Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Weniger vollgepackten Terminkalender erreichen


von S. (Gast)


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Hi.

Ich habe auf der Arbeit einen unglaublich vollgepackten Terminkalender.
Er ist so voll, dass es quasi auf 10-12 Arbeitsstunden ausgelegt ist.

Auch geregelte Pausenzeiten mit fester Pausendauer sind kaum möglich, 
wenn man nicht bis spät in den Abend hinein arbeiten will.

Außerdem ist es so, dass man wegen Arbeitszeitgesetzen trotzdem die 
Pausen schreiben muss, und nicht mehr als 10 Arbeitsstunden schreiben 
darf.
Der Pausenverzicht oder eine Arbeitszeit von mehr als 10 h ist dann 
"Privatsache" und wird nicht bezahlt oder im Zeitkonto erfasst.

Um die Leute dennoch bei Laune zu halten wird das vom Chef nach 
Gutdünken und Laune durch gewisse Vergünstigungen pauschaliert 
ausgeglichen. (Durch Sachzuwendungen oder "Prämienzahlungen" oder mal 
einen Tag bezahlten Urlaub geschenkt). Rechnerisch sind diese 
Zuwendungen aber immer noch deutlich zugunsten des Chefs.


Nun ist es so, dass die Arbeitsbelastung / Stundenzahl mir eigentlich 
viel zu hoch ist. Dabei gehts mir noch nicht mal um die Kohle, sondern 
um die Tatsache, dass ich unter der Woche kaum noch Privatleben habe. 
Und wenn ich doch mal früher zuhause bin, bin ich so ausgepowert dass 
ich nichts "aktives" mehr hinbekomme (Hausarbeit, Hobbys, etc), sondern 
nur noch Fernsehn schaue.

Ich möchte also erreichen, dass mein Terminkalender weniger dicht 
bepackt wird.

Was ist aber die beste Lösung dafür?

1. Einfach mehr Zeit lassen, um weniger Termine zu bekommen.
Wenn dann die Firma erst mal weniger Termine rausgibt, wieder schneller 
arbeiten und so auf nen 8 Stunden Arbeitstag zu kommen. Sobald man 
merkt, dass die Firma einen wieder in die Richtung 10-12 Stunden bringen 
will, einfach wieder ausbremsen.

2. Mit den vorgesetzten mal "im Privaten" reden, und sagen dass es einem 
zu viel Arbeitsbelastung ist.

3. Per eMail formlos an die Vorgesetzten schreiben, dass die Stundenzahl 
mir zu hoch ist.



Ich bin zwar sehr zufrieden mit der Firma und der Job gefällt mir 
eigentlich auch sehr. Aber mit der hohen Stundenzahl habe ich eben große 
Probleme.

Was würdet ihr tun?

von Udo S. (urschmitt)


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S. schrieb:
> Was ist aber die beste Lösung dafür?

Neuen Job suchen. Das ist ein Laden wo der Chef und anscheinend zu viele 
Kollegen meinen 60h arbeiten bei 40h bezahlt ist voll in Ordnung. Das 
wird sich ziemlich sicher nicht ändern.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Udo Schmitt schrieb:
> Neuen Job suchen.
Sehe ich auch so. In einem Betrieb mit Stempeluhr und korrekter 
Zeiterfassung und -abrechnung. Der Betrieb zahlt für 40 Stunden, und 
dann werden auch 40 Stunden gearbeitet...

von Senfdazugeber (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
> Udo Schmitt schrieb:
>> Neuen Job suchen.
> Sehe ich auch so. In einem Betrieb mit Stempeluhr und korrekter
> Zeiterfassung und -abrechnung. Der Betrieb zahlt für 40 Stunden, und
> dann werden auch 40 Stunden gearbeitet...

