Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Maschinengewindebohrer - bohrt ihr damit wirklich in einem Zug ein Gewinde?


von Gewindebohrer (Gast)


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Hi Leute, habe da einige Maschinengewindebohrer, mit denen ich bisher 
doch immer nur von Hand gebohrt habe, also nach dem Muster ca. 1/4 
vorwärts, min. 1/2 rückwärts usw. Dreht man mehr als etwa 1/4 vorwärts, 
steigt der Widerstand deutlich an. Frage mich nun, wie das industriell 
gemacht wird.
Bei mir würden die Bohrer abbrechen, selbst wenn ich damit nur recht 
dünnes Alu bohren würde.
Die meisten dieser Bohrer sind nagelneu, HSS-E, ich nutze Öl, setze 
gerade an...
Wie macht Ihr das?

von Alfred K (Gast)


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Mit Maschinengewindebohrern habe ich noch nicht geschnitten. Bei den 
üblichen Handgewindebohrern habe ich das mit dem Spanbrechen durch 
zurück drehen auch mal gelernt.

Aber eine andere Frage: Stimmt der Kernlochdurchmesser? Also laut 
Tabelle gewählt oder leut Faustformel? Da gibt es nämlich deutliche 
Abweichungen, z. B. bei M8 ist der Kernloch durchmesser laut tabelle 6,8 
mm, nach Faustformel 8mm x 0,8 = 6,4 mm! Dann knarscht es!

von Teo D. (teoderix)


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Gewindebohrer schrieb:
> Bei mir würden die Bohrer abbrechen, selbst wenn ich damit nur recht
> dünnes Alu bohren würde.
...
> ich nutze Öl

Bei Alu Spiritus benutzen!
Bei Maschinengewindebohrer muss der Span nicht gebrochen werden.
Stimmt der Kernloch-Durchmesser?

von Paul B. (paul_baumann)


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Ich mache es auch damit immer noch im Tangoschritt: 2 vor, 1 zurück.
Der Vorteil ist, daß man nicht um-spannen muß, aber um die Gefahr des 
Abbrechens zu verhindern, ist es nach wie vor gut, die Späne 
loszuwerden.

mfG Paul

von Alfred K (Gast)


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Maschinengewindebohrer haben doch eine spiralförmige Spannut, somit 
werden die Späne nach oben abgeführt, richtig? Das ist die Erklärung, 
warum das Spanbrechen entfällt.

Das mit dem Spiritus kenne ich auch! Ich nehme aber gerne WD40, sowohl 
bei Stahl als auch bei Alu (nicht schlagen).

von Matthias H. (matthiash)


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zB.: cnc, m6 in Spannzange, 4mm Alu, Kühlschmierstoff (8-12%), 600 1/min
oder auch Akkuschrauber, bisschen Schneidöl, volle Drehzahl und gib 
ihm..
Bei Edelstahl geht das natürlich nicht so, da dann bei z.B. Edelsahl, M6
lieber nur so ca 100 1/min.
Alles in einem Zug durch, erst bei größeren Materialsärken mit 
Spanbruch, bei hochfesten Materialien mit entspanen. Problem ist dann 
immer die Stelle
wo man aufgehört hat, hier hakt der Gewindebohrer meistens.

Mit Spritus ist ein bisschen Voodoo, Schneidöl geht genauso. Lass dir da 
nichts erzählen nur weil die alten Hasen das schon immer so gemacht 
haben.

Bei Maschinengewindebohrern in Alu gilt immer: Drehzahl hoch (nicht per 
Hand)
und am besten in einem durch. Und keine beschichteten Gewindebohrer 
nehmen.

von Matthias H. (matthiash)


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und zerspanbares Alu nehmen was nicht zu sehr schmiert.

von Skyper (Gast)


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Bei uns in der Mechanikwerkstatt haben wir eine Bohrmaschine die für 
sowas die Drehrichtung automatisch bei erreichen eines Anschlagpunktes 
die Drehrichtung ändert und Rückwärts läuft. (Den Punkt/Tiefe stellt man 
vorher ein).
Damit habe ich schon in Kunststoff und Aluminium Gewinde in Sacklöscher 
geschnitten - in einen Rutsch und ohne Probleme!

