Forum: Offtopic Was macht den Reiz von Spiel-Legenden wie Tetris, Moorhuhn, etc. aus?


von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


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Hallo,

zurzeit ist agar.io der letzte Schrei bei Browsergames. Das Spielprinzip 
ist sehr simpel: Großer Kreis frisst kleineren Kreis. Tetris hatte auch 
nur sehr wenige Regeln, trotzdem ist es bis heute ein weltweit bekannter 
Klassiker.

Warum schaffen es solche simplen Spiele weltweit populär zu sein? 
Agar.io hat aktuell in Europa 60.000 Spieler, die in dieser Sekunde 
spielen.

Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und 
aufwendigere Spiele nicht haben?

Bin gespannt auf Ideen.

von Dennis S. (sixeck)


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- keine einarbeitungszeit
- man kann es spontan spielen und auch wieder weglegen
- bei tetris  lieht es heutzutage am kult/retro faktor?
- früher lag tetris dem gameboy bei, fast ein zwang

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Korbinian Geiger schrieb:
> Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und
> aufwendigere Spiele nicht haben?

Einfache Regeln, und trotzdem scheint es Spaß zu machen.

von Magic S. (magic_smoke)


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Tetris z.B. ist vollständig selbsterklärend - einfachste 
Aufgabenstellung, einfachster Lösungsweg. Jeder kann das sofort spielen 
und auf den langsamsten Stufen auch sofort Erfolge (-> Spaß) erzielen, 
ohne jedes Spielverständnis, ohne große Übung, ohne langes Nachdenken, 
ohne langes Forschen, ohne langes Hochskillen.

Moorhuhn basiert auf den gleichen Grundlagen: wie eine Jagdflinte 
funktioniert weiß jeder, auch wenn er noch nie eine in der Hand hatte. 
Eine sehr einfache Welt, eine sehr einfache Aufgabe, man spielt nur 
gegen die Zeit und kann auch nicht selbst abgeknallt wie bei normalen 
Ego-Shootern. Egal wie dumm man sich anstellt, ein paar Hühner erwischt 
jeder (-> Erfolg -> Spaß). Dazu ein wenig Witz und "lustige Moorhühner", 
fertig ist das Werbespiel.

Sind aber Spiele, die bei mir nicht so gut funktionieren. Ich baue gerne 
lange auf, baue gerne komplexe Systeme, bzw. habe bei Ego-Shootern gerne 
die Herausforderung, daß ich auch selbst abgeknallt werden kann wenn ich 
nicht aufpasse. Spiele wie Tetris oder Moorhuhn werden mir in wenigen 
Minuten stinkend langweilig, weil man sofort die Möglichkeiten des 
Spiels komplett ausschöpft.

von Mani W. (e-doc)


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Flippern scheint ja auch ein einfaches Spiel zu sein,
man braucht nur aufpassen, dass die Kugel nicht schneller
als die eigene Reaktion (links,rechts) ist.

Mit der Zeit kommt dann die Perfektion, fad wird da nichts...

von K. L. (trollen) Benutzerseite


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Nicht zu vergessen, dass man die ganzen Spiele ohne schrottigen 
Kopierschutz spielen konnte. Da gabs keine "Du musst online sein", 
Seriennummer oder CD-benötigt.

von Magic S. (magic_smoke)


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So kann man es auch sehen ...

Tetris gabs damals auch nur in Form von ROM-Modulen, die waren ziemlich 
schwer zu kopieren. Von Hause aus der gleiche Schutz, den man heute mit 
einem Hardware-Dongle erreicht, also schon ziemlich gut und mal nicht 
eben so runterzuladen.

Moorhuhn war/ist ein kostenfreies Werbespiel für ein Alkoholgesöff, da 
bestand nie ein Kopierschutz.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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magic smoke schrieb:
> Tetris gabs damals auch nur in Form von ROM-Modulen,

Die Mehrheit der Rechner für die es Tetris in den 80ern gab hatte gar 
keine ROM-Module. Kompakt-Kassette und Floppy waren die Medien zur 
Verbreitung.

von D. I. (Gast)


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magic smoke schrieb:
> Spiele wie Tetris oder Moorhuhn werden mir in wenigen
> Minuten stinkend langweilig, weil man sofort die Möglichkeiten des
> Spiels komplett ausschöpft.

https://www.youtube.com/watch?v=jwC544Z37qo

Ich würde sagen, man kann sich überall verbessern :D

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Korbinian Geiger schrieb:

> Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und
> aufwendigere Spiele nicht haben?


Halt wie billiger Fussel versus Jahrgangssekt. Der 0815 Fussel ist 
leichter (ständig) verfügbar und lenkt genausogut vom Tagesfrust ab.

