Forum: Platinen Defekte SMD Bauteile erkennbar?


von Richard N. (richi1184)


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Hallo,

ich bin neu im Forum und hab daher noch wenig Erfahrung.
Gerade mit SMD hatte ich noch nicht viel zu tun und hoffe, dass hier
mein Unwissen gelindert werden kann ;)

Der Grund für meine Anmeldung ist mein defekter Projektor JVC DLA X30.
Der verweigert seit kurzem seinen Dienst. Lässt sich einschalten, kommt
aber nicht über die Aufwärmphase raus. Das kann natürlich mehrere Gründe
haben. Da ich keine Garantie mehr habe, wollt ich mir die Platinen mal
genauer anschauen. Gedacht getan, meines Erachtens keine weiteren
Auffälligkeiten.
Und hier schon mal die erste Frage: Kann man defekte Bauteile über
Verfärbungen an der Platine durch hitze, überhaupt erkennen?

Auch sind mir an einigen Widerständen der Videoeingangsplatine
sonderbare rote feste Punkte, wie in den angehängten Bildern, zu
sehen/fühlen.
Ist das ein Defekt der Bauteile oder vielleicht doch was ganz normales
wie Kleber oder ein Schutz?

Vielen Dank schon mal!

Richi

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Richard Nocke schrieb:

> Und hier schon mal die erste Frage: Kann man defekte Bauteile über
> Verfärbungen an der Platine durch hitze, überhaupt erkennen?

Wenn man das kann, ist es eher ein Zeichen für grundlegende Fehler
im Schaltungs-/Platinenentwurf (lokale Überhitzung).

Normalerweise sieht man da nichts, aber normalerweise gehen auch
Widerstände kaum „von selbst“ kaputt.

> Ist das ein Defekt der Bauteile oder vielleicht doch was ganz normales
> wie Kleber oder ein Schutz?

Sieht aus wie Kleber oder Schutzlack oder sowas.

Das scheinen (zumindest teilweise) so genannte „Null-Ohm-Widerstände“
zu sein, die verschiedene Masseflächen miteinander verbinden.
Möglicherweise haben sie eine Sicherheitsfunktion und man will auf
diese Weise einen zusätzlichen Schutz gegen deren Ablösen auch im
Extremfall (Platine wird sehr heiß) erreichen.

von Schreiber (Gast)


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Richard Nocke schrieb:
> Kann man defekte Bauteile über
> Verfärbungen an der Platine durch hitze, überhaupt erkennen?

nur in Extremfällen, etwa wenns schon Rauchzeichen gab. Normale Fehler 
sind aber nicht zu erkennen, da hilft dann nur Erfahrung und Nachmessen

von Richard N. (richi1184)


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Vielen Dank für die rasche Antwort!

Dann geh ich mal von intakten Bauteilen aus.

Natürlich hab ich auch den Support von JVC angeschrieben. Nach meiner 
Fehlerbeschreibung deutet es auf ein defektes Mainboard hin. Aber ganz 
klar ist hier eine Ferndiagnose schwierig.

Jetzt such ich natürlich den kostengünstigsten weg und da gehört der JVC 
Kundendienst nicht dazu.

Die Methode mit dem Backofen finde ich recht interessant. Meist für 
Grafikkarten angewandt. Leider finde ich da nichts genaues was 
Einstellungen und Zeit angeht. Zudem sind die Platinen auf beiden Seiten 
bestückt, und da stellt sich die Frage, wie man die geklebte Seite 
erkennt?Die Bauteile sollen ja nicht herunter fallen.

Mit welcher Temperatur und Zeit werden den die Platinen in der Fertigung 
"gebacken"?

Wird mir hier von der Methode "Backofen" generell abgeraten?

Vielen Dank
Richi

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Richard Nocke schrieb:

> Die Methode mit dem Backofen finde ich recht interessant. Meist für
> Grafikkarten angewandt.

Da sind typischerweise auch dicke BGAs (Ball Grid Arrays, also ICs
mit vielen Lotkugeln an der Unterseite) drauf.  Ist denn sowas auch
auf deinem Mainboard?

> Leider finde ich da nichts genaues was
> Einstellungen und Zeit angeht.

Das ist auch genau der kritische Punkt dabei.

> Zudem sind die Platinen auf beiden Seiten
> bestückt, und da stellt sich die Frage, wie man die geklebte Seite
> erkennt?

Die mit weniger oder kleinen Bauteilen.  Mach mal Fotos, dann lässt
sich das sicher gut abschätzen.

> Mit welcher Temperatur und Zeit werden den die Platinen in der Fertigung
> "gebacken"?

Typischerweise haben die IC-Datenblätter Lötprofile, die die Temperatur
vs. Zeit darstellen.

> Wird mir hier von der Methode "Backofen" generell abgeraten?

