Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elektret-Mikrofon-Kapsel über langen Klingeldraht an Soundkarte (Mikrofoneingang) anschließen


von Jörg G. (spiderbaby)


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Liebe Forum-Mitglieder,

ich bin gerade dabei, eine Video-Türsprechanlage auf Basis eines 
Raspberry Pi aufzubauen. Auf dem Pi läüft ein Asterisk 11 unter 
Debian/Raspbian Jessie (per distuprade von Wheezy), das mittels 
Confbridge-Modul zwischen Türsprechmodul am Gartentor (noch nicht 
fertig), einer SIP-fähigen IP-Kamera auf dem Balkon und mehreren Android 
Telefonen mit Linphone als SIP-Client beim Betätigen des Klingeltasters 
eine Video-Konferrenz aufbaut. Zusätzlich schalte ich über den Raspberry 
insgesamt 8 Relais zum Einschalten von Gartenbeleuchtung, Türöffnern und 
anderer Garten-Elektrik.

Sie softwareseitige Entwicklung ist fertig. Alles funktioniert wie 
gewünscht. Hardwareseitig fehlt aber noch der Anschluss von Lautsprecher 
und Elektret-Mikrofonkapsel im Torpfeiler am Gartentor an die interne 
Soundkarte des Raspberry mit einem nachgeschalteten 3W-Verstärker 
(Lautsprecher) und eine weitere USB-Soundkarte mit Mikrofoneinfang 
(Mikrofon).

Die Strecke vom Raspberry bis zum Torpfeiler ist sehr lang (>40m) und es 
ist nur 12-adriges Fernmeldekabel (Klingeldraht, 0,6mm) verlegt. Für den 
Lautsprecher und das Mikrofon sind noch 5 Adern verfügbar. 12V 
Wechselstrom + GND vom Klingeltrafo sind im Torpfeiler außerdem 
vorhanden.

Ein 2-adriger Anschluss der Elektret-Kapsel mittels Fernspeisung über 
die 3V auf dem mittleren Ring des Mikrofonsteckers der Soundkarte über 
Widerstand und Koppelkondensator wird bei dieser Kabellänge, und dann 
noch ungeschirmt, sicher nicht störungsfrei funktionieren.

Mit Unix und Software-Programmierung beschäfige ich schon eine Weile. In 
E-Technik habe ich aber leider nur Grundkenntnisse und mich zuletzt vor 
vielen Jahren eher gezwungenermaßen während meines Studiums damit 
beschäftigt. Dort war auch eher die Mathematik als die Anwendung im 
Fokus. Erst der Raspberry hat mein Interesse so richtig geweckt. Mit 
entsprechender Recherche kann ich die Schaltungen, die hier im Forum 
vorgestellt werden zwar nachvollziehen, habe aber nicht das Wissen und 
die Erfahrung, selbst Ideen zu entwickeln.

Daher meine Bitte an euch, mir ein paar Denkanstöße zu geben und die 
richtigen Stichwörter zu nennen :-)

Eigentlich muss doch jede Türsprechanlage oder Telefonschaltung genau 
dasselbe Problem lösen. Wie arbeiten diese Geräte? Mit NF-Übertragern, 
Verstärkern? Wie wird Netzteil Brummen gesiebt/verhindert?
Lässt sich schlechte Leitungsqualität durch eine (Spannungs-)Verstärkung 
direkt hinter dem Mikrofon kompensieren? Muss die Spannng dann wieder an 
den Mirkofoneingang angepasst werden, um ein Übersteuern zu vermeiden?
Kann ein Rauschen oder andere Störgeräusche ober entsprechende Filter 
reduziert werden? Eine hohe Abbildungstreue des Original-Signals ist ja 
nicht unbedingt notwendig. Es soll eben einfach nicht rausche, kratzen 
oder brummen.
Auf "http://www.elv.de"; bin ich auf einen interessanten Artikel 
"Fernspeisung für Elektret-Mikrofone FFK1" gestoßen 
(http://www.elv.de/Fernspeisung-f%C3%BCr-Elektret-Mikrofone-FFK1/x.aspx/cid_726/detail_32022). 
Die dort vorgestellte Schaltung arbeitet mit "Signalübertragung durch 
Stromänderungen (Stromeinprägung)" und verspricht sehr gute 
Übertragungsergebnisse auf über langen Klingeldraht. Leider ist es ein 
Kaufartikel und ich kann ihn nicht direkt hier einstellen :-(

Gibt es vielleicht auch fertige anschlussfertige 
"Standard-Türsprechmodule"? Aber selbst wenn, würde ich die 
zugrundeliegende Technik natürlich gerne verstehen.