MfG,

von Heinz L. (ducttape)


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Der Grund ist einfach: Simple to pick up, hard to master. Das ist in 
einen Satz gebracht das Erfolgsgeheimnis hinter Spielen wie Tetris. Ein 
Dreijähriger kann in Tetris schnell irgendwelche Erfolge haben und ein 
paar Linien "erledigen". Langfristig und auf höheren Levels wird's nur 
was wenn man geplant vorgeht und eine gewisse Routine hat. Vor allem 
zweiteres sorgt auch dafür dass die Leute "dranbleiben". Weil man den 
Erfolg von practice makes perfect sieht. Man kommt mit jedem Spiel ein 
bischen weiter, hier 2 Linien mehr, dort 'n Level mehr, hier der 
Highscore geknackt...

Davon leben solche Spiele. Davon lebte im Endeffekt schon PacMan. Und 
sämtliche Puzzlegames seitdem.

Dazu braucht's keine aufwändige Grafik. Das Rezept ist tatsächlich so 
simpel:

1. Simpelste Regeln die ohne Einarbeitungszeit sofort klar sind.
2. Stetiger Erfolg, mit jedem weiteren Game kommt man ein Stück weiter.
3. Keine Experimente, das Spielprinzip bleibt gleich, ggf. kommen 
behutsam kleine Änderungen dazu aber was man gelernt hat bleibt 
relevant.
4. Nur wer lang und ausdauernd spielt wird zum "Meister".

von Michael B. (laberkopp)


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Korbinian Geiger schrieb:
> Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und
> aufwendigere Spiele nicht haben?

Einfach an Tetris erkennbar:

Es liegt am Detail.

Es gab ein gut spielbares Original Tetris.

Und es gab ein Dutzend schlecht gemachter Repliken, die etwas schneller, 
etwas hakeliger, etwas schlechter erkennbar waren und für die sich nie 
jemand begeistert hat.

Ähnlich war es bei Descent, das lief auf Rechnern der Zeit gut, auf 
moderneren Rechnern schlecht und schlagartig sackte das Interesse.

Das einfache Spiel muss im Detail stimmen. Android Bubble Blast oder 
Android Jumba machen eigentlich alles richtig, sind aber trotzdem kein 
Erfolg. Wahrscheinlich fehlt die Presse (und bei Jumbo sollte einer nur 
ein mal in die high scores, bei Bubble Blast II fehlt die 
Spielerklärung).

von Magic S. (magic_smoke)


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Tetris wird für mich niemals interessant, weil die Aufgabenstellung zu 
simpel/langweilig ist.

Übrigens hatte mein Gameboy kein Diskettenlaufwerk, aber man lernt ja 
nie aus.

von Peter F. (toto)


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Das liegt am "Flow" Erlebnis.
http://de.wikipedia.org/wiki/Flow_%28Psychologie%29

"Flow (englisch „Fließen, Rinnen, Strömen“) bezeichnet das als 
beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung 
(Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit (Absorption), 
die wie von selbst vor sich geht – auf Deutsch in etwa Schaffens- bzw. 
Tätigkeitsrausch oder auch Funktionslust. Der Glücksforscher Mihály 
Csíkszentmihályi gilt als Schöpfer der Flow-Theorie, die er aus der 
Beobachtung verschiedener Lebensbereiche, u. a. von Chirurgen und 
Extremsportlern, entwickelte und in zahlreichen Beiträgen 
veröffentlichte. Heute wird seine Theorie auch für rein geistige 
Aktivitäten in Anspruch genommen........"

von Timm T. (Gast)


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Peter Funke schrieb:
> bezeichnet das als
> beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung
> (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit (Absorption),
> die wie von selbst vor sich geht

Das kenn ich, wenn ich Leiterplatten route... ;-)

von Wolle R. (Gast)


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Ich bin auch noch für Spiele der 8-Bit-Ära zu begeistern.

Für mich sind Spiele wie Super Mario Bros auch schon dahingehend 
faszinierend, wenn man bedenkt, wie wenig Speicherplatz so ein Spiel 
damals brauchte (und ensprechend gewitzte Programmierer...)

Nostalgie halt, hach...

Mfg, Wolle

von K. L. (trollen) Benutzerseite


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Wolle R. schrieb:
> wie wenig Speicherplatz so ein Spiel damals brauchte
Weil man damals noch ohne fette Frameworks programmieren konnte. Die 
Leute hatten noch Ahnung von Bits und Bytes. Heutzutage speichert man 
einen Zustand in einer mind. 64Bit-Variable. Früher speicherte man darin 
64 Werte.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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magic smoke schrieb:
> Tetris wird für mich niemals interessant, weil die Aufgabenstellung zu
> simpel/langweilig ist.

Du bist der Held.

> Übrigens hatte mein Gameboy kein Diskettenlaufwerk, aber man lernt ja
> nie aus.

Tetris wurde zur Hochzeit der Heimcomputer und zwei Jahre nach 
Veröffentlichung des IBM PCs erfunden. Dein Gameboy erblickte erst fünf 
Jahre danach Erfindung von Tetris das Licht der Welt.

