Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BLDC Strommessung mittels Shunt warum zB lowside?


von Matthias (Gast)


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Hallo Forum,

warum werden in vielen Application Notes Strommessungen bei den 
Halbbrücken lowside durchgeführt und nicht "direkt" bei den Phasen des 
Motors?

In einer AN (finde ich gerade nicht mehr...) von Freescale werden 3 
Methoden zur Strommessung vorgestellt:

1.) direkt an den Phasen
2.) lowside an den Halbbrücken
3.) nur über einen Shunt (ja, gut bei BEMF mit internem Motormodell...)

Wenn man jetzt den Strom eines jeden Strangs wissen will... Wieso misst 
man nicht immer an den (min.2) Phasen direkt? Da bräuchte man dann auch 
nicht auf Nullvektoren beim Messen achten?

von S. K. (hauspapa)


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z.B. weil man keine Probleme mit Gleichtaktstörungen bekommt.

schönen Abend
Hauspapa

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Matthias schrieb:
> und nicht "direkt" bei den Phasen des
> Motors?

Dafür gibt es einige Gründe. Zum einen sind diese Ströme gar nicht so 
einfach zu messen, das es sich ja meistens um PWM modulierte Signale 
handelt. Zum anderen macht man das ja auch meistens nicht 'für die 
Wissenschaft', sondern um handfeste Werte zur Energiebilanz oder (noch 
wichtiger) zur Fehlererkennung zu bekommen.
Da ist es auch einfach billiger, den Gesamtstrom zu messen, als 3 oder 
mehr Phasen mit ihrem Frequenzgemisch.

von Matthias (Gast)


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Danke für die Antworten!

Matthias Sch. schrieb:
> Dafür gibt es einige Gründe. Zum einen sind diese Ströme gar nicht so
> einfach zu messen, das es sich ja meistens um PWM modulierte Signale
> handelt.

Der Strom ist durch die Induktivität der Motorwicklungen doch geglättet?
Ich meine es dort zu messen wie im Link in Fig.3 zu sehen:

http://www.element14.com/community/docs/DOC-14962/l/externally-clocked-optically-isolated-sigma-delta-modulator-precisely-measures-currents-and-voltages

Matthias Sch. schrieb:
> Zum anderen macht man das ja auch meistens nicht 'für die
> Wissenschaft', sondern um handfeste Werte zur Energiebilanz oder (noch
> wichtiger) zur Fehlererkennung zu bekommen.

Wenn ich die Ströme der Stränge regeln will, brauche ich schon die Werte 
bzw vereinfachen diese mir die Stromregelung.

S. K. schrieb:
> z.B. weil man keine Probleme mit Gleichtaktstörungen bekommt.

Versteh' ich auch nicht... im Grunde messe ich auf derselben Leitung. In 
der Zuleitung der Phasen.

Wird, wenn alle Phasenströme gebraucht werden, unabhängig vom 
Messverfahren bevorzugt nach den Lowside-FETs gemessen oder ist das nur 
wegen beim "Shunt-Verfahren" relevant?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Matthias schrieb:
> Wenn ich die Ströme der Stränge regeln will, brauche ich schon die Werte
> bzw vereinfachen diese mir die Stromregelung.

Nö, wieso denn? Du stellst die Ströme doch sowieso für alle Phasen 
gemeinsam ein. Es hat keinen Sinn, das für jede Phase extra zu machen, 
da die Phasen sowieso parallel arbeiten. Wieso sollte man also auf Phase 
1 einen anderen Strom einstellen als auf Phase 3? (Wir reden jetzt nicht 
von Sinus - da wird praktischerweise der aktuelle Wert auf allen 3 
Phasen mit der gewünschten Amplitude multipliziert).

Das haben sich die verschiedenen Schaltungsdesigner schon überlegt. Es 
ist einfach nicht nötig und verkompliziert nur alles.

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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Moin,

1. Bei der Shuntmessung wird in der Lowside gemessen weil die 
Instumentenverstärker üblicherweise dafür gebaut sind. In der Phase zu 
messen mit einem Shunt ist schwierig weil der OP dafür isoliert sein 
muss, das Potential wird ja immer hoch und runter geswitched.

2. In der Phase messen kannst du z.B. mit einem Hallsensor als ACS758 
usw. Das Allheilmittel sind die aber auch nicht. Wegen der begrenzten 
Bandbreite und weil die recht empfindlich auf EMV reagieren.

Bei der Stromregelung hoffe ich mal du meinst eine feldorientierte 
Regelung alles andere ist Schwachsinn. Es gilt immer 0= Ia + Ib + Ic!

