Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Tiefentladene LiIon / LiPo mit Labornetzteil "Anladen"


von Elias (Gast)


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Hi.

Bei Akkus, die etwas länger gelegen haben, hat man es oft, dass die 
modernen Prozessorgesteuerten Ladegeräte sie nicht mehr erkennen (Oder 
als Fehlerhaft anzeigen), und folglich auch nicht laden.
Also bei NiCd und NiMH habe ich öfters Erfolg, wenn ich sie dann mal ne 
halbe Stunde mit Vorwiderstand (Also irgendwas um die 50-100 Ohm) an 5V 
hänge.
Da nehmen selbst recht taube Akkus wieder Spannung an. Wenn sie dann ca 
1 V haben, kann man sie in das normale Ladegerät umsetzten und sie 
werden erkannt und geladen.


Bei LiIon habe ich das bisher auch ein paar mal gemacht, (bei 18650 
Rundzellen), als mein Automatiklader als auch die geräteinterne 
Ladeelektronik nicht mehr wollten.

Dabei habe ich aber ohne Widerstand gearbeitet und direkt am 
Labornetzteil 4,1 V / 500 mA eingestellt.

Mit der Zeit haben die Zellen wieder Spannung angenommen und konnten 
dann mit dem Original-Ladegerät (oder auch meinem Automatiklader) weiter 
geladen werden.

Ich hatte auch schon eine Protected Zelle, die nach einiger Zeit an der 
Spannung, ohne nennenswerte Stromaufnahme, plötzlich wieder 
durchgeschaltet hat und danach wieder funktionierte.

Nun habe ich aber gelesen, dass tiefentladenen LiIon / LiPo Zellen recht 
gefährlich sind, und auch gefährlich bleiben, auch noch einige Zyklen 
später etwas passieren kann.
Stimmt das?
Oder wird da etwas übertrieben, so nach dem Prinzip: sicher ist sicher, 
zugunsten der Industrie?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Elias schrieb:
> Nun habe ich aber gelesen, dass tiefentladenen LiIon / LiPo Zellen recht
> gefährlich sind, und auch gefährlich bleiben, auch noch einige Zyklen
> später etwas passieren kann.
> Stimmt das?
Ja.
> Oder wird da etwas übertrieben, so nach dem Prinzip: sicher ist sicher,
> zugunsten der Industrie?
Du kannst es ausprobieren, hat was von Darwin Award :-)

im Ernst: Die Dinger stellen eine Brandgefahr dar, wenn du mit dem 
Risiko umgehen kannst, kein Problem. Alleine im keller würd ich die 
Dinger nicht mehr lassen.

von Max D. (max_d)


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LiPos sind bischen wie AKWs. Normal geht alles gut, aber grade wenn du 
nich damit rechnest, dann knallt es.

von Elias (Gast)


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Bei einem mittelalten Laptop (ca 4 Jahre) habe ich den Akku (bzw die 
Einzelzellen) auch so lange mit dem Labornetzteil unter Spannung 
gesetzt, bis der Laptop am Ladekabel den Akku wieder erkannte und 
bootete.

Der Akku hatte zwar keine Kapazität mehr, der reichte keine 60 Sekunden 
mehr, aber der Laptop arbeitete wieder, wenn er am Stromkabel ist.
Der Akku hat sich mit der Zeit sogar nochmal etwas erholt, hält ein paar 
Minuten durch. Ich brauch eigentlich den Akku gar nicht, der betreffende 
Laptop wird eh nur am Netz betrieben. Und wenn dann noch Puffer für nen 
Steckdosenwechsel da ist, ist das schon ein Goodie.

Aber da stellt sich mir die Frage, wie gefährlich der Akku ist, wenn er 
schonmal bei 0 V war, also richtig tiefentladen war.

von Dirk K. (dekoepi)


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Auch die Rundzellen sind nciht ohne, wenn auch zumindest die 
Markenzellen diverse Sicherungsmechanismen integriert haben. Eine 
Tiefentladung führt zur Ausbildung metallischer Dendriten, die den 
Separator zwischen Anode und Kathode durchbohren und so einen "kleinen" 
Kurzen bauen können. Da sich das an der Stelle erwärmt, schmilzt der 
Separator (Polymer), der Kurzschluss breitet sich aus, und du hast auf 
einmal ganz viel Wärmeentwicklung, wobei auch Wsserstoff frei wird ... 
thermisches Durchgehen schlechtestenfalls mit Stichflamme und aufplatzen 
("explodieren").

