Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leistungsanpassung bei Solarzellen - wie funktioniert das mit einem Shuntregler?


von Tüddel (Gast)


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Hallo Leute,

ich weiß in etwa, wie ein MPPT bei Solarzellen funktioniert und weiß das 
dies ziemlich dynamisch ist und u.A. von der Lichtintensität und der 
Temperatur abhängig ist.

Jetzt gibt es aber auch "Shuntregler". Die sind wesentlich simpler 
aufgebaut und können soweit ich das jetzt laienhaft einschätzen kann 
auch nicht auf die zuvor genanten Einflüsse regeln. Sehe ich das 
richtig, das da nur ein ungefährer effektivster Arbeitspunkt festgelegt 
wird - also das ganze auf den Idealfall ausgelegt wird - und der Rest... 
who cares?

von MaWin (Gast)


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Also der Shunt-Regler beeinflusst nicht das Ladeverhalten, er glänzt 
dabei mit fast 0% Verlusten weil er erst eingreift, wenn der Akku voll 
ist.

Der direkte Ladevorgang, Solarzelle über Diode an Akku, wird nicht für 
den Idealfall ausgelegt, denn dann hat man sowieso genug Leistung und er 
ist selten, sondern auf die Optimierung des Durchschnitts, daher 18V 
Zellen für 12V Akkus, weil man weiss dass selbst MPP das kaum noch 
verbessern kann.

Wer natürlich Solarzellen nach Norden über einem 100 GradC warmen Ofen 
montiert, müsste es anders auslegen, dafür ist der Durchschnitt nicht 
berechnet, dann bekämpft MPP wieder die Fehlauslegung.

von Tüddel (Gast)


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Danke für die Erklärung!

Und wie läuft das ab, wenn man keinen Akku laden möchte sondern eine 
geregelte Spannung von z.B. 12V Bereit stellen will. Dann wird ja der 
Shunt immer dann aktiv, wenn "zu wenig" Verbrauch an dieser 12V ansteht, 
oder? -> Ich hab bei meinen Recherchen auch gelesen, das Shuntregler die 
bevorzugte Art bei Satelliten sind. Wenige Bauteile, recht robust und 
Langzeitstabil. Und eben bei den Satelliten gibt es auch Regler, die ein 
paar kW leisten können : 
http://www.space-airbusds.com/en/equipment/geo-medium-power-pcu-50v.html 
je nach Ausbaustufe 2-5kW finde ich echt enorm.

von Noch einer (Gast)


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Da gehen wohl nur die Begriffe durcheinander.

Ein Solarregler hat immer einen Shunt, der den Akku vor Überladung 
schützt.

Bessere haben zusätzlich noch MPPT. "Shuntregler" ist nur eine Erfindung 
der Marketingabteilung. Klingt halt besser als "ohne MPPT".

von Tüddel (Gast)


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Also beispielsweise in diesem "Grobschemata" auf der zweiten Seite 
(http://www.terma.com/media/177722/s3r_shunt_regulation_module.pdf) sehe 
ich einen FET der parallel zu der Solarzelle hängen soll. Im groben 
erinnert mich das aber an die Schaltung aus dem TL431 Datenblatt 
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tl431.pdf Fig. 31.
Ich denke, der "Shunt" dieser Technik muss nicht zwangsweise ein 
Widerstand sein, sondern stellt einfach eine Last da.

von Noch einer (Gast)


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> wenn man keinen Akku laden möchte

Da nimmt man keinen Laderegler.

Du musst den Strom einer Solarzelle nicht verbrauchen. Nimmts du den 
Strom nicht ab, steigt einfach die Spannung. Bei Bleiakkus ist ein Shunt 
am einfachsten. Du kannst statt dessen auch einen Verbraucher 
anschliessen, der die höhere Spannung verträgt.

von Noch einer (Gast)


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> Ich denke, der "Shunt" dieser Technik muss nicht zwangsweise ein
> Widerstand sein

Normalerweise nimmt man da einen Kurzschluss. Ist am einfachsten. Da 
wird die überflüssige Leistung in der Solarzelle verheizt. Die Zelle 
begrenzt den Strom.

