Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Rohde u. Schwarz RTO und RTE Verstärkerrauschen


von Johannes M. (Gast)


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Hallo,
wir haben uns für die Beschaffung eines Osziloskops von R+S entschieden, 
da diese eine Softwareoption (K17) zur Erhöhung der Vertikalauflösung 
und vergleichsweise rauscharme Eingangsstufen bieten.

Unsere Aufgabenstellung ist nämlich u.A. die SNR Messung von 
hochstufigen Modulationsverfahren (>10bit/Symbol) bei 100MHz Bandbreite.

Nun zur eigentlichen Frage: Im Datenblatt der RTEs wird das RMS Rauschen 
für 500uV/div und 1mV/div z.B. für das Modell mit 500MHz Bandreite mit 
100uV angegeben. Bringt also die Umschaltung auf 500uV/div tatsächlich 
keinen Vorteil bezüglich des Rauschens und wie viele divs stellt das 
Gerät eigentlich dar - oder anders gefragt, welche Maximalspannung kann 
in der Einstellung 500uV/div eigentlich erfasst werden?

Auch fällt auf, dass die Geräte mit kleiner Bandbreite mit niedrigerem 
Rauschen spezifiziert werden (macht soweit auch Sinn). Nur handelt es 
sich ja nicht um unterschiedliche Eingangsstufen (mit unterschiedlichen 
Filterkomponenten) sondern immer um das gleiche Gerät mit 
unterschiedlichen Softwareoptionen. Habe ich also, z.B. mit dem 1Ghz 
Gerät immer noch eine höhere Rauschleistung als mit dem 350MHz Gerät, 
wenn ich ein Signal mit 100 MHz Bandbreite erfassen möchte oder gibt es 
die Möglichkeit einen zusätzlichen Softwarefilter zu aktivieren?

Auch die Spezifikationen der Option K17 lassen Fragen offen. Wenn ich es 
richtig verstehe funktioniert das Verfahren, weil das Rauschen der 
Eingangsstufe sehr viel stärker ist (und als weiß angenommen werden 
kann) als das Quantisierungsrauschen des AD-Wandlers. D.h. es kann die 
Auflösung durch Mittelung (oder eine andere Filterfunktion) erhöht 
werden. Nun ist im Datenblatt z.B. für 200MHz eine Auflösung von 12bit 
spezifiziert. Ist diese eine real erzielbare Auflösung oder ein 
theoretisches Maximum. Hier würde sich auch eine Abhängigkeit von der 
gewählten Eingangsstufe vermuten. Also eine Angabe der RMS Rauschwerte 
in Abhängigkeit der gewählten Bandbreite der K17 Option und der 
Eingangsempfindlichkeit. Funktioniert übrigens z.B. die Einstellung 
300MHz/11bit auch schon mit dem 350MHz Gerät oder gar 500Mhz/10bit (was 
ich nicht erwarten würde)?
Ist die Annahme des weißen Rauschens eigentlich so ganz korrekt oder 
gibt es eine Grenze des erzielbaren Auflösungsgewinns durch andere 
Rauschprozesse - also etwa des AD-Wandlers? Auch die Angabe 
(10kHz-30MHz) für den 16Bit Modus des RTE lassen mich vermuten das ein 
DC Offset oder Schwankungen hinzukommen.


Ziel meiner ganzen Fragen ist folgendes: Ich möchte einschätzen können, 
welche ENOB Zahl ich tatsächlich z.B. bei einem Signal mit 100MHz 
Bandbreite und +-200mV Amplitude mit dem Gerät erreichen kann. Der 
Vertrieb von R+S scheint leider diese Fragestellungen nicht klären zu 
können.

Auch stellt sich mir die Frage, ob ich die Softwareoption (K17) 
überhaupt benötige, es gibt auch noch einen leider nicht weiter 
spezifizierten "High resolution decimation" Modus mit 16bit Auflösung. 
Bis zu welcher Bandbreite funktioniert dieser eigentlich bei RTE und 
RTO?

