Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Röhrenradio Wega 315


von Andreas F. (flo20)


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Hallo zusammen,

ich habe letztens einen Röhrenradio Typ Wega 315 erhalten, den ich gerne 
wieder in Gang bringen möchte.

Leider finde ich keinen lesbaren Stromlaufplan im Internet :( (Werte der 
Bauteile nicht erkennbar) Wäre toll, wenn ihr einen lesbaren für mich 
hättet.

Außerdem sind die Skalenseile komplett innen abgerissen, daher wollte 
ich noch fragen, ob jemand vl. dazu einen Plan hat, wie diese angebracht 
werden müssen.


Gruß

von Jens G. (jensig)


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Nix auf die Bodenplatte innen geklebt? War früher mal üblich.

: Bearbeitet durch User
von OldMan (Gast)


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Andreas F. schrieb:
> Wäre toll, wenn ihr einen lesbaren für mich
> hättet.

http://radio.mijnwijkapp.nl/Wega_315.pdf

Einmal gegoogelt.... Ist aus meiner Sicht gut lesbar, wenn man zoomt.

von oszi40 (Gast)


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Andreas F. schrieb:
> Wäre toll,

Wega hat ECC85 ECH81 EBF89 ECC83 EL84 EM84.
Röhrendatenblätter/Röhrentaschenbuch sollten Dir weiterhelfen die 
richtigen Spannúngen zu messen. Aber Vorsicht Annodenspannung sind ca. 
250V!
Skalenseilführung kannst Du evtl. bei ähnlichen Geräten ansehen. Ob das 
Radiomuseum dabei hilft, wäre zu erfragen.

von Andreas F. (flo20)


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Danke für eure Mühe :)

Nein auf die Bodenplatte innen ist leider nichts geklebt :/

OldMan schrieb:
> http://radio.mijnwijkapp.nl/Wega_315.pdf
>
> Einmal gegoogelt.... Ist aus meiner Sicht gut lesbar, wenn man zoomt.


Ja erkennbar sind die Verbindungen schon, aber leider sind die Werte der 
Kondensatoren nicht alle lesbar.

oszi40 schrieb:
> Skalenseilführung kannst Du evtl. bei ähnlichen Geräten ansehen. Ob das
> Radiomuseum dabei hilft, wäre zu erfragen.

Danke für den Tipp, werde ich machen :)

von Mani W. (e-doc)


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Frage mal im WGF nach, die sind auf Röhren spezialisiert

von Ewald (Gast)


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Hallo,
Hilfe habe ich gefunden bei:
http://www.dampfradioforum.de/
und daraus andere Adressen, leider schon über 6 Jahre her.
Wenn Du nichts findest, muss ich meinen alten PC in Gang setzen und 
darin meine e-mails durchlesen
Zur allgemeinen Rep. von alten Röhrenradios.
Die Becher-Elkos haben Leckströme, die das ganze Spannungspotential der 
Gleichspannungen verschieben. Am besten alle Elkos durch neue ersetzen.
Kapazität und Spannung einfach größer wählen.
Ich habe fast alle alten drin gelassen und bei diesen nur den Pluspol 
abgelötet. Optisch ist es natürlich nicht schön. Aber der Radio 
funktionierte danach wieder.
Der Austausch von frequenzbestimmenden Teilen ist allerdings nur 
möglich, wenn man genau die Funktion davon weiß.
mfg Ewald

von Andreas F. (flo20)


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Ewald schrieb:
> Hilfe habe ich gefunden bei:
> http://www.dampfradioforum.de/

Danke für den Tipp, habe ich schon gemacht, aber leider erhielt ich dort 
auch keinen lesbaren Stromlaufplan oder Seilplan :/

Ewald schrieb:
> Die Becher-Elkos haben Leckströme, die das ganze Spannungspotential der
> Gleichspannungen verschieben. Am besten alle Elkos durch neue ersetzen.
> Kapazität und Spannung einfach größer wählen.


