Forum: Platinen Anfängerfrage Alu-Platinen


von Jochen (Gast)


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Hallo,

rätsele gerade darüber, wie Alukern-Platinen für Power-LEDs eigentlich 
genau funktionieren.

Wenn ich es richtig verstanden habe, bekommt man entweder eine sehr 
dünne, "normale" ein- oder zweiseitige Platine aus FR4, die auf ein 
Alublech laminiert wurde (so im Prinzip).

Oder man bekommt zwei normale, sehr dünne FR4-Platinen, die als Sandwich 
einen Alukern einschließen, wobei auch Durchkontaktierungen durch den 
Alukern möglich sind.

Meine Frage zielt darauf ab, wie genau man die Wärme von dem LED-Chip in 
das Alu einleitet.

Macht man in den FR4-Teil Ausfräsungen und klebt den Chip direkt auf den 
Aluträger, wobei die Anschlussbeinchen der LED dann auf die Platine 
ragen und dort verlötet werden? Oder bekommt die Platine einfach eine 
Massefläche (beidseitig), die mit möglichst vielen Vias versehen wird, 
so dass die Wärme durch die Platine hindurch in den Alukern übertragen 
wird? Wie stellt man dann die elektrische Isolation zwischen Chip 
Heatpad und Alukern sicher, oder ist die schlicht nicht möglich? So wie 
ich es sehe, sind die meisten LED-Chips aber untenrum plan, so dass das 
mit der Ausfräsung nicht funktionieren wird.

Bei einseitigen FR4-Platinen auf Alukern gibt es ja eigentlich gar keine 
Möglichkeit, die Wärme durch das FR4 hindurchzuleiten, oder nimmt man 
diesen Übergangswiderstand einfach in Kauf?

von Jochen (Gast)


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Achso, konkret geht es um eine größere Anzahl Cree MC-Es auf einer 
Platine.

von Leistungselektroniker (Gast)


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Doch, im Prinzip ist es so, dass auf das Alu ein dünnes Prepreg (oft 
FR4, kann in speziellen Fällen auch eine Folie ähnlich Kapton sein) 
aufgetragen wird und der Aluträger vollständig isoliert ist. Die Wärme 
geht durch den Prepreg in das Aluminium. Die Wärmeleitfähigkeit ist 
deshalb so viel besser als bei einer FR4-Platine, weil der Prepreg sehr 
dünn (oft <150um) ist. Dadurch kommt man auf Wärmeleitwerte von 1..3 
W/mK, was verglichen mit dem was das Alu selbst hat (200..350 W/mK) 
immer noch ein Witz ist.

Wenn du Dukas mit einem mittig liegenden Aluträger haben willst, wird 
die Sache sehr viel teuerer, weil der Aluträger zuerst (mit größerem 
Durchmesser) vorgebohrt wird. Die Löcher werden dann mit einem Harz 
wieder verfüllt.
Dann kommen die Prepreglagen auf beide Seiten, werden gebohrt (durch das 
Harz), durchkontaktiert, geätzt, gestripped und mit Lötstop versehen.
Die Dukas gehen (nicht direkt) durch das Alu selbst, sondern durch die 
mit Harz verfüllten Löcher.
Im Idealfall hat der Aluträger keinen Kontakt zu irgendwas auf deiner 
Platine. In der Praxis wird das aber nicht geprüft; d.h. es ist möglich, 
dass der Aluträger eine elektrische Verbindung zu einem Leiterzug auf 
deiner Platine aufweist.

Ich hatte schon durchkontaktierte Alukern-Platinen wo bei 20% einer 
Lieferung ein Potential auf dem Träger lag.
Bei einsetigen Alukern-Platinen wirst du das Problem nicht haben; ich 
empfehle dir diese für deine LEDs, auch weil sie preislich durchaus 
interessant sind.

Wenn nur wenige LEDs auf die Platine sollen, überleg mal, ob zur Kühlung 
nicht auch eine große Kupferfläche auf einer Dickkupferplatine (105um) 
ausreichend ist. Mach diese einseitig mit einem 0.5mm FR4-Träger und 
verklebe sie auf deinen Kühlkörper.

Leistungselektroniker

von Ich (Gast)


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Die Wärme geht idR durch das "FR4". Das ist meist ein speziell 
angepasstes Epoxid mit hoher Wärmeleitfähigkeit (z.B. LeitOn bietet 
gegen Aufpreis mehrere Varianten an). Bei einlagigen Platinen kann das 
auch eine siebgedruckte Schicht sein.

