Forum: HF, Funk und Felder Leistungsverstärker 25W 5-15MHz kapazitive+induktive Last


von Mario (Gast)


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Als Teil meiner Diplomarbeit muss ich eine Verstärkerstufe mit möglichst 
geradem Frequenzgang von 5 bis 15MHz und einer Ausgangsleistung von min. 
25W (Dauerbetrieb) bauen. Das grundsätzliche Problem ist aber nun, das 
es sich um kapazitive, resisitive oder induktive Lasten handeln kann.
Wie kriege ich den Verstärker unter diesen Bedingungen stabil? Woher 
bekomme ich brauchbare Infos?
Ich habe schon mal eine 27MHz CB Senderendstufe erfolgreich aufgebaut, 
bin also kein kompletter Anfänger in diesem Bereich.
Die Effizienz der Schaltung ist unwichtig und die Spannungsversorgung 
ist auch nicht Teil der Aufgabe (Versorgung mit Labornetzteil).

von foo (Gast)


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Mario schrieb:
> Wie kriege ich den Verstärker unter diesen Bedingungen stabil?

Stabilität ist nur eines der Probleme.
Ob eine Stufe unter allen Lastbedingungen stabil sein kann, kann man an 
den S-Parametern sehen.
Das wird in einschlägigen Lehrbüchern behandelt.


Das nächste Problem ist, ob und wie lange die Endtransistoren die 
reflektierte Leistung aushalten oder ob sie abfackeln.
Das steht evtl. in den Datenblättern, aber meist nur für bestimmte 
Frequenzbereiche.

Fraglich ist auch, ob die Endstufe unter allen Lastbedingungen mit 
Vollaussteuerung arbeiten muss.
Oft kann man ja mit reduzierter Leistung die Anpassung vornehmen und 
dann erst auf hohe Leistung umschalten.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mario schrieb:
> Wie kriege ich den Verstärker unter diesen Bedingungen stabil?

Wenn es auf Effektivität nicht ankommt, kannst du mit 100 W fahren
und ein 6-dB-Dämpfungsglied passender Verlustleistung nachschalten. ;)

Das verheizt natürlich dann 75 W, aber es reduziert die für den
Verstärker sichtbare Fehlanpassung drastisch.

Ansonsten ist halt die Frage, in welcher Form und Geschwindigkeit sich
die Last ändert.  Für automatisch arbeitende Antennenanpassgeräte
gibt's ja durchaus Beispiele.

von Matthias K. (kannichauch)


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Eine Moeglichkeit waere auch, die Endstufe ueberzudimensionieren, und 
die Reflektionen und Fehlanpassungen in der Endstufe zu verbraten. Also 
fuer mindestens doppelte Leistung ausgelegt.
Es gibt auch Transistoren, die fuer starke Reflektionen ausgelegt sind, 
Werbung "no destroy".
Kapazitive oder induktive Last, was soll das genau heissen?
Das Antennenanpassgeraet wurde ja schon genannt. Eventuell musst Du ja 
den Bedingungen entsprechend ein Anpassgeraet konstruieren, was eine 
Kompensierung (L oder C)vornimmt.

von Possetitjel (Gast)


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Mario schrieb:

> Wie kriege ich den Verstärker unter diesen Bedingungen
> stabil?

Abblocken, verdrosseln, abschirmen. Das hilft i.d.R. gegen
die ungewollten Rückkopplungen. Über-Alles-Gegenkopplung
ist bei klassischen HF-Endstufen nicht üblich, kann also
auch keine Stabilitätsprobleme geben.

Anpassung über "resistive Zwangsanpassung" --> Dämpfungs-
glieder, wie von Jörg beschrieben. Ggf. sind auch zwei
getrennte Dämpfungsglieder zu je 3dB am Anfang und am Ende
der Leitung sinnvoll.
Verstärker natürlich entsprechend größer auslegen und
an die Kühlung der Dämpfungsglieder denken (!).

