Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik EF25 Trafo wird zu warm


von Peer (Gast)


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Hallo,

Situation:

Flyback
Uin: 48 Vdc - 265 Vac
Pab: 25W
f: 80kHz
N1: 29; N2: 7
Wickelaufbau: 1.Lage N1' 15 Windungen, 2.Lage N2 3. Lage N1'' 14 
Windungen
alle Drähte d = 0,5mm, wobei N2 6 Drähte parallel gewickelt sind.

Der Übertrager ist vergossen und hat ein Tü von 17-18k. Das ist erstmal 
nicht viel, aber durch eine UL Forderung darf ich höchstens ein Tü von 
15k (Tü +Reserve) haben. Also angestrebt wird ein Tü von <10k.

N2 wurden mit Litze gewickelt. Dass hat gerade mal 1-2k gebracht.
Was kann man noch versuchen? N2 mit Kupferband? N1 mit Litze? Wie sind 
da die Erfahrungen?
Was mir noch nicht ganz klar ist, sind die Kernverluste im Bezug auf die 
Schaltfrequenz. Dachte immer die Kernverluste fallen mit fallender 
Frequenz. Laut Steinmetzgleichung ist das ja auch so, aber Fralla 
schreibt hier was anderes:

Beitrag "Trafo für Flyback"

Ganz grob Ausgedrückt  nehmen in Feriten für SNT (für 20k bis 500k) die
Verluste mit f^1.7 und B^2.6 (Flußdichthub) zu. Bei einem bestimmten
Kernvolumen gibt es daher ein Optimum der Kernverluste welches aus
Frequenz und Flußdichte (daraus resultiert eine Windungszahl und damit
Luftspalt). Diese Optimum ist je nach Ferrit Temperaturabhängig
undzusätzlich kommen bösartige Effekte wie
Proximity/Stromverdrängung(wenn der Luftspalt zu groß ist->aufteilen).
Windungszahl geht natürlich auf die Kupferverluste. Bei der reinen
Kernverlustbetrachtung, wird man manchmal verleitet mit der Frequenz
recht hoch zu gehen, beachte dass dabei aber auch die Schaltverluste
linear mitansteigen.

Gruß

von MaWin (Gast)


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Peer schrieb:
> Was mir noch nicht ganz klar ist, sind die Kernverluste im Bezug auf die
> Schaltfrequenz.

Jede Ummagnetisierung bringt 1x Kernverluste.

Doppelte Frequenz also doppelte Verluste.

Das Material macht den Verlust, 2cm^3 Kernvolumen bringen also doppelte 
Verluste als 1cm^3 Kernvolumen (hat aber auch mehr Iberfläche, wird also 
nicht doppelt so warm, sondern nur 1,irgendwas wärmer)

Wenn man jedoch halbe Frequenz mit doppelter Magnetisierungsstärke 
kompensieren will, schiesst man sich ins Knie, denn steigende 
Magnetisierungsstärke führt zu überproportional hohen Verlusten, kommt 
man in den Bereich der Sättigung sogar zu exorbitanten Verlusten.

400mT statt 200mT bringen also mehr als doppelte Verluste.

Es gibt also eine optimale Kerngrösse, Frequenz und 
Magnetisierungsstärke für die zu übertragende Leustung.

Bliss welche UL lässt nur 15 GradC Temperaturerhöhung zu, normal sind 40 
GradC.

von Peer (Gast)


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MaWin schrieb:
> Bliss welche UL lässt nur 15 GradC Temperaturerhöhung zu, normal sind 40
> GradC.

UL schreibt eine Maximaltemperatur vor. Mit einer maximalen 
Umgebungstemperatur und einer Temperaturerhöhung im Gehäuse bleiben 
besagte 15 Kelvin für den NT Übertrager übrig.

Gut, was nun?

Frequenz anheben bring also mehr Ummagnetisierungsverluste, aber auch 
Ieff sinkt und damit sinkt auch Pv_cu. EMI kann aber schwieriger werden.

Frequenz senken bringt weniger Ummagnetisierungsverluste, aber auch Ieff 
steigt und damit steigt auch Pv_cu. Ausserdem kann der Kern weniger 
Energie übertragen.