35 Stunden bittesehr! Warum mehr arbeiten, wenn Lebenszeit kostbar und 
unwiederbringlich ist?

von Ben S. (superben)


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Aufgaben im Monat notieren, Aufgaben genau beschreinem, Zeitaufnahme, 
Zusammenfassung (aufs Tag zusammenbrechen). Nur Zahlen helfen. Sich mit 
Emotionen oder "gefühlt" zuviel Arbeit aufhalten, bringt nichts.

Also, tägliche Haupaufgaben aufschreiben und Zeitanspruch vermerken.
Bei 40h Wochenarbeitszeit = 8h täglich  = 100% Auslastung = 1.0

Bsp.:

Kundenaquise = 0,1
Auftragsbearbeitung = 0,15
Fehleranalyse (Projekt xx) = 0,1
Gremium xx = 0,1
Meetings Fachbereich xx = 0,2
VDE Arbeitskreis xx = 0,05
Messen Betreuung = 0,05
Verantw. Praktikanten = 0,1
****

Mag sein das Arbeitszeit und Arbeitsbelastung nicht passen. Ggf. muss 
eine neue Aufgabenverteilung im Bereich dürchgeführt werden oder 
Priorisierung etc... dafür ist natürlich der Chef dar. Das ist seine 
wichtigste Kernkompetenz. Vielleicht arbeitet man auch nicht effektiv 
genug, hält sich mit unnötigen Sachen zu lange auf, ggf. muss man auch 
etwas abgeben. Wenn man nur "gefühlt" zuviel arbeitet oder man selber so 
ein "Wichtigtuer" ist - selber Schuld, dann fällt man schön auf der Nase 
und man kann den Chef seine eigene Inkopetenz nochmal genauer 
beschreiben.

von abcdef (Gast)


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S. schrieb:
> Ich habe auf der Arbeit einen unglaublich vollgepackten Terminkalender.
> Er ist so voll, dass es quasi auf 10-12 Arbeitsstunden ausgelegt ist.

Klar, mit deinem devoten Verhalten würde ich das als Chef auch machen. 
Mehr Arbeitszeit als bezahlt = du wirst billiger.

Poche auf die Einhaltung des Arbeitsvertrags, ist ist für üblich eine 
maximale Stundenzahl vorgegeben. Arbeitest du an einem Tag länger, dann 
holst du es halt am nächsten wieder rein. Später kommen oder früher 
gehen. Wenn es völlig aus dem Ruder läuft, würde ich entweder den 
Betriebsrat oder einen Anwalt für Arbeitsrecht aufsuchen oder sofort 
eine neue Stelle suchen.

Nicht kuschen. Arbeitsverträge sind beidseitige Verträge. Schwarz auf 
weiß. Du musst mindestens 40 bzw 35h arbeiten, dein Arbeitgeber darf 
dich nicht mehr als 35h bzw. 40h beschäftigen. Punkt.

von Mark B. (markbrandis)


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S. schrieb:
> Außerdem ist es so, dass man wegen Arbeitszeitgesetzen trotzdem die
> Pausen schreiben muss, und nicht mehr als 10 Arbeitsstunden schreiben
> darf.

Falsch: Man darf per Bundesgesetz nicht mehr als 10 Stunden pro Tag 
arbeiten. Wer also Arbeitsstunden unter den Tisch fallen lässt, handelt 
rechtswidrig.

> Der Pausenverzicht oder eine Arbeitszeit von mehr als 10 h ist dann
> "Privatsache" und wird nicht bezahlt oder im Zeitkonto erfasst.

Das wird die Berufsgenossenschaft sicher sehr freuen, wenn sie davon 
erfährt. Wenn nämlich ein Arbeits- oder Wegeunfall passiert und sich 
herausstellt, dass gegen die gesetzlichen Regelungen verstoßen wurde, 
dann kann die BG den Arbeitgeber in Regress nehmen.


Lothar Miller schrieb:
> Sehe ich auch so. In einem Betrieb mit Stempeluhr und korrekter
> Zeiterfassung und -abrechnung. Der Betrieb zahlt für 40 Stunden, und
> dann werden auch 40 Stunden gearbeitet...

