Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker TIA - Photodiodenstrom - Messung - Realistisch?


von Pascal T. (prototype)


Lesenswert?

Hallo -
ich wollte mir einmal weitere Meinungen oder auch Vorschläge bezüglich 
einer zu realisierenden Schaltung holen. Und zwar möchte ich eine 
Photodiodenverstärkerschaltung realisieren. (Die Bandbreite spielt dabei 
keine rolle ich möchte keine Kommunikation aufbauen sondern nur rein den 
Strom messen).

Als Schaltungstyp kommt nur ein TIA in frage (wegen messen von kleinsten 
Strömen mit akzeptablen rauschen).

Sie soll um den Faktor 10^8 verstärken können.
An diesem Punkt habe ich bereits die erste Frage zu den 
Operationsverstärkern. Und zwar bezieht sie sich auf die Open-Loop 
Verstärkung. Die Frage die ich mir dazu stellte ist die, ob das bereits 
die maximal Verstärkung ist?
Man liest in den Datenblättern z.B. GAIN 140dB und Open-Loop 135dB... 
bedeutet dies, dass bei einer Verstärkung von 10^7 bereits nicht mehr 
voll verstärkt wird? (Verstärkungsfehler?)

Zudem möchte ich mit der Schaltung erreichen, dass ich in der Lage bin 
Ströme im pA Bereich (~500pA) zu messen.
Ich weiß, dass dies nicht so einfach werden wird da der OP dabei eine 
wichtige rolle spielt... BIAS Strom, Drift, Weißes Rauschen (1/f) bzw. 
Farbiges rauschen oder auch allgemeines rauschen der gesamten 
Schaltung...

Interessant fand ich dabei den OPA381 wobei das 1/f rauschen sehr groß 
ist und ich damit wohl nicht im pA Bereich landen werde.
Desweiteren fiel mit der lmp2021 auf bei dem ich bisher keine negative 
Eigenschaft gesehen habe weshalb es mit diesem nicht gehen sollte. Dann 
habe ich einmal eine ganz normale TIA Schaltung mit dem lmp2021 in 
pspice simuliert und war eher überrascht über das Resultat... laut 
Simulation konnten Ströme >=2.5nA gemessen werden wobei eine relativ 
hohe Offsetspannung  am Ausgang des OP's endstand.

Hätte evtl. wer eine Idee, welchen OP's noch getestet werden könnten?

Für die Schaltung wäre es schön, wenn der OP nur "Single Supply (+5V)" 
betrieben wird.

MfG

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Die Open Loop Verstärkung gibt die maximale Spannungsverstärkung an.

Beim TIA hat man aber eine Wandlung von Strom in Spannung. Entsprechend 
hat die Verstärkung eine Einheit : nämlich V/A oder Ohm. Da sind dann 
10^8 V/A noch möglich, wenn auch bereits ein recht hoher Wert. Je nach 
Geschwindigkeit wäre ggf. ein 2 stufiger Aufbau mit TIA und dann z.B. 
10-100 facher Spannungsverstärkung ggf. angebracht.

Der LMP2021 ist als Auto zero OP eher nicht so gut für extrem kleine 
Ströme geeignet. Auch damit kann man noch bis in den pA Bereich kommen, 
wenn auch mit deutlichem Offset (Bias Strom), den man halt abgleichen 
müsste. Normal nimmt man da eher normale rausscharme OPs mit CMOS 
Eingang (z.B. OPA350, MCP6021,LMP7721).
Wichtiger als die Wahl des OPs ist fast der Leckstromarme Aufbau.

von Gerald (Gast)


Lesenswert?

500pA Genauigkeit sind kein Problem.
was ist der maximale Strom, wie groß ist die Kapazität der Diode?
Welche Frequenz soll angepeilt werden? 1kHz?

von Gerald (Gast)


Lesenswert?

Achja, single supply ist keine gute Idee. Auch bei Rail2Rail Verstärkern 
kommt man nicht bis ganz an die unteren Rails. Es sei denn du kannst mit 
einem Offset leben, dann hebt man die virtuelle Masse etwas an.

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Pascal T. schrieb:
> Zudem möchte ich mit der Schaltung erreichen, dass ich in der Lage bin
> Ströme im pA Bereich (~500pA) zu messen.

> Sie soll um den Faktor 10^8 verstärken können.
> An diesem Punkt habe ich bereits die erste Frage zu den
> Operationsverstärkern. Und zwar bezieht sie sich auf die Open-Loop
> Verstärkung. Die Frage die ich mir dazu stellte ist die, ob das bereits
> die maximal Verstärkung ist?
> Man liest in den Datenblättern z.B. GAIN 140dB und Open-Loop 135dB...
> bedeutet dies, dass bei einer Verstärkung von 10^7 bereits nicht mehr
> voll verstärkt wird? (Verstärkungsfehler?)

Du bringst da was durcheinander.
Deine "Verstärkung" ist nicht die Spannungsverstärkung der OPVs aus dem 
Datenblatt. Du willst eine Strom/Spannungs-Wandlung von 10^8 V/A. Also 
500pA -> 50mV. Diese Wandlung macht ein Widerstand, nicht der OPV. 
Natürlich brauchst du einen OPV mit <<500pA Eingangsstrom.

> (Die Bandbreite spielt dabei
> keine rolle ich möchte keine Kommunikation aufbauen sondern nur rein den
> Strom messen).
> Ich weiß, dass dies nicht so einfach werden wird da der OP dabei eine
> wichtige rolle spielt... BIAS Strom, Drift, Weißes Rauschen (1/f) bzw.
> Farbiges rauschen oder auch allgemeines rauschen der gesamten
> Schaltung...