Beide Extreme funktionieren: Entweder nur den Strom abnehmen, den du 
wirklich brauchst und die Schaltung vor der hohen Spannung schützen. 
Oder halt kurzschleissen. Nimmst du einen Widerstand, musst du irgendwie 
die Wärme wieder loswerden.

von Walter (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Normalerweise nimmt man da einen Kurzschluss. Ist am einfachsten. Da
> wird die überflüssige Leistung in der Solarzelle verheizt.

In der Zelle wird annähernd nichts verheizt, denn im Kurzschluss ist die 
Spannung null, damit auch die Leistung, egal, wie hoch der 
Kurzschlussstrom ist.

Schöne Ostern,

Walter

von MaWin (Gast)


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Tüddel schrieb:
> Dann wird ja der Shunt immer dann aktiv, wenn "zu wenig" Verbrauch an
> dieser 12V ansteht, oder?

Ohne Akku keine Speicherung sondern nur genau so viel Power wie die 
Schaltung aktuell braucht. Zu wenig Sonne: Schaltung aus. Mehr Sonne: 
Rest ungenutzt im Shuntregler verbraten.
MPP: Unsinnig, niemand braucht die maximum power wenn die Schaltung mit 
soundsoviel power auskommt.

von Noch einer (Gast)


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> In der Zelle wird annähernd nichts verheizt

Andere Betrachtungsweise: Bei Kurzschluss heizen 100% der Sonnenenergie 
die Zelle auf. Wenn du den Strom abnimmst, heizen nur 80% der 
Sonnenenergie die Zelle.

von Sun (Gast)


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Walter schrieb:
> enn im Kurzschluss ist die
> Spannung null, damit auch die Leistung

Na dann zeichne mal das Ersatzschaltbild einer Zelle (mit Ri).

von Wolfgang (Gast)


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Walter schrieb:
> In der Zelle wird annähernd nichts verheizt, denn im Kurzschluss ist die
> Spannung null, damit auch die Leistung, egal, wie hoch der
> Kurzschlussstrom ist.

Und wo soll sonst die Energie bleiben, die von den Zellen absorbiert 
wird? Die Zellen werden zwangsläufig heiß und die von den Zellen 
absorbierte Energie wird als Wärmestrahlung und per Konvektion 
abgegeben.

Der Energieerhaltungssatz gilt auch für Solarzellen.

von MaWin (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Andere Betrachtungsweise: Bei Kurzschluss heizen 100% der Sonnenenergie
> die Zelle auf. Wenn du den Strom abnimmst, heizen nur 80% der
> Sonnenenergie die Zelle.

Sun schrieb:
> Na dann zeichne mal das Ersatzschaltbild einer Zelle (mit Ri).

Oh Wunder, der Ri ist in beiden Fällen identisch und wird vom fast 
gleichen Strom durchflossen, egal ob kurzgeschlossen oder die Energie 
abgenommen wird.

Und ob eine Solarzelle, deren Strom nicht abgenommen wird, wärmer wird, 
ist egal, denn der Wirkungsgrad interessiert dann niemanden.

von Noch einer (Gast)


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> Oh Wunder, der Ri ist in beiden Fällen identisch

Das ist kein Wunder, das ist Newtons Prinzip der mathematisch fundierten 
Naturphilosophie.

Ri wurde extra so erfunden, dass Berechnung und Beobachtung 
übereinstimmen.

Ein Ersatzschaltbild beweist erst mal gar nichts. Wir haben uns nur dran 
gewöhnt. Aus dem Ersatzschaltbild berechnete Vorhersagen treffen 
häufiger zu, als die Vorhersagen der Astrologen.

von Georg (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Ein Ersatzschaltbild beweist erst mal gar nichts.

