Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp Verstärkung größer als erwartet


von Dirk K. (dekoepi)



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Ahoi zusammen,

ich baue einen Datenlogger (bislang auf AVR-Basis), um LiIon-Ladegeräte 
zu bewerten. Ich rechne mit einem Strom von 1A - 0,05A und die 
Spannungslage ist zwischen 0 und 4,3V. Aus fünf 0R47 habe ich einen 
0R094 gelötet. Direkte Messungen mit der ATmega328-Bandgap-Referenz 
liefern schon brauchbare Ergebnisse, jedoch recht grob aufgelöst und am 
unteren Rand mit großer Ungenauigkeit.

Also habe ich mir ein paar OpAmps bestellt, bis jetzt sind MCP6001 
angekommen. Den habe ich nach Datenblatt aufgebaut, die überall gleiche 
Schaltung als nichtinvertierenden Verstärker. Die Widerstände haben 
(nachgemessen) 100,2kOhm respektive 10,09kOhm. Ich würde daher eine 
Verstärkung von 11 (präzise: 10,93) erwarten.

Am Shunt messe ich jetzt jedoch 0,070V, am OpAmp-Ausgang 0,999-1,003V. 
Also eine Verstärkung um etwa den Faktor 14,3. Damit wird es jetzt 
natürlich schwer, 1A zu messen, aber das ist erst mal zweitrangig.

Ich verstehe OpAmps noch nicht richtig, kann die Datenblätter nur recht 
rudimentär deuten. Daher finde ich keinen Hinweis, warum mein 
Spannungsteiler nun zu einer doch 30% größeren Verstärkung führt. 
Testweise hatte ich 10nF an der Versorgung (alle Komponenten - Lade-IC, 
Arduino-Nano-Board, OpAmp werden via USB gespiesen), jedoch ändert das 
gar nichts.

Hat da jemand eine Idee? Wie kommt das, wie ändere ich das?

Danke schon mal!

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von Simpel (Gast)


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...das Board...! Ahoi..! :-))

von Gustav (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> messe ich jetzt jedoch 0,070V

Womit gemessen? Multimeter? :/
In dem Spannungsbereich würde ich nichts mehr glauben ^^ und für deine 
erwartete Spannungsverstärkung von 11 müsste die Spannung am Shunt ja 
nur etwa 0,09 statt 0,07 betragen. Aussagekräftiger wäre es einen 
definierten Strom durch den Shunt zu schicken und dann die 
Ausgangsspannung des OPs sich anzugucken.

von Boardbewunderer (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> ...... wie ändere ich das?

Indem du erst mal einen Schaltplan hier postest.

Sonst können wir nur raten, und das willst du sicher nicht, oder?

von Dirk K. (dekoepi)


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"Standardschaltung für nichtinvertierenden Verstärker":

https://www.mikrocontroller.net/articles/Datei:Op-verstaerker-b.png

Genau das habe ich aufgebaut. Alle Komponenten haben gemeinsame Masse. 
Ue kommt vom Shunt, Ua geht an den ATmega-Eingang. 08/15.

Gustav: den Unterschied zwischen 0,090V und 0,070V traue ich dem 
Multimeter schon zu. Ist zwar nur ein VC97, aber bislang konnte ich mich 
auf dessen Ergebnisse recht gut verlassen. Erwartung und Messung kamen 
sonst immer gut hin :)

... muss ich mir wohl doch mal ein Labornetzteil zulegen, langsam ist es 
so weit. Danke für den Input so weit, Messungenauigkeit hatte ich zwar 
erwartet, aber so gravierend eher nicht.

: Bearbeitet durch User
von Boardbewunderer (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> "Standardschaltung für nichtinvertierenden Verstärker":

Diese Schaltung ist nicht (allgemein) geeignet eine
Shunt-Spannung zu messen.

Daher müsstest du etwas weniger faul sein und die
komplette Schaltung zeigen.

von S. Landolt (Gast)


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Ihn dünkt', er säh' 'nen Drahtverhau,
  in einem Teller drin:
Er guckt noch mal und merkt', es war
  ein Board mit etwas Zinn.
"Was eben rätselhaft", sprach er,
  "Itzt fass' ich's mit Gewinn."

von Boardbewunderer (Gast)


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S. Landolt schrieb:
> Ihn dünkt', er säh' 'nen Drahtverhau,
>   in einem Teller drin:
> Er guckt noch mal und merkt', es war
>   ein Board mit etwas Zinn.
> "Was eben rätselhaft", sprach er,
>   "Itzt fass' ich's mit Gewinn."

Danke sehr.

Ich denke diese Antwort ist richtiger als meine.

von Dirk K. (dekoepi)


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Achja. Nun gut - als ob das den Unterschied machen würde.

