Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Approximation durch Funktion


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Hallo allerseits,

folgende Kurve habe ich aufgenommen (mich interessiert primär die gelbe) 
nun würde ich die für eitere Untersuchugnen / Linearisierung gerne durch 
eine Funktion approximieren.

Irgendwie sieht es exponentiell aus. Polynom soll mir aber auch recht 
sein.

Wie geht man sowas an? "Trendlinie" im Excel liefert nciht wirklich ein 
sinnvolles Ergebnis.

octave hätte ich zur Verfügung, weiss aber nicht wo ich da anfangen soll 
zu suchen...

von Pandur S. (jetztnicht)


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> exponentiell .. Polynom ..

Einfach irgendwas zu verwenden macht wenig Sinn. Welche Funktion steckt 
dahinter. Welche Funktion sollte dahinter stecken. Woher kommen die 
Werte ?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Jetzt Nicht schrieb:
>> exponentiell .. Polynom ..
>
> Einfach irgendwas zu verwenden macht wenig Sinn. Welche Funktion steckt
> dahinter.
Weiss ich nicht.

> Welche Funktion sollte dahinter stecken.
Weiss ich nicht.

> Woher kommen die Werte ?
Meßwerte

Es handelt sich um einen normalen invertierenden OP-Verstärker, dessen 
Feedback-Widerstand ein LDR ist (parallel zu 100k), der LDR wird von 
einer LED mit PWM bestrahlt. Die Reihen (10k, 22k, 47k) sind der 
Vorwiderstand der LED.

X-Achse ist der PWM-Wert (0..255 aber invertiertes PWM), Y-Achse der 
Ausgangspegel (bei konstantem Eingangssignal)

: Bearbeitet durch User
von Gerd (Gast)


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Die "Trendlinie" in Excel kann nicht nur linear,
sondern u.A. auch exponentiell, logarithmisch oder Polynomisch.
Das sieht schon stark exponentiell aus, so groß kann
die Abweichung eigentlich nicht sein.
Was heißt denn "nicht Sinnvoll"?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Weiss nicht ... Dann stell doch die Gleichungen auf. Wie sich der LDR 
unter Licht verhaelt ist im Datenblatt.

Alternativ. Mach einen exponential fit. Vielleicht passt er. Gut. 
Vielleicht auch nicht. Falls nicht, ein Polynom. Vielleicht passt es mit 
tiefem Grad. Wenn die Ordnungen explodieren, ist nicht gut.
Was bedeutet passen? Fehler kleiner als ?

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Gerd schrieb:
> Die "Trendlinie" in Excel kann nicht nur linear,
> sondern u.A. auch exponentiell, logarithmisch oder Polynomisch.
Hab alles durchprobiert. OpenOffice liefert bei polynomen hohen Grades 
(so ab 10) ein einigermaßen passendes Ergebnis, Excel (2010) kann nur 
bis 6. ordnung.
> Das sieht schon stark exponentiell aus, so groß kann
> die Abweichung eigentlich nicht sein.
> Was heißt denn "nicht Sinnvoll"?
extreme Abweichung

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Jetzt Nicht schrieb:
> Alternativ. Mach einen exponential fit. Vielleicht passt er. Gut.
Wie macht man das (z.B. mit octave, mein Vertrauen in Excel ist 
endenwollend)

> Vielleicht auch nicht. Falls nicht, ein Polynom. Vielleicht passt es mit
> tiefem Grad. Wenn die Ordnungen explodieren, ist nicht gut.
Auch hier wieder: Wie macht man das ohne Excel?

> Was bedeutet passen? Fehler kleiner als ?
erstmal würde mir ein "optisch schönes Resultat" genügen, dann mach ich 
mir Gedanken um fehler. Bisher ist es schon optisch komplett daneben

von Alexander F. (alexf91)


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In Octave und Matlab gibt es die Funktion expfit, die würde ich mir mal 
anschauen.

