Vor etlichen Jahren war mir aufgefallen, dass einige ICs von Texas Instruments mit einem inversen Aufdruck versehen sind, d.h. es befindet sich auf der Obverfläche des Bausteins ein silbrig-weißes Rechteck mit der eigentlichen Beschriftung in schwarz bzw. kunstofffarben. Als ich vorhin kurz nach dem TCA150 Ausschau hielt, war ich auf das folgenden Foto gestoßen: http://bauteile24.de/aktive-bauteile/ic/audio/7233/texas-instruments-tca150c-5.5w-audio-power-amplifier-dip14 Eine meiner Vermutungen ist, dass es sich z.B. um Musterbauteile handelte, die eigentlich nicht in den freien Handel gelangen sollten. Ich hatte in den 80er Jahren aber definitiv auch solche Bauteile im Laden erworben, z.B. TL497(A?) oder TL071. Oder wird dadurch z.B. eine Ausführung für den erweiterten Temperaturbereich gekennzeichnet? Hat jemand hierzu verlässliche Informationen? Stellt TI heuzutage immer noch Bauteile mit solch einem Aufdruck her? Verwenden auch andere Herseller solche Sonderaufdrucke?
Das war in den 70/80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine oft geübte Praxis, die die weißen/silbernen Stempelungen abgelöst hat. Vllt gab es Probleme mit der Laserbeschriftung direkt auf dem Plastik?
Andreas Schweigstill schrieb: > Hat jemand hierzu verlässliche Informationen? nein aber der mda2020 von tesla sieht auch so aus. das rechteckige ding ist n stück metall. die dinger muß man ausreichend kühlen.
Bernd G. schrieb: > Vllt gab es Probleme mit der Laserbeschriftung direkt auf dem Plastik? In den 70ern und 80ern Laserbeschriftung? Entweder bist du sehr jung oder du hast ein schlechtes Gedächtnis. Tampon Druck war damals angesagt.
dolf schrieb: > nein aber der mda2020 von tesla sieht auch so aus. > das rechteckige ding ist n stück metall. > die dinger muß man ausreichend kühlen. Bei den Aufdrucken von TI handelt es sich defintiv nicht um Kühlflächen. Leider konnte ich kein besseres Foto eines TL497A finden: http://www.surplus-electronics-sales.com/images/180-1063%20TL497ACN%20Switching%20Voltage%20Reg%20sm.jpg Und ich habe damals Lieferungen des TL497(A) in beiden Aufdruckvarianten erhalten.
Andreas Schweigstill schrieb: > Und ich habe damals Lieferungen des TL497(A) in beiden Aufdruckvarianten > erhalten. Es gibt halt mehr als eine Firma fürs Back-End.
> In den 70ern und 80ern Laserbeschriftung? Entweder bist du sehr jung > oder du hast ein schlechtes Gedächtnis. Ich habe schon Schaltkreise verbaut, da bist du noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt .-)) Sie dir mal den Datecode auf dem abgebildeten Teil an: 7729. Die Laserbeschriftung erfolgte unter Benutzung einer Metallschablone.
Bernd G. schrieb: > Die Laserbeschriftung erfolgte unter Benutzung einer Metallschablone. Kannst du das bitte mal näher erläutern. DIE Technik kannte ich bisher noch nicht.
Der Laserstrahl wird mit einem Kollimator aufgeweitet und trifft auf das beschichtete Plastikgehäuse mit der flachaufgelegten Metallschablone. Ich glaube, mich zu erinnern, dass dafür ein CO2-Laser mit einer großen Wellenlänge (10 µm - kann das stimmen?) benutzt wurde. Das wurde Anfang der 80er auch in der DDR für irgendetwas benutzt und dafür wurden Anwendungen gesucht. Da die Ergebnisse aber wegen der Schablone mit ihren Stegen in den Buchstaben und Zahlen aber immer irgendwie bescheuert aussahen, versackte das irgendwie (zumindest bei uns im Osten) - keiner wollte das anwenden:; für die BE-Beschriftung war das damals von der Anschaffung viel zu teuer und es wurde weiter gestempelt.
Andreas Schweigstill schrieb: > Bei den Aufdrucken von TI handelt es sich defintiv nicht um Kühlflächen. klar die farbe kühlt ja auch nicht... und? 5w und dil 14 wie willst da die verlustwärme los werden? nur über´s gehäuse oder die dünnen beinchen? wohl eher nicht. also hat man dem tca150 ne kühlfläche ins gehäuse eingebaut. dil 14 und kühlfläche ist aber unbequem zu handhaben. to220/5 war dann die bessere lösung.
Das wurde aber auch bei Nicht-Leistungs ICs gemacht. Ich habe hier noch ein paar schöne metallic-hellblaue LM339 von TI.
Ja, der TCA 150 ist nun wirklich ein schlechtes Beispiel...
