Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Selbstgebaute Elektronik für langen Einsatz


von Greis (Gast)


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Habt Ihr schon einmal elektronische Schaltungen selbst gebaut, die 
anschließend länger als 20 Jahre permanent betrieben wurden?

von Stefan F. (Gast)


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Klar doch! Bisher ist (soweit mir bekannt ist) keine einzige meiner 
Schaltungen jemals kaputt gegangen. Die sind alle aus anderen Gründen im 
Müll gelandet :-) Manche sind aber wirklich schon so lange im Einsatz.

von 0815 (Gast)


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Nein, selbstgebaute Elektronik fällt schon nach 3,93 Jahren aus. Die 
Elkos!

von Harald W. (wilhelms)


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Greis schrieb:

> Habt Ihr schon einmal elektronische Schaltungen selbst gebaut, die
> anschließend länger als 20 Jahre permanent betrieben wurden?

Ja, und diese lange Nutzung war beim Bau eigentlich gar nicht geplant.
Selbst der dazugehörige PC läuft noch problemlos mit WIN3.11. Nur dessen
Batterie musste nach  ca. 10 Jahren getauscht werden.
Gruss
Harald

von Old P. (Gast)


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Ich habe eine Lichtsteuerung (Hausflur), die läuft seit etwa 1981 fast 
unverändert. Einzige Änderung: Etwa 1987 Relais durch Halbleiterrelais 
mit Nullspannungsschalter ersetzt. Allerdings habe ich es bis heute 
nicht geschafft, dort mal einen Deckel (Frontplatte) anzubringen ;-) 
Vielleicht läuft die ja genau deshalb fehlerfrei, ist ja noch nicht 
fertig... ;-)

Old-Papa

von MaWin (Gast)


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Greis schrieb:
> Habt Ihr schon einmal elektronische Schaltungen selbst gebaut, die
> anschließend länger als 20 Jahre permanent betrieben wurden?

Ja, die Uhr mit Steckernetzteil hatte allerdings nach 30 Jahren einen 
defekten Siebelko, nun läuft sie wieder seit über 10 Jahren.

von karadur (Gast)


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Hallo


meine DCF-77 Uhr läuft seit den 80ern. Mit 6502 und 7-Segment.

Mein Verstärker in der Werkstatt hat schon 40 Jahre hinter sich. Läuft 
fast täglich. Solide 2N3055er.

von Bussard (Gast)


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Ja,

eine Türklingelanlage mit einem PROM, der noch 3 Betriebsspannungen 
braucht, läuft seit 1985 im Dauereinsatz - waren das damals noch Elkos 
;-)

von Schreiber (Gast)


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Greis schrieb:
> Habt Ihr schon einmal elektronische Schaltungen selbst gebaut, die
> anschließend länger als 20 Jahre permanent betrieben wurden?

nicht von mir, aber andernortes noch immer im Einsatz: Eine einfache 
Anlagensteuerung mit einem C64...

...der Besitzer hat vorsichtsalber schon einen zweiten (funktionsfähig, 
wird regelmäßig geprüft) Brotkasten ins Lager gelegt, falls der erste 
ausfällt, der Kasettenrekorder musste allerdings schon einem CD-Player 
weichen...

von Edi R. (Gast)


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Als erstes privates Projekt nach dem Studium (also bei meinem damaligen 
Arbeitgeber) habe ich mir einen digitalen LED-Wecker mit geschalteter 
Netzdose gebaut, um mich mit Radiomusik wecken zu lassen. Als Kernstück 
habe ich einen MM5316 genommen, aber noch etliche zusätzliche CMOS-Logik 
dazu. Das war 1977. Der Wecker läuft seitdem praktisch ohne 
Unterbrechung bis heute, nur das e-Segment der Minuten-Einer leuchtet 
inzwischen dauernd. Da könnte ich einen neuen (? ich meine: einen 
anderen) MM5316 reinstecken, dann reicht es vermutlich wieder für die 
nächsten paar Jahre bis zur Rente. Wirklich wichtig ist mir das 
e-Segment aber nicht. Trotzdem möchte ich mir die Schaltung nach den 
vielen Jahren wieder einmal anschauen. Wird sicher interessant. :-)

von Peter M. (peter0)


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Bussard schrieb:
> eine Türklingelanlage … läuft seit 1985 im Dauereinsatz …

Heißt das, sie ist 1985 kaputtgegangen, und bis heute nicht repariert?