Vielleicht könnt ihr mir ja auch ein gutes Buch oder eine andere Quelle 
empfehlen, über die ich mich einarbeiten kann.


Viele Grüße
Jörg

von npn (Gast)


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Ich würde auf Mikrofonseite, also an der Türsprechstelle, ein 
differentielles Signal draus machen und auf der Innenseite wieder zurück 
in ein unsymmetriesches Signal wandeln. Ist mit zwei OPVs leicht gemacht 
und man verringert die Störeinstreuungen auf der Leitungslänge.
Am besten funktioniert das bei twisted pair-Leitungen, da ist die 
Störauslöschung am größten, sollte aber in einem Kabel mit Einzeladern 
auch funktionieren.

von Jörg G. (spiderbaby)


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Danke für den Tip!
Dann bräuchte ich 3 Leitungen für das Mikro?

Kennst du einen Link mit einer Beispielschaltung, die mit 12V 
Wechselstrom betrieben werden könnte?

Danke
Jörg

von Kai K. (klaas)


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>Hardwareseitig fehlt aber noch der Anschluss von Lautsprecher
>und Elektret-Mikrofonkapsel im Torpfeiler am Gartentor an die interne
>Soundkarte des Raspberry...

Schon mal über Blitzschutz nachgedacht?

von Jörg G. (spiderbaby)


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Nein, bzgl. der Fernmeldekabel noch nicht.
Seit ich das Haus übernommen habe mordernisiere ich nach und nach. Die 
Sat-Anlage hat Blitzschutz und zusätzlich eine Fangstange mit Ableiter 
auf dem Dach. Die Elektrik hat Fein- Mittel und Grobschütze in den 
entsprechdenden Verteilungen.
Telefon und sonstige Fernmeldekabel sind noch offen.
Aber danke für den Tip.

von Martin S. (led_martin)


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Die Spannung der Elektret-Mikrofonkapsel ist für eine Übertragung zu 
gering, da sollte man mindestens auf Line-Pegel verstärken, und 
idealerweise, wie ja schon geschrieben, differenziell übertragen. Dann 
kann man, an der Soundkarte, auch den Line-Eingang nutzen. Die Anmerkung 
von Kai Klaas (klaas) ist sehr gut, ein Blitzschlag, selbst wenn er 
nicht trifft, sondern nur in der Nähe das Kabels einschlägt, verwandelt 
die ganze Technik in Kohle, damit meine ich nicht nur den Raspberry, 
sondern alles was da dran hängt, da kann das ganze lokale Netzwerk tot 
sein.

Angesichts der dünnen Leitungen würde ich auch den Verstärker für den 
Lautsprecher direkt beim Lautsprecher installieren, Spannungsversorgung 
ist ja schon vorhanden. Die Signalübertragung sollte auch nicht zu 
hochohmig sein, um Einstreuungen zu mindern.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von Jörg G. (spiderbaby)


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Hallo Martin,
danke für die Antwort!

Martin Schlüter schrieb:
> Die Spannung der Elektret-Mikrofonkapsel ist für eine Übertragung zu
> gering, da sollte man mindestens auf Line-Pegel verstärken, und
> idealerweise, wie ja schon geschrieben, differenziell übertragen. Dann
> kann man, an der Soundkarte, auch den Line-Eingang nutzen. Die Anmerkung

Die USB-Soundkarte hat keinen Line-Eingang, sondern nur den 
Mikrofoneingang. Ich hoffe, dass ich den internen Verstärker dann 
entsprechend runterregeln kann.

> von Kai Klaas (klaas) ist sehr gut, ein Blitzschlag, selbst wenn er
> nicht trifft, sondern nur in der Nähe das Kabels einschlägt, verwandelt
> die ganze Technik in Kohle, damit meine ich nicht nur den Raspberry,
> sondern alles was da dran hängt, da kann das ganze lokale Netzwerk tot
> sein.

Solche Szenarien haben mir schon einige schlaflose Nächte beschert. Auch 
das Ethernet Kabel, mit dem ich die Kamera angeschlossen habe ist ein 
Problem. Meine Nachbarn haben bzgl. Blitz- und Überspannungsschutz gar 
keine Maßnahmen getroffen und hoffen, dass sich der Blitz immer die 
höher gelegenen Häuser in der (hügeligen) Gegend aussuchen.

>
> Angesichts der dünnen Leitungen würde ich auch den Verstärker für den
> Lautsprecher direkt beim Lautsprecher installieren, Spannungsversorgung
> ist ja schon vorhanden. Die Signalübertragung sollte auch nicht zu
> hochohmig sein, um Einstreuungen zu mindern.