Wobei die Denkweise, Arbeit rein in Stunden abzurechnen, für viele 
moderne Berufe einfach untauglich ist. Sie stammt aus einer Zeit, in der 
man doppelt so viele Stückzahlen eines Guts herstellen konnte, wenn man 
doppelt so lange an der Maschine stand. Nur stehen heute eben viele 
nicht mehr an der Maschine, sondern arbeiten mit dem Kopf. Der ist aber 
nun mal nicht darauf genormt, in doppelter Zeit automatisch auch den 
doppelten Output zu erzeugen - sei es in Gedanken, in Codezeilen, in 
niedergeschriebenen Spezifikationen oder was auch immer.

Die Metrik "Geleistete Arbeit wird allein in Stunden und Minuten 
erfasst" passt heute einfach nicht mehr. Jedenfalls nicht für 
Ingenieure, Informatiker und ähnliche Berufe. So langsam fangen die 
ersten Firmen an, das zu verstehen - hat auch weiß Gott lange genug 
gedauert.

: Bearbeitet durch User
von Alex W. (a20q90)


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Udo Schmitt schrieb:
> Neuen Job suchen

Hätte ich ihm auch geraten!

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Mark Brandis schrieb:
> Wobei die Denkweise, Arbeit rein in Stunden abzurechnen, für viele
> moderne Berufe einfach untauglich ist.

Aber es ist oft subjektiv angenehm für die Arbeitnehmer. Die Uhr läuft 
ja schließlich von allein...

von Antimedial (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Die Metrik "Geleistete Arbeit wird allein in Stunden und Minuten
> erfasst" passt heute einfach nicht mehr. Jedenfalls nicht für
> Ingenieure, Informatiker und ähnliche Berufe. So langsam fangen die
> ersten Firmen an, das zu verstehen - hat auch weiß Gott lange genug
> gedauert.

Da stimme ich voll zu. Das Problem ist aber, dass manche Leute einfach 
viel langsamer arbeiten als andere. Teilweise liegen da Faktoren 
dazwischen. Die Leute kann man nicht einfach länger arbeiten lassen. 
Umgekehrt wäre es aber Unsinn, die richtig schnellen Leute nur 20h 
arbeiten zu lassen. Das führt nur dazu, dass Leute schlampiger arbeiten, 
weil sie schnell mit ihrem Zeug fertig werden sollen.

Die beste Möglichkeit ist also meiner Meinung nach immer noch, 
wenigstens einen groben Stundenrahmen festzulegen, auch wenn die 
Arbeitszeit als Metrik nicht taugt.

von Matthias (Gast)


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Wichtig ist, dass die Stunden mitgeschrieben werden. Also auch für dich 
privat. Der Vorteil:

1.) Du siehst wie viel du tatsächlich arbeitest.
2.) Du kannst es deinem Boss zeigen. Er muss das verstehen, dass eine 
permanente +50h-Woche inakzeptabel für einen AN sind.
3.) Solltest du mit Cheffe streiten (müssen), hast du mit deiner 
Aufzeichnung ein zusätzliches Ass im Ärmel (Arbeitsgericht).

Ich würde mit dem Boss mal reden.  Nützt das nichts, neue Stelle. Am 
besten noch mit einer Art extra Taschengeldzahlung für easy-livin über 
den Sommer.

Viel Glück und Erfolg.

von Macher (Gast)


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mit was ist dein Terminkalender den so voll? in welchem Bereich bist du 
tätig? ohne das sagen zu können, kann man dir kaum weiterhelfen. Wenn es 
wirklich zu viel Arbeit ist und der Chef da kein einsehen hat, könnte 
man  über einen Wechsel nachdenken.