> Woher bekomme ich brauchbare Infos?

Amateurfunk-Literatur. 5MHz...15MHz ist ungefähr 80m...20m.
Normale Kurzwelle.

Z.T. gibt auch AppNotes von Transistorherstellern (z.B. von
Philips).

> Ich habe schon mal eine 27MHz CB Senderendstufe erfolgreich
> aufgebaut,

Na also, das passt doch.

von Ralph B. (rberres)


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Endstufen die für solche Anwendungen gebaut sind arbeiten in der Regel 
im A-Betrieb.

Das bedeutet das, ohne Ansteuerung die meiste Verlustleistung anfällt, 
und bei Vollaussteuerung nur noch die Hälfte als Verlustleistung 
abgeführt werden.

Diese Endstufen sind was die reflektierte Leistung betrifft, schon mal 
weitgehend immun.

Der zweite Punkt ist die maximal auftretende Spannung und Strom an den 
Endtransistoren.

Wenn man die Endtransistoren mindestens für den doppelte Spitzenspannung 
und Spitzenstrom dimensioniert, welche bei Vollaussteuerung auftreten, 
dann müsste die Endstufe immun gegen jede Art von Last sein.

Bei breitbandigen Endstufen wird man eh kein Anpassungsnetzwerk mit 
Schwingkreisen vorsehen, sondern mit breitbandigen Transformatoren, und 
die Endstufe selbst kräftig gegenkoppeln, um einen linearen Frequenzgang 
zu erzielen. Siehe Konstruktion von KW Transistor-Endstufen von 2-30MHz.

Bei Endstufen mit Anpassung mit Hilfe von Schwingkreisen muss man bei 
der Dimensionierung der maximal auftretende Spitzenspannungen und 
Spitzenströme noch die Güte des Schwingkreises am Ausgang 
berücksichtigen.

Deswegen sollten Anpassungskreise eine möglichst geringe Güte aufweisen.

Ralph Berres

von oszi40 (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> noch die Güte des Schwingkreises

Genau die hohe Güte/Resonanz gibt "schöne" Spitzen, die man kaum 
erwartet bei so niedriger Speisespannung.

von foo (Gast)


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Schau mal, was man vor 50 Jahren schon konnte (HP467A):
http://www.hpl.hp.com/hpjournal/pdfs/IssuePDFs/1965-06.pdf
Mit den heutigen Transistoren sollten auch 25W und 15MHz kein größeres 
Problem darstellen.

: Bearbeitet durch Moderator
von DH1AKF W. (wolfgang_kiefer) Benutzerseite


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Mario schrieb:
> Das grundsätzliche Problem ist aber nun, das
> es sich um kapazitive, resisitive oder induktive Lasten handeln kann.

Eine reine Kapazität oder Induktivität kann mit der Wirkleistung  von 
25W nichts anfangen. Du brauchst also unbedingt einen 
"Schluckwiderstand", der im Notfall 25 W aufnehmen kann...

Bitte präzisiere doch mal die in Frage kommenden Lasten. Diese sollten 
durch ein variables Anpassglied, z.B. ein L- Glied, an den 
Verstärkerausgang angepasst werden. Alles andere ist Murks.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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DH1AKF K. schrieb:
> Eine reine Kapazität oder Induktivität kann mit der Wirkleistung  von
> 25W nichts anfangen. Du brauchst also unbedingt einen
> "Schluckwiderstand", der im Notfall 25 W aufnehmen kann...

Hier geht es lediglich darum das die Endstufe bei jeglichen Lasten 
stabil bleibt und nicht zerstört werden kann.

Natürlich wird bei einen SWR von unendlich keine Wirkleistung 
übertragen.

Das wird der TO wohl auch selber wissen.

Es gibt auf dem Markt Endstufen, welche genau diese Forderungen erfüllen

Amplifier Research z.B. oder Franconia. Alles Endstufen für EMV 
Messungen.