Ja das hätte ich sowieso gemacht, aber ich müsste dazu die Werte der 
Kondensatoren auf dem Schaltplan erkennen können.

von oszi40 (Gast)


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Andreas F. schrieb:
> Ja das hätte ich sowieso gemacht, aber ich müsste dazu die Werte der
> Kondensatoren auf dem Schaltplan erkennen können.

Die sollten in Deinem Radio ablesbar sein! Sonst kleines Foto bei hellen 
Licht machen oder bei http://www.jogis-roehrenbude.de/  etwas mehr 
lesen.

von Peter D. (peda)


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Planloser Elko-Austausch ist Quatsch, Fehlersuche ist besser.
Elkos, die >20 Jahre ohne Spannung waren, formieren sich wieder in 
wenigen Minuten.
Sind die Siebelkos taubt, brummt die Wiedergabe, bei tauben Katodenelkos 
ist der Ton etwas leiser.

Was geht denn nicht, AM, FM, TA?
Leuchten alle Heizfäden, brummt es beim Antasten des Gitter der EL84, 
ECC83, haben alle Anoden Spannung?

von michael_ (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Planloser Elko-Austausch ist Quatsch, Fehlersuche ist besser.

Dem kann ich nur zustimmen! Viel eher machen die Koppelkondensatoren auf 
das Gitter der nächsten Röhre Probleme.
Also Gleichstromarbeitspunkte kontrollieren.

Andreas F. schrieb:
> Nein auf die Bodenplatte innen ist leider nichts geklebt :/

OldMan schrieb:
> Andreas F. schrieb:
>> Wäre toll, wenn ihr einen lesbaren für mich
>> hättet.
>
> http://radio.mijnwijkapp.nl/Wega_315.pdf
>
> Einmal gegoogelt.... Ist aus meiner Sicht gut lesbar, wenn man zoomt.

Reicht das nicht?

von Skalenseil (Gast)


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Skalenseile tauschen ohne Plan, war Übung im 1. Lehrjahr für Radio FS 
Techniker.
Dazu benötigt man aber etwas Hirn.

von Skalenseil (Gast)


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und wem es daran mangelt, der tauscht auch gern planlos alle Elkos, so 
er sie denn als solche erkennt.
Wie schon beschrieben, Arbeitspunkte kontrollieren, Gitter "brummen 
lassen", die Anoden wirst du schon spüren, das kribbelt dann ein wenig.

von michael_ (Gast)


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Und bei Spannungsmessung bedenken, das man mit einem MM mißt, was etwa 
20KOhm/V hat. Das war damals so üblich.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Andreas

IMO reicht der Schaltplan für die Fehlersuche. Immer die linke Hand in 
die Hosentasche, falls Du eine gewischt bekommst, fliesst es nicht 
durchs Herz. Die gefährlichste Stelle befindet sich links bei den 
Sicherungen, ein gesunder Respekt schadet nicht. Aber auch die 300V bei 
der EL84 sind nicht ohne.

Eine genauere Fehlerbeschreibung wäre nicht schlecht. Jede Taste 20 mal 
wechselweise drücken, manchmal kommt dann schon ein Ton. Falls es raucht 
oder heiss riecht, versuchen die Quelle zu identifizieren und gleich 
wieder abschalten. Die EL84 im Auge behalten, bei einem defekten 
Gitterkondensator könnte die zu Glühen anfangen.

> Wega hat ECC85 ECH81 EBF89 ECC83 EL84 EM84.

http://frank.pocnet.net/sheetsE.html

Schau erst mal, ob alle Röhren glühen.

Die Heizspannung kann man bei jeder dieser Röhren zwischen Pin4 und Pin5 
nachmessen außer bei der ECC83. Bei der sind Pin4 und Pin5 verbunden und 
es wird von da zum Pin9 gemessen. Es sollten 6,3V Wechselspannung +/- 
10% anstehen. Pin 1 fängt bei der Lücke an, gezählt wird von unten im 
Uhrzeigersinn (wie bei ICs).

> Gitter "brummen lassen"

Gute Idee, erst am Pin2 der EL84 probieren, falls es da brummt, am Pin7 
der ECC83 probieren, da muss es deutlich lauter brummen, denn die ECC83 
hat je nach Beschaltung eine Verstärkung bis 100. Man kann auch schon 
hören, ob es verzerrt oder nicht.

