Forum: PC Hard- und Software 3D-Drucker/CNC-Fräse über PC steuern


von Thorsten H. (thorsten90)


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Hallo,

Ich habe vor, mir einen kombinierten 3D-Drucker und CNC-Fräse zu bauen. 
Ursprünglich hatte ich vor, das ganze über einen Mikrocontroller zu 
steuern. Allerdings bin ich dabei relativ eingeschränkt. Fertige Boards 
sind meinermeinung nach verhältnismäßig teuer, und selber aufbauen kann 
ich so was nicht. Ich denke auch, dass sowas extrem schwer ist (USB 
Anschlüsse, Speicher etc.). Die Schrittmotoren selber Ansteuern sollte 
nicht so das Problem sein.

Von meinem Vater habe ich jetzt ein Board bekommen, das er ursprünglich 
für den Aufbau eines Media-PC nehmen wollte. Ist halt ein einfaches 
Motherboard mit dem kleinen Prozessor und USB und LAN Anschlüssen, 
Ausgängen für Bildschirm, Sound etc und Anschlüssen für 
Festaplatten,Laufwerke etc. Ein komplettes kleines Motherboard halt.

Ich hatte mir jetzt überlegt, dass ich das ja auch nehmen könnte 
anstelle eines Mikrocontrollers. DasBoards hat einen PCI Steckplatz,der 
ansonsten nicht benötigt wird. Das ganze hat halt den Vorteil, dass ich 
darauf einfach Linux laufen lassen kann und alles für USB,LAN und 
Speicherverwaltung fertig ist. Ein einfaches Programm zum Abfahren der 
Positionen kann ich schreiben. Und über einen kleinen Bildschirm und 
Maus und Tastatur (oder einen kleinen Touchscreen) kann ich alles 
einfach steuern, mir Statusmeldungen anzeigen lassen oder Einstellungen 
andern.

Das einzige Problem sind reale I/O Ports um die Steuerelektronik 
anzuschließen. Ich hatte mir da Folgendes überlegt: Wenn ich die Ports 
des PCI Steckplatzes ansteuern kann um logische Signale zu senden und zu 
empfangen konnte ich darüber relativ einfach die Schrittmotoren ähnlich 
einer Pulsweitenmodulation steuern und Sensoren wie Endlagenschalter 
einlesen. Das verarbeiten der Signale  mit der Software wäre dann recht 
einfach. Eine Platine herstellen würde ich denke ich auch hinbekommen, 
kann da aber auch Hilfe von Freunden bekommen.

Die Frage ist, kann ich die PCI Ports angemessen ansteuern? Hat jemand 
Erfahrung mit solchen Dingen, worauf müsste ich achten. Gibt es sind 
irgendwelche Anmerkungen zu meiner Idee?

Ich hoffe, Ihr könnt mir einige nützliche 
Meinungen/Hinweise/Verbesserungsvorschläge geben.

Grüße

Thorsten

von morob65 (Gast)


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für sowas gibt es io karten, aber der µC mit usb/seriell anschluss ist 
die bessere lösung.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Thorsten S. schrieb:
> Ursprünglich hatte ich vor, das ganze über einen Mikrocontroller zu
> steuern. Allerdings bin ich dabei relativ eingeschränkt. Fertige Boards
> sind meinermeinung nach verhältnismäßig teuer, und selber aufbauen kann
> ich so was nicht. Ich denke auch, dass sowas extrem schwer ist (USB
> Anschlüsse, Speicher etc.). Die Schrittmotoren selber Ansteuern sollte
> nicht so das Problem sein.

PCs können zwar sehr schnell arbeiten, sie sind aber extrem ungeeignet, 
wenn es darum geht, Peripherie schnell und mit exaktem Timing 
anzusteuern.
Ein Microcontroller aber ist dafür perfekt geeignet.

Für 3D-Drucker gibt es Open-Source-basierte Steuerelektroniken, die mit 
einem MicroAVR arbeiten. Sowohl die Schaltpläne, die Firmware für die 
Elektronik als auch die korrespondierende PC-Software sind frei 
verfügbar.


Firmware:
https://github.com/MarlinFirmware/Marlin

Elektronik:
http://reprap.org/wiki/Sanguinololu

Software für PC:
http://www.repetier.com/documentation/repetier-host/

von Paul H. (powl)


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Thorsten S. schrieb:
> Ich habe vor, mir einen kombinierten 3D-Drucker und CNC-Fräse zu bauen.

Nicht unbedingt ne gute Idee weil hier unterschiedliche Anforderungen an 
die Elektro-Mechanik bestehen.

3D Drucker müssen wenig Masse sehr dynamisch bewegen können, weshalb man 
hier oftmals kleine Schrittmotoren mit Riemenantrieb nimmt.

CNC-Fräsen müssen größere Massen mit wenig Dynamik und viel Kraft 
bewegen können. Hier nimmt man größere Schrittmotoren mit 
Lineargewindespindeln und verhältnismäßig geringen Spindelsteigungen.