Die Steigung ist für M8 1,25, also müsste man mit 6,75mm bohren... 6,4 
ist ziemlich dünn!

von Alfred K (Gast)


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Noch was (eigentlich logisch): Den Gewindebohrer gerade ansetzen!!! 
Würgt man ihn schräg rein, muss es irgendwann kneifen! Dazu Die 
Kernbohrung leicht ansenken.

von Alfred K (Gast)


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Skyper schrieb:
> Die Steigung ist für M8 1,25, also müsste man mit 6,75mm bohren... 6,4
> ist ziemlich dünn!

Ja, das sagte ich. Laut Tabelle 6,8 mm, laut einer mir bekannten 
Faustformel 6,4 mm. Das habe ich nicht geschrieben, damit er die 
Faustformel nimmt. Das habe ich geschrieben, damit er die Faustformel 
nicht nimmt.

von Skyper (Gast)


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Ahh, sorry... !

von Alfred K (Gast)


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Skyper schrieb:
> Ahh, sorry... !

Kein Ding!

von Dennis S. (sixeck)


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Es gibt nicht ohne Grund Maschinen und Hand Gewindeschneider...

Und ja, damit werden Gewinde in einem Zug geschnitten, aber dann mit ner 
Drehmaschine...

: Bearbeitet durch User
von Usus (Gast)


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Alfred K schrieb:
> Maschinengewindebohrer haben doch eine spiralförmige Spannut

Nicht zwangsläufig. Meist ist der Spänekanal gerade geschliffen
aber es gibt auch spiralförmig geschliffene Ausführungen.
Grundsätzlich unterscheidet man Gewindeschneider für durchgehende
Gewinde und Sacklochgewinde aber es gibt auch Sonderbauformen.
Für unterschiedliche Materialien gibt es auch Gewindebohrer
mit optimierten Anschnitt.
Einige Metalle sind zäh (Kupfer) für spanende Bearbeitung, andere
schmieren (Alu) oder reiben(St-37) dagegen gerne. Wer schon mal
St-37, C-Stahl, Automatenstahl und VA-Stahl geschnitten hat, wird
die Vor-und Nachteile kennen und auch schon mal frohlockt oder
geflucht haben. Recht genügsame und gut spanbare Metall sind
z.B. Messing oder Bronze. Kupfer dagegen ist der blanke Horror.
Alu kann einen auch manchmal zur Weißglut bringen wenn die
Legierung zum spanen ungeeignet ist.
Auch die Wahl des Schmiermittels, welches auch Kühlungsaufgaben
übernimmt, hat da Einfluss.
Prinzipell gibts für jeden Anwendungsfall einen speziell konzipierten
Gewindeschneider. So mache Lieferanten haben da eine reichhaltige
Auswahl.

von MaWin (Gast)


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Gewindebohrer schrieb:
> Wie macht Ihr das?

In einem Rutsch.

Kernloch bohren, Bohrer gegen Maschinengewindeschneider ersetzen, etwas 
Schneidöl/bei Alu Spiritus dran, und im langsamsten Gang reindrehen bis 
man die Maschine durch Not-Aus stoppt.

Nein, es bricht kein Gewindeschneider. Aber die Maschine führt auch viel 
gerader als die Hand. Beim Schneiden per Hand ist mir auch schon mal 
einer gebrochen.

HSS-E ist zwar auch für Edelstahl, bricht aber leichter als HSS. 
Trotzdem schneide ich auch Alu mit dem was gerade da ist, von Blauring 
bis VHM.

von Kai S. (kai1986)


