Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Entgeltgruppe Öffentlicher Dienst bis zur Rente der selbe?


von Andreas S. (goldrausch)


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Ich habe da mal eine Frage, wenn man beim Öffentlicher Dienst in eine 
Entgeltgruppe eingestuft wird, hat man diese Gruppe quasi bis zur Rente 
oder besteht die Möglichkeit durch Fortbildungen oder 
Weiterbildungsmaßnahmen in eine höhere Entgeltgruppe zu kommen?

von Johannes (Gast)


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Aus der Erfahrung herraus:

Du kommst nur weiter, wenn du dich auf eine andere Stelle bewirbst.

auf der gleichen Stelle eine höhere Gruppe zu 99% eher unwahrscheinlich.

Aus Sicht des Arbeitgebers gibt es ja dafür für dich die automatischen 
Stufenaufstiege.

von Torsten S. (torstensc)


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Es gibt Stufenaufstiege nach Alter bzw. Anrechnungsjahren. Die 
Eingruppierung ist Qualifikationsabhängig. Da reicht aber eine 
Weiterbildung oder so was nicht aus. Mit Studium usw. wird das was. 
Allerdings muss der Stellenplan auch eine Höhergruppierung ermöglichen.
Wenn nur eine TVL-8 da ist kannst du machen was du willst, du wirst nie 
nach TVL-10 bezahlt werden.

Edit: Die Stufenaufstiege sind auch nicht unendlich, max. 5 oder 6 sind 
drin.

: Bearbeitet durch User
von Justus S. (jussa)


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Torsten Schwalm schrieb:
> Die Stufenaufstiege sind auch nicht unendlich, max. 5 oder 6 sind
> drin.

womit schon ab E9 nach 10 Jahren das Maximum erreicht wird...

von Torsten S. (torstensc)


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Richtig.

Wobei du erst mal dahin kommen musst. In Sachsen ist z.B. als 
Facharbeiter nicht mehr als eine TVL-O 7 drin, ob Personalverantwortung 
oder nicht ist dabei vollkommen egal.

von Marx W. (Gast)


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Justus Skorps schrieb:
> womit schon ab E9 nach 10 Jahren das Maximum erreicht wird...

Was dann auch nur knapp über 50000,-€ wären.

von Torsten S. (torstensc)


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Falsch:

TVL West E9 Stufe 5 (Maximum) = 46541,18€
TVL Ost E9 Stufe 5 = 43632,36€

von Johannes (Gast)


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Das mit E9 nach 10 Jahren stimmt so nicht.

10 Jahre heißt 10 Jahre nach dem letzen Stufenaufsteig. also wird es 
u.U. schwer jemals das Ende zu erreichen vor der Rente.

von Justus S. (jussa)


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Johannes schrieb:
> 10 Jahre heißt 10 Jahre nach dem letzen Stufenaufsteig.

Blödsinn, siehe §16...

: Bearbeitet durch User
von Torsten S. (torstensc)


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Doch stimmt:

Stufenaufstieg TVL9:

1 bei Einstellung
2 nach 1 Jahr Stufe 1
3 nach 2 Jahren in Stufe 2
4 nach 3 Jahren in Stufe 3
5 nach 4 Jahren in Stufe 4
keine Stufe 6

Diese Aufstiege gelten für die Stufen TVL E9 bis E15

von Andreas S. (goldrausch)


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Und was bedeutet folgender Satz in einer Stellenbeschreibung?

Wir bieten Ihnen ein der Position entsprechendes Entgelt nach dem 
Tarifvertrag des Landes TV-L (Entgeltgruppe 10 bis Entgeltgruppe 12)

Ich glaube kaum, das man sich hier die Entgeltgruppe aussuchen kann.

