Forum: Offtopic Verwendung der frühesten Computer


von Andreas K. (andreasmc)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

heutzutage sind Computer ja aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Sie 
sind relativ billig zu haben und erleichtern viele Arbeiten drastisch - 
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, CAD, Datenbanken, etc - alles 
Anwendungen die nur sehr mühselig mit Handarbeit ersetzen zu wären.

Bei den ersten Computern ab ca 1940 - Zuse Z, Mark, Eniac, Colossus etc. 
war das noch etwas anders. Sie waren extrem teuer, sehr aufwendig zu 
bedienen und sehr viel leistungsschwächer als heutige PCs.

Ich frage mich (und habe dazu im Web recht wenig konkretes gefunden):

1) Was genau haben diese Maschinen gemacht (Beispiel(pseudo-)code?)
Da fallen Stichworte wie "ballistische Tabellen" - was genau wurde da
gerechnet? Aus Winkel, Neigung, Windrichtung, Windgeschwindigkeit das 
DeltaX und DeltaY eines Artilleriegeschoss-Aufschlags? Oder "Simulation 
von Atomexplosionen" - das war ja wohl sicher keine numerische 
Simulation von millionen Punkten wie sie mit heutigen Supercomputern 
gemacht wird?

2) Warum war so ein bisschen Rechenleistung so extrem viel Geld wert?
Gut, bei den militärisch motivierten Geräten mag das vielleicht noch 
angehen - was ist der Sieg wert? Unbezahlbar ... Aber bei Geräten für 
Forschung und Industrie? Die Personalakten von Karteikarten auf 
Lochkarten umstellen zu können wird wohl kaum einer Firma mehrere 
Millionen wert gewesen sein...

danke für alle Einsichten,
  Andreas

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> 2) Warum war so ein bisschen Rechenleistung so extrem viel Geld wert?

Bevor das Computer machten, machten das Menschen. Stell dir zig Leute in 
einem Raum vor, mit mechanischen Rechengeräten bewaffnet, die ihr 
Arbeitsleben lang den ganzen Tag nichts tun als stupide Rechenaufgaben 
abzuarbeiten.

Das ist nicht nur sauteuer und langsam. Es hat auch eine grässliche 
Fehlerquote, weshalb man die gleiche Rechnung mehrfach von verschiedenen 
Personen durchführen lassen muss.

> Aber bei Geräten für Forschung und Industrie?

Man kann komplexe technische Werke natürlich auch so bauen, wie sie dass 
im Mittelalter mit den Kathedralen taten. Wenns einstürzte, dann hatte 
man einen Fehler gemacht.

Man kann andererseits auch statt dessen rechnen. In der Fliegerei wird 
ziemlich viel gerechnet. Wurde auch damals schon, aber eben jeweils in 
dem Mass, in das praktikabel war.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> das war ja wohl sicher keine numerische
> Simulation von millionen Punkten wie sie mit heutigen Supercomputern
> gemacht wird?

Ganz ohne Rechnerei gehts aber auch nicht. Zumal die trial-and-error 
Methode schon damals sehr unpraktisch gewesen wäre. Allein schon, weil 
man kaum Material hatte.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> Aber bei Geräten für Forschung und Industrie?

Da wären dann beispielsweise Brücken und die Kathedralen der Moderne, 
die Hochhäuser. Ist schon etwas vertrauensbildend, wenn man vorher 
nachrechnet.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> Ist schon etwas vertrauensbildend, wenn man vorher
> nachrechnet.

Sonst rechnet man Dir nachher vor, welchen Fehler Du gemacht hast.

MfG Paul

von Oliver R. (orb)


Lesenswert?

