Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elektret-Mikrofone


von Peter X. (peter_x)


Lesenswert?

Angeregt durch diverse Beiträge/Probleme bezüglich Mikrofonen in 
Sprechanlagen in Mehrfamilienhäusern - wie diesem hier:
Beitrag "Siedle Sprechanlage anzapfen"
kann ich mich erinnern, dass ich mal gehört/gelesen habe, dass 
Elektretmikrofone nur eine begrenzte Lebensdauer haben, weil der 
schallaufnehmende Kondensator bei der Herstellung vorgespannt wird. 
Diese Ladung sich aber im Laufe der Jahre abbbaut und der 
nachgeschaltete FET-Verstärker (3-Anschluß-Elektret-Mik) dann auch keine 
vernünftige NF zur Verstärkung mehr bekommt.
So hat mir ein Kollege erzählt, dass er turnusmäßig die Kapsel in einer 
Siedle-Anlage auswechseln muß, um die Anlage wieder funktionsfähig zu 
machen.
Mehrfache Anfragen in diesem Forum deuten auf diesen Sachverhalt hin.
Ist das nun nur ein Mär, oder was?

: Wiederhergestellt durch Admin
von ./. (Gast)


Lesenswert?

Ich hab hier eine Elektretkapsel aus einem Radiorecorder der 80er Jahre
an einem Motorola GM-900.

Diese Kapsel tut immer noch klaglos.

> Mär
[x]

: Wiederhergestellt durch Admin
von Uwe B. (uwe_beis)


Lesenswert?

Ich halte diese Annahme für so plausibel, dass ich nicht daran zweifele, 
dass es stimmt. Ich fand es schon immer erstaunlich, dass es Materialien 
geben soll, die diese extrem geringe Ladung bei den hohen Feldstärken 
über sehr lange halten soll. Viel Erfahrung habe ich selber nicht, aber 
bei meinen zwei ca. 25 Jahre alten Handfunkgeräten gehe ich auch davon 
aus, dass die Unempfindlichkeit der Mikrofone auf nachlassende Ladungen 
in den Elektreten beruht.

Natürlich ist anzunehmen, dass es bessere und schlechtere Materialien 
gibt. Die einen werden wenige Jahre halten, andere mehrere Jahrzehnte. 
Es trocknen ja auch nicht alle Elkos gleich schnell aus.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Peter R. (pnu)


Lesenswert?

Schon das Reinst-Siliziumoxid der MOSFETs bei Eproms hat eine zeitlich 
begrenzte Haltefähigkeit für die gespeicherten Elektronen. Und das 
dürfte eine der besten Isolierschichten darstellen.

Die für Elektrete verwendeten Isolierstoffe haben bei weitem nicht 
solche Reinheit wie Halbleiter-Silizium-Dioxid und auch viele Poren, da 
sie ja aus Makromolekülen bestehen. Alleine in dies Poren können Wasser, 
CO2 oder andre Substanzen einddiffundieren die den Elektreten entladen. 
Auch in die Nähe kommende geladene Teilchen können den Elektreten 
entladen, wie der Staub die Oberfläche von elektrostatisch aufgeladenen 
Folien.

Schon geringste Unreinheiten bei der Herstellung der Isolierstoffe 
dürften da jahrelange Ladungshaltung des Elektreten zur Illusion machen. 
Und die hohe Reinheit dürfte nur bei hohem Aufwand erreichbar sein. 
Billig also nicht machbar.

Dauernd hohe Luftfeuchte und Temperatur dürften nach der Qualität des 
Materials die entscheidenden Faktoren sein.

: Wiederhergestellt durch Admin
von ?!? (Gast)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:
>
> Schon geringste Unreinheiten bei der Herstellung der Isolierstoffe
> dürften da jahrelange Ladungshaltung des Elektreten zur Illusion machen.
> Und die hohe Reinheit dürfte nur bei hohem Aufwand erreichbar sein.
> Billig also nicht machbar.
>

Du magst ja prinzipiell recht haben. Aber wie erklärst du dir dann die 
jahrzehntelange (nicht nur jahrelange) Haltbarkeit von Elektretkapseln? 
Diese kann ich übrgens auch bestätigen. Kann schon möglich sein, daß 
eventuell die Empfindlichkeit im Laufe von vielen Jahren etwas 
nachgelassen hat (wie Uwe es schrieb). Aber es ist auf keinen Fall so 
viel, daß man es bemerken würde. Im direkten Vergleich vielleicht, aber 
nicht spürbar.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Peter X. (peter_x)


Lesenswert?

Danke für Eure Beiträge bis hier her.

Um der Sache weiter auf den Grund zu gehen, habe ich folgende factory 
angeschrieben.
http://www.knowles.com/eng/Our-company/Technologies/Technology-platforms/Condenser-microphone-technology

Das Problem für mich ist, dass wenn mikes die Beine breit machen, sind 
es immer elektret-mikes. Ich habe hier Sennheiser, Dynacord, Löwe-Opta 
Mikrophone, deren Ausgangsamplituden jeden NF-Verstärker nach wie vor 
beeindrucken. Aber diese Elektret-Mikrofone sich immer wieder melden 
hinsichtlich schwächelnder Ausgangsamplitude.
Angeblich sollen die Elektret-Mics in den Siedle Anlagen IP-67 sein.
Siedle taucht selbst als "scrap'n plastic" in den Staaten auf.

: Wiederhergestellt durch Admin
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.