Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Multiplizierer Offsetspannung am Ausgang


von Multi92 (Gast)


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Hallo zusammen,

ich nutze einen AD734 Multiplizierer. Mein Problem ist die 
Offsetspannung am Ausgang dieses Bauteiles.

Trotz kurzgeschlossener Eingänge liegt eine temperaturabhängige 
Ausgangsspannung von ca. - 5 mV an. Diese Spannung sorgt im Betrieb zu 
einem relativ hohen Fehler (Ausgangssignalhöhe max. 1 V). Die 
Eingangspegel sind richtig bemessen und können u.U. bis zu 10 V 
betragen.

Ich nutze die Basisschaltung nach "Figure 24" des Datenblattes. Z2 liegt 
auf Masse.

Hat jemand eine Empfehlung für mich, wie ich die Ausgangsspannung 
(Eingänge kurzgeschlossen) runter bekommen kann, bzw. die starke 
Temperaturabhängigkeit reduzieren kann?

Danke und Grüße

von Harald W. (wilhelms)


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Multi92 schrieb:

> Trotz kurzgeschlossener Eingänge liegt eine temperaturabhängige
> Ausgangsspannung von ca. - 5 mV an.

Das ist ein Grundproblem aller analogen Multiplizierer. Deshalb
werden die heutzutager auch kaum noch verwendet.

> Hat jemand eine Empfehlung für mich, wie ich die Ausgangsspannung
> (Eingänge kurzgeschlossen) runter bekommen kann,

Du könntest versuchen, aus mehreren ICs das Beste rauszusuchen.
Einen stabilen Offset kann man natürlich mit einem Addierer
am Eingang rauskompensieren (so wie bei jedem OPV).

von Multi92 (Gast)


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Hört sich kniffelig an.

Aussortieren ist leider nur schwer möglich, oder bietet AD das 
vielleicht sogar an?
Ich hab eine SPS zur Verfügung, so kann ich den fehlerhaften Wert 
einfach rausrechnen...leider nur vor dem Betrieb... Also ist die 
Konsequenz, die IC Temperatur konstant zu steuern und der Offset sollte 
auch konstant bleiben. Jemand eine Idee ob es für kleine Boxen solche 
Klimagerät gibt?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Multi92 schrieb:
> Jemand eine Idee ob es für kleine Boxen solche
> Klimagerät gibt?

Transistor, NTC und ein Op-Amp als kleine Heizung. Alles zusammen mit 
den Chips auf ein Blech (quasi Heizkörper). Man kann sogar den NTC 
sparen, weil man über Ube vom Transistor die Temperatur messen kann. 
Macht die Schaltung allerdings aufwendiger (oder auch nicht, etwa wenn 
man einen Mikrocontroller dafür benutzt).

von Paul B. (paul_baumann)


Angehängte Dateien:

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Multi92 schrieb:
> Hat jemand eine Empfehlung für mich, wie ich die Ausgangsspannung
> (Eingänge kurzgeschlossen) runter bekommen kann, bzw. die starke
> Temperaturabhängigkeit reduzieren kann?

Starke Temperaturabhängigkeit? Übertreibe nicht...
Ich habe einen Auszug aus dem Datenblatt angehangen, so stark sieht mir 
die Abhängigkeit nicht aus, wenn Du nicht mit dem Ding zwischen Kühlhaus 
und Armaturenbrett vom Auto hin und her rennst. Das Bisschen kannst Du 
doch herausrechnen lassen.
;-)
MfG Paul

von Calc (Gast)


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Das IC war vor 25 Jahren ein Teil meiner Abschlussarbeit, aber ohne den 
Rest der Schaltung, ohne Schaltplan einen Tip geben? Denk mal darüber 
nach!

von Multi92 (Gast)


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So richtig habe ich das auch nicht verstanden. Selbst wenn am Eingang 
die paar mv anliegen, müsste durch die chip bedingte dividierung durch 
10 der Offset sehr sehr gering sein, allerdings beträgt er je nach IC 
bis zu 5 mV.
Meine Test sind ja auch bei ca. 25 Grad, wo kein großes Problem 
vorliegen sollte...auch wenn sich das IC schon etwas im Betrieb erwärmt.

Ich verstehe auch nicht, warum niemals auf die relevante Offsetspannung 
am Ausgang im Datenblatt eingegangen wird.

von Christian L. (cyan)


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Multi92 schrieb:
> So richtig habe ich das auch nicht verstanden. Selbst wenn am Eingang
> die paar mv anliegen, müsste durch die chip bedingte dividierung durch
> 10 der Offset sehr sehr gering sein, allerdings beträgt er je nach IC
> bis zu 5 mV.