Zuerst müsste man mehr über dich, die Firma und den Job wissen. Wenn du 
Monteur bist und einfach zu viele Kundenaufträge bekommst, hilft wohl 
nur mit dem Chef zu sprechen oder den Job zu wechseln. Wenn du dagegen 
Projektleiter im Konzern bist, hättest du viel mehr Möglichkeiten, 
deinen Terminkalender auszumisten. Insbesondere lange Palaber Meetings 
kann man durch geschickte Führung ziemlich verkürzen und zu viel 
schnelleren Ergebnissen kommen. Manche nämlich setzen Meeings auf eine 
Stunde an, dann wird erstmal 20 min der neuste Klatsch und Tratsch 
ausgetauscht, jede Idee wird 5 mal diskutiert, jeder Vorschlag wird noch 
mal von jedem der Anwesenden wiederholt wiedergegeben, statt das man 
sich einfach für eines entscheidet und gut oder sich die Leute vor dem 
Termin mal ordentlich vorbereiten. Wieder andere schlafen in Meetings 
regelmäßig ein. Da ist ein Geheimtipp, Meetings im Stehen zu 
veranstalten. Diese sind bei mir nachweislich kürzer als eine gemütliche 
Sitzrunde mit Kaffee und Keksen.

von Wizz (Gast)


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Falls es einen Betriebsrat gibt: Diesen drauf ansprechen.
Bzgl. Bundesarbeitszeitgesetz: Es gibt keine 10h-Regel, es gibt eine 
8h-Regel. Siehe auch:

http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__3.html

Desweiteren wäre die Fürsorgepflicht des AG gegenüber dem AN noch in's 
Feld zu führen.

Das mit der "nicht ganz korrekten" Abrechnung hinsichtlich 10h-Tag würde 
ich DRINGEND lassen. Wenn auf dem Heimweg was passiert wird sowas 
häßlich! Und damit meine ich nicht den Verlust von gesundheitlichen 
Aspekten...

von Antimedial (Gast)


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Wizz schrieb:
> Bzgl. Bundesarbeitszeitgesetz: Es gibt keine 10h-Regel, es gibt eine
> 8h-Regel. Siehe auch:
>
> http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__3.html

Genau dort steht aber die 10h-Regel.

von Wizz (Gast)


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Antimedial schrieb:
>> http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__3.html
>
> Genau dort steht aber die 10h-Regel.

Nö. Da steht, dass sie _im Mittel bei 8h liegen muss. Die 10h sind die 
Ausnahme.

von Antimedial (Gast)


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Wizz schrieb:
> Nö. Da steht, dass sie _im Mittel bei 8h liegen muss. Die 10h sind die
> Ausnahme.

8h auf Basis einer 6-Tage-Woche. Also 48-Std-Woche.

Die entscheidende Regel ist aber, dass niemals an einem Tag mehr als 10h 
gearbeitet werden dürfen.

von Antimedial (Gast)


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King TU schrieb im Beitrag #4129948:
> Und selbst wenn?! Das ist dem Arbeitgeber auch egal. Ich durfte mal von
> 8:00 Uhr - 3:00 Uhr nachts durcharbeiten, weil das Projekt fertig werden
> musste. Und nächsten Tag frei? Vergiss es, ich durfte wieder um 8:00 Uhr
> antanzen.

Dem Arbeitgeber interessiert das vielleicht nicht, weil noch nie etwas 
passiert ist. Die BG findet das aber gar nicht lustig, wenn dann mal ein 
Unfall passiert. Es muss nur ein Wegeunfall passieren mit 
Querschnittslähmung, Berufsunfähigkeit. Da wird dein Chef aber ganz 
schön ins Schwitzen kommen.

Im Übrigen gibt es auch eine Ruhezeitregel. Es müssen 11 oder 12h (hab 
es gerade nicht ganz im Kopf) zwischen den Schichten liegen.

von Antimedial (Gast)


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King TU schrieb im Beitrag #4129954:
> Alles schon richtig. Aber wer hält sich schon daran? Wenn was passiert
> auf dem Weg nach Hause kann man immer noch sagen, dass man nicht von der
> Arbeit kommt.

Meine Arbeitgeber haben sich alle samt daran gehalten. Allerdings habe 
ich auch immer mit Spannung gearbeitet. Wenn man einen Stromschlag auf 
der Arbeit hat, kann man keine Märchen mehr erfinden.