Kleben + Löten habe ich noch nicht gesehen, müsste aber gehen. Man muss 
halt Klebstoff und Lotpaste nacheinander auftragen (einmal 
Schablonendruck, einmal Dispenser) und einen Klebstoff verwenden, der 
mit dem Reflow-Lötprofil aushärtet.

Wenn der Substrathersteller Dir eine (nicht isolierte) lötfähige Fläche 
direkt auf das Aluminium bringen kann, kannst Du das Wärmeableit-Pad 
auch mit auflöten. Nachfrage hilft ... bitte auch beim Bestücker 
nachfragen, ob er auf die Topografie noch sinnvoll Lotpaste drucken 
kann.

Selbst ausprobiert habe ich das bis jetzt nur mit aufgesinterten 
Glas-Keramik-Pasten, damit bekommt man eine wunderbar lötfähige 
Silbermetallisierung direkt auf Alu. Will in der Serie nur keiner 
bezahlen ;-)

Noch ein paar Links:
http://www.multi-circuit-boards.eu/leiterplatten-design-hilfe/lagenaufbau/metallkern-leiterplatten.html
http://www.leiton.de/technologie-alu-leiterplatten.html

von Ich (Gast)


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Nachtrag: Was ich schonmal gesehen habe: "Normale" 
Dickkupfer-Leiterplatte mit Ausfräsungen unter den Wärmeableit-Pads. 
LEDs ganz normal im Reflow gelötet. Dazu ein entsprechend gefräster 
Kupfer-Kühlkörper, der Erhebungen an den Stellen hat, an denen die 
Ausfräsungen in der Leiterplatte sind. Klebstoff auf die Erhebungen, und 
hoffen, dass die Schichtdicke des Klebstoffes nachher nicht zu hoch ist 
:-)
Eine Isolation zwischen dem Kupfer-Kühlkörper und der Leiterplatte 
hilft, ich würde mich nicht auf abgedeckte Vias verlassen.

von Martin S. (led_martin)


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Und Vorsicht: Nicht bei allen LED Typen ist das Thermal-Pad 
potentialfrei, da kann es, bei mehreren LEDs auf einer Platine, Ärger 
geben.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von Werner H. (pic16)


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Hab mich auch schon mal mit der Thematik befasst und werde mal versuchen 
ein Alublech erst zu anodisieren, anschliessend mit Palladium o. silber 
Katalysator versehen und stromlos verkupfern. Das beim anodisieren 
entstehende Aluminiumoxid ist ja ein hervorragender Isolator der solange 
nicht versiegelt, eine schöne poröse Oberfläche hat worauf das kupfer 
sehr guten halt finden sollte. Natürlich muß das stromlos aufgebrachte 
Kupfer noch Galv. verstärkt werden. Eventuell abschliessend noch 
versiegeln?? Was denkt o. meint ihr dazu?

von U. M. (oeletronika)


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> Werner H. schrieb:
> Natürlich muß das stromlos aufgebrachte
> Kupfer noch Galv. verstärkt werden. Eventuell abschliessend noch
> versiegeln?? Was denkt o. meint ihr dazu?
Hallo,
wozu soll das gut sein?
Was für Hochleistungs-LED willst du so applizieren?
Mir scheint, man macht sich oft übermäßig Gedanken um eine einzigen 
Übergangswiderstand ohne das ins Verhältnis mit dem Gesamtsystem zu 
setzen.
Erts mal nachrechnen, ist manchmal die bessere Idee.
Gruß Öletronika

von U. M. (oeletronika)


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Hallo
> Jochen schrieb:
> Bei einseitigen FR4-Platinen auf Alukern gibt es ja eigentlich gar keine
> Möglichkeit, die Wärme durch das FR4 hindurchzuleiten, oder nimmt man
> diesen Übergangswiderstand einfach in Kauf?
Natürlich nimmt man den Übergangswiderstand in Kauf und es ist bis zu 
bestimmten Leistungen gar kein Problem, die Wärme durch das FR4 zu 
bekommen.
Hier wird das beispielhaft berechnet:
http://www.leiton.de/leiterplatten_teaser_alu-1.html

Mit dem Ergebniss von ca. 2K/W kann man doch sehr gut leben bei solchen 
4W-LED, wie du sie einsetzen willst.

