Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Formel für Temperatur eines Widerstands bei bestimmten Strom bzw. Spannung


von Paul (Gast)


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Hallo,

ich frag mich ob es eine Formel gibt die es ermöglicht die Temperatur 
(-änderung) eines Widerstands zu berechnen wenn Spannung und Strom 
angelegt werden.

Bisher bin ich soweit das ich weis das es sich um Joulsche Wärme 
handelt. Die Formel dazu:
Q = E_el = P*t = U*I*t = R* I² * t = U²/R * t

Einheit ist Joule - das ist nichts neues:

[Q] = J = VAs = Ws = kgm²/s usw.

Ich habe keine Idee wie man auf die Temperatur (-änderung) kommt (in 
Kelvin)?

Kennt jemand eine geeignete Formel?

Gruß Paul

von Harald W. (wilhelms)


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Paul schrieb:

> Ich habe keine Idee wie man auf die Temperatur (-änderung) kommt (in
> Kelvin)?

Ich auch nicht. Eine Standardformel wird es da auch nicht geben,
da die Temperatur weitgehend dadurch bestimmt wird, wie der Wider-
stand seine Wärme los wird (durch Strahlung, Leitung, Strömung).

von Max M. (jens2001)


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Q=c*m*Δt

Q: Wärmeenergie
c: spez. Wärmekapazität
m: Masse
Δt: Temperaturänderung

Umstellen musst du selbst;-)

von Werner M. (Gast)


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Der Anteil des Wärmeflusses durch Strahlung wird mit dem 
Stefan-Boltzmann-Gesetz beschrieben. Außerdem gibt der Widerstand 
Energie über Wärmeleitung und Konvektion ab. Da kommt es also auf die 
Art des Einbaus an.

von Werner M. (Gast)


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Max Mustermann schrieb:
> c: spez. Wärmekapazität
> m: Masse
> Δt: Temperaturänderung
>
> Umstellen musst du selbst;-)

Was hat die spez. Wärmekapazität mit der Temperaturerhöhung im 
stationären Fall zu tun? Die beeinflußt nur das dynamische Verhalten.

von Achim S. (Gast)


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Max Mustermann schrieb:
> Q=c*m*Δt
>
> Q: Wärmeenergie
> c: spez. Wärmekapazität
> m: Masse
> Δt: Temperaturänderung
>
> Umstellen musst du selbst;-)

Und als Ergebnis kriegt er dann heraus, dass der Widerstand unendlich 
heiß wird, wenn man ihn nur lange genug aufheizt.

Die Wärmekapazität ist nur bei kurzfristiger (gepulster) Belastung 
wichtig. Die Endtemperatur bei dauerhafter Belastung wird nicht durch 
die Wärmekapazität bestimmt (wie in dieser Formel), sondern durch den 
Wärmewiderstand gegenüber der Umgebung. Der ist bei vielen Widerständen 
nicht ganz einfach zu finden, und wie Harald schon geschrieben hat hängt 
der genaue Wert von Umgebungsparametern ab (wie ist der Widerstand 
eingelötet, wie viel Kupfer hat die Platine an seinen Anschlüssen, das 
die Wärme vom Widerstand weg führt...).

Für spezielle Messwiderstände ist der thermische Widerstand oft 
spezifiziert. Für Allerweltswiderstände findet man ggf. Pi-mal-Daumen 
Werte.

Beispiel:
http://www.mira-electronic.de/mira/widerstand/wid_0805/wid_0805.html

im 0805-Gehäuse hat dieser SMD-Widerstand einen thermischen Widerstand 
von 440K/W. Wird er mit den erlaubten 0,125W dauerhaft aufgeheizt, dann 
erwärmt er sich 55K über die Umgebungstemperatur.

von Max M. (jens2001)


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Paul schrieb:
> Bisher bin ich soweit das ich weis das es sich um Joulsche Wärme
> handelt. Die Formel dazu:
> Q = E_el = P*t = U*I*t = R* I² * t = U²/R * t

Werner M. schrieb:
> Was hat die spez. Wärmekapazität mit der Temperaturerhöhung im
> stationären Fall zu tun? Die beeinflußt nur das dynamische Verhalten.
In der vom TO benutzten Formel ist eine eine Wärmemenge also eine 
ENERGIE angegeben KEINE LEISTUNG! Von einem stationären Zustand ist da 
nicht die Rede!