Auch würde mich der unterschied zu der RTO Serie interessieren. Für den 
Preis der K17 Option könnte ich nämlich z.B. anstatt des RTEs mit 500Mhz 
auch ein RTO mit 600MHz beschaffen. Die Eingangsstufen scheinen hier 
noch einmal verbessert worden zu sein (geringeres RMS) Rauschen, wobei 
die Eingangsstufe 500uV/div weggefallen zu sein scheint und in der 
Option K17 softwareseitig nachgebildet wird. Die bei der Option K17 
angegebenen Auflösungen würden vermuten lassen, das eine solche 
Nachbildung auch für noch kleinere Amplituden Sinn machen würden, also 
z.B. bei berechneten 16Bit Auflösung auch noch für 100uV/div - oder sind 
die tatsächlichen Resultate in der Einstellung (10kHz-30MHz) weit von 
den 16bit entfernt?
Es scheint auch die Option K17 bei der RTO Serie besser zu 
funktionieren, da die Abtastrate doppelt so hoch ist. Trifft dieses auch 
auf den high resolution modus zu?

Vielen Dank für eure Hilfe

von Johannes M. (Gast)


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So habe jetzt versucht am Beispiel RTO1004 nachzurechnen.

Annahmen:
- Eingang auf 1mv/div an 50 Ohm eingestellt
- Peak to peak Signal weißt 10div auf (aus Angaben zum Triggersystem 
hergeleitet) -> Sinus mit +-5mV
- Nur weißes Rauschen, keine anderen Effekte

SNR ergibt sich dann zu 20 * log10((sqrt(2) * 5mV) / 0.08mV) = 38,9dB.

Dies entspricht mit ENOB = (SNR - 1.76dB) / 6.02dB = 6.17 Bit.

Der Gewinn durch Überabtastung berechnet sich zu n = log4( 5GSamples / 
200 MSamples) = 2,32 Bit.

Das Messystem kann durch Überabtastung also im besten Fall 8,49 Bit 
auflösen.


Bei identischem Rechenweg für die Eingangseinstellung 1V/div (entspricht 
13.7mV RMS Noise) ergibt sich ein SNR von 11.12 dB, d.h. der Wandler ist 
das limitierende Element. Unter der Annahme das der AD-Wandler 8bit ENOB 
schafft würde sich dann durch Überabtastung maximal 10,32 Bit Auflösung 
ergeben. Wenn mann weiterhin vermutet, das die Datenblattangabe zur 
Option K17 mit 5GSamples nicht stimmt (Vermutlich Wunschdenken), sondern 
durch Interleaving mit 20GHz abgetastet würde ergäben sich 11,32 Bit 
Maximalauflösung.

Die Angaben im Datenblatt für die option K17 z.B. 13 Bit bei 100MHz 
Signalbandbreite wären demnach nur als arithmetische Auflösung zu 
verstehen.

Oder habe ich in der Berechnung noch einen Fehler? Muss ich eventuell 
die Reduktion der Rauschbandbreite am Eingang noch berücksichigen, da 
nur 100MHz Bandbreite erfasst werden soll?

von Ralph B. (rberres)


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Rechne doch mal nach was an einen reinen 50 Ohm Widerstand für ein 
Rauschen bei 500MHz Bandbreite und 293°Kelvin nach Bolzmann entsteht.

Dieses Rauschen hast du immer am Eingang anliegen. Egal wieviel Bit 
Auflösung dein AD-Wandler hat.


Rechne diesen Rauschpegel jetzt in Bezug auf deine 1mV/dev, die du 
eingestellt hast. Dann bekommst du den Störabstand wenn der Oszillograf 
eine Rauschzahl von Null hätte, also nichts selbst zum Rauschen 
beitragen würde. Diesen Störabstand kannst du jetzt in die Anzahl von 
nutzbaren Bits umrechnen. ( pro 6db etwa 1Bit ).

Wenn du einen größeren Rauschabstand haben willst, musst du mitteln oder 
die Bandbreite verringern.

Ich meine zaubern können die bei Rohde&Schwarz auch nicht. Für die 
gelten die physikalische Gesetze auch.

Ich meine das bei 500MHz Bandbreite und 50 Ohm Eingangswiderstand eine 
Eingangsempfindlichkeit von 1mV/ div ziemlich sinnlos ist.

Schon bei 100MHz Bandbreite sieht man das Rauschen schon merklich bei 
der Empfindlichkeit.

Ralph Berres

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ralph B. schrieb:
> 50 Ohm Widerstand für ein
> Rauschen bei 500MHz Bandbreite

Ca. 20 uVeff (knapp 1 nV/sqr(Hz)). Faktor 50 unter einem Skalenteil bei 
1 mV/Div. Die Spitzenwerte sind natürlich wesentlich größer. Wenn das 
Signal mit 10 Bit Quantisierung nicht weit über dem 1000-fachen liegt, 
ist eine saubere Auswertung theoretisch schon nicht mehr möglich.

