Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transistor Sättigung und Arbeitspunkt


von StM (Gast)


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Ich habe mich gestern endlich mal mit den Transistor-Grunschaltungen 
auseinandersetzen wollen(jaja, erst µC und dann Transistoren ist der 
falsche Weg...), aber es sind gleich ein paar Fragen entstanden:

Ich benutzen den BC337-40
Ich habe also zuerst eine Kollektorschaltung 
gebaut(http://www.mikrocontroller.net/articles/Transistor#Kollektorschaltung_.28Emitterfolger.29) 
und den dazuigehörigen Basiswiederstand 
berechnet(http://www.mikrocontroller.net/articles/Basiswiderstand):

Ich habe als Last eine Kaltweiße LED(~16mA). Im Datenblatt habe ich im 
Diagramm "On Voltages" als hfe(sat)(In dem Fall Ib/Ic) den Wert 10 
gefunden und verwendet:

Ib = Ic(18mA)/10 = 1,6mA --> Rb = (Vcc(3.2V) - Vbe(1.2V)) / Ib(1.6mA) = 
1.25k

Da ich keinen Wiederstand in der Region habe, habe ich mir mit einem 10k 
Poti geholfen und auf etwa 1.14k(UT61C) eingestellt und die Spannung an 
der LED gemessen. Und da liegt meine Frage: Die Spannung lag bei ca. 
2.6V (3.2V - Uce(sat)(0.7V))steigt aber noch um ca 0.05V wenn ich das 
Poti weiter gegen 0V drehe und dort lande. Der Transistor bleibt 
allerding heile. Ich vermute der Strom ist zun gering um den Transistor 
zu zerstören(Ptot zu klein?).
Ist dieses Verhalten normal oder habe ich mich irgendwo verrechnet?

Außerdem verstehe ich die verschiedenen Diagramme im Datenblatt nicht so 
richtig. Vielleicht kann mir wer sagen, welche wichtig sind und wie ich 
die zu interpretieren habe.

Vielen Dank schonmal
StM

PS: Ich benutze das Datenblatt von OnSemi

von Ulrich H. (lurchi)


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Das Verhalten ist so wie zu erwarten: Die Sättigungsspannung hängt davon 
ab, wie viel Basisstrom der Transistor bekommt. Die Beispielkurve ist 
halt für IC/IB = 10. Mit mehr Basisstrom geht die Sättigungsspannung 
noch etwas runter.

Den Transistor und den Poti hat wohl der Begrenzte Strom gerettet den 
der µC bzw. das Netzteil liefern kann. Um den Poti zu schützen sollte 
man in solchen Fällen aber einen Widerstand von z.B. 220 Ohm am 
Schleifer des Potis haben.

Welche der Kurven im Datenblatt wichtig sind, hängt von der Anwendung 
ab. Für solche Standardteile kommt man aber meist ganz ohne Kurve aus, 
nur mit den Grundlegenden Parametern, ggf. auch nur mit groben 
Schätzwerten. Moderne Schaltungen sind oft so, dass es nicht auf die 
Details des Transistors ankommt.

von Harald W. (wilhelms)


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StM schrieb:

> Ich habe also zuerst eine Kollektorschaltung
> 
gebaut(http://www.mikrocontroller.net/articles/Transistor#Kollektorschaltung_.28Emitterfolger.29)

Eigentlich fängt man zuerst mit der Emitterschaltung an. :-)

Die Kollektorschaltung wird nur bei wenigen Spezialfällen benutzt,
da diese nur eine Spannungsverstärkung <1 hat. Da das Emitterpoten-
tial hochliegt, ist es auch schwierig den Basisstrom zu berechnen.
Eine Sättigung bekommt man nur, wenn man eine Basisspannung ober-
halb der Betriebsspannung anlegt.

von Jogi_K (Gast)


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StM schrieb:
> Ich benutzen den BC337-40
> Ich habe also zuerst eine Kollektorschaltung
> 
gebaut(http://www.mikrocontroller.net/articles/Transistor#Kollektorschaltung_.28Emitterfolger.29)
> und den dazuigehörigen Basiswiederstand
> berechnet(http://www.mikrocontroller.net/articles/Basiswiderstand):

Zeichne auf, was du gebaut und gemessen/berechnet hast. Nach deinen 
Links, hast du eine Kollektorschaltung gebaut aber den 
Basisvorwiderstand für eine Emitterschaltung berechnet. Damit kann man 
nicht weiterdiskutieren.

von StM (Gast)


Angehängte Dateien:

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Bitteschön meine schaltung und alle dazugehörigen Messungen. 
Berechnungen siehe oben.
Gemessen wie gesagt alles mit ut61c.