Aus dieser Verstärkerserie gibt es welche die lückenlos von 100KHz-1GHz 
100W abgeben können. Diese sind absolut stabil gegen jegliche Lasten.

Diese haben auch keinen Schluckwiderstand, und auch keine selektiven 
Anpassnetzwerke.

Ralph Berres

von Schreiber (Gast)


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foo schrieb:
> Das nächste Problem ist, ob und wie lange die Endtransistoren die
> reflektierte Leistung aushalten oder ob sie abfackeln.

das ist eigentlich kein Problem, man muss den Transistor nur durch eine 
Röhre ersetzen und diese nicht zu knapp dimensionieren.
...damit eine strahlungsgekühlte Senderöhre kaputt geht brauchts rohe 
Gewalt (oder einen Hammer)

von Ralph B. (rberres)


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Schreiber schrieb:
> ...damit eine strahlungsgekühlte Senderöhre kaputt geht brauchts rohe
> Gewalt (oder einen Hammer)

Na dann betreibe mal eine 1KW Röhrenpa ohne Antenne.

Auf Grund des hohen Übersetzungsverhältnis von Röhreninnenwiderstand zu 
Last sind in der Regel die Anpassungskreise relativ schmalbandig und 
haben deswegen eine hohe Güte.

Wenn die Last da mal fehlt!! Dann kannst du mal sehen wie es funkt und 
kracht.

Solche breitbandigen unkaputtbaren Endstufen kann man eigentlich nur mit 
sowohl in der Spannung als auch dem Strom und Leistung 
überdimensionierten Endtransistoren bauen. So wird es auch in der Regel 
gemacht.

Heute gibt es eigentlich keinen ernsthaften Grund mehr Endstufen mit 
Röhren aufzubauen. Den heutigen modernen LD-Mos Transistoren kann keine 
Röhre mehr das Wasser reichen.


Ralph Berres

von Possetitjel (Gast)


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DH1AKF K. schrieb:

> Diese sollten durch ein variables Anpassglied, z.B.
> ein L- Glied, an den Verstärkerausgang angepasst werden.

Das ist nicht immer praktikabel.

> Alles andere ist Murks.

Das ist, höflich formuliert, nicht richtig.

Es gibt z.B. Anwendungen für breitbandige Ultraschalltechnik;
die Transducer sind dann z.B. im Bereich 1MHz...100MHz
einsetzbar und fast reine Kapazitäten. Ein Variometer am
Messkopf ist häufig nicht tolerabel.
Die einzige - und durchaus etablierte - Möglichkeit für diese
Fälle ist die Zwangsanpassung mit Dämpfungsgliedern.

von Mario (Gast)


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Also muss ich die Schaltung einfach deutlich überdimensionieren und 
dann einen gut gekühlten Anpassungswiderstand verwenden?
Woher bekomme ich Infos z.B. über die breitbandigen 
Ultraschallendstufen? Eine kapazitive Last scheint das größte Problem 
darzustellen, resistive Lasten sind gutmütig und bei induktiven Lasten 
gibts genug Material, da Motoren und Lausprecher häufige Anwendungen und 
anscheinend auch nicht ganz so problematisch wie kapazitive Lasten sind.
Bei meiner Anwendung handelt es sich um (universitäres) Messequipment. 
Eine Anpassung wärend der Aufnahme eines Frequenzganges ist leider nicht 
wirklich möglich, sehr wohl aber eine Kalibrierung vor den Messungen an 
einer bekannten Last. Der Frequenzgang muss also nicht wirklich perfekt 
linear sein, aber möglichst reproduzierbar. Und das Teil muss wirklich 
robust sein, im Laboreinsatz werden keine Gefangenen gemacht!

von Ralph B. (rberres)


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Mario schrieb:
> Das grundsätzliche Problem ist aber nun, das
> es sich um kapazitive, resisitive oder induktive Lasten handeln kann.

