Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DC-Motor Überspannungsabbau


von Paul (Gast)


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Hallo, ich steh vor folgendem Problem:

Ich habe ein Controllerboard (Digilent ChipKit Max32 - bitte keine Häme, 
es war Vorgabe, das zu verwenden) mit Hilfe dessen ich einen 
bürstenbehafteten DC-Motor (12V Nennspannung) ansteuern möchte.
Dazu nutze ich eine Vollbrücke mit 4 N-Kanal-MOSFETs und als Gatetreiber 
den A3941 von AllegroMicro.

Damit habe ich eine Stromregelung implementiert.
Nun habe ich folgendes Problem: Wenn der Motor mit Nenndrehzahl in eine 
Richtung dreht und ich nun mit maximalen Strom bremsen und ihn in die 
Gegenrichtung beschleunigen möchte, entseht im Moment des Umschaltens 
auf Grund der "Umpolung" der Vollbrücke und der Induktivität des Motors 
(+ seine hohe Trägheit) eine Spannungsüberhöhung (~20V). Mein Netzteil 
ist zwar gegenspannungsfest, aber nicht in der Lage, die Überspannung 
"abzubauen" - also als Senke zu fungieren. Deshalb hatte ich jetzt die 
Idee, einfach einen Leistungstransistor parallel zum Motor zu schalten 
und die gesamte überschüssige Energie einfach zu verbrennen (ist nicht 
das Effizienteste aber das ist in meinem Fall egal).

Mein erster Versuch, bestehend aus einem Darlingtontransistor, bei dem 
die Basis über eine Zenerdiode an Versorgung hängt (plus 10k-Pull-Down), 
ist nicht zufriedenstellend. Einerseits steigt die Spannung immernoch 
von 12 auf 14V an, zum anderen fließt bei Verwendung einer 12V 
Zenerdiode auch im Normalfall ein nicht geringer Strom durch den 
Transistor.

Gibt es eine Möglichkeit, den Transistor gezielter anzusteuern?
Prinzipiell wäre es mir am liebsten, es handelt sich um eine 
Analogschaltung, da ich mir nicht noch evtl. zusätzliche Probleme durch 
eine geschaltene Last einhandeln möchte.

Vielen Dank für eure Hilfe.
MfG Paul

von Achim S. (Gast)


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Paul schrieb:
> Einerseits steigt die Spannung immernoch
> von 12 auf 14V an, zum anderen fließt bei Verwendung einer 12V
> Zenerdiode auch im Normalfall ein nicht geringer Strom durch den
> Transistor.

ganz ohne Spannungsanstieg wird es nicht gehen. Warum stören dich die 
14V? Die Vollbrücke und der Gatetreiber sollten doch damit klarkommen, 
oder?

Was den Stromfluss bei 12V angeht: mach den Pulldown niederohmiger, dann 
fließt das bisschen Leckstrom erst mal über den Pulldown ohne den 
Transistor aufzusteuern.

Ansonsten kannst du überlegen, die Pufferkondensatoren an der Versorgung 
der Brücke größer zu machen, damit die Energie (zumindest teilweise) 
gespeichert wird, statt sie zu verbraten.

von hinz (Gast)


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Schau dir an wie das bei Frequenzumrichtern gemacht wird:


http://www.energie.ch/assets/images/article/Bilder/Skizzen/umrichter_frequenzumrichter_schema.gif


Und die Ansteuerung könnte in deinem Fall ein TL431 machen.

von MaWin (Gast)


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Paul schrieb:
> Einerseits steigt die Spannung immernoch von 12 auf 14V an

Nun, das Verhalten ist normal, daher hat man Bremschopper in amtlichen 
Motorsteuerungen, die die Bremsleistung an einem Bremswiderstand 
verheizen.
Du kannst deinen Transistor natürlich knapper ansteuern, mit einem TL431 
ganz exakt z.B. bei 12.1V. Aber achte darauf, dass dein Netzteil nie 
mehr liefert, 14V erscheint ganz ok, da wird noch nichts kaputt gehen.
Kleinen Motoren reicht auch ein Elko an den 12V, in den sie die 
Bremsenergie reinstopfen ohne dass die Spannung zu sehr steigt.

von Paul (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Paul schrieb:
>> Einerseits steigt die Spannung immernoch
>> von 12 auf 14V an, zum anderen fließt bei Verwendung einer 12V
>> Zenerdiode auch im Normalfall ein nicht geringer Strom durch den
>> Transistor.
>
> ganz ohne Spannungsanstieg wird es nicht gehen. Warum stören dich die
> 14V? Die Vollbrücke und der Gatetreiber sollten doch damit klarkommen,
> oder?