Jogi_K schrieb:
> Kollektorschaltung gebaut aber den Basisvorwiderstand für eine
> Emitterschaltung berechnet. Damit kann man nicht weiterdiskutieren.

Ich sehe nicht wo da das sproblem liegen sollte? Basiswiederstand müsste 
doch basiswiederstand sein?

Harald Wilhelms schrieb:
> StM schrieb:
>
> Ich habe also zuerst eine Kollektorschaltung
> gebaut(http://www.mikrocontroller.net/articles/Transistor...)
>
> Eigentlich fängt man zuerst mit der Emitterschaltung an. :-)
>
> Die Kollektorschaltung wird nur bei wenigen Spezialfällen benutzt,
> da diese nur eine Spannungsverstärkung <1 hat. Da das Emitterpoten-
> tial hochliegt, ist es auch schwierig den Basisstrom zu berechnen.
> Eine Sättigung bekommt man nur, wenn man eine Basisspannung ober-
> halb der Betriebsspannung anlegt.

Danke. Das war nur die erste schaltung im og. Artikel. Deshalb habe ich 
sie verwendet. Diese Aspekte wurden im Artikel so eindeutig nicht 
genannt, was dann grade für jemandem der den Text von oben nach unten 
ließt unpraktisch ist.

von Helge A. (besupreme)


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Verwende immer einen Widerstand vor der LED, damit die nit zuviel Strom 
bekommt.

So wie gezeichnet kommt der Transistor nie in Sättigung, weil die 
Spannung zwischen Basis und Emitter dafür noch zu niedrig ist. Das hat 
deine LED gerettet.

von StM (Gast)


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Helge A. schrieb:
> Verwende immer einen Widerstand vor der LED, damit die nit zuviel
> Strom bekommt.
>
> So wie gezeichnet kommt der Transistor nie in Sättigung, weil die
> Spannung zwischen Basis und Emitter dafür noch zu niedrig ist. Das hat
> deine LED gerettet.

Meine led geht ja bei einer Spannung von 2.6V nicht kaputt, wenn sie für 
3.3V ausgelegt ist. Also kann sie auch nicht mehr Strom ziehen als die 
18mA. Aber da es sich um eine Kollektorschaltung handelt kann der Strom 
sowieso nicht so groß werden. Außer Ub wird größer als Vcc bzw. Uc.
Habe ich das richtig verstanden?

Aber was ich nicht verstehe ist der unterschied zwischen Kollektor und 
Emitterschaltung. Ist es der, das der Kollektor in der Emitterschaltung 
nicht die volle Versorgungsspannung abbekommt oder ist da noch ein 
anderer unterschied? Bei einer led ist es doch auch egal ob der 
Vorwiederstand vor oder nach die led geschaltet wird. Oder habe ich da 
einen Denkfehler?

von Helge A. (besupreme)


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Der Unterschied hier und jetzt ist der Basisstrom. Du hast ja selbst 
gemessen, daß jetzt bei einem Basisstrom von 2uA ein Emitterstrom von 
1mA fleißt. In diesem Betriebspunkt hat dein Transistor also grad eine 
Verstärkung von 500. Ist der Emitter an Masse, fließt aber ein viel 
gräßerer Basisstrom, nämlich der von dir berechnete.

von Possetitjel (Gast)


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StM schrieb:

> Meine led geht ja bei einer Spannung von 2.6V nicht kaputt,
> wenn sie für 3.3V ausgelegt ist.

Das ist im Großen und Ganzen richtig.
Allerdings: Ist die LED auch so hell, wie Du Dir vorgestellt
hast?

> Also kann sie auch nicht mehr Strom ziehen als die 18mA. Aber
> da es sich um eine Kollektorschaltung handelt kann der Strom
> sowieso nicht so groß werden. Außer Ub wird größer als Vcc
> bzw. Uc. Habe ich das richtig verstanden?

