Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Audiosignal über 70m übertragen: wie?


von Martin (Gast)


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Hallo,

ein Bekannter von mir möchte 70m Audiokabel zwischen einem TV und einem 
Verstärker verlegen. Auf beiden Seiten ist eine 3,5mm Klinkenbuchse 
vorhanden.

Variante 1:
Klinkenstecker gibt es ja auch mit Schraubklemmen, damit ist der 
Anschluß an einem Kabel recht einfach. Welches Kabel ist hierfür 
geeignet? Bekommt man bei der Strecke nicht Probleme mit Rauschen?

Variante 2:
Würde es Sinn machen, auf beiden Seiten z.B. einen EUROLITE AVLD-1 CAT-5 
extender zu verwenden? Ist da überhaupt Elektronik drin oder ist es eine 
reine Durchschleifung der Signale auf CAT-5-Kabel?

Variante 3:
Gäbe es auch vernünftige Funk-Übertragungen für diese Anwendung?

Variante 4:
Oder übers Stromnetz mit zwei Devolo Audio Extender?

Was wäre am sinnvollsten?

Gruß
Martin

von Ulrich F. (Gast)


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Martin schrieb:
> Ist da überhaupt Elektronik drin oder ist es eine
> reine Durchschleifung der Signale auf CAT-5-Kabel?

Ich würde tippen, dass in den Kisten einen Asymetrisch - Symetrisch 
Wandler steckt.

von Thomas W. (Gast)


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Martin schrieb:
> Variante 3:
> Gäbe es auch vernünftige Funk-Übertragungen für diese Anwendung?

Hast du schon mal die Leute mit Mikrophonen ohne Kabel beobachtet? Die 
machen das mit Funk ;-)

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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> Audiosignal über 70m übertragen: wie?

Differentiell! Amerikanisch: balanced audio.

Geht elektronisch (Paar Ops) oder per Übertrager. Elektronisch ist 
besser vom Frequenzgang, Verzerrungen etc. Übertrager ist einfacher und 
braucht keinen Strom.

: Bearbeitet durch User
von npn (Gast)


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Thomas W. schrieb:
> Martin schrieb:
>> Variante 3:
>> Gäbe es auch vernünftige Funk-Übertragungen für diese Anwendung?
>
> Hast du schon mal die Leute mit Mikrophonen ohne Kabel beobachtet? Die
> machen das mit Funk ;-)

Andererseits gibt es auch den (sehr wahren) Spruch: "Wer Funk kennt, 
nimmt lieber Kabel". Und da ist wirklich was dran...

Ich würde es erstmal mit einem Koax (z.B. RG174) probieren zwischen den 
beiden 3,5mm-Klinkensteckern. Und wenn es Stereo ist, wovon ich mal 
ausgehe, dann mit 2x Koax. Auf keinen Fall würde ich das einfache 
sogenannte "Mikrofonkabel" nehmen. Das ist zwar auch Koax, hat aber eine 
ziemlich hohe Dämpfung.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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npn schrieb:
> Ich würde es erstmal mit einem Koax (z.B. RG174) probieren zwischen den
> beiden 3,5mm-Klinkensteckern. Und wenn es Stereo ist, wovon ich mal
> ausgehe, dann mit 2x Koax. Auf keinen Fall würde ich das einfache
> sogenannte "Mikrofonkabel" nehmen. Das ist zwar auch Koax, hat aber eine
> ziemlich hohe Dämpfung.

RG174 hat so ca. 100 pF/m, gutes Mikrofonkabel so 50-60 pF/m.

Also, keine Sorge, die Dämpfung ist kein Problem, 70 Meter sind eine 
normale Länge in der Tontechnik.

von Christian H. (ch-hunn)


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An jedem Ende eine passive DI Box (Übertrager). So hast du eine 
potentialgetrennte symmetrische Übertragung. In der Tontechnik das 08/15 
Verfahren um asymmetrische Quellen über lange Strecken wie z.B. von der 
Bühne zum FOH zu bringen.

von npn (Gast)


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Marian B. schrieb:
> RG174 hat so ca. 100 pF/m, gutes Mikrofonkabel so 50-60 pF/m.

Ja, da hast du natürlich recht. Aber ich sprach extra von dem "einfachen 
Mikrofonkabel", welches ich auf keinen Fall nehmen würde. Daß es auch 
gutes gibt, ist schon klar. Aber da wirst du vom Preis her weit über dem 
RG174 liegen. Deshalb hatte ich das als Beispiel genannt. Es ist 
preiswert, gut und ziemlich dünn (2,8mm). Für einen Versuch auf jeden 
Fall ein guter Kandidat.
Es gibt allerdings auch 2adriges Kabel (geschirmt) als Mikrofonleitung 
zu kaufen. Dieses ist dann für differentielle Übertragung vorgesehen, 
wie es oft bei Mikrofonen gemacht wird (XLR).
Aber ich denke, das einfachste zum Testen ist erstmal, ein Koax zu 
nehmen und an jedes Ende einen Klinkenstecker anzulöten. Wenn man damit 
zufrieden ist, muß man nicht weiter suchen. Im anderen Falle dann das 
Signal in ein differentielles umwandeln und mit einer Zweidrahtleitung 
übertragen.

von Martin (Gast)


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Hat jemand Erfahrungen mit Devolo Audio Extender? Dann müßte man kein 
Kabel legen....