Da bei diesen recht großformatigen LED ist aber auch für das Wärmepad 
rundum noch mehr Platz hat als die angenommenen 100mm² und da auch die 8 
Pins noch Wärme ableiten, wird man sogar noch bessere Werte erzielen 
können.

Für kleinere Leistung z.B die typischen 1W-LED muß man noch nicht mal so 
viel Aufwand treiben. Da kann das Prepeg auch noch deutlich dicker sein 
und trotzdem bleibt der Wärmeübergang moderat.
Da kommt man selbst für FR4 mit 0,8mm Dicke gut unter 10K/W.

Ich habe mir für 1W-LED solche Trägerplatinen aus FR4 Dicke 0,8mm 
gemacht.
Die reichen da völlig aus.
http://uwiatwerweisswas.schmusekaters.net/Uwi/ELEKTRONIK/LED_LAMPEN/SCHREIBTISCHLAMPE/LPL_LED-Traeger_25x25mm_einzeln.JPG
http://uwiatwerweisswas.schmusekaters.net/Uwi/ELEKTRONIK/LED_LAMPEN/SCHREIBTISCHLAMPE/09_LPL_LED-LAMP_3xXR-E.JPG
Die haben oben und unten 70um Kupfer.
Die größere LP für 3 LED ist ausreichend für ca. 3...5W ohne weitere 
Kühlflächen.
http://uwiatwerweisswas.schmusekaters.net/Uwi/ELEKTRONIK/LED_LAMPEN/SCHREIBTISCHLAMPE/07_LED_Tischlampe_oben.JPG
Gruß Öletronika

von Werner H. (pic16)


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U. M. schrieb:
> Hallo,
> wozu soll das gut sein?
> Was für Hochleistungs-LED willst du so applizieren?
> Mir scheint, man macht sich oft übermäßig Gedanken
> Übergangswiderstand
> Erts mal nachrechnen

Es wär schön wenn in den Antworten erkennbar wär das der Schreiber mit 
der Materie (Galvanik) vertraut ist.
Das Galvanische Verkupfern dient lediglich dem Zweck das Kupfer lötbar 
zu machen. Das stromlos Kupfer ist schliesslich nur eine hauchdünne 
Schicht. Da gehts nicht um Übergangswiderstände und auch nicht um 
Hochleistungs LED's, es geht um eine (wenns geht!) preiswerte 
Alternative zum käuflichen Material. Was willst du da rechnen?

edit; morgen kann ich mit einem Ergebnis aufwarten!

: Bearbeitet durch User
von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Werner H. schrieb:
> es geht um eine (wenns geht!) preiswerte
> Alternative zum käuflichen Material.
ja gut,
unter dem Aspekt kann solche Technologie natürlich auch interessant 
sein.
Würde mich auch schon interesssieren, ob und wie gut das funktioniert 
auch wen ich das selber normal nicht benötigen würde.

Für viele einfache Anwendungen habe ich mir mal größere Stückzahlen 
(200er os) an solchen Träger-LP für alte XR-E machen lassen. Die kosten 
dann auch nur noch paar 10 Cent.
Für die Cree XM-L habe ich jetzt auch mal einige zig Stück in 
verschiedenen Varianten Stück mit in ein Los geschoben.
Gruß Öletronika

von Guido B. (guido-b)


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Werner H. schrieb:
> Hab mich auch schon mal mit der Thematik befasst und werde mal versuchen
> ein Alublech erst zu anodisieren, anschliessend mit Palladium o. silber
> Katalysator versehen und stromlos verkupfern. Das beim anodisieren
> entstehende Aluminiumoxid ist ja ein hervorragender Isolator der solange
> nicht versiegelt, eine schöne poröse Oberfläche hat worauf das kupfer
> sehr guten halt finden sollte. Natürlich muß das stromlos aufgebrachte
> Kupfer noch Galv. verstärkt werden. Eventuell abschliessend noch
> versiegeln?? Was denkt o. meint ihr dazu?

Willst du das ganze Alublech verkupfern und hinterher ätzen? Da wird die
Auswahl an Ätzmitteln knapp. Sonst, mit Laminaten, brauchst du wieder
basische Lösungsmittel, die das Al-Oxid angreifen könnten.

Ich bin aber mal auf das Ergebnis gespannt, die Idee ist interessant.

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