Das sind TL074 im Keramikgehäuse. Diese silberne Schicht auf den TL074 fühlt sich nicht wie Farbe, eher wie Metall an. Vielleicht beschriftete Metallschildchen ... Die blauen Punkte sehen aufgetupft aus. Aber diese OV wurden damals serienmässig in der Industrie eingesetzt und sind mit Sicherheit keine Prototypen und auch keine selektierten Muster oder ähnliches. Bei den AD648 im Plastikgehäuse ist das weisse Feld eindeutig Farbe.
Wenn ich mich recht erinnere, gab es diesen "negativen" Aufdruck von allerhand verschiedenen Herstellern. Lasern gab es noch nicht, und der normale Tampondruck war mit einem Wisch weg. Auch nach der Baugruppenreinigung in der Linie gab es dort Ablösungen von der Tamponbeschriftung. Diese negativen Aufdrucke wurden wesentlich dicker aufgetragen und sind erfühlbar. Und nein, keine Blindenschrift. Mitte der achtziger Jahre haben sich dann die Laser langsam duchgesetzt.
Der Vorteil ist, daß da, wo die Beschriftung zu sein scheint, tatsächlich "nichts" ist. Die Zeichen können nicht weggewischt werden, nur das Drumherum, und das ist massiver als ein dünner Strich. Ein Kratzer oder Druckfehler durch eine gedruckte 6 oder 8 hindurch kann die Zahl verfälschen. Im "Nichts" kann nichts verschwinden, und Kratzer im Drumherum sind leichter als solche zu erkennen. Ansonsten fallen mir neben dem Einfach-so-Ausprobieren von was Neuem noch drucktechnische Gründe ein. Beim Siebdruck hat man mit der inversen Methode den Vorteil, daß das Zeichen garantiert deckend, nämlich undurchlässig, ist und höchstens der Rand ausfranst. Nebenan kann man vermutlich dicker Farbe auftragen, als andersherum wenn das Zeichen durch das Sieb gepreßt wird. Mich wundert, daß die Zeichen auf den ganzflächig angemalten Chips Stege haben. Ich würde da einfach aus einer Gummiplatte invers die Zeichen rausfräsen und die als Stempel verwenden. Das wäre auch noch ein Vorteil. Wäre ich Gutenberg, hätte ich wie beim Linolschnitt inverse Holzlettern geschnitzt und nur ein Viertel der Zeit für erhabene Holzlettern gebraucht. :)
Kann es vielleicht sein, dass der inverse Druck insbesondere dann verwendet wurde, wenn die eigentliche Festlegung der Bauteilebezeichnung erst nach dem Verguss und finalen Fertigungstest erfolgte? Möglicherweise waren die damals eingesetzten Laser zwar gut genug, um eine dünne Farb- oder Metallschicht freizubrennen, nicht jedoch die Gehäuseoberfläche deutlich zu strukturieren. Insbesondere der AD648JN (immerhin von 1996!) wäre dafür doch prädestiniert, da die Festlegung der Toleranzklasse (JN vs. KN) erst durch ausmessen erfolgt. Werden die OPs TL031, TL051, TL071, TL081 eventuell auch aus demselben Chip hergestellt und anschließend nur selektiert?
Andreas Schweigstill schrieb: > die damals eingesetzten Laser Dann lies dich doch mal etwas ein in die Geschichte der Laser Entwicklung. Noch Anfang der 70er waren Laser etwas für das exotische Institut an einer Uni. Eine Verbreitung in der Industrie gab es noch nicht. Und wenn ich dann hier was lese von "Laser breitwürfig über eine Schablone" zwecks Beschriftung, dann bekommt mein Monitor Kaffeeflecken.
Andreas Schweigstill schrieb: > Kann es vielleicht sein, dass der inverse Druck insbesondere dann > verwendet wurde, wenn die eigentliche Festlegung der Bauteilebezeichnung > erst nach dem Verguss und finalen Fertigungstest erfolgte? > Möglicherweise waren die damals eingesetzten Laser zwar gut genug, um > eine dünne Farb- oder Metallschicht freizubrennen, nicht jedoch die > Gehäuseoberfläche deutlich zu strukturieren. > > Insbesondere der AD648JN (immerhin von 1996!) wäre dafür doch > prädestiniert, da die Festlegung der Toleranzklasse (JN vs. KN) erst > durch ausmessen erfolgt. > > Werden die OPs TL031, TL051, TL071, TL081 eventuell auch aus demselben > Chip hergestellt und anschließend nur selektiert? Üblicherweise erfolgt Selektion und evtl. Laserabgleich direkt auf dem Wafer, denn du hast ja keine 100% Ausbeute. Das Kleben ins Gehäuse und Bonden ist für den Ausschuss dann schnell ein teurer Spass. Vielleicht war die inverse Beschriftung auch nur zur Kontrasterhöhung gedacht um die ersten automatischen Bestückungstester zu unterstützen. Mit Verbesserung der Kameras und der Drucker hat sich das dann mit der Zeit erledigt.