Achim S. schrieb:
> Und als Ergebnis kriegt er dann heraus, dass der Widerstand unendlich
> heiß wird, wenn man ihn nur lange genug aufheizt.
In der Formel des TO ist die Zeit[t] enthalten. Und wenn man t gegen 
Unendlich gehen lässt geht geht ebend auch Q gegen Unendlich!
Und wenn mann keinen Wärmeverlusst berücksichtigt (und davon sagt der TO 
nichts) dann geht auch die Temperatur gegen Unendlich!

Wenn der TO aber tatsächlich Temperatur eines stromdurchflossenen 
Bauteils im stationären Zustand ermitteln will dan muss man über die 
Leistung gehen und dann muss man die Wärmeabfur vom Bauteil 
berücksichtigen. Und das geht dann nur mit einer Differentialgleichung.

von Achim S. (Gast)


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Max Mustermann schrieb:
> Und wenn mann keinen Wärmeverlusst berücksichtigt (und davon sagt der TO
> nichts) dann geht auch die Temperatur gegen Unendlich!

In der Schaltung von Paul werden die Widerstände also unendlich heiß, 
nur weil er nichts von Wärmeverlusten geschrieben hat? Das ist ja krass.

Aber vielleicht reicht es schon aus, dass er hier von Wärmewiderständen 
gelesen hat, damit auch seine Widerstände für große t einen endlichen 
stätionären Endwert annehmen ;-)

So ganz lange muss er dafür gar nicht mal warten. Die thermische 
Zeitkonstante für einen normal verlöteten 0805-Widerstand liegt im 
Bereich von 1s.

von Peter R. (pnu)


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Um aufs Thema des thread zurückzukommen:

Paul schrieb:
> ich frag mich ob es eine Formel gibt die es ermöglicht die Temperatur
> (-änderung) eines Widerstands zu berechnen wenn Spannung und Strom
> angelegt werden.

Die Berechnung der Temperatur ist immer nur eine Näherung, da eine 
genaue Rechnung sehr komplex wird. In diese Gegend ist der thread 
abgedriftet.

Eine übliche, einfache Näherung verwendet wenige Begriffe:
-Leistung, die im Widerstand verbraten wird (P),(W)
-Wärmewiderstand des Widerstands  (Rth),(Kelvin je Watt)
-entstehende Temperaturdifferenz am Widerstand.  (delta T), (Kelvin)

Dann ist deltaT =  P mal Rth und die Temperatur= Umgebungstemperatur + 
deltaT

Rth wird allerdings selten für Widerstände angegeben. Meistens findet 
man Angabe der max. Leistung und maximale Oberflächentemperatur. Aber 
daraus lässt sich Rth berechnen.

Man vereinfacht die Rechnung also genau so grob wie bei 
Halbleiter-Bauelementen wie Transistorewn oder Dioden.

: Bearbeitet durch User
von Stefan (Gast)


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Hallo,

Peter R. schrieb:
> Rth wird allerdings selten für Widerstände angegeben.

Nein, jeder Hersteller gibt diese Werte an! (nur suchen!!)

Sogar Reichelt hält Datenblätter der Hersteller mit diesen Angaben 
bereit!

z.B.
https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/B400/SMD-1206_SMD-0805_SMD-0603%23YAG.pdf

siehe Zeile mit "thermischer Widerstand"

von Wolfgang (Gast)


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Peter R. schrieb:
> -Wärmewiderstand des Widerstands  (Rth),(Kelvin je Watt)
> ...
> Rth wird allerdings selten für Widerstände angegeben.

Mal davon abgesehen, dass man die Angaben sehr wohl findet, wenn man in 
die Datenblätter guckt, erfolgt gerade bei SMD Bauelementen ein 
erheblicher Teil der Wärmeabgabe über die Pads und die dranhängende 
Kupferfläche. Solange man sich nicht ziemlich genau an die 
Meßbedingungen des Herstellers hält, ist Rth gar keine Eigenschaft des 
Widerstandes sondern eine des Gesamtaufbaus.

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