Nun, die Versorgung des Motors und des Controllerboards sind die 
Gleiche. Auf dem Controllerboard ist ein Linearspannungsregler, und der 
verträgt nur max. 12,5V (Dauerspannung). Da es aber ein Versuchsstand 
werden soll, will ich von vornherein verhindern, dass das Board gegrillt 
wird und zwei Versorgungen finde ich persönlich nicht praktikabel.

> Ansonsten kannst du überlegen, die Pufferkondensatoren an der Versorgung
> der Brücke größer zu machen, damit die Energie (zumindest teilweise)
> gespeichert wird, statt sie zu verbraten.

Ich habe bereits 3 560uF-Elkos an der Versorgung hängen. Der Motor ist 
ein 150W-Motor, an dem ohne Getriebe eine Massescheibe mit großer 
Trägheit angebracht ist. Sinn dahinter ist, die mechanische 
Zeitkonstante der Drehzahlregelung absichtlich groß zu bekommen (würde 
man in der Realität nie tun) damit die Regelvorgänge "erlebbar" werden. 
(Das Ganze soll mal ein Praktikumsversuch werden). Und um die ganze 
Rotationsenergie der Scheibe in den Ko's speichern zu können, bräuchte 
ich ne ganze Menge....

von Achim S. (Gast)


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Paul schrieb:
> Auf dem Controllerboard ist ein Linearspannungsregler, und der
> verträgt nur max. 12,5V (Dauerspannung).

Ja, wenn der Spielraum zwischen nomineller Versorgung und maximal 
erlaubter Spannung nur 0,5V ist, ist das knapp. Entweder du steigst auf 
den schon vorgeschlagenen TL431 als "Präzisionszenerdiode" um.

Oder du gehst den anderen Weg und ersparst dem Linearregler ein paar V 
der Versorgung, indem du ihm eine weitere Zenerdiode vorschaltest (ob 
der Linearregler die Abwärme verheizt oder die Zener spielt keine große 
Rolle).

Dann dürfte die Spannung wieder auf 14V ansteigen ohne dass der Regler 
raucht. Und insgesamt wird der Aufbau vielleicht sogar etwas robuster, 
weil du nicht auf darauf angewiesen bist, dass immer ein Netzteil von 
genau 12V (und nicht 12,5V) verwendet wird.

von Paul (Gast)


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Achim S. schrieb:

> Oder du gehst den anderen Weg und ersparst dem Linearregler ein paar V
> der Versorgung, indem du ihm eine weitere Zenerdiode vorschaltest (ob
> der Linearregler die Abwärme verheizt oder die Zener spielt keine große
> Rolle).

Verstehe ich das gerade richtig, ich soll eine Zenerdiode zw. Eingang 
und Masse des Linearspannungsreglers packen?
Ich habe (hauptsächlich als Verpolungsschutz und zum Schutz des 
Linearreglers) bereits eine Zenerdiode (3W Verlustleistung) zw. 
Versorgung und Masse sitzen. Die Motorversorgung ist die selbe wir die 
Versorgung des Linearspannungsreglers. Deshalb hat es mir diese ja beim 
letzten mal zerschossen, als ich die Ansteuerung der Vollbrücke gedreht 
habe. Naiver Weise hatte ich gehofft, die Zenerdiode verträgt den 
Spitzenstrom, aber sie tut es leider nicht. Deswegen war ich ja erst auf 
den Gedanken gekommen, alles über 12,5V zu "verbrennen".

Aber ich werde mal die Variante mit der "Prezisionzenerdiode" versuchen.