> Arbeitspunkte kontrollieren,

Spannungen EL84:
Pin2 Steuergitter     0V
Pin3 Kathode      ca. 8V
Pin7 Anode          300V
Pin9 Schirmgitter   225V

Spannungen ECC83a, ZF-Verstärker:
Pin1 Anode1          99V
Pin2 Gitter1 leicht negativ
Pin3 Kathode1 liegt auf Ground -> 0V

Spannungen ECC83b, NF-Verstärker:
Pin6 Anode2         104V
Pin7 Gitter2     ca. -1V
Pin8 Kathode2 liegt auf Ground -> 0V

Dann berichte mal, was Du rausgefunden hast.
Das Skalenseil hat Zeit, bis das Gerät spielt.

Gruß, Bernd

von HabNix (Gast)


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Die hohe Kunst der Reparatur war, wenn die "Experten" das Gerät vom 
"Magischen Staub" gereinigt und dazu die Röhren mit Seifenwasser 
abgewaschen haben. Die Beschriftung und somit auch die Typenbezeichnung 
war damit unleserlich geworden. Irgendwann wurde dieser Bausatz dann 
einem Fachmann zur Reparatur übergeben. Diese Arbeit kommt noch vor 
Elkowechsel!
Die "Experten" haben sich inzwischen stark vermehrt und höhere 
Positionen in Politik und Wirtschaft erreicht. Auch als Gutachter bei 
Gericht werden sie inzwischen gern hinzugezogen.
Beim Auflegen des Skalenseils sollte man darauf achten, dass sich der 
Skalenzeiger nach getaner Arbeit auch in die Richtung bewegt, in die der 
Abstimmknopf gedreht wird. Sehr hilfreich für das Auflegen des Seils ist 
eine abgewinkelte Stahlpinzette und ein Federhaken, den man sich aus 
einer ca. 2,5mm Motorradspeiche selber anfertigen kann. Eine Seite 
anschleifen und einen Haken biegen, andere Seite flachhämmern und Kerbe 
hineinschleifen. Defekte Speichen bekommt man vom Kollegen, Nachbarn 
oder Motorradhändler, der, wenn er nett ist, das Teil einseitig spitz 
anschleift, so dass sich die Spitze zu einem kleinen Haken biegen lässt. 
Inzwischen wird so ein Teil auch von Fa. Bernstein angeboten. 
(Suchbegriff: Bernstein Federhaken).

MfG

von oszi40 (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Planloser Elko-Austausch ist Quatsch, Fehlersuche ist besser.
> Elkos, die >20 Jahre ohne Spannung waren, formieren sich wieder in
> wenigen Minuten.

Systematische Fehlersuche hatte ich eigentlich erwartet. Bei den 20 
Jahre stromlosen Elkos wäre ich etwas vorsichtiger. Da wäre Spannung 
langsam hochfahren gesünder als gleich zack ein. Manche Elkos mögen das 
nicht und verteilen dann jede Menge sibernes Konfetti, was hoffentlich 
keinen ins Auge trifft. Ansonsten erst mal nachsehen ob die Röhren 
heizen und leicht mit dem kleinen Schraubenziegergriff an die ECC83 
klopfen ob schon ein Klirr-Ton aus dem Lautsprecher kommt. Das wäre die 
harmlose Fehlersuchvariante ob die NF noch funktioniert.

von Jan K. (madengineer)


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Alleine die Googlesuche nach "Röhrenradio Kondensator" liefert sehr 
viele hilfreiche Links um die bekannten Problemstellen sofort zu 
erkennen:

https://www.google.de/search?q=r%C3%B6hrenradio+kondensatoren

Diese Kondensatorenkunde mir damals sehr geholfen...

