Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Poti säubern?


von Timon (Gast)


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Hallo,

ich hab in einer älternen Musikanlage das Problem, das bei dem 
Verstellen der Master Lautstärke dieser sehr stark krakselt.

Ich gehe mal davon aus, dass der Poti über die Jahre (das Teil hat so 
15-20 Jahre bereits auf den Buckel) verschliessen ist. Aufgebaut habe 
ich die Box noch nicht. Aber gibt es ein geeignetes Spray, damit ich 
diesen wieder zu Gange bekomme?

WD40 vorteilhaft?

von Dietrich L. (dietrichl)


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Timon schrieb:
> Aber gibt es ein geeignetes Spray, damit ich
> diesen wieder zu Gange bekomme?

TUNER 600 von Kontakt Chemie

von Bernd K. (movin)


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Hallo Timon,
wenn du nichts löten willst kannst du es mit Kontakt 60 satt aussprühen. 
Mach einfach paar Lappen drum rum und nimm den dünnen Aufsatz und halt 
in die Ritzen des Potis. Danach paar mal am Poti drehen und nochmal mit 
dem Zeug spülen. Abtupfen, bisschen trockenen lassen und wieder 
zusammenbauen.

mfg
bernd

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von F. F. (foldi)


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Nimm ein Graphitspray! Das "frischt" die Leiterbahnen wieder auf und 
schließt kleine Risse.
Dann hast du die nächsten zwei Jahre Ruhe, aber am Ende musst du es doch 
tauschen.

von Timon (Gast)


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Okay, werd ich mir mal ne Flasche organisieren. Habe hier nur Kontakt 
Chemie WL Univeral Reiniger für Elektronik. Aber das hinterlässt laut 
Beschreibung Rückstände und muss nachgespült werden.

Wenn es nicht geht, muss ich zur Not den Poti auslöten. Das sollte nicht 
das Problem sien.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Bernd K. schrieb:
> Kontakt 60

Kontakt 60 muss auf jeden Fall sauberst (!!!) nachgespült werden, sonst 
oxidiert dir das Poti wochenlang dahin und ist dann endgültig hinüber.

Timon schrieb:
> WL Univeral Reiniger für Elektronik. Aber das hinterlässt laut
> Beschreibung Rückstände und muss nachgespült werden.

Bist sicher dass du da nix verwechselt? WL verwendet man je gerade zum 
Nachspülen von Kontakt 60, weil es rückstandsfrei ist?

von F. F. (foldi)


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So ein graphithaltiges Spray "repariert" bis zu einem gewissen Maße die 
Leiterbahnen und verträgt sich vom Trägermaterial auf jeden Fall mit den 
Leiterbahnen.

Außerdem ist es eher der Verschleiß, der da wirkt und weniger der 
Schmutz.

: Bearbeitet durch User
von HildeK (Gast)


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Bernd K. schrieb:
> kannst du es mit Kontakt 60 satt aussprühen.

Bloß nicht! Nach zwei Wochen ist es schlimmer als es je war.
Ich nehme in den Fällen WD40, stoße aber damit hier im Forum auf wenig 
Gegenliebe.
Alternativ Tuner 600 oder Kontakt 61.

Zum Reinigen neben Kontakt WL kann auch Video 90 verwendet werden.

von Georg G. (df2au)


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F. Fo schrieb:
> graphithaltiges Spray

Dir ist schon klar, dass sich das Graphit überall im Poti ablagert und 
damit der Widerstandswert nachhaltig verändert wird, inklusive 
Verbindungen zum Gehäuse?

Graphitspray in das Poti... etwa Schlimmeres kann man nicht machen.

Die einfachste Methode ist wenig Ballistol Öl, keine Korrosion, keine 
Nebeneffekte. Kontakt 61 oder Tunerspray geht auch. Kontakt 60 ist stark 
korrosiv.

von F. F. (foldi)


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Habe das schon X-mal gemacht. Keine Probleme. Hält bis zu zwei Jahre.

Einfach mal machen und staunen.

: Bearbeitet durch User
von Jochen (Gast)


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Leute, echt? Das ist eure Art zu "reparieren"? Ein kratzendes Poti ist 
verschlissen, Punkt. Einzige Lösung ist Austausch. Alles andere ist 
dämlicher und nur ganz kurzfristig wirkender Pfusch, der nur im Notfall 
auf der laufenden Veranstaltung angewendet werden sollte.

Ein neues, etwas besseres Poti kostet keine 5 Euro. Warum zur Hölle 
lötest du nicht einfach ein neues Poti ein und hast dann Ruhe?

von  Gast (Gast)


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Hm,


wenn du das halbweg dauerhaft reparieren willst, wirst du ums Ausbauen 
nicht herumkommen, das ausspülen/einsprühen hilft nur kurzzeitig.