Denk an die Leute die das Geld haben und viel Rechnen müssen.
Banken und Versicherungen waren von Anfang an gute Kunden.

von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> heutzutage sind Computer ja aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Sie
> sind relativ billig zu haben und erleichtern viele Arbeiten drastisch -
> Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, CAD, Datenbanken, etc - alles
> Anwendungen die nur sehr mühselig mit Handarbeit ersetzen zu wären.
>
> Bei den ersten Computern ab ca 1940 - Zuse Z, Mark, Eniac, Colossus etc.
> war das noch etwas anders. Sie waren extrem teuer, sehr aufwendig zu
> bedienen und sehr viel leistungsschwächer als heutige PCs.
>
> Ich frage mich (und habe dazu im Web recht wenig konkretes gefunden):
>
> 1) Was genau haben diese Maschinen gemacht (Beispiel(pseudo-)code?)
> Da fallen Stichworte wie "ballistische Tabellen" - was genau wurde da
> gerechnet? Aus Winkel, Neigung, Windrichtung, Windgeschwindigkeit das
> DeltaX und DeltaY eines Artilleriegeschoss-Aufschlags? Oder "Simulation
> von Atomexplosionen" - das war ja wohl sicher keine numerische
> Simulation von millionen Punkten wie sie mit heutigen Supercomputern
> gemacht wird?

Besser da wurde mit analogen Werten statt diskretisierten Punkten 
gerechnet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Analogrechner
http://de.wikipedia.org/wiki/Bachem_Ba_349#Erprobung
http://en.wikipedia.org/wiki/Norden_bombsight

>
> 2) Warum war so ein bisschen Rechenleistung so extrem viel Geld wert?
> Gut, bei den militärisch motivierten Geräten mag das vielleicht noch
> angehen - was ist der Sieg wert? Unbezahlbar ... Aber bei Geräten für
> Forschung und Industrie? Die Personalakten von Karteikarten auf
> Lochkarten umstellen zu können wird wohl kaum einer Firma mehrere
> Millionen wert gewesen sein...

Es wurden weniger die personalkarten als die Lohnabrechnungen 
umgestellt.
Und die Bilanzen/Lagerwirtschaft etc. das was vorher ganze Heerscharen 
von Buchhaltern im Kopf oder mit dem Abakus machen mussten. Und zuweilen 
unter Zuhilfenahme der eigenen Tasche als Zwischenspeicher ;-)

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Oliver R. schrieb:
> Denk an die Leute die das Geld haben und viel Rechnen müssen.

Ich denke an mich: Ich habe kein Geld und muß daher doppelt so gut 
rechnen...

MfG Paul

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Analog zur den berühmten 640KB von Bill Gates gibt es auch andere schöne 
Zitate, von denen das berühmteste (Watson, IBM) wohl ein Fake ist. 
Besser ist wohl das hier. Immerhin von Howard Aiken, von dem das Konzept 
des Harvard Mark I stammt:

"Originally one thought that if there were a half dozen large computers 
in this country, hidden away in research laboratories, this would take 
care of all requirements we had throughout the country."

Mit der Fehleinschätzung des Bedarfs ist man also in sehr guter 
Gesellschaft. Auch später lief es nicht anders. Der Bedarf des ersten in 
Serie gebauten Computers wurde massiv unterschätzt. 50 angepeilt, 2000 
verkauft: https://en.wikipedia.org/wiki/IBM_650

: Bearbeitet durch User
von Christoph Z. (rayelec)


Lesenswert?

AFAIK wurden die ersten Rechner in der Wissenschaft unter anderem dazu 
verwendet, Differentialgleichungen höherer Ordnung mittels 
Approximationsverfahren zu lösen, weil es dafür keine direkten 
Lösungsverfahren/Formeln gibt.
Mit Rechenmaschinen oder von Hand kommt man da nirgends hin!

von Andreas K. (andreasmc)


Lesenswert?

Mh, hat da mal jemand konkrete Beispiele was z.B. für Statikberechnungen 
da von Kopf/Schieberrechnung auf frühe Rechner verlegt wurden?

Ich meine, heutzutage gibts dafür ja sicher umfangreiche Softwarepakete. 
Aber die ersten Rechner hatten ja nur ein paar dutzend bis ein paar 
hundert Byte Speicher, ich vermute mal da wurden dann nur 
Teilberechnungen wie z.B. Diagonale via Pythagoras für ein paar 
Lochkarten voller X/Y-Angaben ausgelagert? Wie komplex waren die 
Programme?