Vielleicht muss man sich um die Proximityverluste kümmern. Aber wenn ich 
das richtig verstehe ist da wenig mit rechnen (Vielleicht Simu, lohnt 
aber wahrscheinlich bei 25W nicht). Aus anderen Threads gibt es den 
Hinweis Kupferband zu verwenden und auch gegebenenfalls parallel zu 
schalten. Erfahrungen in meiner Leistungsklasse?

von Mark S. (voltwide)


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Meine Meinung dazu:
-In der Mehrzahl der Fälle überwiegen Wicklungsverluste gegenüber 
Kernverlusten
-Litzdraht verwenden
-möglichst gute Kopplung hinbekommen, Streuverluste werden zu einem 
nicht unwesentlichen Teil in den Wicklungen verheizt.
-verschachtelte Wicklungen
-möglichst jede Lage in der vollen Breite bewickeln
-lieber weniger Windungen und dafür höher magnetisieren:
Bei 50..100KHz Taktfrequenz gehe ich meist bis 300mT

von Peer (Gast)


Angehängte Dateien:

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Zum Thema Verluste im Schaltreglern habe ich noch ein interessantes 
Diagram im Tietze/Schenk gefunden 12. Auflage

Wahrscheinlich sind dabei aber diese Proximityverluste nicht mit 
berücksichtigt, da die ja sehr vom Wickelaufbau und verwendetem Material 
(Draht, Litze, Kupferblech)abhängen.

Wenn ich dem Diagram trauen darf, bin ich mit 80kHz schon relative nah 
am Optimum. Würde ich jetzt auf 60kHz herunter gehen müsste ich den 
nächst grösseren Kern nehmen. Wobei dann ja die Kernverluste wieder 
steigen. Werde wohl nochmal primär mit Litze versuchen da dort mehr 
Wicklungen drauf sind.

von Miro (Gast)


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Hallo Peer,

was für einen Kern hast du denn da verbaut ? (Material, Al-Wert)

Gruß

Miro.

von Peer (Gast)


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Al = 151nH;  N87

Miro schrieb:
> was für einen Kern hast du denn da verbaut ? (Material, Al-Wert)

N87; Al = 151nH

von Werner H. (pic16)


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Bei N87 AL=151nH ?? Normal sind 1850.

> Uin: 48 Vdc - 265 Vac

Reichen nicht unserem 230V Netz entsprechende 195- 265V? Woher hast du 
überhaupt diese abenteuerlichen Wickeldaten? N1 nur 29 wdgn? N2 6x 
0,5mm... da reichen garantiert auch 2x 0,35 bifi bei 25W. Womit wird das 
Teil angesteuert und welche Spannung sekundär?

: Bearbeitet durch User
von Peer (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Normal sind 1850.

Aber nicht bei einem Flyback, den der braucht einen Luftspalt. Ein Blick 
ins Datenblatt hilft da weiter.

Werner H. schrieb:
> Reichen nicht unserem 230V Netz entsprechende 195- 265V?

Ja, 184V-265V, aber es gibt ja nicht nur das 230V Netz;-).

Werner H. schrieb:
> Woher hast du
> überhaupt diese abenteuerlichen Wickeldaten?

Schmidt-Walther

Werner H. schrieb:
> N2 6x
> 0,5mm... da reichen garantiert auch 2x 0,35 bifi bei 25W. Womit wird das
> Teil angesteuert und welche Spannung sekundär?

Tragen diese Fragen zur Klärung der meinigen bei?

Werner, hast du eine Idee wie ich das Ding kühler bekomme?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Peer schrieb:
> Werner, hast du eine Idee wie ich das Ding kühler bekomme?

Offensichtlich nicht. Aber auch alle anderen können nur raten, so lange 
nicht mal klar ist, ob Kernverluste oder Kupferverluste dominieren.

Peer schrieb:
> N2 wurden mit Litze gewickelt. Dass hat gerade mal 1-2k gebracht.

Das war dann wohl der Anteil der Verluste, der durch Skin-/Proximity- 
Effekt verursacht wird. Es scheint offensichtlich noch weitere Ursachen 
für Verluste zu geben.

von Miro (Gast)


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Hallo Peer,

Mir ist noch aufgefallen, dass die Vorgabe, mit den maximal 15 K ohnehin 
sehr, sehr ambitioniert ist. Der Ef25 hat einen Rth von 40 K/W, das 
heißt, bei einer maximalen Erwärmung von 15 K darfst du dir maximal 
0.375 W Verluste erlauben, das sind bei deiner Nennleistung von 25 W 
gerade mal 1.5%. Ich glaube nicht, dass man das mit so einer 
Konfiguration schafft.

Gruß
Miro

von Werner H. (pic16)


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> der braucht einen Luftspalt
Logo.