Ua vom OpAmp geht an den µC-Eingang, da LTSpice zufällig grad keinen µC 
da hat, ist da keine eingezeichnet. Lader hat es auch nicht, also durch 
einen generischen Widerstand symbolisiert.

von Ichich (Gast)


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Dein OpAmp hat einen "output swing", d.h. er kann üblicherweise in den 
Grenzen seiner Eingangsspannung eine Ausgangsspannung erzeugen, erreicht 
die Versorgungsspannungen aber "normalerweise" nicht ganz; d.h. er würde 
zwar 0.77V ausgeben, kann aber nicht weniger als 1V.
Hier wäre interessant, was für einen OP du genommen hast. Und der Tipp 
für dich, einen "Rail-to-Rail"-Verstärker zu kaufen.

von Rudi (Gast)


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Ja, macht gewaltigen Unterschied! Diese Schaltung geht nicht, da hätten 
wir lange raten können.

von Dirk K. (dekoepi)


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von Achim S. (Gast)


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Ichich schrieb:
> Hier wäre interessant, was für einen OP du genommen hast.

So wie ich es lese, hat er einen OPV, der an die rails rankommt:

Dirk K. schrieb:
> Also habe ich mir ein paar OpAmps bestellt, bis jetzt sind MCP6001
> angekommen. Den habe ich nach Datenblatt aufgebaut,



Rudi schrieb:
> Ja, macht gewaltigen Unterschied! Diese Schaltung geht nicht, da hätten
> wir lange raten können.

Kannst du das genauer erklären?

@ Dirk:

dein Shunt beträgt nur 94mOhm, die Zuleitung haben verglichen damit 
keinen vernachlässigbaren Widerstand. Evtl. hast du mit dem Messgerät 
nur den Spannungsabfall am Shunt gemessen, mit dem OPV aber den 
Spannungsabfall an Zuleitung und Shunt (beliebter Fehler). Das hängt von 
deiner Leiterführung ab, die ich in deinen bisherigen Bildern nicht 
wirklich erkennen kann.

von Paul B. (paul_baumann)


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Ichich schrieb:
> erreicht
> die Versorgungsspannungen aber "normalerweise" nicht ganz; d.h. er würde
> zwar 0.77V ausgeben, kann aber nicht weniger als 1V.
> Hier wäre interessant, was für einen OP du genommen hast. Und der Tipp
> für dich, einen "Rail-to-Rail"-Verstärker zu kaufen.

Das hat er gemacht, denn der MCP6001 ist ein Rail to Rail Typ:
http://www.microchip.com/wwwproducts/Devices.aspx?product=MCP6001

Dirk K. schrieb:
> bis jetzt sind MCP6001
> angekommen. Den habe ich nach Datenblatt aufgebaut, die überall gleiche
> Schaltung als nichtinvertierenden Verstärker.

MfG Paul

von Dirk K. (dekoepi)


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Achim S.: Die Zuleitung ist für Ue ist tatsächlich etwas lang und hat 
zwei Übergänge (DuPont-Strippe als Verlängerung). da könnte ich einen 
zumindest besseren Verbinder aus zwei Pins löten.

Danke sehr - der Hinweis ist hilfreich! :)

von Boardbewunderer (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Evtl. hast du mit dem Messgerät
> nur den Spannungsabfall am Shunt gemessen, mit dem OPV aber den
> Spannungsabfall an Zuleitung und Shunt (beliebter Fehler). Das hängt von
> deiner Leiterführung ab, die ich in deinen bisherigen Bildern nicht
> wirklich erkennen kann.

Sehr richtig. Deswegen sollte man an einem Shunt - wenn man schon
einen OP verwendet - die Spannung diferentiell messen.

Übrigens: ein oder mehrere Abblock-Cs sind auch in einer
analogen Schaltung sehr von Vorteil. Das weglassen solcher
spricht Bände über die Mentalität des Fricklers.

von Achim S. (Gast)


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Ach ja, noch eine Ergänzung: ein Teil des Fehlers kann natürlich auch 
vom Offset des OPV-Eingangs kommen. Der ist beim MCP6001 mit bis zu 
4,5mV nicht ganz klein. Das erklärt nicht die vollen 20mV, die du 
bezogen auf den Eingang daneben liegst, aber immerhin ein knappes 
Viertel davon.

von Achim S. (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> Achim S.: Die Zuleitung ist für Ue ist tatsächlich etwas lang und hat
> zwei Übergänge (DuPont-Strippe als Verlängerung). da könnte ich einen
> zumindest besseren Verbinder aus zwei Pins löten.

Die Zuleitung niederohmig machen, ist auf jeden Fall schon mal gut. 
Ansonsten würde ich dir empfehlen: nimm eine Kalibrierkurve auf, bei der 
der Zuleitungswiderstand schon mit eingeschlossen ist. Dann rechne in 
der Folge mit dem Gesamtwiderstand von Zuleitung und Shunt, nicht mehr 
alleine mit den 94mOhm. Voraussetzung ist natürlich, dass der 
Zuleitungswiderstand immer gleich bleibt (also keine Steckverbinder... 
mitgemessen werden).

von Dirk K. (dekoepi)


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Boardbewunderer (Gast) schrieb:
> Übrigens: ein oder mehrere Abblock-Cs sind auch in einer
> analogen Schaltung sehr von Vorteil. Das weglassen solcher
> spricht Bände über die Mentalität des Fricklers.