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> Aber die ersten Rechner hatten ja nur ein paar dutzend bis ein paar
> hundert Byte Speicher,

Der Datenspeicher des Harvard Mark I: 72 x 23 Dezimalstellen. Das geht 
immerhin schon in Richtung 1KB. Der Programmspeicher war ein Lochband, 
das fällt die Kapazitätsrechnung schwerer.

von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> Mh, hat da mal jemand konkrete Beispiele was z.B. für Statikberechnungen
> da von Kopf/Schieberrechnung auf frühe Rechner verlegt wurden?
>
> Ich meine, heutzutage gibts dafür ja sicher umfangreiche Softwarepakete.
> Aber die ersten Rechner hatten ja nur ein paar dutzend bis ein paar
> hundert Byte Speicher, ich vermute mal da wurden dann nur
> Teilberechnungen wie z.B. Diagonale via Pythagoras für ein paar
> Lochkarten voller X/Y-Angaben ausgelagert? Wie komplex waren die
> Programme?

Der Klassiker unter den Computersimulationen ist
das Fermi-Pasta-Ulam-Experiment (1953):

http://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Pasta-Ulam-Experiment
http://stemblab.github.io/fermi-pasta-ulam/
http://perso.ens-lyon.fr/thierry.dauxois/PAPERS/pt61_55.2008.pdf

Da lief ein Runge-Kutta Verfahren (?) auf dem Rechner.
Iterationen mit schrittweise Verfeinerung des Ergebnisses waren die 
Domäne
der ersten Rechner. Nie wieder stupide in Log-Büchern wälzen.

MfG,

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> Ganz ohne Rechnerei gehts aber auch nicht. Zumal die trial-and-error
> Methode schon damals sehr unpraktisch gewesen wäre. Allein schon, weil
> man kaum Material hatte.

BooklynBridge?
lieber mehr Material als zu genau rechnen, wie lange steht die schon und 
wurde nie für diese Lasten berechnet.
Heutige Brücken sind zwar berechnet aber schon vor der Zeit alle marode 
weil eben nicht alles reingerechnet werden konnte?

Paul Baumann schrieb:
> Ich denke an mich: Ich habe kein Geld und muß daher doppelt so gut
> rechnen...

so gehts mir auch, wie gesagt, mein Plattenspieler von 1975 war ultra 
teuer aber er tuts noch, im Gegensatz zu CD Spieler. Gerüchteweise 
sollen auch noch Revox Bandmaschinen aus der Zeit gut laufen, nur ist es 
heute schwer diese Qualität zu finden.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Konrad Zuse war Bauingenieur und wollte mit seinen ersten Rechnern
wiederkehrende Statikberechnungen beschleunigen und zuverlässiger
machen.

Da seine ersten Rechner während des 2. Weltkrieg entstanden, wurden sie
in der Rüstungsinstrie eingesetzt, die auch deren Weiterentwicklung
finanzierte.

Was die Komplexität der möglichen Berechnung betrifft:

Die Z1 und Z3 konnten bereits Gleitkommaoperationen (Addition,
Subtraktion, Multiplikation, Division und Quadratwurzel) in Hardware
ausführen. Im Gegensatz zu einem AVR-Controller, bei dem diese
Operationen immerhin fast 1,2 kB Programmspeicher auffressen, waren sie
bei den Zuse-Rechnern also direkt verfügbar und auch deutlich schneller,
als wenn sie in Software realisiert worden wären.

Der "Hauptspeicher" war relativ klein und bestand aus einem Satz von 64
Gleitkommaregistern. Dafür hatte der "Programmspeicher", der in Form
eines Lochstreifen daherkam, keine fixe Begrenzung.

Befehle für Sprünge und Schleifen gab es bei der Z1/Z3 noch nicht, was
ihre Möglichkeiten schon arg einschränkte. Allerdings kam ein pfiffiger
Mensch auf die Idee, dass man eine Hauptschleife um den gesamten
Programmcode dadurch realisieren konnte, dass man einfach die beiden
Enden des Lochstreifens aneinanderklebte. Das war dann sogar eine
Schleife im wortwörtlichen Sinn :)

Durch diesen Trick wurden die frühen Zuse-Maschinen sogar Turing-
vollständig und damit zu vollwertigen Computern nach heutiger Definition
(nur elektronisch waren sie nicht, weswegen sie von den Amis nicht als
echte Computer angesehen werden).

