Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromzange für Stromimpulse über 50Hz


von Horst S. (der_hiwi)


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Hallo,

Ich muss eine Stromzange entwickeln mit der man Stromimpulse mit einer 
Frequenz über 50Hz messen kann. Diese Stromzange soll an einem Leiter 
durch den ein Nennstrom von etwa 300A mit 50Hz fließt benutzt werden. 
Der Artikel Stromwandler ist eigentlich schon recht aufschlussreich, 
allerdings würde ich gerne wissen, ob es möglich ist den Nennstrom 
bereits magnetisch "raus zu filtern", sodass ich nur die hochfrequenten 
Stromimpulse auf dem Oszi sehe. Oder anders gefragt, worauf genau muss 
ich beim Bau einer Stromzange (mit 1mm langem Luftspalt) achten, wenn 
diese nur Ströme über 50Hz detektieren soll?

PS: Das soll möglichst ohne Hochpassschaltung passieren!


Danke schonmal im Voraus!

der_hiwi

von lrep (Gast)


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Horst Stupinskis schrieb:
> Ich muss eine Stromzange entwickeln

Warum musst du so etwas entwickeln?
Man kann das für gar nicht einmal furchtbar viel Geld fertig kaufen.
Z.B.: http://www.tek.com/datasheet/current-probe/a621-a622

von lrep (Gast)


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Horst Stupinskis schrieb:
> ob es möglich ist den Nennstrom
> bereits magnetisch "raus zu filtern"

Man kann zwar die 50 Hz Grundwelle des Signals elektrisch herausfiltern, 
aber meist ist es zweckmäßiger, das Frequenzspektrum des Gesamtsignals 
mittels Fourier-Analyse zu ermitteln (die meisten Digitalen Oszilloskope 
können das) und sich dann die einzelnen Komponenten bei den 
verschiedenen Frequenzen anzuschauen.

von Horst S. (der_hiwi)


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Das müsste doch auch durch die Erhöhung der unteren Grenzfrequenz 
funktionieren. Ich habe nochmal nachgeschaut und die Formel für die 
untere Grenzfrequenz lautet:

Je weniger Wicklungen ich auf der Sekundärseite habe, desto höher die 
untere Grenzfrequnz. Auf die Art und Weise kann ich das 50Hz Signal doch 
auch unterdrücken, oder?

> Warum musst du so etwas entwickeln?
> Man kann das für gar nicht einmal furchtbar viel Geld fertig kaufen.

Das ist eine gute Frage, Begründung meiner Chefs war, dass wir uns auf 
diese Weise das Preis-Leistungs-Verhältnis angucken wollen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Horst Stupinskis schrieb:
>> Warum musst du so etwas entwickeln?
>> Man kann das für gar nicht einmal furchtbar viel Geld fertig kaufen.
>
> Das ist eine gute Frage, Begründung meiner Chefs war, dass wir uns auf
> diese Weise das Preis-Leistungs-Verhältnis angucken wollen.

Du musst ja einen echt niedrigen Lohn haben, dass jemand überhaupt in 
Erwägung ziehen kann, dass das am Ende günstiger sein könnte.

von Marko ⚠. (mos6502) Benutzerseite Flattr this


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von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Stromzange enthält eine Induktivität, damit haben wir einen Hochpass 
erster Ordnung, ein R-L-Hochpass. Der hat immer 20 dB pro Dekade, das 
ist physikalisch vorgegeben. Damit liegt fest, wieweit die 50 Hz 
unterdrückt sind, wenn man die n-te Oberschwingung noch (evtl. ein wenig 
abgeschwächt, aber umrechenbar) messen will.
Es gibt Stromzangen mit Hallsensor (erkennbar an der Angabe "für AC und 
DC"), die haben keine untere Grenzfrequenz. Eine induktiv angekoppelte 
Zange hat immer eine untere Grenze.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Geht es um ein Stueck, oder um eine Masse ? Bei Massenfertigung habt ihr 
schon lange verloren bevor ihr anfaengt, und ein Stueck ist auch nicht 
so teuer.
Ich wuerd mal bei LEM nachschauen.

Es gibt hallkompensierte und nicht hallkompensierte. Mit den Letzten 
kann man bis ein Stueck ueber 10MHz messen.

von Harald W. (wilhelms)


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Marian B. schrieb:

> Du musst ja einen echt niedrigen Lohn haben, dass jemand überhaupt in
> Erwägung ziehen kann, dass das am Ende günstiger sein könnte.

Vielleicht will der Chef ja 100.000 Stück davon bauen.

von Автомат К. (dermeckrige)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Es gibt Stromzangen mit Hallsensor (erkennbar an der Angabe "für AC und
> DC"), die haben keine untere Grenzfrequenz. Eine induktiv angekoppelte
> Zange hat immer eine untere Grenze.

Das ist jetzt aber schon ein bisschen viel Halbwissen.

