Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 'Memory-Effekt' bei LiPo-Akku?


von Niemand (Gast)


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Hallo,
mich würde interessieren ob es bei Lipo-Akkus eine Art Memory-Effekt 
gibt.
Hintergrund ist eher akademischer Natur, aber ich habe folgende 
Beobachtung gemacht:
Ich habe mir vor ein paar Wochen einen Quadrokopter gebraucht gekauft, 
inkl. 3 Lipo-Akkus (4s). Bin wenn es das Wetter zulies fast jeden Tag 
damit geflogen, zunächst mit den Akkuüberwachungsparametern des 
Vorbesitzers.
Derjenige war übervorsichtig und hat nur ca. 33% der Akkukapazität (laut 
Ladegerät) genutzt. Damit bin ich ca. 10 mal geflogen.Da ich mich jetzt 
an die 70% rantasten möchte habe ich
erstmal recht konservative Parameter für die Überwachung gesetzt:
14.6 Volt Gesamtspannung und den Lipopiepser (gut, nicht gerade ein 
Hightech-Messgerät) auf 3.6 Volt/Zelle.

Resultat war (nachdem ich davor mit 15 Volt Gesamtspannung und 3.7 Volt 
am Piepser geflogen bin), dass bei allen drei Akkupacks der Lipopiepser 
angeschlagen hat. Eine Zelle ging immer unter 3.6 Volt.
Die Akkus werden mit einem recht guten Ladegerät geladen und 
gebalanced...
Das war gestern.
Heute alle Akkus aufgeladen (ich habe  ca 60% der Gesamtkappa genutzt) 
und wieder geflogen, ähnliche Flugmanöver. Resultat: Lipopiepser hat nie 
angeschlagen, die Telemetrie hat die eingestellte Spannung rückgemeldet 
und ich bin gelandet.

Mir ist klar, dass ich hier mit 500-Euro-Messtechnik, deren eigentliche 
Zweck auch nicht das Messen, sondern das Fliegen ist, versuche, ca. 50 
mV Spannungsdifferenz zu Messen, obwohl es heute z.b. 5 Grad wärmer war 
als Gestern und weniger Wind ging,
Aber dennoch, mit drei Akkus immer dasselbe, scheint mir seltsam.
Was sagen die Experten dazu?
Gruß

von Stefan F. (Gast)


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> mich würde interessieren ob es bei Lipo-Akkus eine Art
> Memory-Effekt gibt.

Nein.

> Eine Zelle ging immer unter 3.6 Volt.

Unter Last ist das nicht ungewöhnlich.

von Niemand (Gast)


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Stefan U. schrieb:
>> mich würde interessieren ob es bei Lipo-Akkus eine Art
>> Memory-Effekt gibt.
>
> Nein.
Damit bin ich erstmal mit den Infos aus meinem Studium  d'accord.
>> Eine Zelle ging immer unter 3.6 Volt.
>
> Unter Last ist das nicht ungewöhnlich.

Ja, aber wieso passier es 3 mal ( bei 3 Akkus) , die davor immer
auf ~3.8 Volt/Zelle entladen wurden, Sobald sie einmal auf ~3.63 
Volt/Zelle entladen wurden bei 3 Akkus nichtmehr ?
Erscheint mir ein bisschen viel des Zufalls ...
Ich schiebe es auf den billigen Lipo-Piepser, aber vielleicht kann es ja 
auch am Akku liegen, wär ja spannend :-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Du bewegst dich da noch voll im Teillastbereich.  Die
Entladeschlussspannung ist irgendwo bei 3 V oder sogar noch etwas
tiefer.  Der Balancer kann nur die Unterschiede ausgleichen, die er
auch bemerken kann.  Wenn du nur einen Bruchteil der Kapazität der
Zellen nutzt, dann wird er manchen Unterschied auch nicht bemerken
und folglich nicht ausgleichen können.

von batman (Gast)


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Es scheint aber auch Trainingseffekte zu geben. Wie auch bei anderen 
Akkutypen ändert sich der Innenwiderstand mit der Anwendung. Außerdem 
ermüden die Dinger bei hohem Ladestand schneller. Für Kameras und 
Telefone nutze ich daher lieber das mittlere bis untere Drittel - was 
beim Fliegen vielleicht weniger praktisch ist.

von Bussard (Gast)


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Zum "Umfeld" des Akkus hast Du ja nichts gesagt.
Den Effekt kenne ich jedoch gut von meinem 250er Race-Kopter, den ich 
das ganze Jahr über fliege.

Die frei liegende LiPo-Zelle oben wird vom Fahrtwind wesentlich mehr 
gekühlt als die untere und mittlere(n), hat damit einen höheren 
Innenwiderstand und limitiert somit die Gesamtleistung/ Kapazität.

Im Winterhalbjahr bekommt der Akku deshalb einen 2mm 
Schaumstoff-Überzieher, damit er nicht zu kalt wird/ ungleichmäßig warm 
ist.
Testweise den Akku mal ein paar Flüge/Zyklen andersherum montieren und 
die Werte vergleichen - bin gespannt, ob das bei Dir auch die Ursache 
ist.

