Forum: FPGA, VHDL & Co. Lattice Diamond - Verhalten bei abgelaufener Lizenz


von Rüdiger K. (sleipnir)


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Ich überlege momentan, ein recht kompaktes Lattice-FPGA-Board 
anzuschaffen.
Nutzen wollte ich es mit Diamond unter der "WebPack"-Lizenz.
Bevor ich aber in diese Richtung investiere würde ich gerne Gewißheit 
darüber haben, wie die Lizenzen bei Lattice gehandhabt werden.
Soweit ich informiert bin, gelten diese nur für ein Jahr - was ist dann? 
Stimmt es, daß dann keine weiteren Projekte eröffnet werden können?
Dann wäre das ein Ausschluß-Kriterium.

von Tobias .. (bitfehler)


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Du erstellst online einfach eine neue für das nächste Jahr.

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Zukunftssicher ist aber was anderes.... Wer sagt, das es Lattice oder 
dem Aufkäufer weiterhin gefällt, so eine Lizenz auszustellen? Was ist, 
wenn Lattice pleite macht?

von Volker S. (vloki)


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Also wenn die Pleite machen dann gibt es auch keine FPGAs mehr und du 
brauchst demnach keine Software ...

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Es geht mir nur um EIN recht kompaktes FPGA-Board, auf dem man auch in 
10 Jahren noch hübsche Sachen ausprobieren könnte....

von Volker S. (vloki)


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Die machen das jetzt schon so lange ich Software von denen benutze auf 
diese Art. Ich vertraue einfach darauf, dass es so bleibt.
Durch die Begrenzung auf ein Jahr haben sie allerdings die Möglichkeit
eine bestimmte Software und die mit lizensierten Module anderer, wie 
z.B. Altera einfach nicht mehr zu unterstützen und können dich so quasi 
zwingen auf ein neues Tool um zu steigen.

WebPack habe ich bei Lattice allerdings noch nie gehört.
Ist das nicht Xilinx ???

von Bürovorsteher (Gast)


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> Zukunftssicher ist aber was anderes.... Wer sagt, das es Lattice oder
> dem Aufkäufer weiterhin gefällt, so eine Lizenz auszustellen?

Seit über zehn Jahren oder noch länger stellt mir Lattice die 
Webpacklizenzen in beliebiger Menge für alle meine Rechner klaglos zur 
Verfügung.

> Was ist, wenn Lattice pleite macht?

Was ist, wenn du Pleite machst?

Außerdem wirst du nicht zehn Jahre lang mit demselben Boatd 
herumwerkeln,
weil der darauf sitzende Schaltkreis langsam aus der Mode kommt.
Nimm was von der Stange.

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Mit WebPack meine ich die kostenlose Web-Lizenz. Eben dieser Zwang 
gefällt mir nicht. Bei Quartus und auch bei ISE kann ich die Programme 
eben einfach weiter nutzen - das ist zukunftssicherer, gerade in diesem 
schnelllebigen Bereich.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Eben dieser Zwang gefällt mir nicht.

Dann brauchst du die Lattice-Teile nicht. Nimm ganz zwanglos was von 
Altera oder Xilinx.
Denk aber dran, dass es mindestens in der ISE 14.7 die nicht 
abschaltbare Webtalk-Funktion gibt, bei der dich der Impact-Programmer 
verpetzt, was du gerade machst.

Verfolgungswahn ist eine blöde Sache.

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Es geht nicht um Verfolgungswahn. Ich kann mit ISE arbeiten, auch wenn 
ich keine Netzverbindung habe oder wenn die Lizenz abgelaufen ist.
Sollte ich mir das Lattice-Board zulegen (genauer das Flea-FPGA-Board), 
dann kann ich es in die Vitrine stellen, falls Lattice keine Lizenzen 
mehr rausrückt.
Ich habe eben schon zu oft miterlebt, wie auch die "Großen" einfach mal 
kommentarlos ihren Support für bestimmte Sachen einstellen. Und wenn ich 
ohne neue Lizenz nicht einmal mehr neue Projekte anlegen kann, dann ist 
das schon dumm.

von Duke Scarring (Gast)


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Was auch nicht schön ist: Wenn man mitten im Arbeiten eine neue Lizenz 
braucht, weil die alte gerade abgelaufen ist :-/

Duke

von Bürovorsteher (Gast)


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> Und wenn ich ohne neue Lizenz nicht einmal mehr neue Projekte anlegen
> kann, dann ist das schon dumm.