Nur eine (dumme) Verständnisfrage: Die Spannungsreferenz für den TL431 
kann ich mit Hilfe einer Zenerdiode realisieren, oder? Natürlich müsste 
ich die vorher ausmessen.

von Paul (Gast)


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Paul schrieb:

> Nur eine (dumme) Verständnisfrage: Die Spannungsreferenz für den TL431
> kann ich mit Hilfe einer Zenerdiode realisieren, oder? Natürlich müsste
> ich die vorher ausmessen.

Ok, hat sich geklärt, war echt ne dumme Frage, Datenblatt lesen 
hilft....

von ths (Gast)


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"Voltage Crow Bar" ist die richtige Methode, gröbere Überspannungen zu 
eliminieren.

von MaWin (Gast)


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ths schrieb:
> "Voltage Crow Bar" ist die richtige Methode, gröbere Überspannungen zu
> eliminieren.

Nein.

Eine crow bar wird üblicherweise mit einem Thyristor aufgebaut und 
schliesst kurz, so lange bis der Strom weggenommen wird.

Das will man hier bestimmt nicht. Bremschopper heisst das Stichwort,
einschalten eines Belastungswiderstandes wenn Spannung zu hoch, 
ausschalten wenn niedrig genug, daher chopper.

von m.n. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Eine crow bar wird üblicherweise mit einem Thyristor aufgebaut und
> schliesst kurz, so lange bis der Strom weggenommen wird.

Dann wird eben unüblicherweise einmal ein Transistor genommen, der nicht 
'zündet' und im linearen Betrieb die überschüssige Leistung verheizt, 
solange die Überspannung anliegt.

von MaWin (Gast)


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m.n. schrieb:
> Dann wird eben unüblicherweise

Dann sollte man doch üblicherweise einen anderen Namen nehmen, denn 
Brechstange passt nicht mehr so gut.

von m.n. (Gast)


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MaWin schrieb:
> m.n. schrieb:
>> Dann wird eben unüblicherweise
>
> Dann sollte man doch üblicherweise einen anderen Namen nehmen, denn
> Brechstange passt nicht mehr so gut.

Eine Brechstange muß ja nicht immer gleich brechen.
Der neue Name war ja "voltage crow bar", was immer das auch sein mag ;-)

von ths (Gast)


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Die "Voltage Crow Bar" ist keineswegs auf die Funktion mit Thyristoren 
beschränkt. Wenn man einige KW verheizen muss, sind resitive Lasten eher 
gefragt. Aber in dem Fall hat man auch Geld und Platz für eine 
raffinierte Ansteuerung.

von Achim S. (Gast)


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Paul schrieb:
> Verstehe ich das gerade richtig, ich soll eine Zenerdiode zw. Eingang
> und Masse des Linearspannungsreglers packen?

Nein: der Gedanke war, dass du zwischen 12V-Netz (das ab und zu mal auf 
14V hochgeht) und Eingang des Linearreglers eine Zener packst. Der 
Linearregler macht ja wahrscheinlich 5V oder 3,3V, da reicht ihm auch 
eine geringere Versorung.

Mit Zenerdiode sieht der Linearregler an seinem Eingang nicht mehr 12V 
(oder mehr) und wird nicht ständig an seinem Limit (12,5V) betrieben. 
Und dann stört es auch weniger, wenn das 12V Netz mal etwas höher liegt.

Diese Zenerdiode muss nicht die gesamte Bremsenergie des Motors 
schlucken, sondern nur den Linearregler etwas entlasten.

von senke (Gast)


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Habe ich jetz was übersehen, oder ist die Frage nach der Stromversorgung 
noch gar nicht gestellt worden?
Sollte das Ganze in einem durch Autobatterie gestützen System Anwendung 
finden wird die generatorisch erzeugte Energie einfach in den 
Bleisammler gedrückt. Dazu sind systembedingt Spannungen >13,5V 
notwendig.

von Achim S. (Gast)


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senke schrieb:
> Habe ich jetz was übersehen, oder ist die Frage nach der Stromversorgung
> noch gar nicht gestellt worden?

Dazu wurde schon im ersten Beitrag etwas geschrieben:

Paul schrieb:
> Mein Netzteil
> ist zwar gegenspannungsfest, aber nicht in der Lage, die Überspannung
> "abzubauen"

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