Nein.
Das ist leider Satz für Satz falsch.

> Aber was ich nicht verstehe ist der unterschied zwischen
> Kollektor und Emitterschaltung.

Ja, das ist das Problem.

> Ist es der, das der Kollektor in der Emitterschaltung
> nicht die volle Versorgungsspannung abbekommt

?!?!?
Nein. Das ist nicht der Unterschied.

> oder ist da noch ein anderer unterschied?

Hmm. Ich will versuchen, es einfach zu erklären.
(Für die ganz Genauen: Ich setze einen NPN-Transistor voraus.)

1) Benennung
Die Schaltung wird nach dem Transistoranschluss benannt, der auf
konstanter Spannung liegt. Also: Bei der Kollektorschaltung ist
der Kollektor mit einer festen Spannung (nämlich der Plus-Leitung
der Betriebsspannung) verbunden. Der "Ausgang" der Schaltung ist
der Emitter.
Bei der Emitterschaltung ist der Emitter mit einer festen Spannung
(nämlich dem Minus-Pol der Betriebsspannung, also i.d.R. GND)
verbunden. Der "Ausgang" der Schaltung ist der Kollektor.

2) Kollektorschaltung (="Spannungsfolger")
Die Kollektorschaltung macht aus einer gering belastbaren Spannungs-
quelle (z.B. einem Potenziometer oder einem Ausgang eines µC) eine
stärker belastbare Spannungsquelle. Die Spannung am Emitter "folgt"
(mit 0.7V Verlust) der Spannung an der Basis.
Die Basis "nimmt" sich immer nur soviel Strom, wie sie braucht.
Das ist normalerweise sehr wenig. Der Strom, der aus dem Emitter
herausfließt, kann fast beliebig groß werden! Das liegt daran,
dass der Transistor eine Stromverstärkung hat.

3) Emitterschaltung
Die Emitterschaltung ermöglicht es, mit einem kleinen Basisstrom
einen großen Kollektorstrom zu schalten. Aber Achtung: Der Transistor
begrenzt die Ströme nicht !
Deswegen ist (in der Emitterschaltung!) immer ein Basis-Widerstand
notwendig, und auch der Kollektorstrom muss (z.B. durch einen
Widerstand) auf einen sinnvollen Wert begrenzt werden.

4) Betrieb von LEDs
LEDs wollen einen bestimmten Strom sehen; die Spannung stellt
sich dann passend ein.
Man kann eine LED mit 3.3V Flussspannung nicht sinnvoll an einer
Spannungsquelle mit 3.3V betreiben. Das geht nicht.

> Bei einer led ist es doch auch egal ob der Vorwiederstand vor
> oder nach die led geschaltet wird.

DAS ist richtig.

Der Basiswiderstand begrenzt aber nur den Basisstrom ; er verhindert
also, dass der Transistor durch den Basisstrom kaputtgeht.
Um zu verindern, dass die LED kaputtgeht, muss ein Widerstand direkt
vor (oder hinter) die LED geschaltet werden.

Ach so: Gewöhne Dich bitte mal daran, den Widerstand ohne "ie" zu
schreiben. Der Widerstand hat nichts mit "Und wie der stand!" zu
tun....

von Axel S. (a-za-z0-9)


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StM schrieb:
> Helge A. schrieb:
>> Verwende immer einen Widerstand vor der LED, damit die nit zuviel
>> Strom bekommt.
>>
>> So wie gezeichnet kommt der Transistor nie in Sättigung, weil die
>> Spannung zwischen Basis und Emitter dafür noch zu niedrig ist. Das hat
>> deine LED gerettet.
>
> Meine led geht ja bei einer Spannung von 2.6V nicht kaputt, wenn sie für
> 3.3V ausgelegt ist.

<seufz>

Nein. Eine LED ist niemals für eine Spannung ausgelegt. Sondern für 
einen Strom. Und der Zusammenhang zwischen Spannung und Strom ist 
hochgradig nichtlinear und vor allem für jedes LED-Exemplar diffizil 
anders. Deswegen muß da immer ein Vorwiderstand hin.

> Aber da es sich um eine Kollektorschaltung handelt kann der Strom
> sowieso nicht so groß werden. Außer Ub wird größer als Vcc bzw. Uc.
> Habe ich das richtig verstanden?