Ich würde mal davon ausgehen, dass alle Brot- und Butterschaltkreise im 
wesentlichen mit der freien Software entstehen und niemand ohne Not die 
Bezahlversion kauft. Es sei denn, er braucht ganz große Sachen.
Ich glaube nicht, dass sich die Hersteller selbst die Beine wegschlagen, 
indem sie alles kostenpflichtig machen.
Außerdem hast du bei anderen Herstellern genausowenig eine Garantie, 
dass sie nicht ab morgen früh 08.00 Amok laufen.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich wuerd mir ganz andereswegen Sorgen machen. Die Erhaeltlichkeit der 
Chips.
Altera zB zwingt die Distributoren von einem Chip, dh gleicher Speed, 
Fussabdruck, sonstwas einen Wert von 10k$ an Lager zu legen. Resp ein 
Distributor hat fuer einen Chip eine Mindestbestellmenge von 10k$. Nun 
hat er das vielleicht gemacht. Der Chip lief aber wider Erwarten 
schlecht. Dann wird er sicher nicht nachbestellen. Oder er wird ihn gar 
nicht einkaufen. Eigentlich kriegt man einen Chip nach einigen Jahren 
nicht mehr. Deswegen nehm ich jeweils genug fuer ueber ein Projekt 
hinaus. Die liegen nachher rum...

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Ich will ja erst einmal nur das eine Board nutzen, dies dafür aber auch 
in vielleicht 5 Jahren noch!
Selbst wenn Altera und Xilinx untergehen, Quartus und ISE würden 
weiterlaufen.
Gerade bei der freien Web-Lizenz verstehe ich das Vorgehen von Lattice 
überhaupt nicht.

von Volker S. (vloki)


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Rüdiger Knörig schrieb:
> Gerade bei der freien Web-Lizenz verstehe ich das Vorgehen von Lattice
> überhaupt nicht.

Ich habe ober versehentlich Altera geschrieben, wo ich eigentlich Aldec 
meinte (Active HDL). Möglicherweise hat das Lizenzierungsverfahren ja 
etwas mit den "Fremdlizenzen" zu tun.
Zusätzlich fällt natürlich auch der Support für ältere Software 
irgendwann automatisch weg weil die keiner mehr benutzen kann ...

von Volker S. (vloki)


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Duke Scarring schrieb:
> Was auch nicht schön ist: Wenn man mitten im Arbeiten eine neue Lizenz
> braucht, weil die alte gerade abgelaufen ist :-/

Und auch gar keine Warnungen/Hinweise bekommen hat, dass das demnächst 
fällig ist ?

von wendelsberg (Gast)


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Volker SchK schrieb:
> Duke Scarring schrieb:
>> Was auch nicht schön ist: Wenn man mitten im Arbeiten eine neue Lizenz
>> braucht, weil die alte gerade abgelaufen ist :-/
>
> Und auch gar keine Warnungen/Hinweise bekommen hat, dass das demnächst
> fällig ist ?

Ein moegliches Vorgehen waere, fuer jedes neue Projekt eine neue Lizenz 
zu verwenden.

wendelsberg

von Bürovorsteher (Gast)


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> Ein moegliches Vorgehen waere, fuer jedes neue Projekt eine neue Lizenz
> zu verwenden.

Irrtum, Euer Ehren; wenn die Lizenz abgelaufen ist, bekommst du ISPLever 
oder Diamond gar nicht erst gestartet.

von wendelsberg (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
>> Ein moegliches Vorgehen waere, fuer jedes neue Projekt eine neue Lizenz
>> zu verwenden.
>
> Irrtum, Euer Ehren; wenn die Lizenz abgelaufen ist, bekommst du ISPLever
> oder Diamond gar nicht erst gestartet.

War ja nur eine Idee.
(Ich persoenlich lasse von aller SW, die eine Lizenz erfordert, die 
Finger.)

wendelsberg

von Volker S. (vloki)


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wendelsberg schrieb:
> War ja nur eine Idee.
> (Ich persoenlich lasse von aller SW, die eine Lizenz erfordert, die
> Finger.)