Gruß

von B.W. (Gast)


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Die Spannungslage unter Last auszuwerten ist nicht die beste Möglichkeit 
auf die Restkapazität zu schließen.
Ich fliege den Kopter ausschließlich mit Timer. Sechs Minuten Flugzeit 
entsprechen 75% Entladetiefe. Wenn es 5% mehr sind hat man noch 
Reserven.

Die beste Methode ist eine echte Messung der verbrauchten Kapazität über 
Strommessung und aufsummieren über die Zeit. Gibts auch fertig im FPV 
Zubehör.

von STK500-Besitzer (Gast)


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B.W. schrieb:
> Ich fliege den Kopter ausschließlich mit Timer. Sechs Minuten Flugzeit
> entsprechen 75% Entladetiefe. Wenn es 5% mehr sind hat man noch
> Reserven.

Dann lässt du den Kopter sechs Minuten ruhig in der Luft stehen?
Das kann höchstens ein Durchschnittswert sein...

von Icke ®. (49636b65)


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B.W. schrieb:
> Die Spannungslage unter Last auszuwerten ist nicht die beste Möglichkeit
> auf die Restkapazität zu schließen.

Während des Fluges aber die einzige. 3V als Untergrenze (bei Last) ist 
OK, der Akku hat dann noch genügend Restkapazität, um nicht geschädigt 
zu werden. Es ist außerdem zu bedenken, daß LiPos auch durch Volladung 
gestreßt werden. Es kann der Lebensdauer daher förderlicher sein, ihn 
nur bis ca. 95% zu laden, statt bei der Entladung übervorsichtig zu 
agieren. Weiterhin sollte nur im abgekühlten Zustand geladen werden. Bis 
sich auch die inneren Zellen auf die Außerntemperatur eingepegelt haben, 
kann es durchaus ein paar Stunden dauern.

Niemand schrieb:
> (gut, nicht gerade ein Hightech-Messgerät)

Das Chinagelumpe weist teilweise exorbitante Toleranzen auf. Ich hatte 
mal so einen LiPo-Tester, der mehr als 0,1V pro Zelle von der 
tatsächlichen Spannung abwich. Bei LiPo völlig inakzeptabel.

: Bearbeitet durch User
von siggi (Gast)


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Niemand schrieb:
> Eine Zelle ging immer unter 3.6 Volt.

Nicht alle Zellen haben Einhundertprozentig dieselbe Kapazität.

von B.W. (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Dann lässt du den Kopter sechs Minuten ruhig in der Luft stehen?

Nein, ganz sicher nicht ;)

STK500-Besitzer schrieb:
> Das kann höchstens ein Durchschnittswert sein...

So ein Kopter ist kein Segelflieger. Die meiste Energie brauchts nun mal 
zum Schweben. Ein bissel mehr oder weniger Wind oder ein klein wenig 
sportlicher Flugstil machen da nicht soo viel aus. Probier es aus!

Icke ®. schrieb:
> Während des Fluges aber die einzige.

Nein. Schrieb ich ja oben. Stichwort: Stromsensor, Telemetrie, OSD.

von Niemand (Gast)


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So, ein Dutzend Felduntersuchungen später:

Ich glaube immer mehr an den "Einmal-Memory-Effekt"!
Ich habe an meinem Kopter zwei Akkuüberwachungen:
Einmal Zellspannung per Piepser (fängt an bei ~3.6 Volt Zellspannung per
Balancer-Port) zu piepsen,einmal per Telemetrie (Fernsteuerung meldet 
sich bei 14.6 Volt entsprechend 3.65 Volt/Zelle ).
Wenn ich (wie zur Zeit) nur jedes zweite Wochenende gutes Flugwetter 
habe,
lade ich meine Akkus voll, gehe fliegen. Bei meinen drei Akkus meldet 
sich
IMMER (ca. 15 Versuche bisher) beim ersten mal der Piepser. Dann lade 
ich nach und fliege nochmal, dann meldet sich (wieder zu 100% bei ca. 15 
Versuchen) die Telemetrie.  Wenn ich dann direkt am nächsten Tag wieder 
fliege meldet sich wieder die Telemetrie.

Hat jemand eine Idee?

von nevs5 (Gast)


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jeb, hab es selber erlebt. fast volle Li-Akkus neu laden, läst den Akku 
schon nach kurzer Zeit erlahmen. Kommt dann nach guten 10min Ruhe aber 
immer wieder fűr kurze ZEIT. Der Laie denkt: Li-Akku kaputt! Wird der 
Akku abrr auf heissen Wohnungsheizkörper ca.60`C aufgeheizt, 
funktioniert er wieder fűr längere Zeit. Ca.10min Ruhe, 
Leistungsentnahme, wiederholen bis ZELLENSPANNUNG daurrhaft bei 3V 
bleibt. Ruhe über Nacht. Wenn Zellenspannung angestiegen, weiter 
entladen im Wechael mit Ruhephasen. Irgendwann bleiben die 3V 
Zellenspannung konstannt. Dann erst den Akku voll laden. Akku wieder 
ganz.

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