Nein, hast du nicht.

Der andere Name für "Kollektorschaltung" ist "Emitterfolger". Und dieser 
Name ist INHO besser, weil er das Verhalten der Schaltung beschreibt: 
die Spannung am Ausgang (Emitter) folgt der Spannung am Eingang (der 
Basis). Die Spannungsverstärkung ist knapp kleiner als 1, die 
Stromverstärkung ist ca. so hoch wie die Stromverstärkung des 
Transistors.

So richtig funktioniert das allerdings nur, wenn am Emitter eine Last 
mit ohmscher Strom-/Spannungs-Kennlinie (vulgo: ein Widerstand) hängt. 
Eine LED hat wie bereits gesagt eine stark gekrümmte Kennlinie; der 
Strom steigt viel schneller als die angelegte Spannung. Was genau der 
Grund dafür ist, daß deine Schaltung nicht so funktioniert wie im 
Lehrbuch. Denn da gibt es immer einen Widerstand im Emitterkreis!

> Aber was ich nicht verstehe ist der unterschied zwischen Kollektor und
> Emitterschaltung.

Der Unterschied besteht darin, ob die Last im Kollektor- oder im 
Emitter-Stromkreis liegt. Das ist deswegen wichtig, weil der Transistor 
ja nicht durch die Spannung zwischen Basis und GND, sondern durch die 
Spannung zwischen Basis und Emitter (respektive den durch diese Spannung 
hervorgerufenen Strom) gesteuert wird. Wenn die Last im Emitterkreis 
liegt (vulgo: Kollektorschaltung aka Emitterfolger) dann steigt bei 
steigender Ausgangsspannung ja auch die Spannung am Emitter und die 
wirksame Basis-Emitterspannung veringert sich wieder.

In der Emitterschaltung hingegen liegt der Emitter fest auf GND und 
jegliche Änderung der Basisspannung wirkt voll auf den Transistor. Die 
Änderung der Spannung am Lastwiderstand hat dann nur sehr geringe 
Rückwirkung auf den Aussteuerungs-Zustand des Transistors. Und genau 
deswegen kann die Emitterschaltung auch eine Spannungsverstärkung 
erreichen.

von StM (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
>> Aber was ich nicht verstehe ist der unterschied zwischen Kollektor und
>> Emitterschaltung.
>
> Der Unterschied besteht darin, ob die Last im Kollektor- oder im
> Emitter-Stromkreis liegt. Das ist deswegen wichtig, weil der Transistor
> ja nicht durch die Spannung zwischen Basis und GND, sondern durch die
> Spannung zwischen Basis und Emitter (respektive den durch diese Spannung
> hervorgerufenen Strom) gesteuert wird. Wenn die Last im Emitterkreis
> liegt (vulgo: Kollektorschaltung aka Emitterfolger) dann steigt bei
> steigender Ausgangsspannung ja auch die Spannung am Emitter und die
> wirksame Basis-Emitterspannung veringert sich wieder.
>
> In der Emitterschaltung hingegen liegt der Emitter fest auf GND und
> jegliche Änderung der Basisspannung wirkt voll auf den Transistor. Die
> Änderung der Spannung am Lastwiderstand hat dann nur sehr geringe
> Rückwirkung auf den Aussteuerungs-Zustand des Transistors. Und genau
> deswegen kann die Emitterschaltung auch eine Spannungsverstärkung
> erreichen.

Danke das habe ich jetzt soweit verstanden.


> 4) Betrieb von LEDs LEDs wollen einen bestimmten Strom sehen; die
> Spannung stellt sich dann passend ein. Man kann eine LED mit 3.3V
> Flussspannung nicht sinnvoll an einer Spannungsquelle mit 3.3V
> betreiben. Das geht nicht.

Wenn ich aber eine konstantspannungsquelle habe und dort erst die 
spannung einstelle und dann den Strom von der led messe, dann zieht die 
led an 2.6V max 1mA und bei 3.3V max 18mA. Deshalb leuchtet sie in der 
schaltung auch so dunkel. Wenn ich jetzt aber die Emitterspannung(durch 
erhöhen der Kollektorspannung?)/den Basisstrom erhöhe, dann wird die LED 
heller leuchten weil sie mehr strom zieht.