SCNR – Peter

von Harald W. (wilhelms)


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Peter M. schrieb:

>> eine Türklingelanlage … läuft seit 1985 im Dauereinsatz …
>
> Heißt das, sie ist 1985 kaputtgegangen, und bis heute nicht repariert?

"Herr Doktor, bitte helfen sie mir.
Ich hab immer so ein Klingeln im Kopf!"
:-)

von Klingelputzer (Gast)


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Nö, ich hab ihm einen Zahnstocher in den Taster geklemmt, der da schon 
fast 30 Jahre drin steckt.

von WV (Gast) (Gast)


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Meine Nixi-Uhr läuft seit 1973, eine LED-Uhr seit 1977 bis heute ohne 
Beanstandung.

von ich (Gast)


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Falls die Schaltungen früher kapputtgehen sollten, empfehle ich mit 
Weihrauch anstelle von kolofonium zu entlöten.
Danach hälts ewig.

von F. F. (foldi)


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Also wegen euch geht hier die ganze Elektronikwirtschaft den Bach 
runter. ;-)

von karadur (Gast)


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Keine Panik

es gibt doch noch Kaufleute. Wenn die mitreden fällt Elektronik auch 
aus.

von Helge A. (besupreme)


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Laufen aber nur bei Bedarf: 
Beitrag "Re: Zeigt her eure Kunstwerke (3)"

von Stefan F. (Gast)


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Ich gehe stets davon aus, dass meine Schaltungen "ewig" halten.

Dementsprechend lege ich auch die Elkos aus: Großzügig, ruhig doppelt so 
groß wie nötig.

Und ich sorge für angemessene Kühlung. Kein Bauteil darf unter normalen 
betriebsbedingungen so warm werden, dass ich es nicht lange anfassen 
mag.

Es schadet auch nicht, vor der Abgabe ein paar kritische Sachen zu 
prüfen, wie die Versorgungsspannung, Taktsignale, Arbeitspunkte von 
analogen Schaltungen.

Dass Elkos nicht ewig halten, wurde mir klar, als ich mit 16 das erste 
Röhrenradio reparierte. Aber dass sie manchmal schon nach weniger als 10 
Jahren unbrauchbar werden, das schockiert mich ehrlich gesagt.

Wie soll ich denn da noch überzeugende Qualität abliefern? 10 Jahre ich 
für meine Erwartungshaltung ein schlechter Witz.

Deswegen habe ich auch eine sehr skeptische Meinung zu Schaltnetzteilen. 
Ich traue den Dingern nicht. Wenn ich eins einsetze, dann auf jeden fall 
so, dass es leicht austauschbar ist.

von F. F. (foldi)


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Stefan us schrieb:
> Deswegen habe ich auch eine sehr skeptische Meinung zu Schaltnetzteilen.
> Ich traue den Dingern nicht. Wenn ich eins einsetze, dann auf jeden fall
> so, dass es leicht austauschbar ist.

Ich wollte hier vor kurzem ein paar Sachen verschenken. Da niemand etwas 
wollte, habe ich einen Sat Receiver auseinander gebaut. Der lief nicht 
mal zwei Jahre und bis zuletzt tat er es auch. Als ich mir das Netzteil 
ansah, waren dort zwei Low ESR Kondensatoren schon aufgebläht. Den Wert 
weiß ich nicht mehr, aber auch für normale Kondensatoren wäre der zu 
hoch gewesen.
Der Receiver war ca. eineinhalb Jahr alt und ich denke der lief nicht 
mal 200 Stunden.
Man sollte Sockel für die Kondensatoren vorsehen. ;-)

von Paul B. (paul_baumann)


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F. Fo schrieb:
> Man sollte Sockel für die Kondensatoren vorsehen. ;-)

Super!
:-))
Ein genialer Vorschlag.

MfG Paul

von adenin (Gast)


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Paul Baumann gehört aber auch auf 'nen Sockel ;)

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan us schrieb:

> Dass Elkos nicht ewig halten, wurde mir klar, als ich mit 16 das erste
> Röhrenradio reparierte.