Wenn ich das Signal aus dem Klinkenausgang der Raspberry Pi Soundkarte 
direkt übertrage, werden hier doch sämtliche Störungen im Torpfosten 
mitverstärkt.
Was ist denn das Problem mit dem dünnen Kabel? Zu hohe Wärmebelastung?

>
> Mit freundlichen Grüßen - Martin

Viele Grüße
Jörg

von Martin S. (led_martin)


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Die Wärme ist, bei diesen kleinen Leistungen, nicht das Problem. Ich 
sehe in der Impedanz das langen Kabels das Problem, Lautsprecher sollten 
niederohmig gespeist werden. Und das andere Problem ist der Strom für 
den Lautsprecher im selben Kabel wie das Mikrofonsignal. Wenn Du da 
keine verdrillten Paare hast, und die auch korrekt nutzt, wird es da zum 
Übersprechen kommen, was möglicherweise zu Rückkopplungen führt, da ja 
wohl hören und sprechen gleichzeitig aktiv ist. Da ist ein Line-Signal 
zum Verstärker, durch die wesentlich kleineren Ströme, weniger 'böse'.

Wobei man das mit dem Verstärker ja auch später noch ändern kann, ohne 
daß das ein Riesen-Aufwand ist, also erstmal mit dem Verstärker im Haus 
probieren, und wenns Rückkopplungnen gibt, oder es sich schlecht anhört, 
kann man den Verstärker ja immernoch an den Torpfeiler verlegen.

Mit freundlichem Gruß - Martin

von Jörg G. (spiderbaby)


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Hallo zusammen,

ich habe mich die letzten Tage mit OPVs auseinandergesetzt und denke, 
dass ich jetzt eine kleine Schaltung hinkriegen werde.

Die Verstärkung der Tonausgabe für den Lautsprecher werde ich, wie von 
Martin empfohlen, auch weg vom Raspberry in den Torpfeiler verlegen und 
genauso symmetrieren wie das Mikrofonsignal.

Wäre nett, wenn ihr mir noch ein paar Tips mitgebt:

Eingang Mikrofonsignal (im Haus am Pi):
1. Brauche ich hier einen Intrumentenverstärker, um das symmetrische 
Signal wieder zusammenzuführen oder reicht auch ein einfacher 
Differenzenverstärker, bzw. wie hochohmig sollte der Eingang am 
"Entsymmetrierer" denn sein?

2. Kann ich mit den vorhanden 5V aus dem Netzteil des Pi mittels 
Spannungsteiler und 2,5V Mittelspannung als virtueller Masse arbeiten? 
Soweit ich das verstanden habe, ist das mit z.B. mit dem LM358 kein 
Problem. Oder sollte ich die Spannung vorher mit einem DC/DC Wandler 
ändern? Können auch gängige Instrumentenverstärker mit einer solchen 
virtuellen Masse betrieben werden wie z.B. AD62? oder INA11? ?

Ausgang Mikrofonsignal am Gartentor:
3. Um welchen Faktor sollte ich das Mirkrofonsignal innerhalb der 
Symmetrierschaltung verstärken? Die Soundkarte, in die es später 
eingespeist werden soll, hat keinen Line-In sondern nur einen 
Mikrofoneingang. Ich verwende als Kapsel übrigens eine Mikrofonkapsel 
Em4 (Impedanz: 600 Ω, Betriebsspannung: 1,5 - 12 V/DC).

4. Am Gartentor habe ich nur 12V AC aus dem Klingeltrafo zur Verfügung. 
Wie kann ich hier die notwendige Spannung für den Betrieb der OPVs für 
die Symmetrierung des Mikrofonsignals bzw. Entsymmetrierung des 
Lautsprechersignals und die Transistoren der Verstärkerschaltung 
erzeugen? Natürlich möglichst ohne Störeinflüsse auf den Ton, ohne 
großen Energieverlust und außerdem tauglich für den Außenbetrieb? Die 
Schaltung ist ja 24x7 im Einsatz und sollte kein Stromfresser werden.

5. Anzahl der benötigte Leitungen für die Audioübertragung: Sollten, 
wenn ich alles richtig verstanden habe 2 x 2 sein? Eine gemeinsame Masse 
aus Bezugssignal ist ja nicht mehr nötig, oder? Warum haben dann XLR 
Kabel eine Masse-Leitung???


Schon mal danke für eure bisherige Hilfe und schönen Sonntag!
Jörg

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