Das hat man damals gemacht um die Kopien aus chinesischer Produktion besser erkennen zu können :-D scnr
push Gibt es vielleicht jemanden, der eine deutlich plausiblere Erklärung als die damaligen Versuche auf Lager hat?
Andreas S. schrieb: > Als ich vorhin kurz nach dem TCA150 Ausschau hielt, war ich auf das > folgenden Foto gestoßen: > http://bauteile24.de/aktive-bauteile/ic/audio/7233/texas-instruments-tca150c-5.5w-audio-power-amplifier-dip14 > > Eine meiner Vermutungen ist, dass es sich z.B. um Musterbauteile > handelte, die eigentlich nicht in den freien Handel gelangen sollten. Die Forenleiche ist im Wartungsmodus. "Wir aktualisieren derzeit die Inhalte dieser Seite. Bitte schauen Sie später wieder vorbei." Und TCA ist europäisch. Was meint der TE denn, Logographikerspiele?
Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern, also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal beschriftet wurden
Sinus T. schrieb: > Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern, > also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal > beschriftet wurden Bei normalen 74/4000er Logik-IC habe ich die auch noch nicht gesehen... Wohl aber häufiger bei diversen anderen IC wie hier im Thread abgebildet. Auch in Baugruppen aus normalen Serienprodukten großer Player wie Motorola (Funk) oder Siemens. Ein anderes Feld wo mir die inverse Beschriftungsvariante noch viel häufiger begegnet ist sind die Transistoren. Vom BC558 bis hin zu BFR Typen für den GHZ bereich habe ich alles sowohl sowohl in Invers wie normal gesehen. Der mittlere BF245C im obigen Bild ist übrigends dunkelblau metallic, das kommt auf dem Foto nicht so gut raus. Der stammt noch aus einem größeren Posten 245er den ich vor beinahe 30 Jahren in Münster am Ostausgang des HBF gekauft habe. Extra mit Ferienticket nach Münster gefahren. Heutzutage bekommt da ja eher andere Dinge angeboten ;-) (der Elektronikladen in der kleinen Gasse zwischen Bahnhof und dem damaligen Elektrogeschäft, heute Fitnessstudio, hat kurz danach als erster der drei mir in Münster bekannten Shops aufgegeben...) Gruß Carsten
Hallo Sinus T., Sinus T. schrieb: > Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern, > also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal > beschriftet wurden wie hast Du diese feine Makroaufnahme mit so viel Tiefenschärfe hinbekommen? Extrem starke indirekte Beleuchtung in Verbindung mit ganz kleiner Blende und Stativ und entsprechend langer Belichtungszeit?
Solche haben sich bei mir auch irgendwann eingefunden, als SN75372P. Philips hat das in den 1990ern auch gerne bei neueren BC-Typen und 1702L gemacht. Letztere gab es in Silber und in Silberblau. Ich habe mich immer gefragt aus welcher Motivation heraus der 1702 entwickelt wurde. Der kann ja nun wirklich nichts besonderes und in der Praxis sind mir nur die L-Typen mit einer ziemlich geringen Stromverstärkung untergekommen.
Peter M. schrieb: > wie hast Du diese feine Makroaufnahme mit so viel Tiefenschärfe > hinbekommen? Ich vermute, daß Du mich meinen könntest, da die Bilder von Sinut T beide eher "flach" sind. Mein Bild hab' ich ganz primitiv mit der Rückseitenkamera eines iPad Pro aufgenommen, kein Kunstlicht, Tageslicht von außen, kein Stativ, iPad in der Hand gehalten ... (Blende 1.8, 1/50 sec, ISO 320) Das Bild hab' ich nur etwas beschnitten, da auf dem unbeschnittenen noch einiges von der Tischplatte meines Esstischs zu sehen war.
Sinus T. schrieb: > Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern, > also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal > beschriftet wurden Vielleicht war es ja aus militärischer Sicht ein Mangel, wenn man Bausteine mit den Ziffern 5,6,8,9,3 verwechseln konnte. Könnte es drucktechnische Gründe haben? Daß ein Stempel mit erhabenen feinen Stegen eine wesentlich kürzere Standzeit hat als eine Gummiplatte mit Fräsungen? Und Fräsrinnen wesentlich leichter von der Hand gehen als Frässtege. :) Und nach einer Weile hat man gemerkt, daß die Farbe teuerer ist als die Reklamationen bei dysfunktionalen Raketen, die innerhalb der Garantiezeit niemand auf einen Feind abfeuerte. Z.B. die ersten 35 Jahre alten Exemplare von Himars wurden erstmalig letztes Jahr abgefeuert.
Carsten S. schrieb: > Der mittlere BF245C im obigen Bild ist übrigends dunkelblau metallic, > das kommt auf dem Foto nicht so gut raus. Negativ Beschriftung in blau metallic gab es auch mal einige Zeit bei Motorola auf 78L Spannungsreglern im TO92 Gehäuse.
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