Forum: Offtopic Kunstoff verfüllen, um danach Metall darauf zu kleben


von Chris R. (mrgreen)


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Hallo,

ich habe einen Laptop, dessen Scharniere defekt sind.
Der Hersteller hat Hülsen in den Kunststoff des Gehäuses gepresst, um 
darin die Schrauben für die Scharniere des Displays zu setzen.
Super Idee, natürlich sind alle diese Hülsen mittlerweile 
herausgebrochen.

Meine Idee ist nun, das Gehäuse an diesen Stellen mit "Spachtel" zu 
verfüllen, um die Scharniere daran anschließend wieder zu befestigen.

Dabei stellen sich mir zwei Fragen:

1. Welchen "Spachtel" (oder welche Füllmass) nehme ich am besten? Wer 
kennt da Zeugs?

2. Kann ich die Metallwinkel der Scharniere später auf diese Masse 
aufkleben? Gibt es einen Kleber, der das Metall so mit der Masse 
verbindet, dass es sogar die Hebelwirkung des Displays aushält?
Oder bohre ich lieber gleich durch und setze Schrauben?

Gruß
Mr.Green

von Icke ®. (49636b65)


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Diese Art Kunststoff ist zum Kleben gar nicht geeignet. Ich habe das 
schon oft bei Druckern gemacht, aber es hält nicht viel aus. 
Sekundenkleber hielt noch am besten, aber bei derartiger Belastung sehe 
ich schwarz. Es gibt wohl irgendein Dichlor-nochwas, das den Kunststoff 
anlöst und somit besser klebt, aber das Zeug ist hochgradig 
gesundheitsschädlich.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

Schrauben klingt einfacher, du könntest überlegen, die Schrauben gleich 
einzukleben, wenn du sie auch wieder rausschrauben können willst, vlt. 
vorher einfetten (sehr dünn).

Wenn Du in das Vollmaterial (Kleber) schrauben willst, wird das Material 
nur wieder unnötig belastet.

Epoxid ist für diesen Zweck zu spröde, vermutlich ist PU Kleber am 
besten geeignet. Klebeflächen vorher schön aufrauhen und entfetten.

Vlg
 Timm

von Chris R. (mrgreen)


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Hallo,

Schrauben einkleben wird nicht so leicht klappen, weil da überall noch 
die Reste der Hülsen (die Hülsen natürlich nicht, aber die "Wulste", in 
denen die Hülsen waren) sind.

Deswegen hatte ich überlegt, die beiden Ecken einfach komplett mir 
irgendwas aufzufüllen und dann komplett durchzubohren.
Wenn ich Senkkopfschrauben nehme, ist es an der Unterseite sogar fast 
plan.

Nur mit was fülle ich es auf? Ich kenne nur den Spachtel, mit dem ich 
Holz spachtel, und das wird wohl nicht gehen.

Gruß
Mr.Green

von J. D. (snowowl)


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Hallo,

also ich habe gute Erfahrung mit 2 Komponentenkleber gemacht. Ich hatte 
das Problem das bei einem Beamer die ausziehbaren Beine (einfache 
Gewindestangen mit Gummifüßen dran) im innern mitsamt den 
Kunststofführungen ausgebrochen waren. Nach dem Kleben war das so stabil 
das die Benutzer danach eher die Gewindestangen verbogen haben statt die 
Führungen nochmal auszubrechen.

Das einzige Problem ist, das der Kleber zwischendurch (Nach dem Mischen 
aber vor dem Aushärten) relativ flüssig wird, daher ggf. mit Klebeband 
etwas im Zaum halten. Und vorher gut entfetten und etwas aufrauhen.

: Bearbeitet durch User
von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Jörg D. schrieb:
> Hallo,
>
> also ich habe gute Erfahrung mit 2 Komponentenkleber gemacht.