Die Rechner waren zwar nach heutigen Maßstäben sehr langsam, aber immer
noch um Größenordnungen schneller als ein mit einem Rechenschieber oder
einer mechanischen Rechenmaschine bewaffneter Mensch. Deswegen konnte
man damit durchaus komplizierte Berechnungen durchführen, die zuvor an
zu hohem Aufwand scheiterten.

Nach Kriegsende wurden neben der Industrie vor allem Forschungsinstitute
aller Art mit den Computern beliefert. Die dafür nötigen Geldmittel
wurden wohl u.a. deswegen gerne locker gemacht, weil so ein Computer ja
auch ein Prestigeobjekt erster Klasse darstellte.

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Offesnsichtlich hat niemand mehr die Tabellenbuecher fuer Trigo und 
Logarithmen mehr gesehen. Seitenweise Zahlen mit hoher Aufloesung. Die 
wurden frueher von irgend jemandem berechnet, und von irgend jemandem 
benutzt.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Jetzt Nicht schrieb:
> Offesnsichtlich hat niemand mehr die Tabellenbuecher fuer Trigo und
> Logarithmen mehr gesehen.

Doch, natürlich :)

In der Schule kam ich noch in den Genuss der Logarithmentafeln, obwohl
es zu diesem Zeitpunkt auch schon Taschenrechner gegeben hätte. Dann kam
als logarithmische Komfortalternative der Rechenschieber. Erst danach
waren wir reif für den Taschenrechner.

Die Nichtingenieure und -wissenschaftler (also Kaufleute, Buchhalter
u.ä.) verwendeten früher anstelle der Logarithmentafeln Multiplikations-
tafeln, ebenfalls in Buchform. Diese Bücher hatten aber im Vergleich zu
den Logarithmentafeln eine deutlich geringere Auflösung der Argumente,
da die Anzahl der Tabelleneinträge quadratisch zur Anzahl der
unterschiedlichen Argumentwerte wächst (bei der Logarithmentafel nur
linear).

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Logarithmentafeln hatten wir auch noch in der Schule.
Auch im Taschenrechner-Zeitalter gab es noch lange Tabellen für 
Filterberechnung wie den "Saal" ISBN 3870870702 oder "Pfitzenmeier" ISBN 
3800910497 die muss irgendwer mit Computerunterstützung gerechnet haben, 
vermutlich in Fortran programmiert.

Die Rolle der Analogrechner wurde noch nicht gewürdigt, Digital kam erst 
später.

: Bearbeitet durch User
von Peter Z. (Gast)


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:

> Die Z1 und Z3 konnten bereits Gleitkommaoperationen (Addition,
> Subtraktion, Multiplikation, Division und Quadratwurzel) in Hardware
> ausführen.

Ja, sowas liest man immer wieder, scheint mir aber schwer zu glauben.
Die Maschine arbeitet binär mit Fließkommazahlen.
Aber ich glaube mal nicht, das die eine Fließkomma-operation in 
"Single-Cycle" abgearbeitet hat. Eher stelle ich mir vor, das es da eine 
Art fest eingebauten "Mico-Code" gab, dar dann die 
Fließkomma-Berechnungen in vielen kleinen Schritten übernommen hat.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Aber ich glaube mal nicht, das die eine Fließkomma-operation in
> "Single-Cycle" abgearbeitet hat.

Wenn ein Befehl in Hardware abgearbeitet wird, dann bedeutet es nicht 
zwangsläufig, dass er nur einen Takt benötigt. Es bedeutet nur, dass 
dafür kein Mikrocode verwendet wird. Aber auch ohne Microcode können 
Befehle mehrere Takte benötigen.

Auch kein heutiger PC-Prozessor arbeitet Fliesskommarechnungen in einem 
Takt ab. Add/Sub/Mul benötigen üblicherweise um die 3-5 Takte pipelined.

Die Fliesskommadivision ist komplizierter und langsamer, wird aber 
i.d.R. trotzdem als eine FPU-Operation mit eigener Ablaufsteuerung 
verarbeitet, nicht per Microcode. Die Integerdivision hingegen ist nicht 
selten Microcode.

> Eher stelle ich mir vor, das es da eine
> Art fest eingebauten "Mico-Code" gab, dar dann die
> Fließkomma-Berechnungen in vielen kleinen Schritten übernommen hat.