Wenn die Bandbreite gegen 0 geht, geht das Rauschen in Drift über. Diese 
OPV-Parameter sind dann wichtig.

von Pascal T. (prototype)


Lesenswert?

Das freut mich echt zu hören!
Den maximale Strom wollte ich später anhand des jeweiligen 
Verstärkungsfaktors fest machen, da ich mich nicht auf eine bestimmte 
Photodiode beschränken wollte.

Die Kapazität der Dioden ist im Kurzschlussbetrieb relativ groß und 
liegt bei meiner Photodiode (BPW20RF) etwa bei 1.2nF.
Zugegeben es ist eine relativ große PD aber sollte reichen.
Hätte aber auch noch eine BPW34 da.
Die 1 kHz wären voll ausreichend.


EDIT: Ahh okay also spielt die Open-Loop Verstärkung bei einem TIA keine 
Rolle? Bzw. ist nur bei VV-OP relevant?

Mit einem Offset könnte ich gegeben falls leben es sei denn die 
Genauigkeit würde dadurch zerstört werden z.B. durch eine instabile 
Offsetspannung (Temperatur, Drift...)

: Bearbeitet durch User
von Henrik (Gast)


Lesenswert?

Warum Diode? Zum Photonenzählen kann man auch PMT nehmen.

von Gerald (Gast)


Lesenswert?

http://www.analog.com/designtools/en/photodiode/#/photoDiode
Hier kannst du mit ein paar Werten spielen.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Pascal T. schrieb:
> Sie soll um den Faktor 10^8 verstärken können.

Dann teil das auf in 4 x 10^2, oder zumindest 3 x 450, in getrennten 
Abschirmboxen mit getrennter Versorgung.

Da das Rauschen des TIA Widerstandes auch sehr hoch ist, nutze ei T 
Netzwerk.

https://www.idc-online.com/technical_references/pdfs/electronic_engineering/High-Gain%20Transimpedance%20Amplifier.pdf

Und die kapazitiven Effekte störe auch
http://www.linear.com/solutions/5633
http://pdfserv.maximintegrated.com/en/an/TUT5129.pdf

von Gerald (Gast)


Lesenswert?

Bei niedrigen Bandbreiten ist das Rauschen meist noch ok. Ich zitiere 
einmal Bob Pease:
http://m.electronicdesign.com/analog/whats-all-transimpedance-amplifier-stuff-anyhow-part-1


"Meanwhile, try to avoid Tee networks in the feedback network. They 
often cause poor signal-to-noise ratios. Next time, I'll explain that 
completely. Yes, a Tee network might help you avoid buying 1000-MO 
resistors, but that's only okay when you have proven that the noise is 
okay."

Die genaue Begründung habe ich leider nicht gefunden, doch er weiß 
normal wovon er redet.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Pascal T. schrieb:

> Als Schaltungstyp kommt nur ein TIA in frage
> Sie soll um den Faktor 10^8 verstärken können.

Du bist konfus. Die Eingangsgröße eines TIA ist ein Strom. Die 
Ausgangsgröße ist eine Spannung. Der Quotient aus beidem ist also 
mitnichten eine dimensionslose Zahl.

> An diesem Punkt habe ich bereits die erste Frage zu den
> Operationsverstärkern. Und zwar bezieht sie sich auf die Open-Loop
> Verstärkung. Die Frage die ich mir dazu stellte ist die, ob das bereits
> die maximal Verstärkung ist?

<seufz>

Defininitionsgemäß ist die open loop Verstärkung die Spannungs (!)- 
Verstärkung des OPV ohne Gegenkopplung.

Kurze Gegenfrage: wird die Verstärkung einer Stufe durch Gegenkopplung 
größer oder kleiner?

Anschlußfrage: ist es möglich noch weniger als gar nicht gegenzukoppeln?

> Man liest in den Datenblättern z.B. GAIN 140dB und Open-Loop 135dB...
> bedeutet dies, dass bei einer Verstärkung von 10^7 bereits nicht mehr
> voll verstärkt wird? (Verstärkungsfehler?)

Siehe oben.

von lrep (Gast)


Lesenswert?

Gerald schrieb:
> Ich zitiere
> einmal Bob Pease:
....
> Die genaue Begründung habe ich leider nicht gefunden, doch er weiß
> normal wovon er redet.

Zumindest wusste er es, denn vor fast genau vier Jahren ist er bei der 
Rückfahrt von der Beerdigung seines Freundes Jim Williams, -diesen Namen 
wirst du auch kennen-, mit seinem Käfer gegen einen Lichtmast gefahren.
r.i.p.

http://www.eetimes.com/document.asp?doc_id=1259751

von Phil (Gast)


Lesenswert?

Das T-Netzwerk bringt einem immer mehr Rauschen, weil das 
Widerstandsrauschen nur mit SQRT(R) steigt, das Rauschen durch die 
zusätzliche Verstärkung des T aber linear.

Einige G-Ohm Verstärkung sind normalerweise kein Problem. Es kommt halt 
auf die Bandbreite an (da kann das T wieder hilfreich werden).

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Beim Rauschen sollte man bedenken, das oft das Schrotrauschen aus dem 
Photostrom dominiert, oder wenigstens größer ist als das Rauschen des 
Widerstandes. Schon ab etwa 50 mV Gleichspannung am 
Rückkopplungswiderstand ist das der Fall.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.