2 Komponenten- ist nur eine Formulierung. Es gibt mehrere 2-K Klebstoffe 
und einige davon auch als 1-K und umgekehrt.

Wie gesagt, ich denke, PU Kleber (natürlich nicht Schaum) sollte ganz 
gut gehen. Ist etwas zäh/elastisch und haftet auch einigermaßen an 
niederenergetischen Oberflächen, besser als Epoxy jedenfalls.

lg
 Timm

von Jörg P. R. (jrgp_r)


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Mit UHU- Kunststoffkleber habe ich gute Erfahrung gemacht. Bondic 
(teuer) ist auch sehr gut geeignet, wenn man die Hülsen neu "einkleben" 
oder etwas rekonstruieren will.

von Chris R. (mrgreen)


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Die Hülsen einkleben klappt leider nicht mehr, die Aufnahmen haben sich 
komplett zerlegt.
Es bleibt also nur "Rekonstruieren"; ich will da einen größeren Block 
"gießen", in den ich entweder die Hülsen einklebe oder in den ich gleich 
Bohrlöcher setze.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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versuche, den Kusnstoff zu identifizieren (es sollte irgendwo eingeprägt 
sein, aller Wahrscheinlichkeit ABS).

ABS kann mit Methyl-Ethyl-Keton (MEK) [auch: "Butanon"] angelöst werden. 
Nimm ein Stückchen schwarze Stoßstange (die ist aus ABS) und löse es in 
MEK auf. Dann hast du "MEK-Pflaumenmus" (vergleichbare Konsistenz). Dies 
kannst du zur Auffüllung der abgebrochenen Ecken nehmen, bzw. deine 
Einpress-Hülsen damit irgendwie einpassen.

Behelfsweise (Alternativ) nimm einen Methyl-Metacrylatbasierenende 
2-Komponenten-Kleber,
http://de.wikipedia.org/wiki/Methylmethacrylatklebstoff

z.B. "Megabond 2000"
http://www.marston-domsel.de/de/produkte/befestigen-2k/megabond-2000
zu beziehen z.B. bei  www.louis.de
https://www.louis.de/artikel/megabond-2000-2-komponenten-kleber-25g/10004237

(es gibt auch was von Uhu, aber da gneau aufpassen welcher Kleber das 
ist, wichtg

Dieser Kleber löst den ABS-Kunststoff an und geht eine innige Verbindung 
ein mit dem Kunststoff.

Das Problem ist jedoch, daß diese Kunstharze (Megabond, Uhu) in sich 
lange nicht so stabil sind wie aufgelöstes ABS, und irgendwann reißen 
und bröseln. D.H. deine Einpresshülsen werden wieder abreißen. Das 
beste/stabilste ist tatsächlich, daß ganze mit aufgelösten ABS 
aufzufüllen, und dan  trocknen zu lassen. Da wird ohen Spannung und 
Spiel vollkommen fest und die Hülse hält wieder.

Beschaffungsquellen für MEK / Butanon? Keine Ahnung, möglicherweise 
Karosserie-Werkstatt / Smart repair etc. Oder das Uni-Chemielabor. Oder 
irgendwo online. Meistens sind die Frachtkosten höher als der 
Materialwert (wer braucht schon 1 Liter von dem Zeugs?)
http://www.kremer-pigmente.com/de/loesemittel--chemikalien-und-hilfsmittel/loesemittel/methylethylketon-mek-70740.html

: Bearbeitet durch User
von Icke ®. (49636b65)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> ABS kann mit Methyl-Ethyl-Keton (MEK) [auch: "Butanon"] angelöst werden.

Nur im Freien oder mit Atemschutz zu empfehlen:

http://www.gifte.de/Chemikalien/methylethylketon.htm

Zitat:
"Bereits nach kurzen Einwirkungen kann es zu Schädigungen des zentralen 
Nervensystems kommen. Ein wiederholter oder länger andauernder Kontakt 
kann eine Dermatitis auslösen."

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Icke ®. schrieb:
> Zitat:
> "Bereits nach kurzen Einwirkungen kann es zu Schädigungen des zentralen
> Nervensystems kommen. Ein wiederholter oder länger andauernder Kontakt
> kann eine Dermatitis auslösen."