Mein Vater hat noch Elkos repariert: Aus dem Becher ausgebaut,
abgewickelt, Durchschlagstelle mit Butterbrotpapier repariert,
wieder aufgewickelt und in den Becher gesteckt, Asphalt wieder
zugeschmolzen. :-)
Gruss
Harald

von 0815 (Gast)


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Old Papa schrieb:
> Etwa 1987 Relais durch Halbleiterrelais
> mit Nullspannungsschalter ersetzt.


1987 Relais ersetzt? Das klingt nach Arbeit :-)

von Helge A. (besupreme)


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Elkos auf Sockel. Ob es wohl einen Elkosockel-Hersteller gibt?

Ich muß grad an Kindertage denken. Oma's Röhrenradio wurde beim Völkner 
auf den Tisch gestellt und der tauschte alle schwachen Röhren gegen neue 
aus.

Ich stell mir jetzt vor, ich nehm den PC zum Elektronikladen und dann 
werden Elkos umgesteckt.. :)))

von Old P. (Gast)


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0815 schrieb:
> Old Papa schrieb:
>> Etwa 1987 Relais durch Halbleiterrelais
>> mit Nullspannungsschalter ersetzt.
>
>
> 1987 Relais ersetzt? Das klingt nach Arbeit :-)

Ähm, wie meinen?
Verstehe nur Bahnhof.... :-(

Old-Papa

von karadur (Gast)


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1987 Stück  Relais ersetzt

von Old P. (Gast)


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Oha, das wäre wirklich Arbeit ;-)
Aber nix da! Da waren (sind) noch nicht mal soviel Transistoren drin.

Old-Papa

von Dispol (Gast)


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Ja,

eine Türklingelanlage mit einem EPROM, der 1 Betriebsspannung
braucht, läuft seit 1990 im Dauereinsatz - waren das damals noch Elkos
;-)

von F. F. (foldi)


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Dispol schrieb:
> waren das damals noch Elkos
> ;-)

Warum halten die heute nicht mehr so? Bzw. kann man überhaupt noch Elkos 
kaufen, die für mehr als 6 Jahre ausgelegt sind.
Diese 6 Jahre habe ich mal irgendwo gelesen. Sie sollen nur noch für 
durchschnittlich 6 Jahre Lebensdauer ausgelegt sein.
Wie lange ist die Weltraumstation ISS noch mal in Betrieb? ;-)

von Bastler (Gast)


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Hallo,

um nicht direkt mit irgendwelchen Verschwörungstheorien daher zu kommen:

Die Belastung bei den "alten" Anwendungen war halt viel geringer, etwas 
100Hz Glättung mit oft deutlich überdimensionierten 
(Spannungsfestigkeit) Elkos ist halt deutlich weniger belastend als wenn 
mit hoher Frequenz und hohen Strömen ein Elko dauern umgeladen wird und 
wegen der oft erforderlichen hohen Kapazität dann auch mit minimal 
erforderlichen Spannungsfestigkeit ausgelegt werden muss (sonst würde 
der Platzbedarf zu groß).

In den meisten "alten" Anwendungen war es sehr ungewöhnlich das sich ein 
Elko im Betrieb stärker erwärmte (höchstens indirekt durch umgebende 
Röhren oder Kühlkörper) während bei vielen "modernen" schnellen 
Schaltanwendungen eine deutliche Erwärmung oft schon eingerechnet ist.

Und das sind nicht in erster Linie die Hersteller in Schuld sondern 
liegt an der aktuellen Technik (wie viele Schaltwandler sind auf einen 
ganz normalen Mainboard ?) und daran das der (Consumer-)Kunde es klein 
(enge Bauweise) und bezahlbar haben möchte.

Ironie an:

Natürlich kann man sich auch folgende Verschwörungstheorie ausdenken:

Böse Chinesische BWLer die auf "unsere" Kosten an "unseren" 
Universitäten gelernt haben, haben nach Rückkehr in ihre Heimat bei 
ihren neuen  Arbeitgeber die Entwickler gezwungen schlechte Elkos 
einzusetzen welche eine Woche nach der Garantie schon das zeitliche 
segnen.
Die Entwickler die sich geweigert haben wurden hingerichtet und deren 
intakten Organe  weiterverkauft, mit den eingenommenen Geld haben sich 
dann die Geschäftsführung und BWLer einen schönen Tag mit 
Zwangsprostituierten und einen Essen aus Walfleisch von Babywalen 
gegönnt.