: Bearbeitet durch User
von Torsten S. (torstensc)


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Dann hängt die Gruppe von der Qualifikation bzw. dem Akademischen 
Abschluss ab. Dazu kommt die Eingruppierung entsprechend der Tätigkeit, 
z.b.: eigenständiges Arbeiten, überwiegend eigenständiges Arbeiten, 
Anteile an Forschung und Lehre....

von Justus S. (jussa)


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kommt halt auf deine Qualifikation an

von Christian R. (supachris)


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Kommt immer drauf an, wie wichtig du der Bude bist, uns was du machst. 
Ich hab als FH Ing bei Fraunhofer mit der 10 angefangen und wurde nach 2 
Jahren in die 11 hochgestuft, nach weiteren 2 Jahren hab ich den 
Gruppenleiter übergeholfen bekommen und damit die 12 und eine 
ordentliche Zulage. Mache aber als einziger im Institut auch FPGA 
Design, nicht so schnell ersetzbar.

von Thomas1 (Gast)


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Justus Skorps schrieb:
> kommt halt auf deine Qualifikation an

Eben nicht. Im ÖD ist es ähnlich wie bei ERA in der Industrie. Da wird 
die Stelle bewertet und danach bezahlen die.

von Torsten S. (torstensc)


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Eben nicht. Die Stelle wird bewertet, das gibt die maximale Höhe an. 
Wenn die Qualifikation zu niedrig ist kann man diesen Wert nicht 
erreichen. Du kannst als Doktoranden auf eine PostDoc Stelle gesetzt 
werden und bekommst da maximal eine TVL-8. Wenn die Promotion verteidigt 
ist kannst du dadurch auf eine 13 rutschen.

von Justus S. (jussa)


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Torsten Schwalm schrieb:
> und bekommst da maximal eine TVL-8.

Doktoranden sind auch auf 13...

von Max P. (circutcircus)


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Torsten Schwalm schrieb:
> In Sachsen ist z.B. als
> Facharbeiter nicht mehr als eine TVL-O 7 drin

In Sachsen ist man mit Ausbildung in EG7 auch Großverdiener (jetzt mal 
von Hipster Leipzig abgesehen)

von Torsten S. (torstensc)


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Justus Skorps schrieb:
> Torsten Schwalm schrieb:
>> und bekommst da maximal eine TVL-8.
>
> Doktoranden sind auch auf 13...

Kann man so pauschal nicht sagen. Wenn du z.b. eine Bachelor hast und 
den Master anstrebst ja. Wenn du z.B. "nur" ein Diplom hast oder als PhD 
Doktorand geht meistens nur eine 8. Das hängt aber von vielen Faktoren 
ab.
Das ganze System ist furchtbar komplex und intransparent. Deshalb 
streiken auch so viele Berufsgruppen gegen ihre Eingruppierung. Ich habe 
hier damit täglich zu tun.
Besonders doof ist es, wenn man Leute hat die zu DDR-Zeiten ein 
Fachschulstudium abgeschlossen haben, richtig mit Diplom und so. Die 
meisten werden durch die BRD nicht anerkannt, somit sind diese Leute 
formal ohne akademischen Abschluss. Dementsprechend bescheiden die 
Eingruppierung. Das trifft relativ viele Physiker und Chemiker.

Torsten

von Torsten S. (torstensc)


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Max Power schrieb:
> Torsten Schwalm schrieb:
>> In Sachsen ist z.B. als
>> Facharbeiter nicht mehr als eine TVL-O 7 drin
>
> In Sachsen ist man mit Ausbildung in EG7 auch Großverdiener (jetzt mal
> von Hipster Leipzig abgesehen)

Ich weis nicht, ob man sich mit 34769.17 € (TVL-O 7 EG4) Jahresbrutto 
als Großverdiener zählen kann.

von Justus S. (jussa)


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Torsten Schwalm schrieb:
> Kann man so pauschal nicht sagen. Wenn du z.b. eine Bachelor hast und
> den Master anstrebst ja. Wenn du z.B. "nur" ein Diplom hast oder als PhD
> Doktorand geht meistens nur eine 8.

jemand der seinen Master macht bekommt 13 und jemand der seinen Doktor 
macht nur 8? Sorry, das ist doch völlig unsinnig...