Sicherlich wäre es verkehrt, den Umgang mit irgendwelchen Chemikalien zu 
verharmlosen. Allerdings sind hier auf der genannten Info-Seite die 
"maximal-Risiken" aufgeführt. So steht z.B. unter "Aceton" (siehe unten)

Dein Hinweis ist sicherlich sinnvoll, daß man auf ausreichende Belüftung 
achten sollte, und immer dran denkt, daß nicht alles was so transparent 
wie Wasser aussieht, auch so schmeckt oder die selbe Wirkung hat.

-----

http://www.gifte.de/Chemikalien/aceton.htm

 Symptomatik: Der Stoff kann oral, über eine Inhalation oder über die 
Haut (Kontaktgift!!) aufgenommen werden und reizt die Atemwege und die 
Augen. Bereits bei einer Temperatur von 20°C kommt es sehr schnell zu 
einer toxischen Kontamination der Luft. Eine Wirkung auf die Augen ist 
an einer Rötung, Schmerzen, verschwommenen Blick und Schädigungen an der 
Hornhaut zu erkennen. Die Haut wird durch den Stoff ausgetrocknet. Ein 
wiederholter oder länger ausdauernder Kontakt kann eine Dermatitis 
auslösen. Nach einer oralen oder inhalativen Aufnahme kommt es zu 
Übelkeit, Erbrechen, Husten, Schwindel, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, 
Verwirrung, Schläfrigkeit und Bewusstseinsstörungen bis zur 
Bewusstlosigkeit. Bereits bei einer kurzen Einwirkung sind Schädigungen 
an der Leber, den Nieren und den Magen-Darm-Trakt möglich. Bei einem 
wiederholten oder länger andauernden Kontakt können schädigende 
Wirkungen auf das Blut und das Knochenmark festgestellt werden. Der 
Genuss von alkoholischen Getränken potenziert die toxische Wirkung.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Chris R. schrieb:
> Die Hülsen einkleben klappt leider nicht mehr, die Aufnahmen haben sich
> komplett zerlegt.
> Es bleibt also nur "Rekonstruieren"; ich will da einen größeren Block
> "gießen", in den ich entweder die Hülsen einklebe oder in den ich gleich
> Bohrlöcher setze.

Ja, so würde ich das auch machen. Dafür reicht ein einfaches 
2K-Epoxydgiessharz aus, das man dann, um die Schlagzähigkeit und 
Festigkeit zu erhöhen, noch ordentlich füllen sollte (Glasfaser oder 
Metallpulver - letzteres geht bis 90%!). Das ergibt dann schon sehr 
ordentliche Bauteile.

Wir bestellen diese Sachen bei Breddermann. Es gibt aber auch andere 
Anbieter.

Edit: Fotos wären ganz schön ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Icke ®. (49636b65)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> Allerdings sind hier auf der genannten Info-Seite die
> "maximal-Risiken" aufgeführt.

Die in einem geschlossenen Raum ganz sicher zum Tragen kommen, wenn man 
Kunststoff damit auflöst und verarbeitet. Das ist nicht in zwei Minuten 
erledigt und auch während des Aushärtens gast das Zeug weiter aus. Neben 
den unmittelbaren Gesundheitsgefahren besteht außerdem das Risiko, sich 
eine Allergie einzufangen. Chemikalienallergien sind NICHT behandelbar 
und bleiben für den Rest des Lebens. Das ist wirklich kein Spaß, ich 
weiß, wovon ich rede.

von Joachim B. (jar)


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Chris R. schrieb:
> Meine Idee ist nun, das Gehäuse an diesen Stellen mit "Spachtel" zu
> verfüllen, um die Scharniere daran anschließend wieder zu befestigen.

ohne Bilder ist das hier nur raten,

aber so ähnlich arbeite ich gerne mit Stabilit Express
http://www.staples.de/flussigkleber/cbs/7243226.html?cm_mmc=SEM_PLA-_-Google-_-Fl%C3%BCssigkleber&price=incvat&ci_sku=7243226&ci_src=303774298&gclid=CP7Zy5fglcMCFcSWtAodojQALw

: Bearbeitet durch User
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