Das Messprinzip der Tek-Zangen ist beispielsweise in den Service Manuals 
zu den Verstärkern erklärt:

http://elektrotanya.com/tektronix_am503a_sm.pdf/download.html

(ab Seite 42, "Theory of Operation")

http://docmesure.free.fr/manuels/Tektronix/TM500/AM/AM503/AM503.pdf

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Автомат Калашникова schrieb:
> Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
>> Es gibt Stromzangen mit Hallsensor (erkennbar an der Angabe "für AC und
>> DC"), die haben keine untere Grenzfrequenz. Eine induktiv angekoppelte
>> Zange hat immer eine untere Grenze.
>
> Das ist jetzt aber schon ein bisschen viel Halbwissen.
>
> Das Messprinzip der Tek-Zangen ist beispielsweise in den Service Manuals
> zu den Verstärkern erklärt:

Ich sehe da jetzt nichts grob falsches bei db1uq. Zangen, die 
Stromtrafos sind, haben nun mal Hochpasscharakter ; die Tek-AC+DC-Zangen 
sind Stromtrafos mit Luftspalt (in dem dann ein Hallsensor sitzt) - der 
Verstärker setzt das Signal dann zusammen aus dem Signal des Hallsensors 
(für niedrigere Frequenzen) und für HF vom CT (bis 50/>100 MHz).

von Автомат К. (dermeckrige)


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Marian B. schrieb:
> Ich sehe da jetzt nichts grob falsches bei db1uq.

Schon die Aussage, "Stromzangen mit Hallsensor (erkennbar an der Angabe 
"für AC und DC")" ist falsch. Es gibt Zangen die AC und DC können und 
nach einem völlig anderen Messprinzip ohne Hallsensor arbeiten, z.B.

http://www.tti-test.com/go/iprober/

nach dem http://de.wikipedia.org/wiki/Fluxgate-Magnetometer Messprinzip

erklärt im EEVBlog unter

https://www.youtube.com/watch?v=kmCvrGVtC0M

Marian B. schrieb:
> die Tek-AC+DC-Zangen
> sind Stromtrafos mit Luftspalt (in dem dann ein Hallsensor sitzt) - der
> Verstärker setzt das Signal dann zusammen aus dem Signal des Hallsensors
> (für niedrigere Frequenzen) und für HF vom CT (bis 50/>100 MHz).

Selbst diese Darstellung ist nicht ganz korrekt. Für die niedrigen 
Frequenzanteile wird nicht das Signal des Hallsensors direkt verwendet 
(dafür ist dieser viel zu nichtlinear), sondern der magnetische Fluss 
wird mit Hilfe der Hilfswicklung zu Null kompensiert (gemessen mit dem 
Hallsensor), so dass Strom durch die Hilfswicklung den zu messenden 
Strom wiederspiegelt (siehe dazu auch, vereinfacht 
http://de.wikipedia.org/wiki/Zangenstrommesser#Allstrommessung).

Ist aber hinreichend in dem Service Manual des AM503A erklärt, dessen 
Link ich bereits gepostet habe.

: Bearbeitet durch User
von eProfi (Gast)


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> der Verstärker setzt das Signal dann zusammen aus dem Signal
> des Hallsensors (für niedrigere Frequenzen) und für HF vom
> CT (bis 50/>100 MHz).
Das stimmt nicht ganz: der Verstärker regelt den niederfrequenten Strom 
durch die Sekundär-Wicklung so, dass das Magnetfeld sich aufhebt 
(kompensiert), d.h. der Hall-Sensor kein Signal liefert. Vorteil: sehr 
linear, da nichts sättigt.

Der Ausgang zum Oszi ist ein Abbild des Sekundär-Stromes (Summe aus LF- 
und HF-Anteil).
Der LF-Anteil stammt vom Verstärker, der HF-Anteil wird magnetisch 
reingekoppelt.
Für AC reicht vielleicht eine Rogowski-Spule.

Der Thread-Eröffner möge sich mal über die genaue Aufgabenstellung 
äußern.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Danke für die Erklärung der "Fluxkompensation" :)

von eProfi (Gast)


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> allerdings würde ich gerne wissen, ob es möglich ist den
> Nennstrom bereits magnetisch "raus zu filtern", sodass ich
> nur die hochfrequenten Stromimpulse auf dem Oszi sehe.
Das geht, indem Du in einen zweiten Leiter oder in einer zweiten 
Sekundärspule einen kompensierenden reinen 50Hz-Sinusstrom fließen läßt.
Den musst Du so regeln, dass am Sensor kein 50Hz-Signal entsteht.

von lrep (Gast)


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eProfi schrieb:
> einen kompensierenden reinen 50Hz-Sinusstrom fließen läßt.
> Den musst Du so regeln, dass am Sensor kein 50Hz-Signal entsteht.

... und zwar nicht nur die Amplitude, sondern auch die Phase regeln!
Ein etwas undankbares Geschäft.

Wenn die Linearität des Sensors durch die Spitzenströme nicht leidet 
(Rogowski), und die Frequenz hinreichend stabil ist, kann man die 50Hz 
auch elektrisch durch ein Kerbfilter entfernen. Im einfachsten Fall ist 
das ein Doppel-T-Filter aus 3 Widerständen und 3 Kondensatoren.
Allerdings wird man dann schaltungstechnisch berücksichtigen müssen, 
dass ein derartiges Filter auch noch Auswirkungen auf die nächsten 
Harmonischen hat.
Steilflankigere Filter wird man heute mit geschalteten Kapazitäten oder 
gleich ganz digital aufbauen.

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