaltung 
soll flexibel sein und mit verschiedenen DMS funktionieren. Daher muss 
sie auch schnell und einfach einstellbar sein. Neben Potentiometern ist 
das Einstellen per Software und DA-Wandler dann wohl am praktikabelsten.

@foo
Auf einem Auto wird das schwierig ;)

von herbert (Gast)


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Früher hat man Trimmer mit Lack gesichert...

von Ralph B. (rberres)


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Elektronik direkt am Motor?

Naja nach ein paar Stunden ist die Platine unbestückt. Die 
runtergerüttelten Teile sammeln sich dann im Gehäuse.

Habe ich in den 80ger Jahren selbst mal erlebt.

Ralph Berres

von Kai L. (kcl_93)


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Ralph Berres schrieb:
> Elektronik direkt am Motor?
>
> Naja nach ein paar Stunden ist die Platine unbestückt. Die
> runtergerüttelten Teile sammeln sich dann im Gehäuse.
>
> Habe ich in den 80ger Jahren selbst mal erlebt.
>
> Ralph Berres

Nicht direkt am Motor aber der ist auf den gleichen Stahlrohr-Rahmen 
montiert wie die Platine. Die Platine wird vollständig in SMD aufgebaut 
soweit möglich und Kondensatoren, etc. festgeklebt. Bis jetzt ging das 
ganz gut nur halt mit Trimmern habe ich keine Erfahrungen. Festkleben 
möchte ich sie nicht, weil ich sie wie gesagt hin und wieder verstellen 
muss...

von Ralph B. (rberres)


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Naja ich hatte mal in den 80ger Jahren versucht ein Notstromaggregat mit 
einer elektronischen Spannungsregelung aufzubauen. Die Kiste hat auch 
nicht direkt am Motor gesessen, sondern an dem Aufbau, welches die 
Steckdosen usw beinhalteten. Allerdings war es damals bedrahtete 
Bauelemente die ich benutzt habe.

Das war wirklich lustig mit anzusehen, wie trotzt Gummipuffer zwischen 
Elektronik und Steckdosenaufbau, nach und nach die Platine immer leerer 
wurde und sich immer mehr Bauteile im Gehäuse sammelte.

OK Ich habe die Platine nicht vergossen.

Zum Schluss wurde daraus eine extra Kiste, welches neben das 
Notstromaggregat gelegt wurde.

Aber gesund sind die Vibrationen für die Bauelemente nicht. Es sei denn 
man nimmt Bauelemente, welche für die Raumfahrt spezifiziert sind.

Potis würde ich übrigens an der Stelle auch nicht nehmen. Dann eher die 
elektronisch programmierbaren Potis.

Ralph Berres

von Peter D. (peda)


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Ich benutze schon lange keine Trimmpotis mehr.
Der Abgleich erfolgt in Software und die Werte werden dann im EEPROM des 
MC gespeichert.
In der Regel reicht ein 2-Punkt Abgleich aus:
Wert = ADC * Gain + Offset
Der Vorteil ist auch, daß der Abgleich automatisch erfolgen kann.

von Kai K. (klaas)


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>Der Vorteil ist auch, daß der Abgleich automatisch erfolgen kann.

Und auch im Nachhinein, ohne das Gerät öffnen zu müssen. Wichtig bei 
aufwendigen Industrieschaltungen...

von oszi40 (Gast)


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1.WENN er nun schon mal einen klapprigen Einstellregler VERbaut hat, 
wäre dann die einfache Lösung Poti ausmessen und durch Festwiderstände 
ersetzen. Den Rest durch Rechnen später ausgleichen.

... oder in äußerster Not:
---R1---Einstellregler---R2--

Den Wert des Einstellreglers so klein machen, daß der Widerstandsbereich 
winzig klein gegenüber den Anschlagwiderständen R1 und R2 ist. Dabei 
sollte man natürlich wissen, daß der Schleifer das unzuverlässigste und 
klapprigste Teil ist und nicht gerade die Spannung am Schleifer 
abgreifen (der evtl. in der Luft hängt)!

2.Allgemein sollte man Elektronik von Vibrationen fernhalten, da durch 
mechanische Resonanzen leichter irgendwelche Teile abfallen können (auch 
mit dicken Drähten).

von Kai K. (klaas)


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>2.Allgemein sollte man Elektronik von Vibrationen fernhalten, da durch
>mechanische Resonanzen leichter irgendwelche Teile abfallen können (auch
>mit dicken Drähten).

Und da, wo es nicht geht: -> Vergießen.

von oszi40 (Gast)


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Kai Klaas schrieb:
> Und da, wo es nicht geht: -> Vergießen.