von Gerald M. (gerald_m17)


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Torsten Schwalm schrieb:
> Kann man so pauschal nicht sagen. Wenn du z.b. eine Bachelor hast und
> den Master anstrebst ja. Wenn du z.B. "nur" ein Diplom hast oder als PhD
> Doktorand geht meistens nur eine 8. Das hängt aber von vielen Faktoren
> ab. Das ganze System ist furchtbar komplex und intransparent. Deshalb
> streiken auch so viele Berufsgruppen gegen ihre Eingruppierung. Ich habe
> hier damit täglich zu tun.
> Besonders doof ist es, wenn man Leute hat die zu DDR-Zeiten ein
> Fachschulstudium abgeschlossen haben, richtig mit Diplom und so. Die
> meisten werden durch die BRD nicht anerkannt, somit sind diese Leute
> formal ohne akademischen Abschluss. Dementsprechend bescheiden die
> Eingruppierung. Das trifft relativ viele Physiker und Chemiker.

Es geht um Doktoranden. Diese haben immer ein Diplom/Master
Mir ist kein Doktorand bekannt der nicht in Gruppe 13 ist.

Grüße,
ein Diplom Physiker/Doktorand

von Max P. (circutcircus)


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Torsten Schwalm schrieb:
> Ich weis nicht, ob man sich mit 34769.17 € (TVL-O 7 EG4) Jahresbrutto
> als Großverdiener zählen kann.

Wenn ein schönes Haus mit großem Garten 100.000 kostet und man mit 
Ausbildung oft keine 2000 brutto verdient, sind 34.000 schon sehr gut. 
Warum gibt es im Osten denn sonst wohl immer einen Run auf die öD 
Stellen?
Gutes Gehalt (für die Region) und sicherer Job. Keine unbezahlten 
Überstunden usw.

Mein Papa wohnt z.b. in Brandenburg, der ist im mittleren Dienst. Hat 
ein Bombenhaus, neuer Mercedes, etc pp
Sein Nachbar hat gerade das Haus verkauft, noch größerer Garten, alles 
neu, schönes Familienhaus, 115.000 Euro.

von Torsten S. (torstensc)


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Ich habe hier Dipl-Biol. die bekommen nur eine 8. Sobald die fertig sind 
eine 13.

Und ja Justus, das ganze System ist unsinnig und undurchschaubar. 
Probiere mal Forschungsgelder für Personalstellen zu beantragen wenn du 
für die Stelle noch keinen Bewerber hast. Du kannst überhaupt nicht 
ausrechnen wie viel Geld du wirklich benötigst. Der Worst-Case war eine 
promovierte Forscherin kurz vor dem Rentenalter. Der Tariflohn nach 
einem gesamten Arbeitsleben im ÖD incl. aller Aufstiege lag weit über 
den Durchschnittssätzen der DFG. Die kannst du dann gar nicht mehr 
Tarifgerecht bezahlen weil das bewilligte Geld nicht reicht.

von Marx W. (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Und was bedeutet folgender Satz in einer Stellenbeschreibung?
>
> Wir bieten Ihnen ein der Position entsprechendes Entgelt nach dem
> Tarifvertrag des Landes TV-L (Entgeltgruppe 10 bis Entgeltgruppe 12)

Ganz einfach:
EG 12 ist für Uni-Absolventen!
EG 10-12 Für FH`ler.
EG 10-11 können auch Techniker oder Meister haben.