Was bedeutet den "Bandbreite 100 MHz"? Symbolrate? Bandbreite des 
Übertragungskanals? Abtastrate des Oszis?

Aber ich bezweifele, dass die Vorverstärker bei R&S so rauscharm sind, 
wie ein 50 Ohm-Widerstand. Bei meinem Hameg (steht ja jetzt auch R&S 
drauf) wird die Verstärkung unter 10 mV/Div vergrößert. Ist bei dem R&S 
zumindest bei 500 uV/Div ja auch der Fall.

Aber bei alles Berechnerei: Bei meinem Oszi gibt es eine Menge 
Einstellungen, die das Rauschen beeinflussen. High Resolution, max. 
Frame Rate und mehr, deren Auswirkung gar nicht so offensichtlich sind.

Man sollte sich vielleicht nicht wundern, dass die R&S-Vertriebsleute 
nicht in der Lage sind, Fragen, die derartig in's Eingemachte gehen, zu 
beantworten. Aber sie sollten in der Lage sein, ein Testgerät zur 
Verfügung zu stellen. Damit sollten sich alle Fragen nicht nur 
theoretisch, sondern auch praktisch vor dem Kauf lösen lassen.

von Jochen F. (jamesy)


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Uwe B. schrieb:
> Ralph B. schrieb:
>> 50 Ohm Widerstand für ein
>> Rauschen bei 500MHz Bandbreite
 Bei meinem Hameg (steht ja jetzt auch R&S
> drauf) wird die Verstärkung unter 10 mV/Div vergrößert. Ist bei dem R&S
> zumindest bei 500 uV/Div ja auch der Fall.
>

Der obige Satz gilt mMn nur für die "kleinen" Hameg bis 200 MHz. Die 
aktuellen "großen" Hameg und auch die RTM-Serie von R&S haben einen IC 
drin, der von R&S stammt. Dieser ermöglicht 1 mV/Div bei 500 MHz, also 
der vollen Bandbreite. Soooo sehr viel mehr Grundrauschen als bei 
anderen Stellungen haben die Geräte nicht.

Zum Widerstandsrauschen noch eines: Exakt wie bei einem Empfänger kann 
man die Rauschzahl des Eingangskanals angeben (je nach V/Div), dies 
machen die Hersteller aber in der Regel nicht. Hinzu kommt ja auch noch 
das Rauschen bzw. der Quantisierungsfehler des ADC.

Jochen

von Ralph B. (rberres)


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Ich habe mal nachgeschaut.

U= SQR 4*1,38exp-23*50*500exp6*293 =20uVeff.

1mV/dev = 8mVss auf den ganzen Bildschirm entspricht 2,8mVeff bezogen 
auf den ganzen Bildschirm.

entspricht also ein Verhältnis zwischen 2,8mV/20uV =140. Das sind bei 
einen  8Bit Wandler etwa 2 Digit.

Also 7bit Auflösung.

Wie man daraus 16 bit machen will erschließt sich mir nicht ganz.

Es sei denn man mittelt das Rauschen durch Mehrfachabtastung aus.

Ich lasse mich gerne des besseren belehren.

Ralph Berres

von Johannes M. (Gast)


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Danke für eure Beiträge. Ich glaube das Thema nun auch besser zu 
verstehen. Die Datenblattangaben zur Option K17 bezieht sich auf die 
Genauigkeit der Rechnung. D.h. Bei einer Verdoppelung der Abtastrate 
(entspricht einer Mittelung über zwei Werte) verdoppelt sich sich auch 
der Wertebereich und damit die rechnerische Auflösung um 1 Bit.

Die tatsächlich erreichbaren Werte ergeben sich erstens aus dem Einfluss 
von Eingangsverstärker und ADC (in meinem obigen Beispiel 6.17 Bit) und 
zweitens aus dem Gewinn durch Überabtastung (Eine Überabtastung mit dem 
Faktor zwei kann maximal 0.5 Bit Gewinn bezüglich der 
Amplitudenauflösung bewirken).

Die tatsächlichen Werte werde ich hoffentlich diese Woche an einem 
Vorführgerät ermitteln können, ebenso wie den Unterschied zwischen 
Option K17 und dem Hi-Resolution Modus.

Vielen Dank

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