Das bedeutet wenn ich bei einer stromverstärkung von 500 den Basisstrom 
auf 36uA bringe, dann wird die led voll leuchten oder muss ich die 
Eingangsspannung auf 4V erhöhen(3.3V + 0.7V)?

Tut mir leid wenn ich mich ein wenig blöd anstelle, aber manchmal muss 
ich ein wenig denkhilfe bekommen ;)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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StM schrieb:
>> 4) Betrieb von LEDs LEDs wollen einen bestimmten Strom sehen; die
>> Spannung stellt sich dann passend ein. Man kann eine LED mit 3.3V
>> Flussspannung nicht sinnvoll an einer Spannungsquelle mit 3.3V
>> betreiben. Das geht nicht.
>
> Wenn ich aber eine konstantspannungsquelle habe und dort erst die
> spannung einstelle und dann den Strom von der led messe, dann zieht die
> led an 2.6V max 1mA und bei 3.3V max 18mA.

Ja, für das eine LED-Exemplar mag das zum jetzigen Zeitpunkt und bei der 
jetzigen Temperatur stimmen. Aber wenn du eine zweite LED aus der 
Bastelkiste nimmst und die LEDs tauschst, dann wird diese zweite LED bei 
gleicher Spannung einen anderen Strom ziehen. Statt 18mA dann vielleicht 
50mA oder auch nur 3mA. Und genauso wird sich der Strom für die gleiche 
LED ändern, wenn die LED altert oder die Temperatur schwankt.

Schau in das Datenblatt einer LED und da besonders auf die Kurve, die 
den Zusammenhang zwischen Spannung und Strom wiedergibt. Je weiter 
rechts du auf dieser Kurve kommst, desto steiler wird sie. Desto mehr 
Einfluß haben dann auch kleine Spannungsänderungen auf den LED-Strom. 
Wenn du deine LED z.B. beim Maximalstrom betreiben willst und das 
ausmißt, dann reicht schon das Abklemmen des Amperemeters aus, um den 
LED-Strom deutlich über das Maximum zu treiben. Was bedeutet, daß die 
LED kaputt gehen wird.

Bessere Datenblätter haben da auch nicht nur eine Kurve (die für ein 
"typisches" Exemplar gilt) sondern eine Kurvenschar bzw. einen 
schraffierten Bereich, innerhalb dessen sich die LED befindet.

> Das bedeutet wenn ich bei einer stromverstärkung von 500 den Basisstrom
> auf 36uA bringe, dann wird die led voll leuchten oder muss ich die
> Eingangsspannung auf 4V erhöhen(3.3V + 0.7V)?

Sowohl als auch. Daß deine LED noch lebt, verdankst du nur der endlichen 
Stromverstärkung deines Transistors. In der normalen Dimensionierung 
eines Emitterfolgers folgt die Ausgangsspannung der Eingangsspannung 
(minus die 0.7V die an der BE-Strecke abfallen). Wenn du die 
Basisspannung erhöhst, erhöht sich die Emitterspannung. Der Strom durch 
die LED steigt wegen der steilen Kurve stark an und die LED stirbt.

Allerdings braucht der Transistor für den höheren Emitterstrom auch 
einen höheren Basisstrom. Der Transistor belastet also den 
Spannungsteiler, der ihm seine Eingangsspannung bereitstellt. Und durch 
diese Belastung verringert sich die Eingangsspannung wieder (belasteter 
Spannungsteiler).

Das Verhalten ist ziemlich genau so, als hättest du einen Vorwiderstand 
an der LED. Nur daß der Vorwiderstand in Form des Innenwiderstands des 
Basis-Spannungsteilers vor der Basis des Transistors liegt. Und um den 
Stromverstärkungsfaktor des Transistors größer sein darf.

von Possetitjel (Gast)


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StM schrieb:

> Das bedeutet wenn ich bei einer stromverstärkung von 500
> den Basisstrom auf 36uA bringe, dann wird die led voll
> leuchten

Theoretisch ist das richtig gedacht. Praktisch ist das
Schwachsinn. Die Flussspannung von LEDs ist exemplarabhängig,
und die Stromverstärkung von Transistoren ist es auch.