Dirk K. schrieb:
> Testweise hatte ich 10nF an der Versorgung (alle Komponenten - Lade-IC,
> Arduino-Nano-Board, OpAmp werden via USB gespiesen), jedoch ändert das
> gar nichts.

von Dirk K. (dekoepi)


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Achim S: Ich habe den Offset jetzt als einigermaßen Konstant angenommen 
und rechner den schon heraus - in der Kurve im ersten Beitrag ist das 
schon als Korrektur mit drin. Die Zuleitung werde ich dann noch mal 
stark korrigieren respektive den fliegenden Aufbau mal alles auf einem 
einzelnen Platinchen neu umsetzen.

von Boardbewunderer (Gast)


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> Dirk K. schrieb:
>> Testweise hatte ich 10nF an der Versorgung (alle Komponenten - Lade-IC,
>> Arduino-Nano-Board, OpAmp werden via USB gespiesen), jedoch ändert das
>> gar nichts.

USB-Versurgungen sind die reinlichsten Spannungen überhaupt. Die
kommen nämlich meist aus dem PC, und da geht es sehr sauber zu!

von Mark S. (voltwide)


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Mein Vorschlag: Miss mal die Op-Ausgangsspannung wenn der shunt stromlos 
ist.

von Dirk K. (dekoepi)


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Entschuldigung, hat etwas gedauert - immer stört die Arbeit beim Basteln 
;)

OpAmp im Leerlauf, Shunt 0,000V -> Ua 11mV. Stabil, kein Hin- und 
Hergehüpfe.

Ich hab mit dem Spielzeug-Scope DSP Nano 201 draufgeguckt - max. 
0,02Vp-p, 1,34V, bei ~900-1000mA über den Shunt. Die "Linie" ist normal, 
nicht fett, sieht für mich nicht nach Schwingen aus.

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich messe Stroeme zB bis 7A mit 10 mOhm Shunts, messe so Spannungen bis 
50mV, verwende aber MCP617, einen bipolar OpAmp mit 150uV 
Offsetspannung. Die Leitungsfuehrung ist natuerlich anders, und es geht. 
Gut. Verstaerkung 33.

Der Grund des kleinen Shunts .. Verlustleistung. Bei 10A, ja Ueberlast, 
schon 1W. Die muss man erst wegbringen.

von M. K. (sylaina)


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Dirk K. schrieb:
> Die "Linie" ist normal,
> nicht fett, sieht für mich nicht nach Schwingen aus.

Na um Schwingungen zu sehen musst du ja nur von DC auf AC umstellen, 
dann wird der Gleichanteil rausgefiltert ;)

von Dirk K. (dekoepi)


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Damit wollte ich eigentlich darauf hinaus, das hochfrequentes Schwingen 
wahrscheinlich durch mehrere "abweichende" Punkte auf dem 
320x240-Display erkennbar wären, also einer fetten Linie. :)

von Dirk K. (dekoepi)


Angehängte Dateien:

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Um das so halbwegs zum Abschluss zu bringen - wahrscheinlich ist die 
freifliegende Verkabelung Hauptursache für dieses Phänomen. Heute sind 
meine 0R03-Shunts sowie das Labornetzteil angekommen, also habe ich das 
grade noch mal auf einer einzigen Platine aufgebaut (auf dem Foto fehlt 
noch der 47k/10k-Spannungsteiler für die Batteriespannung). Das liefert 
auf den Punkt die per 220k/10k eingestellte Verstärkung mit Faktor 23.

Damit kann ich nun bis 1,5A Ladestrom messen, und die Ergebnisse sind 
auch plausibel und stabil.

Auszug:
1
Starting measurements. USB Vcc: 4768 mV.
2
s; Vbat; mA; mAh;
3
1;2788;0;0;
4
2;3805;0;0;
5
3;3799;0;0;
6
4;3805;0;0;
7
5;4071;745;0;
8
6;4071;736;0;
9
7;4071;742;0;
10
8;4065;737;0;
11
9;4065;736;1;
12
10;4065;733;1;
13
11;4071;733;1;
14
12;4071;734;1;
15
13;4071;734;1;

von Paul B. (paul_baumann)


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Dirk K. schrieb:
> Um das so halbwegs zum Abschluss zu bringen - wahrscheinlich ist die
> freifliegende Verkabelung Hauptursache für dieses Phänomen.

Wir haben nie Zeit, etwas vernünftig aufzubauen, aber immer Zeit, 
etwas noch einmal zu bauen.
;-)

Dirk K. schrieb:
> Damit kann ich nun bis 1,5A Ladestrom messen, und die Ergebnisse sind
> auch plausibel und stabil.

Was lange währt, wird endlich gut.

MfG Paul

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