Beides zu kombinieren ist ein Kompromiss. Damit das Teil zum Fräsen 
taugt bist du auf Gewindespindeln angewiesen. Die Spindelsteigung darf 
aber nicht zu gering sein sonst müssen die Schrittmotoren irre schnell 
drehen bis sie die nötige Geschwindigkeit für den 3D-Druck bekommen und 
entsprechend lange beschleunigen. Langsam drucken ist natürlich für die 
Qualität des Drucks gut aber dauert dann auch entsprechend.

Falls du ernsthaft 3D-Druck betreiben willst würd ich mir nen extra 
Drucker daneben stellen oder die CNC nur als Drucker für besonders größe 
und grobe Druckobjekte nehmen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Hallo Thorsten,

wir hatten genau dieselbe Idee verfolgt, denn augenscheinlich bietet es 
sich ja an, eine X/Y-Z-Einheit doppelt zu verwenden.

Allerdings haben wir das aus den von Paul geschilderten Gründen wieder 
verworfen: die Anforderungen an die 3D-Druckmechanik (leicht, schnell) 
sind eben doch ganz andere als an eine Fräse (kraftvoll, sehr präzise).

Letztlich haben wir uns hier für den Aufbau eines separaten 3D-Druckers 
entschieden, der mit einem einfachen Arduino/RAMPS-Board und SD-Karte 
gefüttert wird.

Die komplette Elektronik für die Ansteuerung gibt es bspw. bei 
Aliexpress für unter 30 Euro (Arduino, RAMPS-Board, 5 
Schrittmotorendstufen, LCD-Grafikdisplay)! Software aufgespielt, 
Parameter eingestellt - läuft.

Dann muss man bei längeren Drucken auch nicht die ganze Zeit den PC 
laufen lassen.

Unsere CNC-Fräse und der CNC-Plasmaschneider laufen aber natürlich über 
einfache ITX-PCs (über simple Druckerports!) und LinuxCNC. Das klappt 
schon seit Jahren zuverlässig.

: Bearbeitet durch Moderator
von Possetitjel (Gast)


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Chris D. schrieb:

> Allerdings haben wir das aus den von Paul geschilderten
> Gründen wieder verworfen: die Anforderungen an die
> 3D-Druckmechanik (leicht, schnell) sind eben doch ganz
> andere als an eine Fräse (kraftvoll, sehr präzise).

Ich kenne mich mit 3D-Druckern nicht aus: Ist es funktionell
notwendig oder nur angenehm (wegen der Druckzeit?), den
Druckkopf schnell bewegen zu können?

> Unsere CNC-Fräse und der CNC-Plasmaschneider laufen aber
> natürlich über einfache ITX-PCs (über simple Druckerports!)
> [...]

Nur zu meinem Verständnis: Ihr steuert über den Druckerport
direkt (natürlich über Endstufen) die Schrittmotore?
Takt-/Richtungssignal, oder wie?

> [...] LinuxCNC [...]

Ist da irgend ein RealTime-Linux notwendig?

von Ich (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Ich kenne mich mit 3D-Druckern nicht aus: Ist es funktionell
> notwendig oder nur angenehm (wegen der Druckzeit?), den
> Druckkopf schnell bewegen zu können?
Wenn Du den Druckkopf langsamer bewegst, ändert sich an der 
Gesamtstrecke nichts und am Verschleiß wenig. Das Problem ist, dass Du 
Dir mit 3D-Druck die sehr stabilen und präzisen Führungen, die Du fürs 
Fräsen benötigst, zu schnell kaputt spielst.

Btw: Den Gedanken "Ich habe hier einmal ein 3-Achs-System, damit müsste 
ich doch fräsen und drucken können!" hatte wahrscheinlich fast jeder 
schon. Ich habe aber noch nicht so viele Realisierungen davon gesehen 
...
Conrad hatte das auch mal groß angekündigt 
(http://www.conrad.de/ce/de/product/1007508/3D-Drucker-Renkforce-RF1000-Single-Extruder). 
Soweit ich weiß, ist aus dem Fräskopf für die Maschine nichts geworden. 
(Ja, es gibt eine Halterung für Proxxon-Geräte.)

Schau Dir mal gängige Konstruktionen aus beiden Lagern an. Für 
3D-Drucker reichen im Normalfall Stahlstangen mit Kunststoff-Gleitlagern 
als Führung völlig aus, die müssen ja nur den Druckkopf tragen. Beim 
Fräsen ... kommt ganz auf Budget, zu bearbeitende Materialien, 
Fräserdurchmesser etc. an. Auf jeden Fall müssen Führungen für die Fräse 
sehr viel mehr Kräfte aushalten.

von Possetitjel (Gast)


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Ich schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Ich kenne mich mit 3D-Druckern nicht aus: Ist es funktionell
>> notwendig oder nur angenehm (wegen der Druckzeit?), den
>> Druckkopf schnell bewegen zu können?
>
> Wenn Du den Druckkopf langsamer bewegst, ändert sich an der
> Gesamtstrecke nichts und am Verschleiß wenig.

