Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Draht als Antenne (EMV)


von Tim L. (lighttec)


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Moin,

Ich würde gerne über ein ca. 10 Meter langes Kabel (3 Adern á 0.5mm^2 
Querschnitt, Kupfer) ein serielles Signal übertragen (100mA bei 5V, 
Rechtecksignal). Das Kabel liegt in der Wand, ich vermute dicht hinter 
der Tapete (Ich würde die Tapete nur ungern abmachen um nachzusehen :D). 
Meine Befürchtung ist nun, dass das Kabel wie eine große Antenne wirken 
wird (Ich kenn mich mit der Abstrahlung von Signalen leider nicht so gut 
aus, deshalb frage ich auch hier). Im Kabel liegen 2 Datenleitungen und 
eine Masseleitung (0V). Die Frequenz des Signals ist noch nicht 
festgelegt soll aber irgendwo bei 100kHz liegen und das Signal wird kein 
Dauersignal sein.

Meine Frage ist nun, ob dieses Kabel einen erheblichen Störeinfluss 
darstellen wird und ob ich das ganze dementsprechend direkt wieder 
verwerfen kann, oder ob die Leistung dieser Störquelle so klein ist, 
dass das Ganze nicht weiter stört.

Gruß

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Wenn die Signale mit flachen Flanken übertragen werden, brauchst du dir 
keine Sorgen machen.

von Wolfi (Gast)


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"Rechteck" <sic!>

Das Gegenteil von "flachen Flanken".

Wolfi

von DD4DA (Gast)


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Wolfi schrieb:
> "Rechteck" <sic!>
>
> Das Gegenteil von "flachen Flanken".
>
> Wolfi

Na dann mit einer Gegentaktdrossel dagegen vorgehen. Mit Kondensatoren 
abblocken hilft auch. Man kann auch beides machen. Es hängt wirklich von 
den Verhältnissen ab.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
ob eine Leitung zur Antenne wird ober nicht, hängt von deren Länge im 
Vergleich zu der Wellenlänge der Signale ab.
Allerdings zählt da nicht die Grundfrequenz von z.B. 100kHz, sondern die 
Oberwellen, die steilen Schaltflanken drin sind.

Mit HF-Effekten ist schon zu rechnen, wenn die Leitunglänge größer als 
Lambda/10 ist(Lamdba= Wellenlänge). Ab. labda/4 wird es richtig heikel.

Für 10m Leitung sollten also die Wellelänge der HF nicht größer als ca. 
100m sein, was einer Freqenz von ca. 3MHz entspricht.
Für ein Digitalsignal von 100KHz Grundtakt sind aber ca. 3 MHz allemal 
für Oberwellen anzunehmen.

Neben Abstrahlung hast du dann aber noch andere Probleme, nähmlich 
Reflexionen an den Leitungenden. Diese wird normal durch sogenannte 
Terminierung der Leitungsenden (Anpassung der Last an die 
Leitungsimpedanz) behoben, aber dazu braucht man in der Regel odentliche 
Treiber.
Zu empfehlen wären niedrigere Datenraten in Verbindung mit Tiefpässen in 
den Leitungen, damit die hohen Frequnzen gar nicht erst entstehen.
Gruß Uwi

von Tim L. (lighttec)


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Von welchen Verhältnissen denn?
Kann mir jemand erklären, was genau die Gegentaktdrossel macht?

EDIT: U.M hat ja schon einiges erklärt, hatte den Post nicht mehr 
rechtzeitig gesehen.

In welchem Bereich sollten sich die Datenraten denn bewegen? Würde es 
besser sein, die Taktfrequenz zu reduzieren, zum Beispiel auf 10khz?
Und sollen die Tiefpässe einfach an den Anfang und das Ende der Leitung 
gesetzt werden?

: Bearbeitet durch User
von Helge A. (besupreme)


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Tiefpaß (besser Gleichtaktdrossel) eher an die Sendeseite.

Warum mußt du digitale Daten mit 100mA übertragen..??

von Stefan F. (Gast)


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Das wäre ein einfacher Tiefpass. Er nimmt den Rechtecksignalen die 
steilen Flanken weg. Das Signal wird mit flacheren Flanken übertragen, 
und hat somit weniger Oberwellen.
1
               100 Ohm
2
IC Ausgang o--[===]----+--------Kabel-----+----o IC Eingang
3
                       |                  |
4
                      ===                ===
5
                       | 1nF          1nF |
6
                      GND                GND

Die Grenzfrequenz dieses Tiefpasses beträgt ungefähr 1,5 Mhz.