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Eine 40-60W Glühlampe in Serie verhindert zuverlässig solche 
Katastrophen.

von B e r n d W. (smiley46)


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Die Glühlampe ist eine gute Idee. Ich ging stillschweigend davon aus, 
dass das Gerät schon mal an war. Die Glühlampen-Methode verwende ich 
sonst für die Philettas.

von Walter Braun (Gast)


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Die Elkos zur Siebung der Anodenspannung sind das geringste Problem und 
meist noch funktionsfähig. Allerdings sind grunsdätzlich alle 
Metall/Papierkondensatoren defekt. Die haben Wasser gezogen und stimmen 
in Kapazität nicht mehr (Wasser ist polar und hat bei NF ein hohes Er). 
Außerdem sind die leckströme angestiegen, waqs an der EL84 eine positive 
Gitterspannung erzeugt und diese irreversibel beschädigt. Raus damit!

von michael_ (Gast)


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Generell würde ich die nicht gleich auswechseln.
Aber vor allem die Gleichstromwerte der Röhren überprüfen.
Wenn die stimmen, dann ist auch der Koppelkondensator i.O.
Also messen, messen und nochmals messen.
Es wurden ja auch verschiedene Qualitäten verbaut.
Bei RFT-DDR wurden oft Keramik-Rohrkondensatoren verbaut.
Denen traue ich ein langes Leben zu.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Fellbach lag nie in der DDR. Und Rohrkondensatoren zum NF-Koppeln 
dürften recht groß sein.

von Thomas T. (runout)


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Hut ab,

alle guten Tipps wurden schon gegeben,
und das in einem Nicht-Röhrenforum.

Habe auch noch einen "AEG 3D-Super 3074 WD"
Bei dem macht nach paar Minuten (auf UKW)
das magische Auge voll auf und zwischen den Sendern
ist nur noch Brummen zu hören.

Alle Elkos wurden schon "wild" getauscht (Bj. '58).

Jetzt muss ich mir überlegen, ob ich damit zu Jogi gehe
oder doch lieber hier.

Grüße
Runout

von Peter D. (peda)


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Walter Braun schrieb:
> Allerdings sind grunsdätzlich alle
> Metall/Papierkondensatoren defekt.

Was fürn Quatsch.
Es mag ja Serien von schlechten Kondensatorfabrikaten gegeben haben.
Und in der Regel werden Radios nicht in Räumen betrieben, wo das Wasser 
von den Wänden tropft.
In Betrieben dudelten Radios oft 24h/d vor sich hin und sorgten so 
selber für trockene Wärme.
Selbst die alten Wickelkondensatoren im Pappröhrchen mit Teerpfropfen 
waren oft noch einwandfrei.
Ich hatte mal einen Keramikkondensator 10nF/500V zur Siebung im HF-Teil, 
der war durchgeschlagen und damit der Widerstand davor durchgebrannt.

Ich hab schon viele Röhrenradios in der Hand gehabt, die Probleme waren 
meist nur klein.
Z.B. oxydiert gerne das Silber auf den Kontakten des Tastenaggregats, 
einfach mal die Tasten mehrfach umschalten, dann gehts wieder.
Die EL84 ist sehr robust, sie ohne Grund zu wechseln ist auch Quatsch.

Wenn der Empfang schwach ist und der Frequenzbereich verschoben, dann 
ist die Silberschicht auf den Keramiktrimmern wegoxydiert. Das ist 
tricky, denn dann muß man nach dem Wechsel alles neu abgleichen.

Weitere häufige Fehler sind Brummen, also Elkos taub oder 
Heizfadenbruch.

Und natürlich Selengleichrichter, die kann man wirklich vorsorglich 
ersetzen (1N4007 + 100R/1W in Reihe).

von michael_ (Gast)


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Michael X. schrieb:
> Fellbach lag nie in der DDR. Und Rohrkondensatoren zum NF-Koppeln
> dürften recht groß sein.

Die waren nicht groß, da auch für NF 4,7 - 10n ausreichten.
etwa 5 mm Durchmesser und 20 mm lang.
Auch Durchführungskondensatoren wurden so hergestellt.
Ich habe hier so einen in etwa gleicher Größe mit 3n und 350V.
Siehe auch hier:
http://www.radiomuseum.org/forum/keramische_durchfuehrungskondensatoren.html

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