Hallo, zurzeit ist agar.io der letzte Schrei bei Browsergames. Das Spielprinzip ist sehr simpel: Großer Kreis frisst kleineren Kreis. Tetris hatte auch nur sehr wenige Regeln, trotzdem ist es bis heute ein weltweit bekannter Klassiker. Warum schaffen es solche simplen Spiele weltweit populär zu sein? Agar.io hat aktuell in Europa 60.000 Spieler, die in dieser Sekunde spielen. Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und aufwendigere Spiele nicht haben? Bin gespannt auf Ideen.
- keine einarbeitungszeit - man kann es spontan spielen und auch wieder weglegen - bei tetris lieht es heutzutage am kult/retro faktor? - früher lag tetris dem gameboy bei, fast ein zwang
Korbinian Geiger schrieb: > Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und > aufwendigere Spiele nicht haben? Einfache Regeln, und trotzdem scheint es Spaß zu machen.
Tetris z.B. ist vollständig selbsterklärend - einfachste Aufgabenstellung, einfachster Lösungsweg. Jeder kann das sofort spielen und auf den langsamsten Stufen auch sofort Erfolge (-> Spaß) erzielen, ohne jedes Spielverständnis, ohne große Übung, ohne langes Nachdenken, ohne langes Forschen, ohne langes Hochskillen. Moorhuhn basiert auf den gleichen Grundlagen: wie eine Jagdflinte funktioniert weiß jeder, auch wenn er noch nie eine in der Hand hatte. Eine sehr einfache Welt, eine sehr einfache Aufgabe, man spielt nur gegen die Zeit und kann auch nicht selbst abgeknallt wie bei normalen Ego-Shootern. Egal wie dumm man sich anstellt, ein paar Hühner erwischt jeder (-> Erfolg -> Spaß). Dazu ein wenig Witz und "lustige Moorhühner", fertig ist das Werbespiel. Sind aber Spiele, die bei mir nicht so gut funktionieren. Ich baue gerne lange auf, baue gerne komplexe Systeme, bzw. habe bei Ego-Shootern gerne die Herausforderung, daß ich auch selbst abgeknallt werden kann wenn ich nicht aufpasse. Spiele wie Tetris oder Moorhuhn werden mir in wenigen Minuten stinkend langweilig, weil man sofort die Möglichkeiten des Spiels komplett ausschöpft.
Flippern scheint ja auch ein einfaches Spiel zu sein, man braucht nur aufpassen, dass die Kugel nicht schneller als die eigene Reaktion (links,rechts) ist. Mit der Zeit kommt dann die Perfektion, fad wird da nichts...
Nicht zu vergessen, dass man die ganzen Spiele ohne schrottigen Kopierschutz spielen konnte. Da gabs keine "Du musst online sein", Seriennummer oder CD-benötigt.
So kann man es auch sehen ... Tetris gabs damals auch nur in Form von ROM-Modulen, die waren ziemlich schwer zu kopieren. Von Hause aus der gleiche Schutz, den man heute mit einem Hardware-Dongle erreicht, also schon ziemlich gut und mal nicht eben so runterzuladen. Moorhuhn war/ist ein kostenfreies Werbespiel für ein Alkoholgesöff, da bestand nie ein Kopierschutz.
magic smoke schrieb: > Tetris gabs damals auch nur in Form von ROM-Modulen, Die Mehrheit der Rechner für die es Tetris in den 80ern gab hatte gar keine ROM-Module. Kompakt-Kassette und Floppy waren die Medien zur Verbreitung.