Würde ich an deiner Stelle nur als letzte Möglichkeit in Erwägung
ziehem.  Die Gefahr des Misslingens ist groß.

von Richard N. (richi1184)


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Ok, BGA wäre ja die GPU nehm ich an. Auf den Boards vom JVC sind auch 
verschiedene Videoprozessoren drauf. Ich mach heut Abend mal Bilder und 
stell sie hier rein.

Danke!
Richi

von bergy - Gast, da unterwegs (Gast)


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Richard Nocke schrieb:
> Hallo,

>  Lässt sich einschalten, kommt
> aber nicht über die Aufwärmphase raus. Das kann natürlich mehrere Gründe
> haben. Da ich keine Garantie mehr habe, wollt ich mir die Platinen mal
> genauer anschauen. Gedacht getan, meines Erachtens keine weiteren
> Auffälligkeiten.

Aber wenn Du nicht weisst auf was Du achten solltest wird Dir auch 
nichts auffallen können...

Wie schon geschrieben, sind auf deinen Fotos einige Bauteile auf der 
Rückseite geklebt (wahrscheinlich im Schwallötprozess einfach mit über 
die Welle gezogen und dafür lagen die geklebten zu nahe an den Buchsen 
so dass man Sie nicht mit einer Abdeckung schützen konnte...).

Vielversprechender ist ein intensiverer Blick auf dei Becherelkos.
Wenn die dicke Backen machen (der Deckel etwas nach außen gewölbt), so 
wäre dies ein lohnenswerter Ansatz.

Ein verfrachten der Baugruppe aus voreilendem Gehörsam zur BGA 
Lötfehlerfraktion sehe ich eher kritisch...

Gruß Bergy

von Richard N. (richi1184)


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Hier mal neben den Videoeingangsplatinenbildern noch die anderen 
größeren  SMD-platinen. Die Elkos vom Netzteil haben keinen Bauch und 
sehen gut aus.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Naja, welche Seiten Unter- und welche Oberseite beim Löten sind, ist
doch gut erkennbar (Unterseite: Mainboard2, Platine1_1, Platine2_1).

Aber ich sehe da keine Chance, dass du bei den Teilen irgendwie
irgendwas brauchbar nachgelötet bekommst.  Man müsste wohl zumindest
irgendwie eine Idee haben, an welcher Ecke da was im Argen liegt, um
genau die Stelle gezielt zu bearbeiten.

Wenn du die Dinger in den Backofen schiebst, machst du nur noch mehr
kaputt.

von Richard N. (richi1184)


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Hab mir darüber Gedanken gemacht. Da ich eher selten schau bin ìch mir 
auch nicht ganz sicher. Allerdings bin ich der Meinung, das letzte mal 
bei Benutzung des JVCs hab ich bei der Abkühlphase den Strom 
weggenommen. Also wurde die Wärme nicht abtransportiert. Das 
nächstliegende zur Lampe wäre das Mainboard. Das wiederum nach Bild 
Mainbord2 links unten.
Defekt der Lampe hatte ich ausgeschlossen da diese bei der aufwärmphase 
angeht. Aber vielleicht gibt es ja die Möglichkeit eines 
Widerstandsprofil welches der Projektor bei der Aufwärmphase auswertet. 
Evtl. Hat die Lampe dann doch nen Schuß weg? Die Frage gehört  jetzt 
nicht hier her, aber gibt es die Möglichkeit?

Danke
Richi

von Richard N. (richi1184)


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Um den Thread abzuschließen.

Hab nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen und daher mich daher gegen 
die "Backofenmethode" entschieden.
Wollte es mal mit einer neuen Lampe versuchen und dazu musst ich den 
Projektor erst mal wieder zusammen bauen. Hab aber doch mal den Föhn 
meiner Freundin genommen und die Platinen damit erwärmt. Wer weiß, 
vielleicht bringt es was.

Zusammengebaut und er läuft wieder. Das ist ja mal so ne Sache mit den 
Dingern :/ Meine Freude hält sich natürlich in Grenzen, kann je wieder 
kommen...
und woran es liegt weiß ich natürlich auch nicht. Gibt es hier öfters 
solche Erfahrungen?


Auf alle Fälle, Danke nochmal an die rege Anteilnahme an dem Thread!

Richi

von Sni T. (sniti)


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Dass der Föhn deiner Freundin da viel ausmacht (sofern es einer für die 
Haare ist) wage ich zu bezweifeln.

(In deinem ersten Bild sieht man unten links eine kalte Lötstelle. Kann 
sein, dass das der nur "mechanisch" wichtig ist, könnte aber auch das 
Problem sein.) Ist wohl eine Plastiknase..

Ansonsten kann durch das auseinander- und zusammenbauen z.B. eine kalte/ 
gebrochene Lötstelle wieder Kontakt haben, weil die Platine nun 
mechanisch anders belastet wird. Ebenso wäre eine Kontaktgeschichte an 
den Kabeln denkbar.

: Bearbeitet durch User
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