Und nun kommt das Kalkül.
Entweder die wollen Leute mit Erfahrung, dann brauchen die Bewerber die 
was können. Denen hält man den Wurm EG12 vor. Bekommen tun die dann 
vllt. EG11, mit dem Wurm Stellenzulage.
Oder die wollen billige Leute, z.B. über Outplacement muß man die 
Zielstelle halt höher bewerten. Dafür bekommt man den Mann/Frau u.U. für 
2 Jahre "umsonst".
Oder die haben schon jemanden ausgesucht. Für den suchen die nur mehr 
Zählkandidaten, die nur die Stellendotierung sichern sollen.
Oder es sind Stellen, die für Führungskräfte der unteren Ebene 
vorgehalten werden. Um ihnen über den Umweg der höherdotierten Stelle 
auf Dauer die höhere Vergütung sichern  zu können, und sie  weiter auf 
einen eigentlich niedriger dotierten Posten halten zu können.

von Christian R. (supachris)


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Marx W. schrieb:
> Ganz einfach:
> EG 12 ist für Uni-Absolventen!
> EG 10-12 Für FH`ler.
> EG 10-11 können auch Techniker oder Meister haben.

Nicht ganz: 9 bis 12 ist für Graduierte, also FH-Ingeniuere und 
Bachelors.
Ab der 13 für Wissenschaftler, also Uni Diplom oder Master.
Bis zur 8 ist Facharbeiter, in Einzelfällen auch mal die 9. Siehe 
http://www.oeffentlichen-dienst.de/entgeltgruppen.html

Aber das sind alles Eckpunkte, im Einzelfall kann man auch abweichen, 
ist aber jedes mal ein Kampf.

Bei Frauhofer steigen FH-Ings erst mal mit der 10 ein, wenn man sich 
nicht ein Bein ausreißt. Uni Abgänger immer mit der 13. Es gab hier aber 
auch einen Abteilungsleiter, der die 15 bekommen hat, obwohl er nur 
Großhandelskaufmann war. Sowas geht aber nur, wenn man sehr gute 
Beziehungen hat und immens wichtig ist/erscheint.

von Marx W. (Gast)


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Christian R. schrieb:
> Sowas geht aber nur, wenn man sehr gute
> Beziehungen hat und immens wichtig ist/erscheint.

Hat halt dafür gesorgt, dass die Entscheider am Institut immer die 
besten Weine, den Urlaub fast und die Wohnungsrenovierung beinahe 
umsonst bekommen haben.

von TV-L-Bimbo (Gast)


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Ich bin an so einer Eliteuni als nicht Wissenschaftlicher Mitarbeiter 
angestellt, mach den Krampf jetzt 5 Jahre mit. Der ganze Verwaltungskram 
kann einen schon mal ins Irrenhaus bringen. Für wichtige Sachen ist nie 
Geld da, und bei anderen Sachen ist man schon fast gezwungen, das Geld 
aus dem Fenster zu werfen. Und spätestens, wenn es politisch wird, 
könnte ich den ganzen Tag nur noch schreiend oder weinend herumlaufen, 
so absurd wird alles. Und ich denke Beziehungen und Verhandlungsgeschick 
sind der wichtigste Faktor bei der Eingruppierung. Denn es wird im 
Normalfall immer versucht, dass so wenig wie möglich gezahlt wird.

Immer wieder gut, kann die meisten Regeln hier live erleben: 
https://www.youtube.com/watch?v=Ug83sF_3_Ec

von Torsten S. (torstensc)


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Herzlichen Glückwunsch. Ich bin auch an einem sogenannten 
"Eliteschuppen". Geld gibt es nur für die Elitebereiche, bei den anderen 
wird das Geld für die Eigenanteile der Eliteförderung gespart.

von tv (Gast)


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Torsten Schwalm schrieb:
> Herzlichen Glückwunsch. Ich bin auch an einem sogenannten
> "Eliteschuppen". Geld gibt es nur für die Elitebereiche, bei den anderen
> wird das Geld für die Eigenanteile der Eliteförderung gespart.

Hast du auch schon mal Bauprojekte miterlebt, das ist der Wahnsinn in 
reinstform. Was man hier so miterlebt, da ist ja die Baustelle des 
Berliner Flughafen noch Vorbildhaft, aber wahrscheinlich ist da auch 
noch mehr unter den Tisch gekehrt worden ;)
Ich frag mich immer wieder, wie diese Regeln entstanden sind, die kein 
zielorientiertes Handeln mehr zulassen.

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