magic smoke schrieb: > Spiele wie Tetris oder Moorhuhn werden mir in wenigen > Minuten stinkend langweilig, weil man sofort die Möglichkeiten des > Spiels komplett ausschöpft. https://www.youtube.com/watch?v=jwC544Z37qo Ich würde sagen, man kann sich überall verbessern :D
Korbinian Geiger schrieb: > Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und > aufwendigere Spiele nicht haben? Halt wie billiger Fussel versus Jahrgangssekt. Der 0815 Fussel ist leichter (ständig) verfügbar und lenkt genausogut vom Tagesfrust ab. MfG,
Der Grund ist einfach: Simple to pick up, hard to master. Das ist in einen Satz gebracht das Erfolgsgeheimnis hinter Spielen wie Tetris. Ein Dreijähriger kann in Tetris schnell irgendwelche Erfolge haben und ein paar Linien "erledigen". Langfristig und auf höheren Levels wird's nur was wenn man geplant vorgeht und eine gewisse Routine hat. Vor allem zweiteres sorgt auch dafür dass die Leute "dranbleiben". Weil man den Erfolg von practice makes perfect sieht. Man kommt mit jedem Spiel ein bischen weiter, hier 2 Linien mehr, dort 'n Level mehr, hier der Highscore geknackt... Davon leben solche Spiele. Davon lebte im Endeffekt schon PacMan. Und sämtliche Puzzlegames seitdem. Dazu braucht's keine aufwändige Grafik. Das Rezept ist tatsächlich so simpel: 1. Simpelste Regeln die ohne Einarbeitungszeit sofort klar sind. 2. Stetiger Erfolg, mit jedem weiteren Game kommt man ein Stück weiter. 3. Keine Experimente, das Spielprinzip bleibt gleich, ggf. kommen behutsam kleine Änderungen dazu aber was man gelernt hat bleibt relevant. 4. Nur wer lang und ausdauernd spielt wird zum "Meister".
Korbinian Geiger schrieb: > Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und > aufwendigere Spiele nicht haben? Einfach an Tetris erkennbar: Es liegt am Detail. Es gab ein gut spielbares Original Tetris. Und es gab ein Dutzend schlecht gemachter Repliken, die etwas schneller, etwas hakeliger, etwas schlechter erkennbar waren und für die sich nie jemand begeistert hat. Ähnlich war es bei Descent, das lief auf Rechnern der Zeit gut, auf moderneren Rechnern schlecht und schlagartig sackte das Interesse. Das einfache Spiel muss im Detail stimmen. Android Bubble Blast oder Android Jumba machen eigentlich alles richtig, sind aber trotzdem kein Erfolg. Wahrscheinlich fehlt die Presse (und bei Jumbo sollte einer nur ein mal in die high scores, bei Bubble Blast II fehlt die Spielerklärung).
Tetris wird für mich niemals interessant, weil die Aufgabenstellung zu simpel/langweilig ist. Übrigens hatte mein Gameboy kein Diskettenlaufwerk, aber man lernt ja nie aus.
Das liegt am "Flow" Erlebnis. http://de.wikipedia.org/wiki/Flow_%28Psychologie%29 "Flow (englisch „Fließen, Rinnen, Strömen“) bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit (Absorption), die wie von selbst vor sich geht – auf Deutsch in etwa Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch oder auch Funktionslust. Der Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi gilt als Schöpfer der Flow-Theorie, die er aus der Beobachtung verschiedener Lebensbereiche, u. a. von Chirurgen und Extremsportlern, entwickelte und in zahlreichen Beiträgen veröffentlichte. Heute wird seine Theorie auch für rein geistige Aktivitäten in Anspruch genommen........"
Peter Funke schrieb: > bezeichnet das als > beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung > (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit (Absorption), > die wie von selbst vor sich geht Das kenn ich, wenn ich Leiterplatten route... ;-)
Ich bin auch noch für Spiele der 8-Bit-Ära zu begeistern. Für mich sind Spiele wie Super Mario Bros auch schon dahingehend faszinierend, wenn man bedenkt, wie wenig Speicherplatz so ein Spiel damals brauchte (und ensprechend gewitzte Programmierer...) Nostalgie halt, hach... Mfg, Wolle
Wolle R. schrieb: > wie wenig Speicherplatz so ein Spiel damals brauchte Weil man damals noch ohne fette Frameworks programmieren konnte. Die Leute hatten noch Ahnung von Bits und Bytes. Heutzutage speichert man einen Zustand in einer mind. 64Bit-Variable. Früher speicherte man darin 64 Werte.
magic smoke schrieb: > Tetris wird für mich niemals interessant, weil die Aufgabenstellung zu > simpel/langweilig ist. Du bist der Held. > Übrigens hatte mein Gameboy kein Diskettenlaufwerk, aber man lernt ja > nie aus. Tetris wurde zur Hochzeit der Heimcomputer und zwei Jahre nach Veröffentlichung des IBM PCs erfunden. Dein Gameboy erblickte erst fünf Jahre danach Erfindung von Tetris das Licht der Welt. Technisch gesehen waren die ROM-Module des Gameboy ein Rückfall in die Anfangszeit der Spielekonsolen aus den 70ern und nur der Größe geschuldet. Bei Computern für den Hausgebrauch (PCs) war man schon bei Festplatten (20 MB) und bei Spielkonsolen wurden CDs verwendet.