Ja, falls möglich :-(

von Da D. (dieter)


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Mensch Herr Knörig, seit dem du dir ne Frau liefern lassen hast, 
verdienst du deine Brötchen mit ehrlicher Arbeit, anstatt 
Verschwörungstheorien? Ich bin beeindruckt.

von Gerd E. (robberknight)


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Normalerweise würde ich ja sagen "VM". Da kannst Du die 
Netzwerkverbindung genau kontrollieren und das Datum stellen wie es Dir 
passt so daß es mit dem Ablauf der Lizenz kein Problem gibt.

Die VM geht aber natürlich auf die Leistung, und das braucht man hier 
nun mal leider.

Also extra Rechner dafür, Netzwerkzugriff über ne Firewall genau steuern 
(mindestens NTP verbieten, Verbindungen zum Hersteller verbieten) und 
dann das Datum nach belieben verstellen bis die Lizenz friedlich ist.

Extra Monitore, Tastatur, Maus etc. brauchst Du nicht, Du kannst den per 
RDP oder X11 von Deinem normalen Rechner aus bedienen.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Rüdiger Knörig schrieb:
> Es geht nicht um Verfolgungswahn. Ich kann mit ISE arbeiten, auch wenn
> ich keine Netzverbindung habe oder wenn die Lizenz abgelaufen ist.
> Sollte ich mir das Lattice-Board zulegen (genauer das Flea-FPGA-Board),
> dann kann ich es in die Vitrine stellen, falls Lattice keine Lizenzen
> mehr rausrückt.

1) Doch Du kannst noch mit dem Board arbeiten, nämlich mit der letzten 
Applikation die Du drauf "gebrannt" hast. Bei mir ist da ein 
retroccomputingboard auf dem einen und auf den anderen ein Logicanalyser

2)FPGA "brennen sollte dann JTAG-IF immer noch gehen. Die 
FPGA-Hersteller supporten immer das FPGA programmieren und sind dabe 
nicht die einzigen.
http://openocd.org/doc/pdf/openocd.pdf

3)Programmierlizenzen kann es dann immer noch geben, nur eben nicht für 
lau. Das ist bei Xilinx auch nicht anders. Beispw. SP605
http://www.xilinx.com/products/boards-and-kits/ek-s6-sp605-g.html
um die besipiele selber zu übersetzen reicht die Webpack lizenz nicht 
(SDK, PCI-Core). Dafür brauchts dann eine device-locked license.

4) Du kannst das Board später immer noch weiterverkaufen.


Also nix mit "Vitrine".

MfG,

> Ich habe eben schon zu oft miterlebt, wie auch die "Großen" einfach mal
> kommentarlos ihren Support für bestimmte Sachen einstellen.

Jaja auch der Große Bruder Sowjetunion hat den support für die kleine 
"DDR" plötzlich eingestellt. Keine Menschenliebe mehr unter den Leuten. 
Den Hammer kriegt man noch geschenkt, aber das Haus muß man sich dann 
doch selbst bauen. SCNR

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Ich schwanke immer noch etwas. Ich werde erst einmal sehen, ob ich 
Diamond unter Linux zum Laufen bekomme und wie der Eindruck ist.

Ansonsten ist das schon ein schnuckliges kleines Entwicklungssystem, 
wenn man etwas in Richtung Retro-Computing vorhat:

http://www.fleasystems.com/fleaFPGA.html

von W.S. (Gast)


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Rüdiger Knörig schrieb:
> Ich überlege momentan, ein recht kompaktes Lattice-FPGA-Board
> anzuschaffen.

Naja, wenn das Board für dich so eine übermächtige Anziehungskraft hat, 
dann mußt du eben auch in den zugehörigen sauren Apfel beißen.

Aber ich würde etwas derartiges nicht machen, sondern schlichtweg nur 
sowas benutzen, was ich auch ohne irgendwelche Lizenzen noch in 10 
Jahren benutzen kann. Und das wäre für mich in ersten Linie eben Xilinx. 
Und das Board würde ich mir selber machen

Aber du mußt dich schon irgendwie mal festlegen, denn es kommen ja noch 
einige interne Details dazu, wie DSP-Funktionsblöcke und andere 
Spezereien, die man eben nur bei einer Familie eines Herstellers hat 
und sonst nirgends.