Kannst du die Messergebnisse als Tabelle hochladen?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Plotte doch mal enstelle der Ausgangsspannung des Verstärkers dessen
Kehrwert, da wirst du eine wesentlich gutmütigere Kurve erhalten, die
sich evtl. auch gut mit einem einfachen Polynom approximieren lässt.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Alexander F. schrieb:
> In Octave und Matlab gibt es die Funktion expfit, die würde ich mir mal
> anschauen.

polyfit hab ich mal zum laufen bekommen:
1
data=load('data.dat');
2
x=data(:,1);
3
y=data(:,2);
4
5
p = polyfit (x, y, 8); 
6
7
xx = linspace (min(x), max(x), 101) ;
8
yy = polyval (p, xx); 
9
plot (xx, yy, '-', x, y, 's')

expfit kapier ich grad noch nicht, aber ich arbeite an der Behebung des 
Problems :-) (ach, hätt ich doch damals im Mathe-Unterricht besser 
aufgepasst...)

> Kannst du die Messergebnisse als Tabelle hochladen?
hängt dran

Yalu X. schrieb:
> Plotte doch mal enstelle der Ausgangsspannung des Verstärkers dessen
> Kehrwert, da wirst du eine wesentlich gutmütigere Kurve erhalten, die
> sich evtl. auch gut mit einem einfachen Polynom approximieren lässt.

Gute Idee, werd ich gleich probieren...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Yalu X. schrieb:
> Plotte doch mal enstelle der Ausgangsspannung des Verstärkers dessen
> Kehrwert, da wirst du eine wesentlich gutmütigere Kurve erhalten, die
> sich evtl. auch gut mit einem einfachen Polynom approximieren lässt.

Ist ja genial! Funktioniert ja (fast) perfekt! Wie kommst du auf sowas?

von thomas s (Gast)


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Empfehle ein Polynom 16. Ordnung. Das geht in Excel mit Hilfe der 
RGP-Funktion.

Nur für faule Menschen, welche die Regressionsfunktion aus der Grafik 
abschreiben wollen, gilt die Beschränkung auf 6. Ordnung.  :-)

von Possetitjel (Gast)


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Michael Reinelt schrieb:

> Yalu X. schrieb:
>> Plotte doch mal enstelle der Ausgangsspannung des Verstärkers
>> dessen Kehrwert, da wirst du eine wesentlich gutmütigere Kurve
>> erhalten, die sich evtl. auch gut mit einem einfachen Polynom
>> approximieren lässt.
>
> Ist ja genial! Funktioniert ja (fast) perfekt! Wie kommst du auf
> sowas?

Er weiss, wie 1/x aussieht; er weiss, wie 1/n^n aussieht. Er weiss
auch, dass Deine X-Achse physikalisch falsch herum ist; die Polstelle
gehört also zu X->0.

Deine Modellfunktion ist gebrochen-rational (nichts anderes hat Yalu
geschrieben).

von Possetitjel (Gast)


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Possetitjel schrieb:

> ... wie 1/n^n aussieht...

Mist: "... wie 1/x^n aussieht...".

von Possetitjel (Gast)


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thomas s schrieb:

> Empfehle ein Polynom 16. Ordnung.


Sicher nicht.
Eine Funktion mit Polstelle lässt sich durch ein Polynom
nicht vernünftig approximieren. Ich würde es mal mit
A/(B+C*x) probieren.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Possetitjel schrieb:
> Er weiss, wie 1/x aussieht; er weiss, wie 1/n^n aussieht. Er weiss
> auch, dass Deine X-Achse physikalisch falsch herum ist; die Polstelle
> gehört also zu X->0.

Jetzt, wo du's sagst...

> Deine Modellfunktion ist gebrochen-rational (nichts anderes hat Yalu
> geschrieben).

wie ich schon schreib: Ach, hätte ich doch damals in Mathe besser 
aufgepasst :-(

D A N K E !