> Du bist der Held. War ich schon immer. Es wird nie einen besseren geben! Auf Deine 20MB Platte hätten immerhin drei bis fünf MP3's gepasst. Glückwunsch! Aber es wird ja auch niemals jemand als 64kB RAM benötigen. Nee das wäre nicht meine Zeit gewesen. Kein wohlig wärmender 130W Prozessor, keine 48GB Ram, keine 400W Grafikkarte, kein 60 Zoll HD Flachbildschirm. Nichtmal Doom, Unreal Tournament, Quake oder Counterstrike um den Frust über manche Forenuser sinnvoll abzubauen ... Wie habt ihr das nur überlebt? Furchtbar.
magic smoke schrieb: > Nichtmal Doom, Unreal Tournament, Quake oder > Counterstrike um den Frust über manche Forenuser sinnvoll abzubauen ... > Wie habt ihr das nur überlebt? Furchtbar. Och es gab keinen Frust, alles Friede, Freude, Eierkuchen. Wenn mal ein Lamer mit seinen Games Geschnorre die Nerven zu sehr starpazierte, wurde er im nächsten Hacker-Intro blossgestellt. Aber eigentlich sorgten Kopier- und Demo Parties für den richtigen sozialen Kit. Coder Treffen statt WLAN-geballere! }:-)))) Fußballspiel war auch beliebt zum Frust-abbau. So richtiges 3D mit echten Suround und absoluten genialen Ganz-Körper Force-Feedback! MfG,
> So richtiges 3D mit echten Suround und absoluten genialen > Ganz-Körper Force-Feedback! Hm, interessanter Ansatz der mir erklären könnte wieso ich seit der Einschulung so viel Zeit in Kraft- und Kampfsport investiert habe... Coder Treffen. Lol!! Sowas gibts doch heute gar nicht mehr. Okay, geht auch verdammt viel Zeit für den Leistungssport drauf. Außerdem ist heute doch jeder gleich DER 1337 HaXXor, der in Delphi ein Programm, was "Hallo Welt" in zwei Farben ausgibt, zusammenklicken kann. Das find ich nicht interessanter als Tetris.
Korbinian Geiger schrieb: > Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und > aufwendigere Spiele nicht haben? Ja, mei schau mal Kleinkinder an - das Spielzeug was diese am Liebsten benutzen ist der Stock am Wegesrand - da hält kein pädagögische Fröbel Holzspielzeug mit und kein Elektronik-Schnickschnacki. MfG,
Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass die meisten Menschen (zu einem gewissen Teil) auch recht einfache Gemüter sind. Unser Gehirn scheint nicht ständig nach dem grossen Abenteuer und der grossen Herausforderung zu verlangen, sondern empfindet einfache Tätigkeiten oft als sehr befriedigend.
Ist doch analog das Gleiche. Man muss nicht gleich "die Siedler" oder "Risiko" spielen... Das klassische "Mensch ärgere dich nicht" reicht auch, um so manche Fete lustiger zu machen. Einfache Regeln, jeder kennt sie, auch länderübergreifend. Wir hatten öfter Austausch-Schüler aus Osteuropa und da kann man manche Sprachbarriere umgehen. Wahrscheinlich ist es mit Tetris genauso. Ich selber spiele gerne Schach, aber das können viele nicht, was ich schade finde. Mfg, Wolle
K. Laus schrieb: > Wolle R. schrieb: >> wie wenig Speicherplatz so ein Spiel damals brauchte > Weil man damals noch ohne fette Frameworks programmieren konnte. Die > Leute hatten noch Ahnung von Bits und Bytes. Heutzutage speichert man > einen Zustand in einer mind. 64Bit-Variable. Früher speicherte man darin > 64 Werte. True that. Wenn ich mir überleg was ich an Speicherplatz verschleuder weil "is eh wurscht", da wird nicht nachgedacht wie groß 'ne int jetzt wirklich ist, weil für die aktuellen CPUs es ja tatsächlich zeitlich WENIGER Aufwand darstellt 64bit Werte rumzuschieben und der Speicherplatz ohnehin nahezu endlos groß ist. Da merkt man erst wieder wenn man AVRs in ASM bekritzelt wie verflucht riesig 32k Programmspeicher sein können. Und dass 2k Ram eigentlich sehr, sehr viele Werte speichern können, wenn man nicht für jeden Wert 1/250 davon verschleudert.
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