Klassischer Schrittschalter:
http://www.horst-zuse.homepage.t-online.de/horst-zuse-z3-html/z3-dokumentation.html

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Peter Zz schrieb:
> Aber ich glaube mal nicht, das die eine Fließkomma-operation in
> "Single-Cycle" abgearbeitet hat.

Hier ist eine Tabelle der Befehlsausführungszeiten in Taktzyklen:

  http://de.wikipedia.org/wiki/Zuse_Z3#Funktionsweise

Gerade für die Quadratwurzel wurde ein ziemlich trickreicher Algorithmus
eingesetzt, weswegen diese Operation nur wenig länger als eine Division
oder Multiplikation dauert.

Ob man die Implementierung der Rechenoperationen als hartverdrahtet oder
mikroprogrammiert ansieht, ist sicher auch etwas Geschmackssache. Aber
auch die Realisierung mittels einer Mikroprogrammsteuerung wäre aus
damaliger Sicht ein Novum gewesen.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Die Verwendung von Schrittschaltwerken ist dokumentiert. Wenn man da 
jeweils einen Ladung Dioden dranhängt, dann ist der Sequenzer mit festem 
Ablauf fertig. Als Mikroprogramm würde ich das nicht bezeichnen, 
entsprechende Sequenzer finden sich vielfach in CPUs, als Teil der 
Ablaufsteuerung fest verdrahteter Operationen.

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Andreas K. schrieb:
> Was genau haben diese Maschinen gemacht (Beispiel(pseudo-)code?

Hier kannst du dir einen guten Überblick über die damalige Technik 
verschaffen.

http://www.robotrontechnik.de/

von berndl k. (bernd_l)


Lesenswert?

wow, interessante Links sind hier dabei!

Und als die analogen Rechner nicht mehr gut/schnell genug waren, dann 
hatte so ein Typ in USA (natuerlich mal wieder fuers Militaer) eine 
Idee, wie man solche Sachen in digital machen koennte: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Cordic bzw. 
http://en.wikipedia.org/wiki/CORDIC

Und das kennen einige hier im Forum, die mit FPGAs/ASICs rummachen 
muessen auch heute noch ganz gut.

Die ganze Computerei ist also zu einem riesigen Teil vom Militaer 
getrieben. Und auch das Internet hat seine Wurzeln im militaerischen 
Bereich. Die Tatsache, dass ich diese Zeilen hier schreiben kann, kann 
man getrost als "Unfall" verbuchen...

von Falk B. (falk)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hier mal ein "Supercomputer" aus den 40ern.
Das ist ein Feuerleitrechner aus einem Schlachtschiff der italienischen 
Marine. Gewicht um die 10t. Der steht im Marinemuseum in Venedig.

: Bearbeitet durch User
von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Als Mikroprogramm würde ich das nicht bezeichnen,

Vor allem, nachdem Maurice Wilkes das Mikroprogramm erst 1950 rum 
erfunden hat ;)

Zu einem Mikroprogramm gehören eigentlich auch echte Mikro-Opcodes und 
vor allem ein Sequencer mit einer Art PC, der über Bedingungen dann an 
verschiedene Stellen im Mikroprogramm verzweigen kann.

von Wolfgang S. (ws01)


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> Analog zur den berühmten 640KB von Bill Gates gibt es auch andere schöne
> Zitate, von denen das berühmteste (Watson, IBM) wohl ein Fake ist.

Ich schreib' das nicht zum ersten Mal:

Das "berühmte" 640KB-Zitat von Gates ist auch ein Fake, jedenfalls wenn 
man es so versteht, wie es einem üblicherweise unter die Nase gerieben 
wird.  Das ist ziemlich offensichtlich, wenn man weiß, daß der 8086 (und 
somit auch der 8088) nur 1024KB addressieren kann und daß die weitere 
Einschränkung auf zusammenhängend 640KB durch das Hardwaredesign des 
IBM-PC von IBM vorgegeben war, nicht von Microsoft. MSDOS konnte damals 
bei passender Hardware problemlos die kompletten 1 MB verwenden. Ich 
habe seinerzeit ein wenig mit frühen Nixdorf-PC herumgespielt, das waren 
nicht IBM-PC-kompatible MSDOS-Rechner, die hatten dieses Limit nicht.