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Es wird immer besser: Wenn ihc den hinweis der "invertierten" X-Achse 
auch noch aufgreife, lässt sich die Kurve sehr genau durch einen 
logaritmus ausdrücken. Und die Umkehrfunktion (die ich vermutlich 
brauche) ist dann eine schöne Exponentialfunktion. Zumindest hat mir das 
mein OpenOffice Calc gezeigt.

ich möchte mich aber trotzdem damit noch etwas in Octave spielen.

ich hab mir das "expfit" genauer durchgelesen, Problem dabei ist dass 
dieses äquidistante X-Werte haben mag, die ich nicht habe wenn ich die 
Umkehrfunktion fitten will.

expfit ist aber wohl nur eine Sonderform einer allgemeinen least root 
mean square Approximations- oder Regressionsfunktion.

Hier komm ich leider nicht weiter, und wäre für ein Beispiel wie man 
sowas in octave angeht, sehr dankbar!

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Michael Reinelt schrieb:
> ich möchte mich aber trotzdem damit noch etwas in Octave spielen.
>
> ich hab mir das "expfit" genauer durchgelesen, Problem dabei ist dass
> dieses äquidistante X-Werte haben mag, die ich nicht habe wenn ich die
> Umkehrfunktion fitten will.
>
> expfit ist aber wohl nur eine Sonderform einer allgemeinen least root
> mean square Approximations- oder Regressionsfunktion.
>
> Hier komm ich leider nicht weiter, und wäre für ein Beispiel wie man
> sowas in octave angeht, sehr dankbar!

In Octave gibt es im Paket optim die Funktion leasqr, die den
Levenberg-Marquardt-Algorithmus implementiert:

  http://octave.sourceforge.net/optim/function/leasqr.html
  http://de.wikipedia.org/wiki/Levenberg-Marquardt-Algorithmus

Damit kannst du nichtlineare Funktionen fitten, wie bspw. die folgende,
gut zu deinen Messdaten passende:

Da ich Octave weder installiert habe noch mich damit auskenne, habe ich
das Ganze mal in Haskell und der GSL (GNU Scientific Library) probiert.
Hier ist das Programm:
1
import Numeric.GSL.Fitting
2
3
-- Datei mit den Messdaten
4
fileName = "data2.dat"
5
6
-- Funktion
7
model [a,b,c] x = [a / log(b - c * x)]
8
9
-- Ableitungen der Funktion nach a, b und c
10
derivs [a,b,c] x = [[     1 /                log(b - c * x)      ,
11
                        - a / ((b - c * x) * log(b - c * x) ^ 2) ,
12
                      x * a / ((b - c * x) * log(b - c * x) ^ 2)
13
                   ]]
14
15
startVals = [33, 25, 0.1]  -- Startwerte für a, b und c
16
maxAbsErr = 1e-12          -- maximaler Absolutfehler von a, b und c
17
maxRelErr = 1e-12          -- maximaler Relativfehler von a, b und c
18
maxIter   = 100            -- maximale Anzahl Iterationen
19
20
-- Eingabezeile parsen
21
parseInput :: String -> [(Double, [Double])]
22
parseInput = map parseLine . lines
23
             where parseLine s = (x, [y])
24
                                 where [x, y] = map read (words s)
25
26
main = do
27
  s <- readFile fileName
28
  let samples = parseInput s
29
      (solution,_) = fitModel maxAbsErr maxRelErr maxIter (model, derivs) samples startVals
30
  print solution

Die Startwerte für a, b und c habe ich durch Ausprobieren ermittelt. Sie
sollten nicht zu falsch sein, weil die Messdaten relativ dicht an den
Asymptoten der Logarithmus- und der Kehrwertfunktion liegen.

Außerdem habe ich bei deinen Messdaten alle mit x>234 weggelassen, da
bei diesen der Opamp offensichtlich übersteuert und sie deswegen das
Ergebnis verfälschen würden.

Die Ergebnisse für a, b und c:
1
[24.310702356955158,11.487756749378562,4.3932603723006926e-2]

Das Diagramm im Anhang zeigt deine Messdaten (blau) und die gefittete
Kurve (rot).

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Wahnsinn! ich staune Bauklötze!