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Hallo,

mit Maschinengewindebohrer auf Maschinen (CNC-Maschine oder 
Ständerbohrmaschine) wird das Gewinde in einem Rutsch geschnitten. Dabei 
ist wie schon mehrfach erwähnt der richtige Kernlochdurchmesser wichtig. 
Bei zähen Werkstoffen wie z.B. Edelstahl wird das Kernloch 0,1mm größer 
gebohrt, da sich der Werkstoff beim Gewindeschneiden stärker verformt 
und das Gewinde dann trotzdem vollständig ausgeprägt ist.
Beim Gewindeschneiden mit dem Schneideisen ist es auch mit 
Maschinengewindebohrern ratsam, den Schnitt zu unterbrechen. Ob jetzt 
nach 1/4 Umdrehung oder nach 1/2 oder auch nach einer ganzen Umdrehung 
die Späne gebrochen werden ist eher eine Gefühlssache, wenn es richtig 
schwergängig ist, dann dreht man ein Stück zurück und bricht die Späne. 
Wenn die Gewinde mit dem Maschinengewindebohrer mit einem Akkuschrauber 
"von Hand" geschnitten werden ist es bis ca. 4-5mm Materialstärke kein 
Problem, sie auf einen Zug durch zu schneiden. Bei größeren 
Materialstärken sollte man auch da absetzen, da sich dann die 
Winkelabweichungen durch leicht schiefes Ansetzen zum Tragen kommt.
Maschinengewindebohrer brechen normal nur ab, wenn sie ruckartig 
belastet werden, oder beim Schneiden von Hand eine zusätzliche Querkraft 
abbekommen, sprich, man Ungleichmäßig an den beiden Griffen des 
Windeisens zieht und drückt, oder den Akkuschrauber verkantet.

Gruß Kai

von michael_ (Gast)


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Alfred K schrieb:
> Ja, das sagte ich. Laut Tabelle 6,8 mm, laut einer mir bekannten
> Faustformel 6,4 mm. Das habe ich nicht geschrieben, damit er die
> Faustformel nimmt. Das habe ich geschrieben, damit er die Faustformel
> nicht nimmt.

Dann nenn sie doch gar nicht.
Seit der Umstellung auf ISO gilt die nicht mehr, seit 50 Jahren.

Aber mit Maschinenbohrern kann man schön Sackgewinde schneiden.

von herbert (Gast)


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Also wir benutzten eigentlich immer einen speziellen Gewindeschneidkopf 
für die Bohrmaschine.Da konnte man exakt das Drehmoment für das Gewinde 
einstellen und die drehte auch rückwärts wenn man den Hebel der 
Bohrmaschine nach oben drückte.Natürlich macht das Sinn und so habe ich 
das auch gelernt den Gewindeschneider auch rückwärts laufen zu lassen um 
den Span zu brechen.Im Vergleich zu Handgewindeschneider hat die 
Maschinenvariante einen schlankeren Schaft welcher es erlaubt auch 
tiefer zu schneiden und besser die gebrochenen Späne abzuführen.

von Karl Käfer (Gast)


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Hi,

Gewindebohrer schrieb:
> Hi Leute, habe da einige Maschinengewindebohrer, mit denen ich bisher
> doch immer nur von Hand gebohrt habe, also nach dem Muster ca. 1/4
> vorwärts, min. 1/2 rückwärts usw. Dreht man mehr als etwa 1/4 vorwärts,
> steigt der Widerstand deutlich an. Frage mich nun, wie das industriell
> gemacht wird.
> Bei mir würden die Bohrer abbrechen, selbst wenn ich damit nur recht
> dünnes Alu bohren würde.
> Die meisten dieser Bohrer sind nagelneu, HSS-E, ich nutze Öl, setze
> gerade an...
> Wie macht Ihr das?

Von Hand bekommst Du den Gewindeschneider niemals so präzise und gerade 
geführt, Span, Spanführung und den Nachschub an Kühlschmierstoff und die 
Schnittgeschwindigkeit bekommst Du niemals so hin wie in einer Maschine. 
Deswegen kann die Maschine in einem Zug schneiden, während das von Hand 
nicht geht. In hochfestem Werkzeugstahl oder sehr zähen, langspanenden 
Legierungen wie VnA werden gerne auch die Vorbohrungen ein oder zwei 
Zehntel größer geschnitten.