W.S.

von Fitzebutze (Gast)


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Rüdiger Knörig schrieb:
> Ich schwanke immer noch etwas. Ich werde erst einmal sehen, ob ich
> Diamond unter Linux zum Laufen bekomme und wie der Eindruck ist.
>

Das ist eine gute Idee. Da kannst Du dir nämlich auch einen 
Linux-Container von bauen, der in 10 Jahren noch läuft. Genauso halte 
ich das mit den uralt-Xilinx-Toolchains. Die verzeitbombte Lizenz 
brauchst Du ja nur für die grösseren SerDes FPGAs und bezahlst da auch 
jährlich Lizenzgebühren. Die für die kleinen FPGAs gilt ewig.
Warum macht ihr das auch so kompliziert...

von Lattice User (Gast)


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Rüdiger Knörig schrieb:
> Ich schwanke immer noch etwas. Ich werde erst einmal sehen, ob ich
> Diamond unter Linux zum Laufen bekomme und wie der Eindruck ist.

Out of the Box geht nur Red Hat Enterprise Linux version 4.X, 5.X, 6.X, 
oder Novell SUSE Linux Enterprise 10 SP1 or 11

Ubuntu und Debian ist möglich, brauchen aber etwas Bastelei.

Der in Diamond enthaltene Simulator (Aldec Active HDL Lattice Edition) 
gibt es leider nur für Windows.

GHDL als VHDL Simulator ist eventuell möglich, aber braucht sicher etwas 
Geduld. Kann auch sein, dass es nicht für alle XO2 Hardwareblöcke 
Modelle als VHDL Source gibt. (z.B. EFB fehlt wenn ich es nicht 
übersehen habe)

Modelsim wird auch unter Linux von Diamond direkt unterstützt, ich weiss 
allerdings nicht ob es eine kostenlose Version direkt von Mentor gibt.


>
> Ansonsten ist das schon ein schnuckliges kleines Entwicklungssystem,
> wenn man etwas in Richtung Retro-Computing vorhat:
>
> http://www.fleasystems.com/fleaFPGA.html

Ist sehr schön, und die Projekte sind beeindruckend. z.B. 80286 mit 
basic EGA bzw VGA support. Obendrein auch noch schneller als der 
orginale IBM AT.

Das einzige was mich stört, ist dass der PS2 Port nur mit 
Serienwiderständen zur Strombgrenzung an den XO2 angeschlossen ist. Das 
ist out of spec des XO2 (mangels 5V Toleranz)

von Strubi (Gast)


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Moin,

>> Ich schwanke immer noch etwas. Ich werde erst einmal sehen, ob ich
>> Diamond unter Linux zum Laufen bekomme und wie der Eindruck ist.
>
> Out of the Box geht nur Red Hat Enterprise Linux version 4.X, 5.X, 6.X,
> oder Novell SUSE Linux Enterprise 10 SP1 or 11
>
> Ubuntu und Debian ist möglich, brauchen aber etwas Bastelei.
>

Eigentlich braucht's nur "alien". Habe aus dem RPM einfach ein .DEB 
gemacht.


> Der in Diamond enthaltene Simulator (Aldec Active HDL Lattice Edition)
> gibt es leider nur für Windows.
>
> GHDL als VHDL Simulator ist eventuell möglich, aber braucht sicher etwas
> Geduld. Kann auch sein, dass es nicht für alle XO2 Hardwareblöcke
> Modelle als VHDL Source gibt. (z.B. EFB fehlt wenn ich es nicht
> übersehen habe)
>

GHDL funktioniert sehr gut mit den Lattice-Primitiven, sofern es sich 
nicht um verschlüsselte IP-Cores handelt. Auf Xilinx-Seite gibt es da 
deutlich mehr zu frickeln. Ansonsten gab es da ein paar Hacks für 
Netzliste zu VHDL (lange her, war auf Xilinx-Schiene), ev. funktioniert 
das auch mit den Lattice-Tools. Macht aber kaum Sinn, da die VHDL-Files 
kaum lesbar sind, riesig werden und auch sehr langsam simulieren.

Es gibt wohl auch Leute, die in MyHDL coden + simulieren und dann 
einfach Verilog oder VHDL für die Synthese ausgeben. Habe nur die 
VHDL-Seite ausprobiert und bin zufrieden.

Grüsse,

- Strubi

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