Die Übereinstimmung ist ja geradezu unheimlich! Ich bin verwundert, weil 
das heisst auch dass meine Messungen kaum Ausreißer haben...

Mittlerweile bin ich auch schon weitergekommen mit dem leasqr, ich hab 
das mal grundsätzlich verstanden, laufe derzeit aber noch in Probleme, 
offensichtlich weil der ln im Zuge der Optimierung ins komplexe läuft... 
das krieg ich aber hin (Zeit! gebt mir Zeit!)

Ganz abgesehen davon bin ich schwer beeindruckt von der Haskell'schen 
Eleganz. Verdammt, schon wieder was worin ich mich gerne vertiefen 
täte... Zeit! Gebt mir Zeit! Falls ich meine Pension noch erlebe, wird 
mir dann sicher nicht langweilig ;-)

Nochmal ein riesengroßes Danke!

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Michael Reinelt schrieb:
> laufe derzeit aber noch in Probleme, offensichtlich weil der ln im
> Zuge der Optimierung ins komplexe läuft...

Dieses Problem hatte ich anfangs auch bis ich die Startwerte halbwegs
vernünftig gewählt habe. Ebenso wichtig war es, die nicht zum Rest
passenden Werte am Ende der Messreihe wegzulassen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Yalu X. schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> laufe derzeit aber noch in Probleme, offensichtlich weil der ln im
>> Zuge der Optimierung ins komplexe läuft...
>
> Dieses Problem hatte ich anfangs auch bis ich die Startwerte halbwegs
> vernünftig gewählt habe. Ebenso wichtig war es, die nicht zum Rest
> passenden Werte am Ende der Messreihe wegzulassen.

Ich werde das Problem aus der anderen Seite angehen: X und Y 
vertauschen, Umkehrfunktion suchen. Dabei wird aus dem ln() ein e^x, und 
das ist da etwas robuster :-)

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Ich habe mal vor Jahren eine Software geschrieben, die einfach durch 
systematisches Probieren nahezu beliebige Kurvenverläufe an ein Polynom 
n-ter Klasse approxximieren konnte - leider gibts die Software nicht 
mehr, aber ich kann beschreiben, wie die gearbeitet hat:

- Basis war ein Polynom einstellbarer Länge nach dem Prinzip 
y=ax^n+bx^n-1+cx^n-2+dx^n-3+ex^n-4 ... usw.

- am Anfang waren alle Multiplikatoren auf 1 gesetzt

- beginnend mit a wurde jeweils die Schrittweite halbiert und das 
Vorzeichen gewechselt, bis das Quadrat der Fehlersumme zu den Messwerten 
ein Minimum oder die "Auflösung" des Compilers erreicht war

- dann wurde zu b gewechselt und der Prozess wiederholt

- dann wurde zu c gewechselt und der Prozess wiederholt usw.

Das hat vor ca. 25 Jahren und in BASIC durchaus ein paar Stunden 
gedauert, hat aber hervorragende Resultate bei Druckkennlinien 
geliefert, die eine ganz ähnliche Form wie die des TO haben.

: Bearbeitet durch User
von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Frank Esselbach schrieb:
> Das hat vor ca. 25 Jahren und in BASIC durchaus ein paar Stunden
> gedauert, hat aber hervorragende Resultate bei Druckkennlinien
> geliefert, die eine ganz ähnliche Form wie die des TO haben.

Glaub ich gerne. Polynom-Approximation ist aber heutzutage eh einfach, 
kann ja sogar schon Excel :-)

Wie aber weiter oben schon jemand angemerkt hat, meine Funktion hat eine 
Polstelle, und "normale" Polynome haben keine Polstellen :-(

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Ich bräuchte nochmal eure Hilfe (Yalu, hoffentlich liest du mit)

ich hab das mittlerweile gut im Griff, kann das mit Octave gut 
optimieren, hab aber jetzt ein eher fundamentales Problem, wo ich nicht 
weiterkomme:

Erstmal hab ich ein paar Rahmenbedingungen umgestellt, ich arbeite nicht 
mehr mit dem gain sondern direkt mit dem Widerstand des LDR. Damit 
schalte ich ein paar Nebeneffekte wie die Parallelschaltung eines 
zweiten Widerstands zum LDR aus, außerdem kann ich den Widerstand an 
relevanten Stützstellen genauer bestimmen. Weiters habe ich die PWM 
wieder "zurück-invertiert". Die resultierenden Messpunkte und die 
Approximation mit octave seht ihr im Bild (X = PWM, Y = Widerstand in 
kOhm)

Sieht auf den ersten Blickt gut aus. ich hab die Fehler punktuell 
ausgewertet, liegen so bei +/- 0.5 kOhm

ABER: Der Levenberg-Marquardt arbeitet mit kleinsten Quadraten und 
damit mit absoluten Fehlern. Die 0.5kOhm Fehler tun mir bei 300 kOhm 
genau überhaupt nicht weh, bei 1.25kOhm aber sehr wohl...

Ein erster Schritt war, Y-Werte zwischen 192 und 255 vorher händisch zu 
interpolieren und hinzuzufügen (ich hatte keine Lust 60 fast identische 
Messwerte aufzunehmen), das sind die vielen Punkterln am rechten Rand. 
Das hat schon mal eine große Verbesserung gebracht, weil der Bereich der 
Kurve damit automatisch stärker gewichtet wird, aber das kanns irgendwie 
nicht sein...

Irgendwie suche ich nach einer Variante, die mir den relativen Fehler 
minimiert.

Gibts sowas überhaupt? Wenn ja, bräuchte ich ein paar Hinweise, wonach 
ich suchen soll.

Edit: sorry, versehentlich zweimal Bild. Könnte ein Moderator bitte eins 
löschen? Danke!

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Michael Reinelt schrieb:
> Irgendwie suche ich nach einer Variante, die mir den relativen Fehler
> minimiert.
>
> Gibts sowas überhaupt? Wenn ja, bräuchte ich ein paar Hinweise, wonach
> ich suchen soll.

Ja, gibt es, nämlich den Levenberg-Marquardt-Algorithmus ;-)

In seiner allgemeinen Form

  http://de.wikipedia.org/wiki/Levenberg-Marquardt-Algorithmus

dient er nicht nur der Fehlerminimierung beim Kurven-Fitten, sondern
minimiert er eine (fast) beliebige Funktion F nach der Methode der
kleinsten Quadrate. Die Octave-Funktion leasqr nimmt für F eine
Funktion, die den Vektor der absoluten Fehler der Modellfunktion bzgl.
der Messdaten liefert. Genauso gut könnte man F so definieren, dass
bzgl. des relativen Fehlers optimiert wird.

Leider kann man in leasqr das F nicht direkt angeben. In Matlab
scheint das mit lsqonlin zu gehen, in Haskell und der GSL heißt die
ensprechende Funktion nlFitting ¹. In Octave scheint die Funktion
"missing" zu sein:

  http://wiki.octave.org/Optimization_package

Hier gab es eine Diskussion dazu, in der auch Alternativen genannt
wurden (der Thread ist allerdings schon recht alt):

  http://octave.1599824.n4.nabble.com/lsqnonlin-td1605962.html

Vielleicht gibt dir das aber zumindest einen Startpunkt für weitere
Recherchen.

—————————————
¹) Die von mir oben verwendete Funktion fitModel ist lediglich ein
   5-Zeilen-Wrapper um nlFitting herum.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Yalu X. schrieb:
> Vielleicht gibt dir das aber zumindest einen Startpunkt für weitere
> Recherchen.

Ja, Danke!

leasqr() ist offensichtlich alt, und wurde durch das wesentlich 
flexiblere nonlin_residmin (non-linear residual minimization) ersetzt.

Hier liefert die Funktion tatsächlich wie von dir beschrieben die 
residuals, und wie ich die erzeuge (relativ, absolut, ...) bleibt mir 
überlassen.