Gut bei Spielkram wie einer Blockkummutierung kannst du Phasenweise den 
Strom auswerten. Dann reicht aber auch eine Lowsidemessung aus.

Alle Klarheiten beseitigt.

von Michael K. (Gast)


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Matthias schrieb:
> und nicht "direkt" bei den Phasen des
> Motors?

Überlege Dir mal wie der Stromverlauf im Messwiderstand aussehen würde 
und wie sich sein Potential gegenüber Masse verändert.
Versuche dann ein IC zu kaufen das sowas direkt auswerten kann oder 
entwickel selber eine Schaltung dafür.
Als Belohnung für unglaubliche Mühsal und Kosten erhälst Du 3 Werte 
deren zusätzlicher Informationsgehalt in keinem Verhältniss zum Aufwand 
steht.

von Matthias (Gast)


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Tec Nologic schrieb:
> Bei der Stromregelung hoffe ich mal du meinst eine feldorientierte
> Regelung alles andere ist Schwachsinn. Es gilt immer 0= Ia + Ib + Ic!

Ja, genau daran dachte ich.

Michael Knoelke schrieb:
> Überlege Dir mal wie der Stromverlauf im Messwiderstand aussehen würde
> und wie sich sein Potential gegenüber Masse verändert.

Ok, stimmt gegenüber Masse... das habe ich bisher noch nicht überlegt. 
Ich dachte immer ala Voltmeter. Ist der Massebezug im Falle einer 
Strommessung an den Strängen das Hauptproblem, wenn man Shunts einsetzt?

Wird die Messung mit Hallsensoren/Stromzangen/etc auf den Phasen direkt 
gemacht oder auch wieder lowside?

Wenn man jetzt von einer lowside-Messung ausgeht, die gemacht wird, wenn 
der Nullvektor anliegt, bremst der Nullvektor nicht den Motor? Wird das 
in Kauf genommen um die Messung durchzuführen?

Irgendwo habe ich auch gelesen, dass mittels den Nullvektoren auch die 
Länge des Raumzeigers eingestellt wird. Wenn dieser abbremst, da die 
Wicklungen kurzgeschlossen werden, ist das doch kontraproduktiv. Wieso 
lasst man den Motor nicht im Leerlauf?

von Alex E. (tecnologic) Benutzerseite


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Matthias schrieb:
> Ok, stimmt gegenüber Masse... das habe ich bisher noch nicht überlegt.
> Ich dachte immer ala Voltmeter. Ist der Massebezug im Falle einer
> Strommessung an den Strängen das Hauptproblem, wenn man Shunts einsetzt?

Jop wegen der Verstärkerschaltung die dir ja ein Signal 3V3 bis 0V 
liefern muss. Aus 10-100mV die auf geschätzt 0-60V liegen können. Das 
macht man also isoliert oder mit speziellen OPs. AVAGO hat das z.b. was.

Matthias schrieb:
> Wenn man jetzt von einer lowside-Messung ausgeht, die gemacht wird, wenn
> der Nullvektor anliegt, bremst der Nullvektor nicht den Motor? Wird das
> in Kauf genommen um die Messung durchzuführen?

Der Nullvektor liegt für ein paar µs an. Da läuft der Motor frei. Du 
fährst ja PWM damit kein Kurzschlusstrom fließen kann die Induktivität 
glättet dir das alles weg. Außer du willst eine PWM mit 1Hz fahren.

Matthias schrieb:
> Irgendwo habe ich auch gelesen, dass mittels den Nullvektoren auch die
> Länge des Raumzeigers eingestellt wird. Wenn dieser abbremst, da die
> Wicklungen kurzgeschlossen werden, ist das doch kontraproduktiv. Wieso
> lasst man den Motor nicht im Leerlauf?

Noch mal der Nullvektor holt dir Energie aus den Spulen des Motors, bei 
einer PWM stellt sich damit im Mittel ein Strom ein. Wenn du jetzt den 
Nullvektor ewig an legst entziehst du dem Motor natürlich alle Energie. 
Aber wie gesagt der liegt bei genügend schneller PWM nur kurz an damit 
der Strom nicht zu hoch wird, und sich im Mittel eine kleinere Spannung 
einstellt als die Versorgungsspannung.

Ist die überhaupt klar wie man eine DC-Maschine ansteuert? Wenn nicht 
sieh dir das bitte genauer an. Stromregelung einer Gleichstrommaschine.

von Matthias (Gast)


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Ok, danke für die Antworten.

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