Davon abgesehen kann bei Personenschaden auch mal die Staatsanwaltschaft 
ermitteln. Glaubst du wirklich, dass die sich so leicht mit einer 
billigen Lüge abspeisen lassen?

von Antimedial (Gast)


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King TU schrieb im Beitrag #4129972:
> Ok. Dann hast du gute/seriöse Arbeitgeber erwischt. Ich hatte bei dem
> einen halt Pech. Er ist noch einer von der alten Schule. Der Typ lebt
> nur um zu arbeiten und das sollen seine Arbeitnehmer bitte auch.

Nachdem ich hier ziemlich niedergemacht wurde, nur weil ich grundlegende 
Sicherheitsvorkehrungen bei der Arbeit mit Spannung befürwortet habe, 
wundert mich gar nichts mehr.

Wobei ich jetzt auch nicht behaupten könnte, dass ich noch nie über 10h 
gearbeitet habe. Das kommt schon hin und wieder einmal vor. Das ist ein 
gewisses Risiko. Die Chefs in meiner alten Firma achteten sehr darauf 
und verteilten im Wiederholungsfall auch mal eine Abmahnung, wenn es bei 
einem Kollegen zu häufig vorkam. Damit dachten sie wohl, ihrer 
Sorgfaltspflicht genüge getan zu haben und die Verantwortung auf die 
Mitarbeiter abzuwälzen. Ob das im Ernstfall genügt, weiß ich nicht. Im 
Moment habe ich das Problem weniger, weil die längeren Arbeitstage 
eigentlich nie im Büro stattfinden.

Bei Vertrauensarbeitszeit ist das alles auch schwer zu kontrollieren. 
Und das ist sicher auch ein Grund für manche Firmen, bei der Stechuhr zu 
bleiben.

von Kolophonium (Gast)


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>dass niemals an einem Tag mehr als 10h gearbeitet werden dürfen.

Das "niemals" ist definitiv falsch wie du im Arbeitszeitgesetz nachlesen 
kannst:

http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__14.html

oder

http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__15.html

D.h. mit Ausnahmegenehmigung wäre das früher gebräuchliche 
12h-3er-Schichtsystem auch noch zulässig.

von Ausnahmsweise anonym (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Das Problem ist aber, dass manche Leute einfach
> viel langsamer arbeiten als andere. Teilweise liegen da Faktoren
> dazwischen.

Das stimmt, ich arbeite langsam mit sehr vielen Pausen dazwischen und 
mache dadurch immer Überstunden, d.h. ich werde dafür sogar finanziell 
belohnt, da ich mir die Überstunden auszahlen lasse. Warum sollte ich da 
schneller arbeiten, ich bin doch nicht blöd?

von Antimedial (Gast)


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Kolophonium schrieb:
> Das "niemals" ist definitiv falsch wie du im Arbeitszeitgesetz nachlesen
> kannst:

Ok, Ausnahmefälle gibt es. Ich bin von der normalen 
Büro-/Ingenieursarbeit ausgegangen. Man könnte jetzt vielleicht 
argumentieren, dass ein Projektnotstand unter diesen Sonderfall fällt, 
aber ich würde das nicht vor Gericht testen wollen. Wenn eine Anlage 
steht und die Produktion eine ganze Schicht ausfällt, sieht das anders 
aus.

von S. (Gast)


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Hi.

Also ich habe nen Arbeitsvertrag mit 40 h Woche bei 5 Arbeitstagen pro 
Woche.

Die Aufträge sind teilweise wirklich so bemessen, dass man sie gar nicht 
in 8h schaffen KANN, selbst wenn man sich beeilen würde.

Und wenn man die Mittagspause auch tatsächlich macht, schafft man es 
erstrecht nicht.

Es kommt auch vor, dass ich 12-14 h arbeite, um den Terminkalender 
abzuarbeiten.

