Forum: Platinen Berechnung der maximal zulässigen Stromstärke


von Matthias M. (matze86)


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Hallo Leute,

kann mir jemand sagen, wie ich die maximal zulässige Stromstärke 
(abhängig von der Temperatur) meiner Leiterbahn/Elektrode berechnen 
kann?
Komm da nicht so richtig vorran.

Hier die Details:

- Leiterbahnbreite: 200 µm
- Leiterbahndicke: 100 nm
- Leiterbahnlänge: 20 mm
- Leiterbahnmaterial: Platin

Die Diagramme die ich bisher gefunden habe gehen nur bis 35µm Dicke und 
das auch nur für Kupfer... :(

Dankeschön!

Viele Grüße
Matze

von Falk B. (falk)


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@ Matthias M. (matze86)

>kann mir jemand sagen, wie ich die maximal zulässige Stromstärke
>(abhängig von der Temperatur) meiner Leiterbahn/Elektrode berechnen
>kann?

Gar nicht. Das kann man bestenfalls sehr aufwändig simulieren oder 
messen. Nimm fertige Tabellen und gut. Siehe Leiterbahnbreite.

>- Leiterbahnmaterial: Platin

WOW! Nobel geht die Welt zu grunde.

>Die Diagramme die ich bisher gefunden habe gehen nur bis 35µm Dicke und
>das auch nur für Kupfer... :(

Dann muss man halt etwas kreativ umrechnen, um die geringere 
Leitfähigkeit des Platins einzurechnen. Sprich, man dreht es so, dass 
bei gleichem Querschnitt die gleiche Leistung abfällt (denn die macht 
die Verlustwärme). Platin hat ca. 105 mOhm mm^2/m, Kupfer hat ~18 mOhm 
mm^2/m, sprich dazwischen liegt Faktor 5,8.

Da gilt P = I^2 * R und ausserdem P_Kupfer = P_Platin,

I_K^2 * R_K = I_P^2 *R_P

R_P = 5,8 * R_K

->

I_K^2 * R_K = I_P^2 * 5,8 * R_K

->

I_P = 1/wurzel(5,8) * I_K = 0,41 * I_K

Also schafft die Platinleiterbahn nur 41% der Stromstärke bei gleicher 
Erwärmung.

von Mangönntsichjasonstnichts (Gast)


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>Die Diagramme die ich bisher gefunden habe gehen nur bis 35µm Dicke und
>das auch nur für Kupfer

Diese Tabellen beziehen sich eben auf "normale" Printplatten für 
"normale" Elektronik, mit Pertinax oder FR4 als Trägermaterial.

Bei einer Leiterbahn aus Platin mit 100 nm Dicke wird es sich ja kaum um 
eine normale Printplatte sondern vermutlich um irgendeinen Sensor 
handeln?

Auf welchem Substrat ist die Leiterbahn denn drauf? Was wäre denn als 
maximale Erwärmung zulässig? Welche Ströme sollen denn da drüber laufen?

Bei 100 nm Dicke werden wohl schon ein paar mA zuviel sein.

von Marc S. (Gast)


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Mangönntsichjasonstnichts schrieb:
> Bei 100 nm Dicke werden wohl schon ein paar mA zuviel sein.

Die Stromdichte bei solchen Konstrukten ist deutlich höher als bei 
"normalgroßen" Leitungen!

von Falk B. (falk)


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@ Marc S. (Gast)

>Die Stromdichte bei solchen Konstrukten ist deutlich höher als bei
>"normalgroßen" Leitungen!

GENAU!

Beitrag "Re: Unglaublich hohe Stromdichte?"

von Matthias M. (matze86)


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Mangönntsichjasonstnichts schrieb:
> Auf welchem Substrat ist die Leiterbahn denn drauf? Was wäre denn als
> maximale Erwärmung zulässig? Welche Ströme sollen denn da drüber laufen?

Auf PMMA ist die Leiterbahn drauf. Maximale Erwärmung sollte 70°C nicht 
überschreiten. Ströme bis ca. 200µA.

von Georg (Gast)


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Matthias M. schrieb:
> Komm da nicht so richtig vorran.

Vielleicht kann man die mögliche Wärmeabführung mit einem FEM-Programm 
lösen, wie es das für die thermische Simulation von Leiterplatten gibt 
(wieviel Wärme entsteht ist ja einfachste Physik), aber ich denke, der 
Aufwand dafür ist grösser als Muster zu fertigen und auszumessen. Die 
Software liegt im hohen kEuro-Bereich und es dürfte auch einigen Aufwand 
kosten, sie an das Problem anzupassen. Eines der Probleme dabei: schon 
ein Hauch von Luftzug ändert die Werte um hunderte Prozent.

Die Leiterbahntabellen, die du erwähnst, sind Schätzwerte nach Messungen 
und auch nicht zuverlässiger als auf -50/+100%, und wurden vor einiger 
Zeit massiv geändert.

Georg

von Georg (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Also schafft die Platinleiterbahn nur 41% der Stromstärke bei gleicher
> Erwärmung.

Bei gleicher Dicke, so weit so gut. Aber seine Leiterbahn ist um den 
Faktor 350 dünner, also ist die Strombelastbarkeit 0,12 % von 35 µ Cu, 
so ganz ungefähr 1 mA. Ohne die geringste Garantie.

Georg

von Kai S. (kai1986)


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Hallo,

um die maximal zulässige Stromstärke zu berechnen musst du eigentlich 
die abführbare Wärmemenge bei der gegebenen Temperaturdifferenz 
ermitteln. Wenn das genau (besser als 10% Unsicherheit) werden soll muss 
man das mit einer aufwendigen FEM-Rechnung machen. Wenn es ehrer um eine 
rechnerische Abschätzung geht, dann lässt sich das durchaus von Hand 
berechnen.
Mit den Nusselt-Beziehungen lassen sich Wärmeübergangskoeffizienten 
berechnen. Die Beziehungen sind rein empirischer Natur und weichen teils 
auch mal bis zu 50% von der Realität ab (Aussage von meinem Prof.).

Alternativ kannst du auch einfach einen Strom durch deine Leiterbahn 
schicken und die Temperatur messen.

Gruß Kai

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