Du bleibst also ernsthaft dabei, dass die Zellen zwar die Sonnenenergie 
absorbieren, aber nirgends hin abgeben? Oder ist da die vierte Dimension 
oder der Äther im Spiel? Oder negative "freie Energie"? Klär uns bitte 
auf.

Georg

von Noch einer (Gast)


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Sicher bin ich der Meinung, alles was sie an Sonnenenergie absorbieren, 
geben Sie als Strom und Wärme wieder ab.

Nur die Agumentation mit dem Ri ist recht schräg. Ri wurde ja extra 
dafür erfunden, dass sich mit einem vereinfachtes mathematischen Modell 
die abgegebene Wärme berechnen lässt.

Aber ganz egal, ob du es mit der Energieerhaltung oder mit dem 
Ersatzschaltbild erklärst - in beiden Fällen ist die Aussage "In der 
Zelle wird annähernd nichts verheizt" unhaltbar. Wenn ein 0-Ohm Shunt 
(oder gar kein Shunt) nichts verheizt, heizt die Energie die Zelle auf.

von Sun (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Nur die Agumentation mit dem Ri ist recht schräg.

Beschäftige Dich mal mit den Grundlagen.

von MaWin (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Nur die Agumentation mit dem Ri ist recht schräg.

Na ja.

Eine Solarzelle produziert Strom (ladungsgetrennte Elektronen) je nach 
Lichteinfall.

Lässt man sie unangeschlossen, fliessen diese Elektronen durch die in 
Vorwärtsrichtung liegenden Dioden in der Solarzelle.

Schliesst man einen Akku an, fliessen diese Elektronen zum absolut 
wesentlichen Anteil nach aussen. Verluste entstehen im wesentlichen 
durch den Elektronenfluss am Innenwiderstand.

Schliesst man die Solarzelle kurz, fliessen diese Elektronen auch nach 
aussen, ein paar mehr weil die Spannung dort niedriger ist. Verluste 
entstehen in genau gleicher Höhe durch den Elektronenfluss am genau 
gleichen Innenwiderstand.

Der schlechteste Fall ist also die Solarzelle im Leerlauf, da wird sogar 
die produzierte elektrische Energie in der Solarzelle verheizt.

von Helmut S. (helmuts)


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> Der schlechteste Fall ist also die Solarzelle im Leerlauf, da wird sogar
die produzierte elektrische Energie in der Solarzelle verheizt.

Genau über diesen Punkt hatte ich mal mit einem Physiker diskutiert. Der 
behauptete, dass die Solarzelle im Leerlauf weniger Energie verheizt und 
somit weniger heiß wird.

Kennt jemand eine Literaturstelle dazu oder könnte jemand einen Versuch 
machen.

Versuchsaufbau:
An einem sonnigen Tag die Temperatur der Solarzelle mit und ohne Last 
messen.

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Genau über diesen Punkt hatte ich mal mit einem Physiker diskutiert. Der
> behauptete, dass die Solarzelle im Leerlauf weniger Energie verheizt und
> somit weniger heiß wird.

Entweder war das kein Physiker oder die Ausbildungskosten waren an ihm 
total verschwendet. Solarzellen sind undurchsichtig und reflektieren 
kaum, ergo absorbieren sie die gesamte auffallende Sonnenenergie. Davon 
wird im Normalbetrieb ein Teil, ca ein Viertel, als elektrische Leistung 
abgegeben, der Rest heizt die Zellen auf. Im Leerlauf wird keine Energie 
abgegeben, also alles in Wärme umgesetzt, jedenfalls solange noch der 
Energieerhaltungssatz gilt. Folglich entsteht im Leerlauf etwa ein 
Drittel mehr Wärme.

Ganz sicher reflektieren die Zellen nicht mehr Licht, wenn sie 
unbelastet sind, das ist keine Physik sondern Voodoo-Glaube.

Georg

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