Zum Thema DI-Box: eher eine aktive verwenden oder reicht eine passive? 
Und welches Kabel sollte man hierbei verwenden?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Martin schrieb:
> ein Bekannter von mir möchte 70m Audiokabel zwischen einem TV und einem
> Verstärker verlegen.

Ein bisschen fällt es mir schwer, hier die Anwendung nachzuvollziehen. 
Irgendwie muss ich an den Gebrauch von Ferngläsern denken, aber ... das 
kommt mir bizarr vor.

von Martin (Gast)


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Musik-TV im Wohnzimmer an und Musik im Partykeller höhren.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Oh. Daß das jemand freiwillig macht, hätte nicht in meinen 
Erfahrungshorizont gepasst.

Das entscheidende Schlüsselwort ist schon gefallen: Differentielle bzw. 
symmetrische Übertragung.

Ob ein "Devolo Audio Extender" genügt, hängt davon ab, was im 
Elektrohausnetz sonst noch so los ist. Im Einfamilienhaus funktioniert 
das sicherlich besser als im Mehrfamilienhaus, zumal beide Geräte an der 
gleichen Netzphase angeschlossen sein müssen, was aus Gründen der 
Lastverteilung im Mehrfamilienhaus oft wohnungs- oder geschossweise 
gewechselt wird.

Funk wirst Du vergessen können (Im Keller, also durch Decken/Böden 
hindurch).

Einfacher hingegen wird es sein, den Kabel- / Sat-Anschluss auch im 
Keller verfügbar zu machen, dann könnte man eine Zweitglotze in den 
Keller stellen.

von Ulrich F. (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Ob ein "Devolo Audio Extender" genügt, hängt davon ab, was im
> Elektrohausnetz sonst noch so los ist. Im Einfamilienhaus funktioniert
> das sicherlich besser als im Mehrfamilienhaus, zumal beide Geräte an der
> gleichen Netzphase angeschlossen sein müssen, was aus Gründen der
> Lastverteilung im Mehrfamilienhaus oft wohnungs- oder geschossweise
> gewechselt wird.

Einspruch!

Dank der (vermutlich) eingebauten Übertrager ist eine galvanische 
Trennung möglich. Es MUSS also kein Potentialausgleich stattfinden.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Hast Du verstanden, was ich gerade geschrieben habe?

von npn (Gast)


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Ulrich F. schrieb:
> Rufus Τ. Firefly schrieb:
>> Ob ein "Devolo Audio Extender" genügt, hängt davon ab, was im
>> Elektrohausnetz sonst noch so los ist. Im Einfamilienhaus funktioniert
>> das sicherlich besser als im Mehrfamilienhaus, zumal beide Geräte an der
>> gleichen Netzphase angeschlossen sein müssen, was aus Gründen der
>> Lastverteilung im Mehrfamilienhaus oft wohnungs- oder geschossweise
>> gewechselt wird.
>
> Einspruch!
>
> Dank der (vermutlich) eingebauten Übertrager ist eine galvanische
> Trennung möglich. Es MUSS also kein Potentialausgleich stattfinden.

Wie kommst du jetzt vom Devolo auf den Potentialausgleich? Das hat doch 
gar nix miteinander zu tun.
Aber wenn das Hausnetz schon mit einer bestimmten Anzahl HF-Schleudern 
verseucht ist, geht die Datenrate bergab. Und an die gleiche Phase 
müssen die Geräte angeschlossen werden, weil sonst in der 
Hauseinspeisung noch sogenannte Phasenkoppler eingebaut werden müssen.
Alles Käse, diese "Technik". Ein Kabel legen und dann funktioniert das 
auch.

von Ulrich F. (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Hast Du verstanden, was ich gerade geschrieben habe?
Öhmmm ...
Offensichtlich nein!
"EUROLITE AVLD-1 CAT-5" != "Devolo Audio Extender"

von Stephan (Gast)


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Wie wäre es denn, das Signal digital zu übertragen?
Vielleicht sogar optisch?

von Harald W. (wilhelms)


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Martin schrieb:

> ein Bekannter von mir möchte 70m Audiokabel zwischen einem TV und einem
> Verstärker verlegen. Auf beiden Seiten ist eine 3,5mm Klinkenbuchse
> vorhanden.

70m ist nicht besonders viel. Da reicht ein normales,
abgeschirmtes Kabel völlig aus. Dabei sollte die
Abschirmung nicht als Signalader benutzt werden.
Je nach Audioquelle braucht man dort nocheinen
niederohmigen Leitungstreiber. Probleme können
noch Brummschleifen entstehen. Aber das muss man
getrennt angehen. Solche Probleme gibts auch mit
sehr kurzen Kabeln.
Gruss
Harald

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Stephan schrieb:
> Vielleicht sogar optisch?

S/PDIF über LWL hat nur eine sehr sehr mäßige Reichweite, weil die 
Kunststoff-LWL so eine hohe Dämpfung hat.

Wenn man geil auf basteln ist, könnte man sich alte 100BASE-FX 
LAN-Karten mit SC/SC Transceivern besorgen und darüber S/PDIF schicken, 
das dürfte wahrscheinlich nen Kilometer weit reichen.


Aber wie gesagt, einfache differenzielle Übertragung wird völlig 
ausreichen.

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