> aber es gibt ja nicht nur das 230V Netz
Hatte ich ja bemerkt.

Meine Vemutung, du verwendest einen Kern mit einem Luftspalt von 0,5mm, 
also von der Stange. Um ein Optimum zu erreichen, und die Verluste 
kleinzuhalten sollte der L-Spalt aber genau berechnet werden. 0,5 mm 
erachte ich als etwas zu groß, um die 0,25 wäre wohl besser bzw. realer. 
Sollte aber genau berechnet werden. Auch die Topologie des Aufbaus fällt 
hier ins Gewicht.
Vielleicht hilft dir der Link weiter?
http://www.epcos.de/blob/385696/download/4/ferrite.zip

: Bearbeitet durch User
von Dieter W. (dds5)


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Peer schrieb:
> ... aber durch eine UL Forderung darf ich höchstens ein Tü von
> 15k (Tü +Reserve) haben. Also angestrebt wird ein Tü von <10k.

Die haben doch nicht mehr alle Elektronen auf dem äußersten Orbital.

Da wird ja schon jeder Widerstand bei halber Nennleistung wesentlich 
wärmer und ein µC bei maximaler Taktfrequenz sicher auch.

von Peer (Gast)


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Sorry, war viel los heute.

Axel Schwenke schrieb:
> ob Kernverluste oder Kupferverluste dominieren.

Wie ich schon schrieb, ist das Teil vergossen und damit kann ich 
schlecht sagen ob der Kern, oder die Wicklung wärmer ist. Aber mit Miros 
Angabe 40 K/W und Tü 18 K komme ich auf 0.45W. Für die primären 
Kupferverluste habe ich ca. 0.2W berechnet. Aber ob man dass so einfach 
sagen kann bezweifele ich. Denn im DB steht bei 100kHz 200mT und 100°C 
ein Pv von <1.6W. bei 80kHz wären das ja 1.28W. Das ergäbe ein Tü von 
51.2°C. Na, irgendwas stimmt da noch nicht.


Miro schrieb:
> Mir ist noch aufgefallen, dass die Vorgabe, mit den maximal 15 K ohnehin
> sehr, sehr ambitioniert ist

Ja, dass hatte ich ja auch schon geschrieben. Die 15K ergeben sich auch 
aus einer Forderung für unsere Geräte, die heißt Umgebungstemperatur 
max. 70°C. Wären dass nur 55°C hätte keiner ein Problem.

Miro schrieb:
> Der Ef25 hat einen Rth von 40 K/W

Im Datenblatt habe ich diese Angabe nicht gefunden. Woher stammt sie?

Werner H. schrieb:
> Vielleicht hilft dir der Link weiter?

Danke, den schaue ich mir morgen mal an.

Dieter Werner schrieb:
> Die haben doch nicht mehr alle Elektronen auf dem äußersten Orbital.

Kommt mir manchmal auch so vor. Ist alles sehr zeitaufwendig und 
nervenaufreibend.

von hinz (Gast)


Angehängte Dateien:

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Peer schrieb:
> Miro schrieb:
>> Der Ef25 hat einen Rth von 40 K/W
>
> Im Datenblatt habe ich diese Angabe nicht gefunden. Woher stammt sie?

Siehe Anhang.

von Mark S. (voltwide)


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Diese Verlustrechnungen haben bei mir noch nie gepaßt. Gerade 
Sperrwandlerübertrager wurden bei mir immer wärmer als erwartet.
Und Wicklungsverluste waren da immer das größere Problem.

Gut beherrschbar sind imho LLC-Wandler: Keine Erwärmung durch 
Streuverluste, insgesamt sehr verlustarme Übertrager, wesentlich 
kleinere Kerne als bei Sperrwandlern. Leider nicht geeignet für weite 
Eingangsspannungsbereiche.

there is no free lunch!

von Miro (Gast)


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Die Angabe mit den 40W/K kann man auch im aktuellen Datenbuch auf Seite 
168 unter den "Application Notes" finden. Nur dürfte es so sein, dass 
wenn das Bauteil vergossen ist, dieser Wert nicht stimmen wird.

Das mit der Berechnung der Kernverluste ist für Sperrwandler leider 
nicht sehr genau, da die Kernverlustangaben im Datenbuch mit 
sinusförmiger Aussteuerung ermittelt werden, und beim Sperrwandler hat 
man ja andere Kurvenformen.

Gruß

miro

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