Diese Schaltung findest du übrigen in parallelen Druckeranschlüssen 
wieder. Wenn der sendende Mikrochip einen schwachen Ausgang mit hohem 
Innenwiderstand hat (wie die ganze 40xx Serie), kann der Widerstand 
entfallen.

> 100mA bei 5V

100mA geht so natürlich nicht, wegen dem 100 Ohm Widerstand. Für 100mA 
müsste der Widerstadn viel kleiner sein, und der Kondensator viel 
größer. Allerdings wird dich dann warscheinlich der Leitungswiderstand 
stören.

von Tim L. (lighttec)


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Da hat sich wohl eine 0 zu viel eingeschlichen, 10mA waren gemeint.
Okay, den Tiefpass werd ich einbauen, die Widerstände/Kondensatoren 
entsprechend anpassen und schauen wie ich das Signal dann wieder 
dekodiert bekomme.
Kann man in etwa abschätzen wie weit die Störung reichen würde? In dem 
Bereich (ca. 40 Meter) werden Funkpager (diese vom Rettungsdienst) 
benutzt, weshalb ich auch nicht einfach so drauflos bauen wollte :D

: Bearbeitet durch User
von Matthias X. (current_user)


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Dir hilft natürlich die Tatsache dass Hin- und Rückleiter sehr nah 
zusammen sind. Dadurch heben sich die beiden Felder schon relativ gut 
auf.
Du solltest nicht nur über die Abstrahlung deines Leiters nachdenken, 
sondern auch über das Einkoppeln von Störungen. Das könnte genauso zum 
Problem werden wenn irgendwelche Kabel von Leuchtstoffröhren vielleicht 
parallel verlaufen. Diese arbeiten z.B. oft mit 40-50kHz und sind mal 
besser und mal schlechter entstört. Ähnlich problematisch können andere 
Verbraucher sein.

von Georg G. (df2au)


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Tim L. schrieb:
> 3 Adern á 0.5mm^2

Muss es dieses Kabel sein? Telefon Sternvierer hat sogar eine 
Abschirmung außen. Dann auf einem Paar Tx und GND und auf dem anderen Rx 
und noch einmal GND. Dann kannst du dir den ganzen Aufwand mit 
Tiefpässen und Drosseln ersparen.

von Tim L. (lighttec)


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Mit dem einkoppeln meinst du in mein Signal? Oder generell in das Kabel? 
(Das lag da schon vor meiner Zeit :D) Leuchtstoffröhren sind keine 
vorhanden und ich glaube auch keine anderen Kabel (außer die 230V 
Leitung). Ich weiß aber nicht ob das Kabel dicht an dieser entlang läuft 
oder nicht. Mir geht es eigentlich nur darum, dass ich da nicht aus 
Versehen einen dicken Störsender aufbaue.

Mal eine andere Frage, bei Ethernet-Kabeln müsste das ja auch ein 
Problem sein. Sind dafür die Magnetdinger (sorry für den Ausdruck) in 
den RJ-45 Steckern da? Ich glaub ich überleg nochmal, ob es nicht eine 
andere Möglichkeit gibt.

Mein Vorhaben ist von einem Raum(10 Meter entfernt) ein Datensignal in 
einen anderen Raum zu bekommen um zwei Heizungen zu steuern.

von Georg (Gast)


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Hallo,

die 100 mA sind unverständlich und ein ernstes Problem bez. EMV. Je 
weniger Energie unterwegs ist, desto weniger wird abgestrahlt. Auch die 
beschriebenen Filtermassnahmen werden dadurch viel aufwendiger. Am 
einfachsten wäre die Verwendung von Treibern mit kontrollierter 
Flankensteilheit.

Georg

von Tim L. (lighttec)


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Georg schrieb:
> Hallo,
>
> die 100 mA sind unverständlich und ein ernstes Problem bez. EMV. Je
> weniger Energie unterwegs ist, desto weniger wird abgestrahlt. Auch die
> beschriebenen Filtermassnahmen werden dadurch viel aufwendiger. Am
> einfachsten wäre die Verwendung von Treibern mit kontrollierter
> Flankensteilheit.
>
> Georg

Ich hatte bereits geschrieben, dass ich versehentlich 100mA anstatt 10mA 
geschrieben hatte.

von Georg G. (df2au)


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Tim L. schrieb:
> Mal eine andere Frage, bei Ethernet-Kabeln müsste das ja auch ein
> Problem sein.