Technisch gesehen waren die ROM-Module des Gameboy ein Rückfall in die 
Anfangszeit der Spielekonsolen aus den 70ern und nur der Größe 
geschuldet. Bei Computern für den Hausgebrauch (PCs) war man schon bei 
Festplatten (20 MB) und bei Spielkonsolen wurden CDs verwendet.

von Magic S. (magic_smoke)


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> Du bist der Held.
War ich schon immer. Es wird nie einen besseren geben!

Auf Deine 20MB Platte hätten immerhin drei bis fünf MP3's gepasst. 
Glückwunsch! Aber es wird ja auch niemals jemand als 64kB RAM benötigen.

Nee das wäre nicht meine Zeit gewesen. Kein wohlig wärmender 130W 
Prozessor, keine 48GB Ram, keine 400W Grafikkarte, kein 60 Zoll HD 
Flachbildschirm. Nichtmal Doom, Unreal Tournament, Quake oder 
Counterstrike um den Frust über manche Forenuser sinnvoll abzubauen ... 
Wie habt ihr das nur überlebt? Furchtbar.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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magic smoke schrieb:

>  Nichtmal Doom, Unreal Tournament, Quake oder
> Counterstrike um den Frust über manche Forenuser sinnvoll abzubauen ...
> Wie habt ihr das nur überlebt? Furchtbar.

Och es gab keinen Frust, alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Wenn mal ein Lamer
mit seinen Games Geschnorre die Nerven zu sehr starpazierte, wurde er im 
nächsten Hacker-Intro blossgestellt.
Aber eigentlich sorgten Kopier- und Demo Parties für den richtigen 
sozialen Kit. Coder Treffen statt WLAN-geballere!
}:-))))

Fußballspiel war auch beliebt zum Frust-abbau. So richtiges 3D mit 
echten Suround und absoluten genialen Ganz-Körper Force-Feedback!

MfG,

von Magic S. (magic_smoke)


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> So richtiges 3D mit echten Suround und absoluten genialen
> Ganz-Körper Force-Feedback!
Hm, interessanter Ansatz der mir erklären könnte wieso ich seit der 
Einschulung so viel Zeit in Kraft- und Kampfsport investiert habe...

Coder Treffen. Lol!! Sowas gibts doch heute gar nicht mehr.
Okay, geht auch verdammt viel Zeit für den Leistungssport drauf.

Außerdem ist heute doch jeder gleich DER 1337 HaXXor, der in Delphi ein 
Programm, was "Hallo Welt" in zwei Farben ausgibt, zusammenklicken kann. 
Das find ich nicht interessanter als Tetris.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Korbinian Geiger schrieb:

> Was haben solche Spiele, was andere, wesentlich komplexere und
> aufwendigere Spiele nicht haben?

Ja, mei schau mal Kleinkinder an - das Spielzeug was diese am Liebsten 
benutzen ist der Stock am Wegesrand - da hält kein pädagögische Fröbel 
Holzspielzeug mit und kein Elektronik-Schnickschnacki.

MfG,

von P. M. (o-o)


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Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass die meisten Menschen (zu 
einem gewissen Teil) auch recht einfache Gemüter sind. Unser Gehirn 
scheint nicht ständig nach dem grossen Abenteuer und der grossen 
Herausforderung zu verlangen, sondern empfindet einfache Tätigkeiten oft 
als sehr befriedigend.

von Wolle R. (Gast)


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Ist doch analog das Gleiche. Man muss nicht gleich "die Siedler" oder 
"Risiko" spielen...

Das klassische "Mensch ärgere dich nicht" reicht auch, um so manche Fete 
lustiger zu machen. Einfache Regeln, jeder kennt sie, auch 
länderübergreifend. Wir hatten öfter Austausch-Schüler aus Osteuropa und 
da kann man manche Sprachbarriere umgehen.

Wahrscheinlich ist es mit Tetris genauso.

Ich selber spiele gerne Schach, aber das können viele nicht, was ich 
schade finde.

Mfg, Wolle

von Heinz L. (ducttape)


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K. Laus schrieb:
> Wolle R. schrieb:
>> wie wenig Speicherplatz so ein Spiel damals brauchte
> Weil man damals noch ohne fette Frameworks programmieren konnte. Die
> Leute hatten noch Ahnung von Bits und Bytes. Heutzutage speichert man
> einen Zustand in einer mind. 64Bit-Variable. Früher speicherte man darin
> 64 Werte.

True that.

Wenn ich mir überleg was ich an Speicherplatz verschleuder weil "is eh 
wurscht", da wird nicht nachgedacht wie groß 'ne int jetzt wirklich ist, 
weil für die aktuellen CPUs es ja tatsächlich zeitlich WENIGER Aufwand 
darstellt 64bit Werte rumzuschieben und der Speicherplatz ohnehin nahezu 
endlos groß ist.

Da merkt man erst wieder wenn man AVRs in ASM bekritzelt wie verflucht 
riesig 32k Programmspeicher sein können. Und dass 2k Ram eigentlich 
sehr, sehr viele Werte speichern können, wenn man nicht für jeden Wert 
1/250 davon verschleudert.

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