Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bipolartransistor


von Can (Gast)


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hallo,


ich hab hier ein multiple choise aussage...


-Eine elektrische Spannung an der Basis steuert die Ausgangsspannung


bin mir nicht so ganz sicher...
ist diese richtig oder falsch?!

danke im vorraus

: Verschoben durch Moderator
von Biggi (Gast)


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Falsch, Bipolartransistor ist Stromgesteuert.

von Jo (Gast)


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Die multiple choise aussage kannst du nur bei FET´s (MOSFET 
etc.)verwenden
FET´s (Feldeffekt Transistoren) sind Spannungsgesuert.

von Jo (Gast)


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Was vergessen:
Damit wird dann auch nicht die Spannung gesteuert, sondern der Strom.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Can schrieb:
> -Eine elektrische Spannung an der Basis steuert die Ausgangsspannung

Man sollte bei solchen Aufgaben immer drei Antwortmöglichkeiten haben:

- Richtig
- Falsch
- Quatsch

In diesem Fall würde ich dann ganz klar die dritte Alternative wählen
und die gleich mehrfach, wenn das möglich wäre. Denn:

Quatsch 1: "Eine elektrische Spannung an der Basis"

Eine Spannung wird immer zwischen zwei Punkten gemessen. Man könnte
bspw. eine Spannung zwischen Basis und Emitter angeben.

Quatsch 2: "Ausgangsspannung"

Was ist die Ausgangsspannung eines Bipolartransistors? Was ist überhaupt
der Ausgang eines Transistors? Der Kollektor? Der Emitter? Der
Anschluss, aus dem Strom herausfließt? Was ist, wenn das bei zwei
Anschlüssen der Fall ist, hat der Transistor dann zwei Ausgänge?

Ich würde sagen, eine Schaltung kann einen Ausgang haben, nicht aber
ein einzelnes Elementarbauteil wie ein Transistor, Widerstand oder
Kondensator.

Quatsch 3: "Spannung an der Basis steuert"

Die Spannung an der Basis (oder genauer gesagt, die Spannung zwischen
Basis und einem Referenzpunkt) steuert nur dann etwas, wenn die Basis
auch tatsächlich als Steuereingang verwendet wird. Wird der Transistor
in Basisschaltung betrieben, ist dies nicht der Fall, die Aussage also
unsinnig.

Quatsch 4: "Spannung steuert"

Einmal angenommen, als Steuereingang wird tatsächlich die Basis genutzt:
Die Frage soll wohl darauf abzielen, ob der Bipolartransistor ein
spannungs- oder ein stromgesteuertes Bauteil ist.

Da eine Änderung des Basisstroms immer mit einer Änderung der Basis-
Emitter-Spannung einhergeht und umgekehrt, ist die Antwort: sowohl als
auch. Das zeigt sich auch darin, dass es Formeln sowohl für Ic(Ib) als
auch für Ic(Ube) gibt. Die Frage ist deswegen eher eine philosophische
und läuft darauf hinaus, welche der beiden Größen Strom und Spannung man
als Ursache für die jeweils andere ansieht.

Je nach Anwendung werden einmal die Eigenschaften des Transistors als
stromgesteuertes, ein anderes Mal diejenigen als spannungsgesteuertes
Bauteil genutzt.

Ein Beispiel für Stromsteuerung wäre ein Verstärker in Emitterschaltung.
Der Basiswiderstand sorgt hier für einen zur Eingangsspannung weitgehend
proportionalen Basisstrom. Ube hingegen ist unwichtig und wird der
Einfachheit halber meist als konstant angenommen.

Ein Beispiel für Spannungssteuerung wäre der Differenzverstärker, wie er
als Eingangsstufe in Opamps Verwendung findet. Hier ist der Einfluss von
Ube auf Ic entscheidend. Der Basisstrom hingegen ist unwichtig, solange
er nur möglichst klein ist.


Fazit:

Die Quätsche 2 bis 4 sind nur auflösbar, wenn man in der Aufgabe Angaben
darüber macht, in welchem Kontext der Transistor eingesetzt wird.

Generell erinnern mich solche Aufgaben an diejenigen früher im Deutsch-
unterricht, wo man aus irgendwelchen Literaturstellen irgendwelche
Gedanken des Autors/Dichters herauslesen sollte. Da dieser aber schon
lange verstorben war und nichts mehr dazu sagen konnte, hatten in der
Klassenarbeit immer nur diejenigen gut abgeschnitten, die die Gedanken
des Lehrers erraten haben.

So hat auch hier der Aufgabensteller eine ganz bestimmte Vorstellung
einer Antwort, die aber leider nicht allein durch technisches
Verständnis und logisches Denken ergründet werden kann. Solche Aufgaben
haben in einem Ingenieursstudium eigentlich nichts zu suchen.

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Yalu X. schrieb:
> Die Quätsche 2 bis 4 sind nur auflösbar, wenn man in der Aufgabe Angaben
> darüber macht, in welchem Kontext der Transistor eingesetzt wird.

Dieser feinsprachlichen Drechselarbeit möchte ich die platte 
Spannungsverstärkung hinzufügen. In der Tat hat ein Transistor eine 
solche und wie so vollständig erklärt: nur in einem Schaltungskontext. 
Kollektorschaltung ist die immer <1 und Emitterschaltung durch die 
Beschaltung vorgegeben, aber häufig >>1 (100-1000). Die Basisschaltung 
ist umgekehrt zur Kollektorschaltung mit einer Stromverstärkung von ca. 
1 und einer Spannungsverstärkung >>1.