Nein, Ethernet Kabel sind mindestens verseilte Doppeladern und 
heutzutage auch aufwendig abgeschirmt. Die Trafos in den Karten sollen 
für eine galvanische Trennung sorgen.

von Helge A. (besupreme)


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Pager laufen auf mindestens 27MHz (wenn das gaanz alte sind) oder viel 
höheren Frequenzen. Zur Beruhigung kanst du dir noch 2 Klappferrite 
besorgen, wie man sie auf manchen Computerkabeln findet.

von Georg (Gast)


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Tim L. schrieb:
> Ich hatte bereits geschrieben, dass ich versehentlich 100mA anstatt 10mA
> geschrieben hatte.

Deswegen wird aber die Empfehlung mit der begrenzten slew rate nicht 
falsch. Sie dir mal das Datenblatt an, mit sowas hast du die gerinngsten 
Probleme:

http://www.linear.com/product/LT1785

Georg

von Matthias X. (current_user)


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Wie gesagt, jede Stromleitung die in der Nähe verläuft könnte 
einstrahlen. Das erkennt man auch sehr schön wenn man mit einem 
Multimeter (Eingang>1Meg) die Spannung einer Unterputzleitung versucht 
zu messen. Selbst wenn das Kabel nicht angeschlossen ist misst man über 
100V~. Das liegt an der kapazitiven Kopplung zu anderen Leitungen.

Wenn es was selbstgebasteltes ist würde ich zwei Dinge in Betracht 
ziehen:
- Erhöhen des Spannungspegels. Im einfachsten Fall ein RS232 Converter. 
Die Daten mit +-12V zu übertragen ist sicherer als mit 0-5V weil dadurch 
der Signal-Störabstand größer ist.
- Geringere Baudrate. Kannst du die Baudrate der Schaltung ändern? Wenn 
ja mach sie nur so hoch wie notwendig. Eine Heizungssteuerung sollte 
auch mit 9600bps funktionieren (Du hast ja nichts weiteres zu den 
Anforderungen geschrieben). Wenn du die Baudrate nicht ändern kannst 
weil es fertige Teile sind, dann kannst du noch versuchen einen 
Konverter dazwischen zu hängen. Irgendein kleiner µC mit UARTs. Der µC 
empfängt das Signal mit 100KHz, übertägt die Daten mit 9600bps und ein 
weiterer Converter macht wieder ein 100KHz Signal draus. Solange die 
Datenrate nicht zu hoch ist oder es Anforderungen an das Timing gibt 
funktioniert das.

Ich würde zuerstmal es mit dem ersten Vorschlag probieren.
Ist es eine selbstgebaute Schaltung?
Welches Protokoll liegt dahinter? UART?
Du schreibst, dass du auch 10mA Strom überträgst. Ist das eine reine 
Datenverbindung oder soll der Sensor auch mit Strom versorgt werden?

von Tim L. (lighttec)


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Ich kann das ganze noch komplett umgestalten, die Geräte werden alle 
lokal, nicht über den Bus, mit Strom versorgt. Ich dachte mir ich frag 
lieber mal vorher bevor ich in die exakte Planung gehe und dann alles 
wieder verwerfen muss. Selbst die Pegel und Frequenzen sind im Grunde 
egal, da alles Marke Eigenbau ist. Selbst das Protokoll steht noch nicht 
fest, aber ich tendiere in Richtung UART, ja (das wäre das einfachste, 
da dass in den verwendeten AVR's hardwaremäßig schon enthalten ist).

: Bearbeitet durch User
von Matthias X. (current_user)


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Na dann...TTL-RS232 Converter, 9600bps, Filterschaltung von oben 
anpassen für Grenzfrequenz von 50khz. Das sollte ein guter Anfang sein.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Matthias xxx schrieb:
> Na dann...TTL-RS232 Converter, 9600bps, Filterschaltung von oben
> anpassen für Grenzfrequenz von 50khz. Das sollte ein guter Anfang sein.
Genauso kann man es machen.
Die RS232-Treiber wären nicht mal nötig, aber weil die eine bessere 
Schutz gegen Überspannung haben, als nackte Prozessorports, ist das doch 
besser.
Bei 9600 Baud kann man dann auch ruhig einen Tiefpass mit 100 Ohm und 
4,7 oder 10nF einsetzen.
Verdrillte Leitungen wären in jedem Fall eine gute Idee.
Gruß Öletronika

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