Wenn du die Potis ausgebaut hast, würde ich als erstes prüfen, ob du 
Ersatz bei den üblichen Verdächtigen bekommst. Achtung es gibt lineare 
und logarithmische Potis. ( Aufdruck log - lin ).

Wenn du keine Ersatz bekommst oder die Preise sind utopisch, würde ich 
die Potis zerlegen, und die Bahn und den Schleifer mit einem weichen 
Radiergummi putzen, anschließend mit Tuner 600 nachspülen, und gut 
trocknen lassen. Sind hier aber schon Verschleißspuren sichtbar wirst du 
um einen Austausch nicht herumkommen.
Dann evtl. die Schleifer gaaanz leicht nachbiegen wenn nötig. 
Anschließend habe ich die ganze Sache immer mit einem Hauch Silikonfett 
versiegelt.


Ist aber eine ganz schöne Fricklerei, und ich würde mir das nur antun, 
wenn kein Ersatz greifbar ist, z.B. Input-Select Wahlschalter.


Gruß
Gast

von HildeK (Gast)


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Jochen schrieb:
> Leute, echt? Das ist eure Art zu "reparieren"? Ein kratzendes Poti ist
> verschlissen, Punkt. Einzige Lösung ist Austausch.

Oder verdreckt.
Ja, Austausch ist die richtige Lösung, aber bei den vielen 
Sonderbauformen kann eben eine Ersatzbeschaffung problematisch sein. Und 
der OEM rückt ja eh nichts mehr raus bzw. hat das nach zwei Jahren schon 
nicht mehr verfügbar.

von F. F. (foldi)


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Jochen schrieb:
> Leute, echt? Das ist eure Art zu "reparieren"?

Nein ist es nicht. Weiter oben habe ich ja geschrieben, dass es nur den 
Tausch verzögert und etwas tiefer noch mal, dass es der Verschleiß ist.
Aber wenn du gerade keins da hast, kannst du dir so für eine Weile 
helfen. Solange, bis das passende Poti da ist.
Ganz klar, ein defektes Poti tauscht man aus.

von Mike (Gast)


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google kaputt?
Wurde in diesem Forum ohne entgültiges Ergebnis schon bis zum Umfallen 
diskutiert. Wird diesmal auch nicht anders sein und die gleichen 
Mittelchen werden empfohlen werden.

von Michi (Gast)


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Jochen schrieb:
> Ein neues, etwas besseres Poti kostet keine 5 Euro. Warum zur Hölle
> lötest du nicht einfach ein neues Poti ein und hast dann Ruhe?

Wenn das immer so einfach passt. Achse kürzen wird meist noch
gehen, aber wenn die Zentralbefestigung nicht identisch ist, hat
man ein Problem. Bei Schiebereglern ist das noch viel krasser.

von Ein Reparatör hat's schwör (Gast)


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Falls es tatsächlich das Potentiometer selber ist, dann ist die einzig 
seriöse Reparatur der Austausch des defekten Potentiometers. Alles 
andere ist "elektronischer Muckefuck", also reiner Notstandsmurks.

Das Krachen muß aber gar nicht unbedingt vom Potentiometer kommen, 
sondern kann gelegentlich auch durch überlagerte Gleichspannungsanteile 
des Audiosignals hervorgerufen werden, deren Wert sich dann mit 
Verdrehen des Potentiometers ändert. Das solltest Du mit einem Voltmeter 
oder einem Oszi unschwer feststellen können.

Grund sind in diesem Fall meist defekt gewordene Kondensatoren im 
Signalweg, speziell Elkos .

In ganz seltenen Fällen ist die Ursache auch eine Plaqueschicht mehr 
oder weniger leitfähigen Schmodders auf der Platine. Das findet man z.B. 
zuweilen bei langjährig benutzten Geräten aus 
Extremst-Raucher-Haushalten, wo die klebrige Teer-Nikotinpampe dann 
Staub- und Schwebteilchen anzieht und Luftfeuchtigkeit aufnimmt, was am 
Ende zu dem Leitschmodder und fiesen Spannungen und Kriechströmen führt.

Das ist schon ziemlich selten, zugegeben, aber es kommt doch regelmäßig 
mal vor, und da hilft dann nur noch eine großzügige Isopropanolwäsche 
der ganzen Platine.

von Dispol (Gast)


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>Das ist schon ziemlich selten, zugegeben, aber es kommt doch regelmäßig
>mal vor,
Gefällt mir der Satz :)

von hans_1 (Gast)


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Ich habe  hier ein Radio das auch kracht. Man schaltet das Radio aber 
mit dem Poti ein, am Anfang ist ein Druckpunkt, überwindet man den, ist 
eingeschaltet und kann die Lautstärke regeln.
Im niedrigen Lautstärkebereich kracht es halt, so dass man es nicht mehr 
sauber leise einstellen kann.
Frage: Sind das spezielle Potis mit Schaltfunktion oder ist da intern 
noch was an die Achse rangefrickelt? Habe es Bisher noch nicht 
aufgeschraubt, nehme ich aber demnächst mal in Angriff weil es immer 
mehr nervt.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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HildeK schrieb:
> Ich nehme in den Fällen WD40, stoße aber damit hier im Forum auf wenig
> Gegenliebe.