> oder muss ich die Eingangsspannung auf 4V erhöhen
> (3.3V + 0.7V)?

Nicht "oder", sondern "und": Es werden keine 36µA in die
Basis fließen, wenn Du deutlich weniger als ca. 4V
anlegst.

Nochmal: Eine 3.3V-LED ohne Vorwiderstand an 3.3V zu
betreiben ist Blödsinn.

Deine Überlegungen sind rein theoretisch weitgehend
richtig, praktisch aber wertlos.

von Possetitjel (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:

> Das Verhalten ist ziemlich genau so, als hättest du
> einen Vorwiderstand an der LED. Nur daß der Vorwiderstand
> in Form des Innenwiderstands des Basis-Spannungsteilers
> vor der Basis des Transistors liegt. Und um den
> Stromverstärkungsfaktor des Transistors größer sein darf.

Nicht darf , sondern muss .

Trotzdem ist das Ganze Blödsinn.

1) Um den Transistor durchzusteuern, sind sowieso etwa 4V
notwendig. Es wäre deutlich vernünftiger, diese 4V als
Kollektorspannung zu verwenden und die LED ganz klassisch
mit Vorwiderstand zu betreiben.
(Man kann natürlich den Transistor auch als Stromquelle
betreiben, wenn man will.)

2) Die Stromverstärkung ist exemplar-, temperatur- und
arbeitspunktabhängig. Aus dem 1%-Basiswiderstand wird
so ganz schnell ein "-50%/+100%"-Vorwiderstand vor der
LED.

3) Mit 3.3V lässt sich eine 3.3V-LED nicht zuverlässig
betreiben.

4) Die Kollektorschaltung wirkt als Impedanzwandler;
der Emitter ist in guter Näherung eine Spannungsquelle.
Was ist das für ein Blödsinn, die Kollektorschaltung
durch einen absurd großen Basiswiderstand zur Stromquelle
zu machen, wenn eine Emitterschaltung mit Emitterwiderstand
schon eine perfekte Stromquelle ist?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Woher kommt die Idee, ein Transistor habe eine Stromverstaerkung von 500 
? Weil der Transistortester dies so anzeigt ? Das ist leider Muell.
Die Stromverstaerkung ist keine Zahl, sondern eine Funktion des 
Kollektorstromes. Die Stromverstaerkung ist nur bei kleinen Stroemen 
hoch, und nimmt mit zunehmendem Strom ab. Siehe das Hfe diagram im 
Datenblatt.

von StM (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> 3) Mit 3.3V lässt sich eine 3.3V-LED nicht zuverlässig
> betreiben.

Das höre ich jetzt schon zum dritten mal und ich habe überhaupt keine 
Idee wie das gemeint ist!?

Jetzt Nicht schrieb:
> Woher kommt die Idee, ein Transistor habe eine Stromverstaerkung von 500
> ? Weil der Transistortester dies so anzeigt ? Das ist leider Muell.
> Die Stromverstaerkung ist keine Zahl, sondern eine Funktion des
> Kollektorstromes. Die Stromverstaerkung ist nur bei kleinen Stroemen
> hoch, und nimmt mit zunehmendem Strom ab. Siehe das Hfe diagram im
> Datenblatt.

Laut Datenblatt zwischen 100 und 600. Auf 500 Kommen wir, wenn wir 
1mA/2µA teilen, was ja den Werten entspricht, die wir da haben. 
Jedenfalls kam Helge glaube ich so darauf!?

Possetitjel schrieb:
> 4) Die Kollektorschaltung wirkt als Impedanzwandler;
> der Emitter ist in guter Näherung eine Spannungsquelle.
> Was ist das für ein Blödsinn, die Kollektorschaltung
> durch einen absurd großen Basiswiderstand zur Stromquelle
> zu machen, wenn eine Emitterschaltung mit Emitterwiderstand
> schon eine perfekte Stromquelle ist?

Das kommt daher, dass ich mir zu Beginn nicht im klaren war, das ich den 
Basiswiederstand für eine Emitterschaltung ausgerechnet habe. Da lag ja 
auch zu beginn das Problem.

von Udo S. (urschmitt)


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StM schrieb:
> Possetitjel schrieb:
>> 3) Mit 3.3V lässt sich eine 3.3V-LED nicht zuverlässig
>> betreiben.
>
> Das höre ich jetzt schon zum dritten mal und ich habe überhaupt keine
> Idee wie das gemeint ist!?

