Hallo zusammen, an wen muss man sich eigentlich wenden, falls man ein individuelles Gehäuse fertigen lassen will? Angenommen ich möchte ein Gehäuse wie dieses WakeUp Light herstellen lassen: http://lichtwecker-test.net/wp-content/uploads/2012/12/Philips-Wakeup-Light-HF-3550.jpg Also mit diffuser Frontscheibe und diesem konisch zulaufendem Gehäuse. Die Form ist nicht kritisch, sondern mich interessiert der grundsätzliche Prozess der hinter einer eigenen Gehäuseform steckt. Also konkrete frage ich mich/suche ich: - Wo gehe ich mit meiner Idee für eine Kleinserie (100 - 1000 Stück) hin? - Wo liegt so etwas preislich? (Keine genaue Zahlen, aber muss man am Ende mit 10€ pro Gehäuse rechnen oder 100€) - Generelle Tips oder Erfahrungsberichte von Leuten die so etwas schonmal gemacht haben
Zum Thema Spritzguß gab es hier schon mehrere Threads, dass sollte also ein guter Einstieg für die Suche sein. Hauptkostenpunkt ist das Werkzeug. Erste Anlaufstelle wären für mich Hersteller von Kunststoff-Gehäusen, also Hammond, Bopla, OKW, Wöhr,... Mit freundlichen Grüßen Thorsten Ostermann
Kunststoffspritzguss. Die Form ist das teure. Gehen wir mal davon aus, dass das Hinterteil aus Kunststoffspritzguss ist und die vordere Scheibe bloss ein im Vakuumtiefziehen aus einer Platte geformtes Stück ist. Dann schickst du dein CAD Modell an Protolabs.de, und die nennen dir einen Preis. Bei der Grösse und polierten Oberfläche aber einfachen Form sage ich mal 6000 EUR. Es gibt natürlich auch andere Anbieter, die dürfen nicht teurer sein. Die Form zum Tiefziehen der Frontscheibe kostet 1000 EUR. Dann macht man 100 oder 1000 Spritzgussvorgänge mit jedem der beiden Teile a 50ct, somit kostet das Gehäuse (6000+1000)/100+0.50+0.50=71 bzw. (6000+1000)/1000+0.50+0.50=8 EUR. Für deine kleinen Stückzahlen also unsinnig. Wenn du bloss einen zweiten Ring um die Scheibe oder einen Halter für den Kabelanschluss brauchst und damit mehr Formen, schlägt das natürlich deutlich rein. Oberfächen lackieren haben die vielleicht gemacht, sollte man aber lassen.
Vielen Dank für die Antworten. Durch die verschiedenen Themen zum Spritzgießen werde ich mich mal durchkämpfen. Das ist schonmal ein Stichwort. Danke MaWin für die Kostenübersicht. Ich frage mich (da Kickstarter jetzt auch offiziell in D unterwegs ist), wie die diversen Projekte auf dieser Plattform ihre Produkte kalkulieren und fertigen lassen. Die werden ja auch alle nicht direkt 10k fertigen lassen (können).
Andy B. schrieb: > Ich frage mich (da Kickstarter jetzt auch offiziell in D unterwegs ist), > wie die diversen Projekte auf dieser Plattform ihre Produkte kalkulieren > und fertigen lassen. Die werden ja auch alle nicht direkt 10k fertigen > lassen (können). man kann Gehäuse auf fräsen lassen. Wird glaube ich den Lumia Handy gemacht.
Andy B. schrieb: > Ich frage mich (da Kickstarter jetzt auch offiziell in D unterwegs ist), > wie die diversen Projekte auf dieser Plattform ihre Produkte kalkulieren > und fertigen lassen. Die werden ja auch alle nicht direkt 10k fertigen > lassen (können). Weisheit des Mittwochs: Hardware is hard Deswegen gehen ja fast alle Hardwarenahen TechKickstarter in die Verlängerung bzw liefern niemals auch nur ein Produkt aus, weil eben jeder denkt die Chinesen machen das dann schon auf Zuruf und billigst und fehlerfrei und und und. Wer gute Produkte haben will muss auch gutes Geld ausgeben, war immer so wird immer so bleiben :)
Du brauchst ausserdem einen Konstukteur der nicht das erste Mal Spritzguss macht. Nicht jede Form die man will ist auch herstellbar. Unterschiedliche Wandstärken, schlecht gewählte Einspritzpunkte, Hinterschneidungen etc. pp. und ganz schnell baut Dir der Spritzgusshersteller eine Form nach Deinen Vorgaben die Du Dir als warnendes Beispiel an die Wand hängen kannst, aber nicht mehr. Schon die Wahl des Kunststoffes und der Oberfläche kann die Kosten explodieren lassen. Die günstigen Formen sind aus Alu und halten nicht ewig. Wenn Du also später in die 10.000er Stückzahlen gehst wird nochmal eine neue Form fällig. Bei ernsthaften Bedarf und der Bereitschaft 4-5stellige Beträge nur für die Konstruktion auszugeben kann ich Dir per PN einen guten Spritzgusskonstrukteur (in Hamburg) nennen. Empfehlenswert ist dann ein Prototyp im Lasersinter oder Sterelithografie Verfahren oder was auch immer gerade geht bei der Form. Das kostet nochmal aber das wegzulassen kann es richtig teuer machen. Für die Serie kann man nach China gehen. Kann man, kostet oft nur die Hälfte. Kann man aber auch böse aufs Maul fallen wenn man niemanden vor Ort hat der Probleme für einen regelt. Wenn Du auf echte Schmerzen stehst kannst Du auch die Konstruktion in China machen lassen. Ich würde mir immer einen Vertragspartner in DE suchen. sdg schrieb: > Wer gute Produkte haben will muss auch gutes Geld ausgeben, war immer so > wird immer so bleiben :) So wahr, so wahr ...