Manche kurzzeitig tiefentladene Zelle kann man aufpäppeln. Mit sanften 
500mA bist du aber schon kurz vor Suizid :D Weniger als 100mA, wenn 
überhaupt. Ab 2,5V nehmen bessere Ladegeräte den Akku dann wieder an und 
trickeln den bis 3V ebenfalls mit maximal 100mA.

Empfehlenswert ist das aber nicht. Derartige Zellen unbedingt markieren 
und beobachten.

von Toxic (Gast)


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Elias schrieb:
> Bei einem mittelalten Laptop (ca 4 Jahre) habe ich den Akku (bzw die
> Einzelzellen) auch so lange mit dem Labornetzteil unter Spannung
> gesetzt, bis der Laptop am Ladekabel den Akku wieder erkannte und
> bootete.

Wenn an einer (geschuetzten) Li-Ion- oder LiPo-Akku 0V gemessen werden 
dann hat es hauptsaechlich 3 Gruende:
===============
Die Akku stand kurz vor einer drohenden Tiefentladung und die interne 
Elektronik trennte die Zelle/n von den Anschlussklemmen(ueber Power 
MosFets).
==============
Eine externe Ladelelektronik versagte und lieferte mehr als z.B.4.2V
==============
Die Zelle/n haben einen Defekt
==============

In so einem Fall muss man normalerweise die Akkus nur an einen 
funktionierenden Lader anschliessen und die interne 
Akkuschutzelelektronik gibt die Zelle/n wieder frei,SOFERN die Zellen 
auch OK sind bzw. keinen Schaden genommen haben.
Wenn Du nun unsachgemaess ein Labornetzteil anschliesst,zerstoerst du 
moeglicherweise die Akkuelektronik und die Zellen koennten freigegeben 
werden auch wenn sie defekt sind.

Meine Vorgehensweise bei gemessener Akkuspannung 0V:
Ein dem Akku entsprechendes Ladegeraet anschliessen.
1 Minute(oder mehr warten)
Ladegeraet abklemmen und checken ob Zellen freigegeben wurden.
Wenn ja - normal laden und testen.

Wenn nein:Akku defekt - entsorgen
oder
wenn man weiss was Sache ist(!!!):
Akku "professionell" zerlegen,Elektronik fuer andere ungeschuetzte 
Zellen weiter verwenden.
Sind 2 oder mehr Zellen vorhanden ist oftmals nur eine davon defekt.Man 
kann dann die anderen mit z.B. sehr guenstigen Ebay Li-Ion-Lademodulen 
weiterhin fuer andere Zwecke verwenden.

von min (Gast)


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Ich benutze in meinem Akkuschrauber tiefstentladene Lithiumionzellen
2560 aus einem alten geschlachteten Laptopakku. Diese Zellen verwende 
ich jetzt seit 8 Jahren und der Schrauber hält immernoch ewig. 
Explodiert ist bei mir noch nie was. Bei Kurzschluss würden aber sehr 
hohe Ströme fließen.

von min (Gast)


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Man sollte die Zellen vorher auch auf (gleiche) Kapazität und Spannung 
testen. Kaputte Zellen verlieren langsam ihre Ladung. Die Spannung 
sinkt.

von min (Gast)


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Und ja zum Laden einfach mit dem Netzteil eine Spannung von 2,5 - 3 V 
anlegen und den Strom (Widerstand oder Regler) begrenzen. Geht immer.

von Toxic (Gast)


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min schrieb:
> Und ja zum Laden einfach mit dem Netzteil eine Spannung von 2,5 - 3 V
> anlegen und den Strom (Widerstand oder Regler) begrenzen. Geht immer.

Sicher dass Du Li-Ion meinst? Mit den angegebenen Spannungswerten tut 
sich da gar nix,ausser Du verwendest NiMH-Akkus....

von Dirk K. (dekoepi)


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Bei 2,5-3V sollte sich was tun. Kurzer Impuls mit 5V sollte eine 
Schutzschaltung reaktivieren, die die Zelle von den Anschlüssen trennt. 
Das aber nur, sofern eine Schutzschaltung eben dran und angesprungen 
ist.

von min (Gast)


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Die Spannung steigt mit wenig Ladung in wenigen Minuten auf 2-3 V an. 
Und dann kann man den Akku geregelt laden.

von min (Gast)


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Die Spannung steigt mit wenig Ladung in wenigen Minuten auf 3 V an. Und 
dann kann man den Akku geregelt laden.

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