Allerdings bereitet alleine das Lesen der diversen Dokus (sowie deines 
Beitrages) mir Mathe-Null schon körperliche Schmerzen ;-)

von Tom Thomsen (Gast)


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Michael Reinelt schrieb:
> Allerdings bereitet alleine das Lesen der diversen Dokus (sowie deines
> Beitrages) mir Mathe-Null schon körperliche Schmerzen ;-)

Ein Messkurve mit einem Polynom 10. Grades zu fitten, grenzt dagegen an 
Körperverletzung.

Schon eine Gleichung mit 5 Variablen reicht, um einen Elefanten 
ausreichend gut zu beschreiben.

Michael Reinelt schrieb:
> Gerd schrieb:
>> Die "Trendlinie" in Excel kann nicht nur linear,
>> sondern u.A. auch exponentiell, logarithmisch oder Polynomisch.
> Hab alles durchprobiert. OpenOffice liefert bei polynomen hohen Grades
> (so ab 10) ein einigermaßen passendes Ergebnis, Excel (2010) kann nur
> bis 6. ordnung.

von Possetitjel (Gast)


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Michael Reinelt schrieb:

> Erstmal hab ich ein paar Rahmenbedingungen umgestellt, ich
> arbeite nicht mehr mit dem gain sondern direkt mit dem
> Widerstand des LDR. Damit schalte ich ein paar Nebeneffekte
> wie die Parallelschaltung eines zweiten Widerstands zum
> LDR aus, außerdem kann ich den Widerstand an relevanten
> Stützstellen genauer bestimmen. Weiters habe ich die PWM
> wieder "zurück-invertiert".

Sehr gut; alles vernünftige Maßnahmen.

Generell ist es sinnvoll, alle bekannten Zusammenhänge
schrittweise aus der Approximation herauszunehmen und
nur den wirklich unbekannten Teil durch die Kleinste-
Quadrate-Mühle laufen zu lassen.

> Ein erster Schritt war, Y-Werte zwischen 192 und 255 vorher
> händisch zu interpolieren und hinzuzufügen (ich hatte keine
> Lust 60 fast identische Messwerte aufzunehmen), das sind die
> vielen Punkterln am rechten Rand. Das hat schon mal eine
> große Verbesserung gebracht, weil der Bereich der Kurve
> damit automatisch stärker gewichtet wird, aber das kanns
> irgendwie nicht sein...

Äähhh... doch!?

Die Kleinste-Quadrate-Methode ist gut gegen zufällige Fehler.
Das setzt voraus, dass Dein System stark überbestimmt ist, d.h.
dass Du sehr viel mehr Messpunkte hast, als Deine Modellfunktion
Freiheitsgrade. Sonst ist nix mit Statistik. Um ein Polynom 4.
Grades an 5 Punkte zu approximieren, braucht man keine
kleinste-Quadrate-Methode.

Selbstverständlich beeinflusst die Verteilung der Messpunkte
die Güte Deiner Approximation. Das ist nicht zu vermeiden, das
ist aus rein mathematischen Gründen so.

U.U. kann man bei Levenberg-Marquard Gewichte für die Stütz-
stellen angeben; trotzdem ist eine hinreichende Anzahl und
gute Verteilung der Stützstellen anzustreben.

> Irgendwie suche ich nach einer Variante, die mir den relativen
> Fehler minimiert.
>
> Gibts sowas überhaupt?

Selbstverständlich: Stützstellen und Modellfunktion logarithmieren,
und dann erst approximieren. (Für alles weitere natürlich wieder
mit der entlogarithmierten Modellfunktion arbeiten!)

Auch wenn Du mich jetzt für bekloppt hältst: Es ist nicht dasselbe,
ob eine Funktion an Daten oder der Logarithmus der Funktion an den
Logarithmus der Daten approximiert wird.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Possetitjel schrieb:
> Stützstellen und Modellfunktion logarithmieren,
> und dann erst approximieren.

Die Lösung ist wieder mal so genial einfach, dass ich selbst nie drauf 
gekommen wäre...

Funktioniert ganz ausgezeichnet, danke!

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