Mit dem Schaltungskontext bekommt man auch Ein- und Ausgangswiderstände 
frei Haus und kann sich mit Strömen und Spannungen elektronisch sinnvoll 
beschäftigen.

von genialererfinder (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Can schrieb:
>> -Eine elektrische Spannung an der Basis steuert die Ausgangsspannung
>
> Man sollte bei solchen Aufgaben immer drei Antwortmöglichkeiten haben:
>
> - Richtig
> - Falsch
> - Quatsch
>
> In diesem Fall würde ich dann ganz klar die dritte Alternative wählen
> und die gleich mehrfach, wenn das möglich wäre. Denn:
>

Vielen großen Dank mal für diese Antwort!!
Genau deshalb versaue ich so gern Prüfungen - weil einfach unklar ist 
was die überhaupt wissen wollen.

"Falsch" wird wohl die gewünschte Antwort sein.

Obgleich natürlich eine veränderung der Basis-Emitter Spannung (über den 
Basisstrom..../im zulässigen Bereich (ca.0,4-0,6V/Si)) 
selbstverständlich zu einer Änderung der "Ausgangsspannung" C-E führt.

ps. Ich denke dabei jetzt an eine sauber aufgebaute Emitterschaltung.

Aber auch wenn der "nackte" Transistor auf dem Tisch liegt, lässt sich 
über die Spannung an der Basis die Emitterspannung steuern... :-) Halt 
ohne verstärkung...

Wie gesagt, die Frage ist Stuss!!! 5 setzen für den Lehrer!

von Werner M. (Gast)


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genialererfinder schrieb:
> selbstverständlich zu einer Änderung der "Ausgangsspannung" C-E führt.

Das kommt drauf an, ob da überhaupt eine Spannung anliegt. Ein 
Transistor hat von sich aus keine "Ausgangsspannung". Entweder die 
Fragen sind bescheuert oder sie stammen aus einem bestimmten Kontext, 
der aber bisher noch nicht bekannt ist. Dieser Kontext nennt sich oft 
einfach "Unterrichtseinheit".

von genialererfinder (Gast)


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Werner M. schrieb:
> genialererfinder schrieb:
>> selbstverständlich zu einer Änderung der "Ausgangsspannung" C-E führt.
>
> Das kommt drauf an, ob da überhaupt eine Spannung anliegt. Ein
> Transistor hat von sich aus keine "Ausgangsspannung".

Das ist richtig. Darum schrüüb ich ja zur Sicherheit auch noch:

>>"Selbst wenn der "nackte" Transistor auf dem Tisch liegt, lässt sich
>>über die Spannung an der Basis die Emitterspannung steuern... :-) Halt
>>ohne Verstärkung..."
Man könnte auch sagen: ...lässt sich über die Basisspannung die Spannung 
an den anderen Anschlüssen steuern, gleichgültig welchen man als 
"Ausgang" definiert...

> Entweder die
> Fragen sind bescheuert oder sie stammen aus einem bestimmten Kontext,
> der aber bisher noch nicht bekannt ist. Dieser Kontext nennt sich oft
> einfach "Unterrichtseinheit".

Diesbezüglich sind Fauen schon immer deutlich überlegen, mir zumindest. 
Siehe gleich die erste Antwort hier im Fred:

Biggi schrieb:
>>> Falsch, Bipolartransistor ist Stromgesteuert.

Vermutlich genau das, was der Teatcher hören möchte!

von Peter R. (pnu)


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Abgesehen davon, dass ein Idiot diese Fragestellung formuliert hat, wärs 
ja schön, auch die andren "choices" des multiple zu wissen.

Wahrscheinlich gehört da aber auch ein Schaltbild dazu.

Tipps für multiple choice:

Zeitvorgabe und Zeitdisziplin einhalten:

Der Wirkungsgrad wird bei diffusen Fragestellungen enorm schlecht. 
Lieber auslassen und erst die klar beantwortbaren Fragen bearbeiten. 
Anfangs, bei einem ersten Durchlauf, bekommt man in 33% der Zeit 60 oder 
mehr Prozent der richtigen Punkte. Die dann restliche Zeit kann man dann 
an den "Ratefällen" verdaddeln. Also, im ersten Durchlauf keinesfalls an 
irgendwelchen Fragen hängen bleiben.

Bei unklaren choices:

"rückwärts arbeiten": die klar falschen Antworten streichen, bei zwei 
restlichen dann einfach Wappen-Zahl-Entscheidung vornehmen.

Genaues analysieren führt nur zu Querdenkerei: wirklich kenntnisreiche 
Prüflinge scheitern oft daran, dass sie Sonderfälle berücksichtigen, an 
die der (meist blöde) Fragesteller garnicht gedacht hat und erzielen 
schwächere Ergebnisse als ein von weniger Kenntnis belasteter Prüfling.

von Can (Gast)


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Großen dank für die vielen und genauen antworten, habe es jetz gut 
verstanden ...

nur nebenbei, das mit dem Wappen-Zahl-Entscheidung ist bei diesem Prof. 
nicht möglich..


Hier heisst es:
-Multiple Choise: Kreuzen Sie nur die richtigen Aussagen an. Es können 
zu jedem Komplex mehrere, alle oder auch gar keine Aussagen zutreffen.

;-) gn8 euch allen

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