Ich kann aber das Auftragsvolumen reduzieren. Ich muss nur ein paar Tage 
lang absichtlich Tempo rausnehmen, um weniger Aufträge zugeteilt zu 
bekommen.

Ich bin dann erstmal zwar trotzdem 10 Stunden "auf arbeit", aber wenn 
ich anschließend den Fuß von der Bremse dann wieder runter nehme und 
normal schnell arbeite, kann ich auf nen 8 Stunden Arbeitstag kommen. 
Sobald ich merke, dass wieder mehr Arbeit zugeteilt wird, einfach wieder 
etwas auf die Bremse treten.

von Relan (Gast)


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@Ausnahmsweise anonym:

Ja, im Moment kannst du das machen, es klappt und du freust dich.
Aber eine Momentaufnahme ist eben nicht das ganze Leben, warten wir mal 
ab wie es sich entwickelt.

Übrigens, je älter du wirst, desto mehr merkst du: Diese Zeit - auch 
wenn sie sinnlos abgesessen + bezahlt ist -> ist weg!
Sie ist ein Teil von deinem Leben, der genau so verbracht wurde. Glaubst 
du nicht, dass das auch besser geht?

Ok, für den Moment machen dich ein paar bezahlte Extrastunden glücklich. 
Irgendwann im Leben merkst du, dass die große Kohle nicht durch sowas 
kommt.
Dann setzt du es in Relation und merkst, welche Art Leben du dir damit 
"gönnst".

von Matthias (Gast)


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Full ACK

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Relan schrieb:
> Ok, für den Moment machen dich ein paar bezahlte Extrastunden glücklich.
> Irgendwann im Leben merkst du, dass die große Kohle nicht durch sowas
> kommt.

Es kann aber auch anders sein: Die Forschung schreitet voran. Vielleicht 
gibt es in 30 oder erst in 50 oder doch 70 Jahren die medizinische 
Möglichkeit für eine ausgewählte gut betuchte Minderheit die biologische 
Uhr zurückzudrehen.

Wer nun nur "rangeklotzt" hat, bis zum 90. Lebensjahr jeden Tag, auch am 
WE seine 16 h abgeleistet hat, schafft es vielleicht in der Hierarchie 
soweit hoch, die Mio. oder Mrd. erarbeiten zu können um sich diese 
Gentherapie zu leisten, die den biologischen Zustand des eigenen Körpers 
auf dem des 18. Lebensjahres zurücksetzt.

Wenn dann alle Kollegen, die die 40-h-Woche, Familie usw. bevorzugt 
haben, jammern, dass es jetzt zu ende ist, dann hätte man als reicher 
Topperformer noch ein zweites sorgenfreies und erfülltes Leben als 
Belohnung für die Anstrengung.

Noch einmal 18 sein, diesmal mit viel Kapital, Zinseszins, einer enormen 
Menge an Fachwissen und Können. Nun kann man ohne Bafög, ohne Ämter, 
ohne Sozialleistungen, ohne Abhängigkeit von Kunden oder Arbeitgebern 
einmal das tun, was man will. Noch einmal studieren, ohne dabei auf den 
Arbeitsmarkt zu schielen, das Studium in die Länge ziehen, ohne Blick 
auf Regelstudienzeit und Bafög, sich mit Dingen, die einem interessieren 
länger auseinandersetzen, weil sie nicht morgen fertig sein müssen, noch 
einmal umziehen, in eine andere Stadt, in ein anderes Land, Weltreisen, 
Urlaub, auch über eine längere Zeit, ausgiebig an einem Problem Tüfteln, 
Nobelpreis gewinnen, mehrere Epochen erleben, politische Umbrüche, 
Bücher schreiben, verschiedene Beruf ausprobieren: Pilot, Chirurg, 
Mathematiker, Bundeskanzler, Astronaut, ...

von Stefan (Gast)