Ich auch, und muss mir immer das Gejammer anhören. Funktioniert aber 
wunderbar und verdrängt lange jegliche Feuchtigkeit.
Damit das Poti wieder butterweich läuft, trage ich Wundvaseline ein. 
Wenn das Poti nur verdreckt war, hält es wieder jahrelang. Habe das vor 
etwa 1 Jahr bei dem Spezialpoti meines alten Labornetzteiles (30 Jahre 
altes Philips PE1509) gemacht, ein 2k2 mit Zugschalter 1*UM, und dieses 
Poti läuft seitdem wieder wie neu. Der Aufbau hat mich allerdings fast 
irre gemacht, mit kleinen Federdrähtchen, zwei Stahlstänglein usw. Der 
Zusammenbau gestaltete sich also zur nachmittagfüllenden Beschäftigung - 
naja, es hat eh geregnet.

hans_1 schrieb:
> Frage: Sind das spezielle Potis mit Schaltfunktion oder ist da intern
> noch was an die Achse rangefrickelt?

Gibt solche und solche. Die Japaner/Chinesen bauen oft eine kleine 
Schaltklinke mit Nocke direkt ans Poti, die Europäer hängen hinten ans 
Poti einen Schalter extra.

: Bearbeitet durch User
von michael_ (Gast)


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Ein Reparatör hat's schwör schrieb:
> Falls es tatsächlich das Potentiometer selber ist, dann ist die einzig
> seriöse Reparatur der Austausch des defekten Potentiometers. Alles
> andere ist "elektronischer Muckefuck", also reiner Notstandsmurks.

Wenn du Geld mit dem Austausch verdienst, stimmt das.
Aber für 99% kriegt man kein Austauschpoti. Zudem der Umbau meist eine 
komplette Demontage des Gerätes erfordert.
Wenn es mit einer Behandlung wieder geht, dann ist auch die Kohleschicht 
noch i.O.
Bei hunderten Potis habe ich das nur einmal erlebt, das die Kohleschicht 
defekt war. Etwa 1970 an einem ZK-120 TB (Grundig Nachbau).

von F. F. (foldi)


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Matthias Sch. schrieb:
> Ich auch, und muss mir immer das Gejammer anhören. Funktioniert aber
> wunderbar und verdrängt lange jegliche Feuchtigkeit.

Hallo Matthias,
mit dir sagt das nun auch endlich mal einer, der ganz sicher weiß wovon 
er spricht.
Früher konnte ich immer unser Kettenspray dafür nehmen, das ist jetzt 
leider anders aufgebaut. WD40 und diese Sachen halten meist nicht so 
lange. Vorwiegend liegt es daran, dass die Kohleschicht austrocknet und 
spröde wird, sich somit Risse bilden. Die schließen dann diese 
graphithaltigen Sprays besonders gut.

Es ist doch wohl klar, dass niemand (!) der ein Poti zum Austausch "in 
erreichbarer Nähe" hat, das nicht austauschen würde.

Aber wie hier schon sooft gesagt, erstmal genau das gleiche Poti 
bekommen.
Dagegen ein bisschen Kettenspray rein gesprüht, etwas hin und her 
gedreht, abgewischt und zwei Jahre Zeit sich ein neues Gerät oder Poti 
zu suchen.

von HildeK (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Ich auch, und muss mir immer das Gejammer anhören. Funktioniert aber
> wunderbar und verdrängt lange jegliche Feuchtigkeit.
> Damit das Poti wieder butterweich läuft, trage ich Wundvaseline ein.

Wenn man ran kommt, ist natürlich Vaseline sehr hilfreich. Vermutlich 
wäre auch Ballistol als Schutz geeignet - ich habe aber keine Waffe ....

Gerade eben habe ich einen jahrelang ungenutzt herumliegenden 
selbstgebauten KH-Verstärker hervorgekramt, damals verwendet für den 
HD414 an meinem uralten Mischpult. Da hatte ich das Poti mit WD40 vom 
Kratzen befreit.
Es hat auch heute beim Drehen des (Billig-)Potis keinen Mucks gemacht.
Nur so als Erfahrungsbericht (ich verdiene nichts an WD40) ...

von F. F. (foldi)


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HildeK schrieb:
> - ich habe aber keine Waffe

... ist WBK befreit ... ;-)

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