Sofern die Schaltung das mitmacht. Durch verschieden Vergussmassen 
können sich z.B. Schaltungskapazitäten etwas ändern od. Silikon mit 
Essig ist auch Essig.

von kopfkratzer (Gast)


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kopfkratz
Ja wo ist denn nun das eigentliche Problem ?
Muß der Trimmer sein bzw. muß damit nachgeregelt werden ?
Wenn nein, einfach die Platine ins Gehäuse und mit Epoxy absaufen 
lassen, dann wackelt nichts mehr und selbst wenn's das Gehäuse vom 
Rahmen fällt bleibt die Schaltung meistens heil.
Wenn man PeDas Lösung umsetzt spart man sich einiges an Hühnerfutter und 
kann die Daten nachher z.B. am PC noch weiter aufarbeiten.
Wozu soll's denn dienen, nur zur Datenerfassung oder als Regler ?

von Harald W. (wilhelms)


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Kai L. schrieb:

> Das Ausgangssignal wird durch einen AD-Wandler eingelesen und von einem
> Mikrocontroller verarbeitet.

Dann kannst Du die Kalibrierung ja bequem mit dem µC machen.
Wenn Du da z.B. noch vier Eingänge frei hast, kannst Du dort
einen Drehschalter mit sechzehn Stellen anschliessen und damit
auch im laufendem Betrieb nachkalibrieren.

> An so federnde Abstandshalter habe ich auch schon gedacht. Die machen es
> sicher besser aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die wirklich
> alle Vibrationen aufnehmen... :/

Sie müssen gut gedämpft sein.

> Ich werde dann auf DA-Wandler setzen.

Ist in Deinem µC keiner drin?

> Die Schaltung soll flexibel sein und mit verschiedenen DMS
> funktionieren.

Ich denke, um eine Anpassung des Frontends an jeden neues DMS-
Aufnehmer wirst Du nicht drumherum kommen. Nach dem Kalibrieren
werden die Potis durch Festwiderstände ersetzt. Die Feinkali-
brierung macht dann Dein Stufenschalter.
Gruss
Harald

von Mani W. (e-doc)


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Kai L. schrieb:
> Am Eingang der Auswerte-Schaltung befinden sich ein Trimmpotentiometer
> um die Toleranzen der DMS auszugleichen.

Ich an Deiner Stelle würde nach erfolgtem Ableich das Trimmpoti durch
Widerstände mit der benötigten Toleranz einbauen, die Schaltung dann
vergießen.

Auch wenn Trimmpotis mit Gießharz eingegossen werden, im inneren wird es
kräftig ruckeln, also hilft das nichts...

Kannst Du die Elektronik nicht getrennt von den Vibes installieren?

Gruß

Mani

von Holm T. (Gast)


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Ich verstehe nicht warum sich "die Toleranzen der DMS" nicht auf der 
Softwareseite in der Datenverarbeitung ausgleichen lassen sollten, 
sowohl
ein Offset als auch die Steigung läßt sich da korrigieren..wo ist das 
Problem?

Gruß,

Holm

von Noch einer (Gast)


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>wo ist das Problem?

Die Spannungsänderung bei Dehnung ist sehr klein. Größenordnung 1mV. 
Spannungen bei nicht kalibrierter Brücke liegen eher bei 10mV.

Du musst die 11mV mit 14Bit Auflösung messen, damit nach der Korrektur 
10Bit Auflösung übrig bleiben.

von Ulrich H. (lurchi)


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Den groben Abgleich sollte man eher mit Festwiderständen machen: erst 
Poti zum einstellen nutzen, den Wert messen und dann einen passenden 
Widerstand (oder 2) einlöten. Den feinen Abgleich kann man dann in 
Software machen. Selbst ohne Vibrationen sollte man Trimmer wegen der 
Drift eher vermeiden.

Je nach Anwendung geht es ggf. auch ohne den groben Abgleich in 
Hardware, es kann aber schon helfen damit man etwa mit einem einfacheren 
AD auskommt.

von Peter D. (peda)


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Noch einer schrieb:
> Die Spannungsänderung bei Dehnung ist sehr klein. Größenordnung 1mV.
> Spannungen bei nicht kalibrierter Brücke liegen eher bei 10mV.