Ironie aus.

mfg Bastler

von Franz (Gast)


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F. Fo schrieb:
> Warum halten die heute nicht mehr so? Bzw. kann man überhaupt noch Elkos
> kaufen, die für mehr als 6 Jahre ausgelegt sind.
> Diese 6 Jahre habe ich mal irgendwo gelesen. Sie sollen nur noch für
> durchschnittlich 6 Jahre Lebensdauer ausgelegt sein.

Es sind nicht die Elkos die Übeltäter sondern der Entwickler, bzw. der 
Entwickler der vom Manager gezwungen wird.
Elko-Hersteller geben eine Lebensdauer in Stunden bei einer gewissen 
Temperatur an.
Ein Gewisser Herr Arrhenius hat dazu eine Formel entwickelt, mit der man 
die Lebensdauer auf andere Temperaturen umrechnen kann.
Pi mal Daumen kommt da raus wenn du die Temperatur um 10°C erhöhst, hast 
du nur mehr die Hälfte Lebensdauer.

Da durch die miniaturisierung auch irgendwie die Wärmeabgabe darunter zu 
leiden hat, wird die Temperatur entsprechend steigen. Oft sind die 
Netztteile einfach unterdimensioniert.

von jemand (Gast)


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Greis schrieb:
> Habt Ihr schon einmal elektronische Schaltungen selbst gebaut, die
> anschließend länger als 20 Jahre permanent betrieben wurden?

Am längsten hällt/läuft ein Provisorium (Lochrsterplatine + Fädeldraht) 
;-)
.

von Stefan F. (Gast)


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Ich finde allerdings auch auffällig, dass die Elkos heute sehr viel 
kleiner sind, als in den 80er Jahren.

Ich habe z.B. noch "normale" 330µF 35V in der Bastelkiste, vor ca 10 
Jahren gekauft, die sind 25mm lang und haben 15mm Durchmesser.

Aktuell bei Conrad: 12,5mm lang, 10mm Durchmesser, egal welche Marke.

Der Witz dabei ist, dass diese Elkos in Schaltnetzteilen einwandfrei 
funktionieren, obwohl sie gar nicht speziell dafür ausgelegt sind (von 
wegen Low-ESR und so).

von Eric B. (beric)


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jemand schrieb:
> Am längsten hällt/läuft ein Provisorium (Lochrsterplatine + Fädeldraht)
> ;-)

Genau. Das nach dem Motto: nichts ist so permanent wie eine temporäre 
Lösung.

von michael_ (Gast)


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Es gab in alter Zeit auch schon miese Kondensatoren.
Wer es kennt, in der DDR die Elyt im weißen Plastgehäuse.
Wenn man so ein Gerät hat, kann man gleich alle auswechseln. Kaum einer 
ist noch ganz.

von meckerziege (Gast)


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Schauts euch mal an, wies die Satellitenbauer machen. Bei den 20 Jahren 
von dir liegst du ziemlich nah dran an den üblichen Vorgaben.


Eine Methode, die auch von Bastlern gut durchführbar ist: Derating. 
Sprich: Das Bauteil nicht an seiner Belastungsgrenze betreiben, sondern 
WEIT drunter. Da geht die Zuverlässigkeit hoch. Die Werte lassen sich 
bestimmt in irgendeiner Norm finden. Üblich ist so ca. 50%.

Außerdem treten Ausfälle entweder am Anfang oder erst nach sehr langer 
Benutzungsdauer auf. Stichwort: Weibull-Verteilung bei Ausfällen.
Wenn das Gerät also lange halten soll, dann lass es erstmal eine Zeit 
laufen. Da kommen die Frühausfälle. Wenns das mal überstanden hat, 
läufts recht zuverlässig weiter. Am Ende der Lebensdauer häufen sich 
dann erneut die Ausfälle.

Und ja, den Vorrednern stimm ich zu: Elkos tragen nicht gerade positiv 
dazu bei ;-)

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