M.a.W. es liegt auf der Hand, daß er sich da, wenn überhaupt, 
bestenfalls für für eine in der Rückschau etwas unglückliche 
Hardwareentscheidung eines - damals - sehr viel potenteren 
Geschäftspartners zu rechtfertigen versuchte und ganz sicher nicht eine 
eigene Entscheidung oder Einschätzung von sich gab. Wenn überhaupt

In

http://www.computerworld.com/article/2534312/operating-systems/the--640k--quote-won-t-go-away----but-did-gates-really-say-it-.html

vertritt jemand - etwas spät, 2008 - eine ähnliche These.


Ansonsten, Stichwort "Computer", mich wundert, daß noch niemand den 
relevanten einführenden Absatz aus http://de.wikipedia.org/wiki/Computer 
zitiert hat:

"Der englische Begriff computer, abgeleitet vom Verb (to) compute (aus 
Lateinisch: computare „berechnen“), bezeichnete ursprünglich Menschen, 
die zumeist langwierige Berechnungen vornahmen, zum Beispiel für 
Astronomen im Mittelalter."

Oder aus der englischen Fassung

'The first use of the word “computer” was recorded in 1613 in a book 
called “The yong mans gleanings” by English writer Richard Braithwait I 
haue read the truest computer of Times, and the best Arithmetician that 
euer breathed, and he reduceth thy dayes into a short number. It 
referred to a person who carried out calculations, or computations, and 
the word continued with the same meaning until the middle of the 20th 
century. '

von Wolfgang S. (ws01)


Lesenswert?

Jetzt Nicht schrieb:
> Offesnsichtlich hat niemand mehr die Tabellenbuecher fuer Trigo und
> Logarithmen mehr gesehen. Seitenweise Zahlen mit hoher Aufloesung. Die
> wurden frueher von irgend jemandem berechnet, und von irgend jemandem
> benutzt.

Man sollte erwähnen, daß es vor den elektronischen Computern nicht nur 
Tabellenwerke und Rechenenschieber gab.

Ein Kollege hatte z.B. eine - leider defekte - Mercedes-Euklid aus den 
30ern in seinem Büro herumstehen, ein beeindruckendes Teil, das 
automatisch dividieren konnte.

http://www.rechnerlexikon.de/artikel/Mercedes_Euklid_Geschichte
http://www.rechenmaschinen-illustrated.com/pictures_euklid.htm


Das Bonner http://de.wikipedia.org/wiki/Arithmeum hat tausende von 
Geräten dieser Bauart herumstehen. Leider ist die Webpräsenz etwas 
unterbelichtet ...


Zur "IBM Selective Sequence Electronic Calculator"
<http://blog.stuttgarter-zeitung.de/die-zukunft-von-gestern/2009/03/06/bei-ibm-am-dachboden/>;
steht in
http://en.wikipedia.org/wiki/IBM_SSEC

"The first application of the SSEC was calculating the positions of the 
moon and planets, known as Ephemeris. Each position of the moon required 
about 11,000 additions, 9,000 multiplications, and 2,000 table look-ups, 
which took the SSEC about seven minutes. This application used the 
machine for about six months; by then other users were lined up to keep 
the machine busy."

Mit der Mercedes dürfte das noch etwas länger gedauert haben. :-)

Zur Abrundung:

http://en.wikipedia.org/wiki/Ephemeris

und vor allem

http://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/brown-ernest-w.pdf

Für die Berechnung der 1919 publizierten, rund 600 Seiten "Tables of the 
Motion of the Moon" hat Ernest William Brown rund 30 Jahre gebraucht.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Vermutlich zu dem letzteren Link habe ich mal gelesen, dass jemand diese 
Berechnung mit Mathematik-Software nachgerechnet hat, und nur ein paar 
unbedeutende Rechenfehler entdeckt hat.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ Christoph Kessler (db1uq) (christoph_kessler)

>Vermutlich zu dem letzteren Link habe ich mal gelesen, dass jemand diese
>Berechnung mit Mathematik-Software nachgerechnet hat, und nur ein paar
>unbedeutende Rechenfehler entdeckt hat.

Und die waren vermutlich der FDIV Bug vom Pentium ;-)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.