Weil der Zusammenhang zwischen Durchlassspannung und STrom einer Led 
hochgradig nichtlinear, exemplar und Temperaturabhängig ist.
So fliessen durch deine eine Led bei 20°C und 3,3V vieleicht 18mA, wenn 
die Diode aber 40°C hat können es schon 30mA sein.
Und wenn du die gleiche Diode nochmal kaufst , dann fliessen beid er bei 
3,3V und 20°C vieleicht nur 8mA, oder auch 25.

Deshalb immer den Strom regeln oder sinnvoll begrenzen durch einen 
Vorwiderstand.

von Possetitjel (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:

> Deshalb immer den Strom regeln oder sinnvoll begrenzen
> durch einen Vorwiderstand.

Genau.

Und da am Vorwiderstand auch Spannung abfällt, sind 3.3V
Betriebsspannung für eine 3.3V-LED nicht machbar. 4V geht
vielleicht schon (müsste man lt. Datenblatt nachrechnen);
5V genügt sicher.

von Possetitjel (Gast)


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StM schrieb:

> Das kommt daher, dass ich mir zu Beginn nicht im klaren
> war, das ich den Basiswiederstand für eine Emitterschaltung
> ausgerechnet habe.

Nein, das kommt daher, dass eine Kollektorschaltung eine
Spannungsquelle ist.

Zum Betrieb einer LED benötigt man aber eine Stromquelle .

Axels Überlegungen oben sind rein theoretisch richtig,
praktisch aber unsinnig.

Ach so: Es heißt "Widerstand", ohne "ie".

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Possetitjel schrieb:
> StM schrieb:
>
>> Das kommt daher, dass ich mir zu Beginn nicht im klaren
>> war, das ich den Basiswiederstand für eine Emitterschaltung
>> ausgerechnet habe.
>
> Nein, das kommt daher, dass eine Kollektorschaltung eine
> Spannungsquelle ist.
>
> Zum Betrieb einer LED benötigt man aber eine Stromquelle .
>
> Axels Überlegungen oben sind rein theoretisch richtig,
> praktisch aber unsinnig.

Das waren auch keine "Überlegungen", sondern der Versuch, unserem Gast 
zu erklären warum er das sieht was er sieht. Und warum das nicht im 
Widerspruch zu dem steht, was in Lehrbüchern zu lesen ist.

Ein Emitterfolger ist auch nicht direkt eine Spannungsquelle, sondern 
eher ein Impedanz-Konverter. Je nachdem in welcher Richtung man das 
betrachten will, kann man sagen daß die Schaltung eine kleine Impedanz 
am Emitter des Transistors in eine hohe Impedanz an der Basis 
konvertiert. Oder daß er eine hohe (Quell-)Impedanz die die Emitter- 
folgerstufe speist in eine niedrigere Impedanz konvertiert für eine Last 
die am Emitter angeschlossen ist. Der Konversions-Faktor ist gleich der 
Stromverstärkung des Transistors.

Und im Fall der Schaltung unseres Gastes ist die Impedanz (vulgo: der 
Innenwiderstand) des Basisspannungsteilers hoch genug, daß auch nach der 
Division durch die Stromverstärkung des Transistors noch genug 
Ausgangsimpedanz bleibt, die den Strom durch die LED auf ungefährliche 
Werte begrenzt.

Natürlich würde man so etwas nicht absichtlich aufbauen wollen. Schon 
allein deswegen nicht, weil die Stromverstärkung eines Transistors alles 
andere als konstant ist. Vor allem aber, weil ein Transistor die 
Funktion einer Stromquelle viel besser erfüllt, wenn man die Last in den 
Kollektorkreis hängt.

von StM (Gast)


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Vielen Dank an alle, ich denke ich habe soweit jetzt alles (hoffentlich) 
verstanden. Sollte ich nochmal in Problemen stecken, werde ich hier 
wieder fragen.
Ich finde es übrigens großartig, dass man hier im Forum auch 
unangemeldet die Hilfe von einer riesigen Community bekommen kann.

Gute Nacht
StM

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