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Überstunden sind im Mass ja nix schlimmes... Nur unbezahlt und ohne die 
Zeit kompensieren zu können???
Mag sein das unbezahlte Überstundne ab einem gewissen Gehalt normal 
sind, aber wer mit einem Jahresgehalt das nicht 6 Stellig ist umsonst 
arbeitet, macht definitiv etwas falsch... Wer sowas wie Kompetenz und 
Selbstvertrauen besitzt sollte auch ohne Probleme kommunizieren können, 
dass man einen 40h/35h Arbeitsvertrag hat, den man gedenkt 
einzuhalten...

von Ausnahmsweise anonym (Gast)


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Relan schrieb:
> @Ausnahmsweise anonym:
>
> Ja, im Moment kannst du das machen, es klappt und du freust dich.
> Aber eine Momentaufnahme ist eben nicht das ganze Leben, warten wir mal
> ab wie es sich entwickelt.

Wie soll es sich schon entwickeln? Es geht so weiter wie bisher, und das 
ist gar nicht so schlecht, ich fühle mich wohl dabei.

> Übrigens, je älter du wirst, desto mehr merkst du: Diese Zeit - auch
> wenn sie sinnlos abgesessen + bezahlt ist -> ist weg!
> Sie ist ein Teil von deinem Leben, der genau so verbracht wurde. Glaubst
> du nicht, dass das auch besser geht?

Was heißt denn besser? Mit mehr Stress vielleicht? Nein danke, dann doch 
lieber eine ruhige Kugel schieben für gutes Geld, was gibt es denn daran 
auszusetzen? Besser wäre vielleicht nur noch Lebenszeit ganz ohne 
Arbeit, aber ohne Geld bzw. auf Sozialleistungen angewiesen zu sein, ist 
ja nun nicht gerade das gelbe vom Ei, man will sich ja auch mal ein 
wenig Luxus gönnen.

> Ok, für den Moment machen dich ein paar bezahlte Extrastunden glücklich.
> Irgendwann im Leben merkst du, dass die große Kohle nicht durch sowas
> kommt.

Ich habe es aber auch gar nicht auf "die große Kohle" abgesehen. Soll 
das etwa mein Lebensziel sein? Ich verdiene auch jetzt schon mehr als 
genug. Die Bezahlung der Extrastunden sind dabei nur das Sahnehäubchen.

> Dann setzt du es in Relation und merkst, welche Art Leben du dir damit
> "gönnst".

Ja, ein Leben mit nur sehr wenig Stress, durch gemächliches Arbeiten und 
viele Pausen. Was ist daran verkehrt? Ich finde eher, dass es schlau 
ist, sich dem Hamsterrad soweit es geht zu entziehen. Karriere machen, 
das überlasse ich gerne den Kollegen, wenn es sie denn (scheinbar) 
glücklich macht. Ich bin mit dem Status quo glücklich.

Natürlich passt das nicht in das Bild der angeblichen 
"Leistungsgesellschaft", aber ich handele vielleicht einfach schlauer 
als die Masse.

von Relan (Gast)


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Ja, ich kann dich schon verstehen. Auch ich finde es verlockend, so zu 
handeln.

"Wie soll es sich schon entwickeln? Es geht so weiter wie bisher, und 
das
ist gar nicht so schlecht, ich fühle mich wohl dabei."

Das ist eine Strategie um dich selbst zu beruhigen. Denn du kannst nur 
vom Augenblick sprechen, auch du weisst nicht was die Zukunft bringt.


In der "kleinen Welt" passt das momentan so, wie du schreibst.
Nachdem 10..20 Jahre vergehen, fängst du an etwas anders darüber zu 
denken. Du machst dir Gedanken, was bin ich geworden, was ist aus meinem 
Bekanntenkreis geworden, usw.

In dieser Bilanz, wenn du ehrlich zu dir bist, wird dieser Lebensstil 
dich traurig machen.
Weil du deine Kraft nicht für die Dinge genutzt hast, die Leidenschaft 
bei dir wecken.

Wie gesagt, das wird aber noch einige Jahre dauern, bis das kommt.

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