Ja, soweit klar.

Meine Frage hatte einen etwas anderen Hintergrund: Der Antrieb
für den Vorschub wird bei Fräsen häufig primär nach der Kraft
dimensioniert, und wenn es der Eilgang nicht so besonders eilig
hat, macht das - außer der verlängerten Bearbeitungszeit -
eigentlich nicht viel.

Wenn man beim 3D-Druck auf der Fräse nur länger warten müsste,
wäre das nicht schlimm. Wenn es aber gar nicht funktioniert,
wäre es doch schlimm.

> Das Problem ist, dass Du Dir mit 3D-Druck die sehr stabilen
> und präzisen Führungen, die Du fürs Fräsen benötigst, zu
> schnell kaputt spielst.

Ja... das liest man immer wieder. - Die CNC-Fräse, in der ich aus
Wartungsgründen mal 'rumgeturnt bin, hatte (allem Anschein nach)
Gleitführungen. Deren Geschwindigkeit im Eilgang war ganz bestimmt
in Meter je Sekunde zu messen (--> Servo-Antrieb).
Es kann also nicht ganz stimmen, dass Gleitführungen generell für
solche Geschwindigkeiten nicht zu gebrauchen sind - zumal auch das
Problem der Reibung komplizierter ist, als es aussieht. (Bei sehr
niedrigen Geschwindigkeiten wirkt der Schmierfilm nicht, und es
entsteht Festkörperreibung mit Verschleiß. Ist die Geschwindigkeit
hoch genug (!), liegt Flüssigkeitsreibung vor, die praktisch
verschleißfrei ist).

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Beim (üblichen) 3D-Druck wird mit dem Extruder ein Plastikfaden erzeugt. 
Der hat einen von der Extruderdüse vorgegebenen Durchmesser, und wird 
mit einer gewissen (durch Extrudervorschub steuerbaren) Geschwindigkeit 
erzeugt, so daß das Druckverfahren beim sehr viel langsameren Verfahren 
des Extruders angepasst werden muss.

Das ist ein Spiel von Heizen und Abkühlen - der extrudierte Faden muss 
mit genau der richtigen Geschwindigkeit abkühlen. Nicht zu langsam, 
damit er nicht zerläuft, und nicht zu schnell, damit er sich ausreichend 
mit den bereits gedruckten Fäden verbindet. Da die Extruderdüse auch 
Wärme abstrahlt, will man sie von der gerade bedruckten Stelle auch 
recht schnell wieder weghaben.

Mit den Verfahrgeschwindigkeiten einfacher Fräsen dürfte sich da wenig 
anstellen lassen; und die doch erheblich größeren bewegten Massen einer 
Fräse wiederum werden nur mit erheblichem Aufwand mit den 
Geschwindigkeiten bewegt werden können, mit denen so ein 
08/15-3D-Drucker arbeitet.

von Possetitjel (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:

> Das ist ein Spiel von Heizen und Abkühlen [...]

Mit anderen Worten: Man muss damit rechnen, dass es nicht
richtig funktioniert. Irgend etwas in dieser Richtung hatte
ich vermutet. - Danke.

von Paul H. (powl)


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Also ich hab zur Zeit selber einen 3D-Drucker hier rumstehen. Ich denke 
schon, dass die CNC eingeschränkt zum 3D-drucken geeignet ist. Aber wie 
schon hier erörtert, geht das halt sehr auf die Lebensdauer der Mechanik 
da völlig anderer Anwendungsfall und dann auch nur sehr langsam.

Fazit: Lieber einen extra 3D-Drucker!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Possetitjel schrieb:
> Ich kenne mich mit 3D-Druckern nicht aus: Ist es funktionell
> notwendig oder nur angenehm (wegen der Druckzeit?), den
> Druckkopf schnell bewegen zu können?

Wenn man halbwegs erträgliche Druckzeiten haben möchte, dann sollte das 
schon flott gehen. Geschwindigkeiten von 100mm/s sind keine Seltenheit 
mehr.

Mit Kugelgewindespindeln in einer CNC-Fräse müssten für die 
Beschleunigungen schon ordentliche Leistungen zur Verfügung stehen.

Bei 3D-Druckern mit Filament wird deswegen bei den schnellen Achsen 
eigentlich nur mit Zahnriemen gearbeitet.

>> Unsere CNC-Fräse und der CNC-Plasmaschneider laufen aber
>> natürlich über einfache ITX-PCs (über simple Druckerports!)
>> [...]
>
> Nur zu meinem Verständnis: Ihr steuert über den Druckerport
> direkt (natürlich über Endstufen) die Schrittmotore?
> Takt-/Richtungssignal, oder wie?

Genau - aber natürlich galvanisch getrennt :-)

>> [...] LinuxCNC [...]
>
> Ist da irgend ein RealTime-Linux notwendig?

Ja, dort werkelt ein Echtzeitlinux :-)

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