In der Industrie werden heutzutage übrigens häufig TiN- oder anderweitig 
beschichtete Werkzeuge eingesetzt. Neben der deutlich verschleißfesteren 
Oberfläche und dadurch einer höheren Standzeit haben diese einen 
deutlich geringeren Reibungskoeffizienten an den Schnittkanten und 
Führungsflächen, was den Gesamtwiderstand beim Gewindeschneiden nochmals 
stark verringert.

HTH,
Karl

von Karl Käfer (Gast)


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Hallo Alfred,

Alfred K schrieb:
> Maschinengewindebohrer haben doch eine spiralförmige Spannut, somit
> werden die Späne nach oben abgeführt, richtig?

Kommt darauf an. Maschinengewindebohrer für Sacklochbohrungen haben eine 
spiralförmige Spannut und führen den Span nach hinten ab, Versionen für 
Durchgangslöcher haben eine gerade Spannut mit einem schrägen Anschliff 
nach vorne und führen den Span nach vorne durch die Bohrung ab -- das 
hat den Vorteil, daß die Späne das geschnittene Gewinde nicht 
beschädigen können.

Liebe Grüße,
Karl

von Thorfinn (Gast)


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Generell ist deine Arbeitsweise nicht die verkehrteste.
Sehr schöne Gewinde von Hand erreicht man von Hand wenn man das Kernloch 
-0,2 mm bohrt und dann auf Mass aufreibt.


Generelle Aussagen zu "schneller" und "einfacher" sind leider nicht 
möglich.
Wichtig bei der Beurteilung ist der
 - Werkstoff - langspanig, schmiert oder spanbrechend.
 - Werkzeug -
 - Genauigkeit der Führung

tja und dann natürlich auch die geforderte Güte.

("Meister Meister, jetzt hab ich schon drei mal aufgebohrt und das Loch 
ist immer noch zu gross")

von Bernd F. (metallfunk)


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Wir verwenden in der Schlosserei fast nur Maschinengewinde-
schneider.

Bis M 6 ist das einfach die bessere Sache, auch wenn die meisten
Gewinde von Hand ( Akkuschrauber ) gemacht werden.

Die Teile ( meist Blauring, für Edelstahl ) kosten Geld, aber
das flutscht.

Ist aber auch Übungssache.

Die Grenze ist immer die Mutterdicke. Kann man leicht überprüfen.
M3 in 6mm dickem Material ist Käse. Jede Mutter ist statisch be-
stimmt. Mehr Gewinde in dickerem Material ist für nichts gut.

Grüße Bernd

von Purzel H. (hacky)


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Ich kann Gewindeschneider nicht mehr empfehlen. Gegen einen kleinen 
Aufpreis gibt es Gewindeformbohrer. Da wird das Material nicht 
herausgeschnitten, sondern so geformt, dass es ein Gewinde ist. Dadurch 
ist die Oberflaeche des Gewindes besser. Speziell mit Alu habe ich da 
beste Resultate. Der Kernlochdurchmesser muss angepasst werden.

von Schreiber (Gast)


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Siebzehn Für Fuenfzehn schrieb:
> Ich kann Gewindeschneider nicht mehr empfehlen. Gegen einen kleinen
> Aufpreis gibt es Gewindeformbohrer. Da wird das Material nicht
> herausgeschnitten, sondern so geformt, dass es ein Gewinde ist.

Auch ohne teure Maschinen und in Edelstahl?

von MaWin (Gast)


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Na ja, Gewindeformer wollen Mindestdrehzahlen, bei M3 so 4000 (Alu) bis 
2000 (Edelstahl) und mit exaktem Vorschub geführt werden.
Das ist eher was für CNC, per Hand stoppt man wohl erst wenn es die 
ganze Bohrmaschine durch's Loch gesaugt hat.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Zumindest M3 Gewindeformer in Alu gehen auch von Hand.

von Bernd F. (metallfunk)


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Akkubohrer, Maschinengewindeschneider, Öl und Gefühl.
( mit einmal durch )

Nach ca. 2000 Gewinden war Schluss.

Aber nicht, weil der Gewindebohrer abgebrochen war, sondern
weil keine Schraube mehr rein passte.

M 5, Materialstärke 4 mm, normaler Baustahl.

Grüße Bernd

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