Um einen großen DC-Offset zu kompensieren, kannst Du auch einen 
PWM-Ausgang mit RC-Glied und Differenzverstärker nehmen.

von Schreiber (Gast)


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Kai L. schrieb:
> Hat jemand von euch bereits Erfahrungen von Trimmpotentiometer in einer
> sehr vibrationsstarken Umgebung?

ja, ist problemlos möglich. Die billigen, offenen Trimmer vertragen 
Vibrationen besser wie Spindeltrimmer und sonstige Trimmer mit 
geschlossenem Gehäuse. Damit sich nichts durch die Vibrationen 
verstellt, muss man den Trimmer (nach dem einstellen) mit etwas 
5-Minuten-Epoxydharz sichern.

von Mani W. (e-doc)


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Ich verstehe noch immer nicht, daß man Elektronik in gerüttelten
Systemen einbauen muß!

Es gibt Platz genug in der Umgebung, die nicht geschüttelt wird...

Mani

von Paul Baumann (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Ich verstehe noch immer nicht, daß man Elektronik in gerüttelten
> Systemen einbauen muß!

Das erfordert aber auch ein gerüttelt Maß an Platz in der Umgebung.
;-)
MfG Paul

von Mani W. (e-doc)


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Hallo Paul!

Paul Baumann schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Ich verstehe noch immer nicht, daß man Elektronik in gerüttelten
>> Systemen einbauen muß!
>
> Das erfordert aber auch ein gerüttelt Maß an Platz in der Umgebung.
> ;-)
> MfG Paul

Ja! Paul da gebe ich Dir recht! Ein gewisser Sicherheitsabstand vom
rüttelnden System sollte die Elektronik schonen!

Beste Grüße

Mani

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Nachtrag!

Man muß nur für eine "flexible" Verbindung sorgen zwischen schwingender
Maschine und Elektronik...

Mani

von Harald W. (wilhelms)


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Mani W. schrieb:
> Nachtrag!
>
> Man muß nur für eine "flexible" Verbindung sorgen zwischen schwingender
> Maschine und Elektronik...

Ja, der "Abstand" spielt da eigentlich keine grosse Rolle. Einfache
Federn gehen da auch nicht. Man braucht eine Dämpfung.

von Schreiber (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Einfache
> Federn gehen da auch nicht. Man braucht eine Dämpfung.

dafüe nimmt man meist Gummipuffer

von Udo S. (urschmitt)


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Schreiber schrieb:
> dafüe nimmt man meist Gummipuffer

Die für ein paar Gramm Platine dann entsprechend weich sein müssen.

von Mani W. (e-doc)


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Nochmal die Frage, wozu sollte man Elektronik dirkekt am schwingenden 
System
montieren?

Mani W. schrieb:
> Man muß nur für eine "flexible" Verbindung sorgen zwischen schwingender
> Maschine und Elektronik...

Dabei dachte ich eher an einen ruhigen Ort neben dem vibrierenden Teil,
damit läge dann die Vibrationsbelastung nur an den Zuleitungen...

Federaufhängung für die Elektronik? Gut, aber was ist dann mit 
Zuleitungen
zum Rüttelobjekt?

Gummipuffer, Ja! Aber bitte ohne Trimmpoti, sondern wie schon gesagt 
duch
Festwiderstände und vergossen!
Die Schwachstellen werden immer die Zuleitung zur Elektronik sowie die
Zuleitung zum System sein.
Selbst hochflexible Drähte geben mal auf...

Zur Elektronik möchte ich noch zu bedenken geben, daß auch die anderen
Bauteile "rüttelsicher" sind.

Dabei denke ich an den 3055 bspw. dessen "Chip" nicht unendlich 
beansprucht
werden darf wegen Fliehkräften, auch Quarze und Keramikschwinger werden 
das
nicht unbedingt aushalten, selbst Elkos...

Heißt, daß Eingiessen nicht unbedingt die Lösung ist, darum weg mit der
Elektronik in ruhige Umgebung und in Kauf nehmen, manchmal Leitungen
tauschen zu müssen.

Schönen Gruß

Mani

von Max M. (max_m1)


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Naja,
schonmal Luftmengenmesser "von damals" gesehen?

Die haben auch ein Poti verbaut und sitzen direkt am 
Motor(-ansaugstutzen).

Oder Drosselklappen haben auch oft ein mechanisches Potentiometer... 
kann mir nicht vorstellen dass es dort recht viel weniger vibriert...

Aber ob das ganze unter vibrationen funzt lässt sich doch eigentlich 
ganz einfach austesten, oder nicht?

mfg

: Bearbeitet durch User
von Christian L. (cyan)


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Max M. schrieb:
> Aber ob das ganze unter vibrationen funzt lässt sich doch eigentlich
> ganz einfach austesten, oder nicht?

Ich denke nach über 1 1/2 Jahren hat er bereits erste Ergebnisse.

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