Auf der embedded world 2015 war ein Anbieter, der für Einzelstücke und Kleinserien Gehäuse macht nach Anforderung. Die machen natürlich keinen Spritzguss, sondern schneiden aus Platten passend zu, biegen und verschweißen das dann. Dadurch kann man nicht jeder beliebige Form machen, aber es sieht überraschend sauber aus. Wenn mir jetzt nur noch der Name einfallen würden ... Peter II schrieb: > man kann Gehäuse auf fräsen lassen. Wird glaube ich den Lumia Handy > gemacht. Klar, bei den kleinen Stückzahlen lohnt sich kein Spritzguss :-)
Alternativ kannst du es auch bei diesem Hersteller versuchen: http://kh-gravier.de/ (Hatte dort mal vor Jahren Gehäuse in Einzelstückzahlen (4) fertigen lassen)
Ich habe bei Mentec arbeiten lassen und war zufrieden.
wäre vielleicht Rapid Manufacturing was? Entsprechende Unternehmen und Techniken gibts ja inzwischen wie Sand am Meer. Bei einer Kleinserie kann das preislich in Ordnung gehen, gegen den Stückpreis einer Großserie im Spritguss aber natürlich keine Chance. Kann man praktisch jede beliebige Form machen. (Rapid Manufacturing muss übrigens nicht 3D-Druck sein - das ist so ziemlich das mieseste Verfahren dafür gleich nach der LOM-Technik). Frag mal zum Beispiel Protec3D oder SolidWorks Inc.
controllergriller schrieb: > wäre vielleicht Rapid Manufacturing was? Aber nicht für große Funktionsteile die eine vernünftige Optik haben sollen. FDM ist richtig mies, Laser Sinter gibt eine grobkörnige Oberfläche und Stereo Litho Kunststoff sieht nach kurzer Zeit scheisse aus wenn man den nicht lackiert, also mit hohem Zeitaufwand vorher sauber abklebt. Das ist nur für Musterfertigung tauglich. Gerade für große Teile gehen die Kosten steil nach oben weil das unendliche Stunden dauert bis die aus der Maschine kommen. Das mag sich für Airbus rechnen wenn die im Laser Sinter Titanteile für kleinste Stückzahlen verbacken oder auch wenn zig Kleinstteile in einem Durchgang gefertigt werden. Für alles was keine Fantastillionen pro Stk. kosten darf ist das m.E. kein gangbarer Weg. Entweder hohe Stückzahl, hoher Einzelpreis, oder ein sehr einfaches Gehäuse das sich konventionel fertigen lässt.
Michael Knoelke schrieb: > controllergriller schrieb: >> wäre vielleicht Rapid Manufacturing was? > > Aber nicht für große Funktionsteile die eine vernünftige Optik haben > sollen. > FDM ist richtig mies, Laser Sinter gibt eine grobkörnige Oberfläche und > Stereo Litho Kunststoff sieht nach kurzer Zeit scheisse aus wenn man den > nicht lackiert, also mit hohem Zeitaufwand vorher sauber abklebt. Das > ist nur für Musterfertigung tauglich. Oder: man fertigt ein Modell (FDM reicht meist), bearbeitet die Oberflächen entsprechend nach und formt dieses mit Silikon ab. Mit entsprechenden Gießmaterialien lassen sich so praktisch alle gewünschten Eigenschaften (Farbe, Transparenz, mechanische und elektrische Eigenschaften, usw. einstellen). Das Ganze geht problemlos zu Hause und ist recht preiswert. Die Aushärtung dauert natürlich, aber dem kann man mit mehreren Formen begegnen. Apra bietet das im Prinzip auch in ihrem Zweig "Vakuumguss" an: http://www.apra-plast.de/nextshopcms/show.asp?lang=de&e1=1643&ssid=1 > Entweder hohe Stückzahl, hoher Einzelpreis, oder ein sehr einfaches > Gehäuse das sich konventionel fertigen lässt. Ja, die Eierlegende Wollmilchsau gibt es da leider nicht :-/
Michael Knoelke schrieb: > controllergriller schrieb: >> wäre vielleicht Rapid Manufacturing was? > > Aber nicht für große Funktionsteile die eine vernünftige Optik haben > sollen. > FDM ist richtig mies, Laser Sinter gibt eine grobkörnige Oberfläche und > Stereo Litho Kunststoff sieht nach kurzer Zeit scheisse aus wenn man den > nicht lackiert, also mit hohem Zeitaufwand vorher sauber abklebt. Das > ist nur für Musterfertigung tauglich. > Du hinkst der Technik aber mal Jahre hinterher. FDM ist nicht mehr mies, STL sieht nicht mehr nach kurzer Zeit scheisse aus, und Poly/Multijet erwähnst du gar nicht. Heute ist es schon normal Rapid Manufacturing für Kleinserien zu verwenden.
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