Mario schrieb:
> Eine kapazitive Last scheint das größte Problem
> darzustellen,

Vielleicht schreibst du uns erst mal wie die Last tatsächlich aussieht, 
bei welche du 25W reinschieben willst.

Wenn es sich um einen Piezoelement handelt, habe ich das Gefühl. das bei 
15MHz und 25W riesige Ströme fließen müssen. Da wirst du eine 
breitbandige Endstufe schon verdammt überdimensionieren müssen, oder du 
kommst um ein Anpassungsnetzwerk nicht drum herum.

Warum muss man immer den TOs die Würmer einzeln aus der Nase ziehen?

Warum kann man nicht von Vorne herein schreiben um was es konkret geht?

Ralph Berres

von Mario (Gast)


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Mario schrieb:
> Als Teil meiner Diplomarbeit muss ich eine Verstärkerstufe mit möglichst
> geradem Frequenzgang von 5 bis 15MHz und einer Ausgangsleistung von min.
> 25W (Dauerbetrieb) bauen.

Es ist ein Messgerät. Da kann man nicht so genau sagen was da 
angeschlossen wird, die Spezifikationen sind auch eher willkürlich 
festgelegt worden, aber daran werde ich mich wohl halten müssen wenn ich 
fertig werden will...

von Ralph B. (rberres)


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Mario schrieb:
> Es ist ein Messgerät. Da kann man nicht so genau sagen was da
> angeschlossen wird, die Spezifikationen sind auch eher willkürlich
> festgelegt worden, aber daran werde ich mich wohl halten müssen wenn ich
> fertig werden will...

Du must aber irgendwelche Lastgrenzen angeben. Oder willst du die 25W 
auch an 0,1 Ohm abgeben? Dann müsstest du riesige Ströme bereitstellen 
können, oder
willst du 25W an 100Kohm bereitstellen. Dann benötigst du eine 
Hochspannungsendstufe.

Wenn du eine kapazitive Last von 100nF hast und dann bei 25MHz 25Watt 
liefern willst dann sind die Ströme auch riesig groß.

Also irgendwelche realistischen Randbedingungen must du schon zugrunde 
legen.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Ralph Berres schrieb:

> Du must aber irgendwelche Lastgrenzen angeben. Oder willst
> du die 25W auch an 0,1 Ohm abgeben? Dann müsstest du riesige
> Ströme bereitstellen können, oder willst du 25W an 100Kohm
> bereitstellen. Dann benötigst du eine Hochspannungsendstufe.

Der Einwand ist einerseits berechtigt, andererseits aber auch
merkwürdig: Ein 1kW-Motor gibt das eine Kilowatt auch nicht
unter beliebigen Bedingungen ab, sondern nur im Nennarbeitspunkt.

Dementsprechend verstehe ich die Angabe "25W" auch als
Nennleistung bei Anpassung.

Dass es unmöglich ist, unter beliebigen Lastbedingungen
25W (Watt! also Wirkleistung!) abzugeben, sieht man sofort,
wenn man in Gedanken einen hochwertigen Kondensator an den
Ausgang anschließt. Die notwendige Blindleistung übersteigt
dann schnell jedes sinnvolle Maß.

von Ralph B. (rberres)


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Possetitjel schrieb:
> Dementsprechend verstehe ich die Angabe "25W" auch als
> Nennleistung bei Anpassung.

Ich würde eine Endstufe auch so dimensionieren. Vielleicht so 
überdimensionieren, das sie bei beliebigen Lasten zwar nicht die 
Leistung abgibt, aber wenigstens nicht zerstört wird, oder runterregelt.

So kenne ich es von Endstufen für EMV Einstrahlmessungen.

5-15MHz 25W ist ja noch halbwegs human und auch mit normalen Mitteln 
hinzubekommen.

Viel aufwendiger und teuerer wird es schon wenn es 10KHz bis 1GHz mit 
100W oder mehr sein soll. Nicht umsonst kosten solche Verstärker locker 
20000 Euro.

Ralph Berres

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