> Ich verstehe auch nicht, warum niemals auf die relevante Offsetspannung
> am Ausgang im Datenblatt eingegangen wird.

Wie ist dein Z-Eingang beschaltet? Du hast schon gesehen, dass der 
Z-Eingang, welcher sich direkt auf den Ausgang auswirkt, einen Offset 
von bis zu 20mV bei Raumtemperatur hat?

von Multi92 (Gast)


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Bei RT (ca. 25 Grad) ist der Offset ca. 0 mv. Wie kommst du auf die 20 
mv?

Ich habe beschaltet wie Figure 24. Z2 liegt auf Masse. Masse ist das 
Bezugspotenzial der beiden Eingänge und des Ausgangs ist Masse. Eine der 
Z Eingänge ist wie im Datenblatt beschrieben gekoppelt mit dem Ausgang.

von Christian L. (cyan)


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Multi92 schrieb:
> Bei RT (ca. 25 Grad) ist der Offset ca. 0 mv. Wie kommst du auf die 20
> mv?

Steht so im Datenblatt auf Seite 3. Auch der Z-Eingang hat halt einen 
Offset. Deine Werte liegen ebenfalls vollständig im zu erwartenden 
Bereich.

von Multi92 (Gast)


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Das ist von Tmax bis Tmin. 125 Grad ist -50 mv und -55 Grad ist 20 mv. 
RT ist laut Diagramm relativ störungsfrei.

Oder irre ich mich? Bin gerade unterwegs und kann das Datenblatt nicht 
öffnen.

von Christian L. (cyan)


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Quatsch. Erstens bist du in der Zeile verrutscht. Über den gesamten 
Temperaturbereich sieht alles noch viel schlimmer aus. Bei 25°C kann der 
Offset des Z-Eingangs eben bis zu 20mV (je nach Typ) erreichen. Über den 
gesamten Temperaturbereich kann der Offset (je nach Typ) sogar bis zu 
90mV erreichen.

Zweitens kann man in der Regel nicht einfach sagen, dass Die maximalen 
Werte auch nur an den Endpunkten der Temperaturskala auftreten. In dem 
Fall hast du aber Glück und der Hersteller bietet ein paar nette 
Diagramme dazu. (die, die Paul hier schon zeigte)

Und trotzdem bleibt es dabei, dass dieser Offset sich 1:1 auf den 
Ausgang durch schlägt. Bei anderen Exemplaren kann es durchaus sein, 
dass du am Ausgang 20mV als Abweichung bekommst.

Vielleicht verrätst du ja, was du vor hast. Dann könnte man gucken, wie 
man das Problem umgehen kann. Evtl. durch einen anderen Multiplizierer 
oder eine externe Beschaltung.

von Multi92 (Gast)


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@Christian: Hast absolut recht, hab mich da verschaut.

So, ich habe einen Plan:

1.) Ich steige auf die B-Version des Multiplizierers um. Hat deutlich 
geringere Offsetwerte und ist noch bezahlbar.

2.) Zwar können die Eingangsgrößen 10 V erreichen, allerdings niemals 
zur gleichen Zeit. Eine direkte Multiplikation (ohne 1/10) kann niemals 
über 20 V betragen. Demnach mach ich über "Direct Denomination Control" 
die Dividierung auf den Wert 2. Hierdurch sollte der Offset am Z-Eingang 
nichtig (bzw. um den Faktor 5) werden.

3.) Den verbleibenden Offsetwert rechne ich durch die SPS raus und 
mögliche Temperaturschwankungen im Betrieb nehme ich als verkraftbaren 
Fehler hin.


Sieht jemand einen Denkfehler? Zwar erhöhe ich durch Schritt 2 auch die 
Offsets der Eingangsgrößen, allerdings steigt ja auch der Signalpegel, 
womit es zumindest bei den X,Y Eingängen auf das gleiche hinauslaufen 
sollte.

von Multi92 (Gast)


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Hallo zusammen,

wie bereits angesprochen, plane ich die Direct Denomination Control des 
IC's zu nutzen (Siehe S. 11-12 vom Datenblatt).

Vorgegeben sind 2 Schaltungen "Figure 22" und "Figure 23".

Erstmal meine Frage zu Figure 23:
Gehe ich recht der Annahme, dass das eingestellte Teilerverhältnis, 
stark von der Genauigkeit der Versorgungsspannung des IC's abhängt? Das 
bedeutet, selbst wenn man jede Platine mit Trimmer abgleichen würde, 
wäre eine Restungenauigkeit durch Temperaturdrifts der Widerstände und 
der Versorgungsspannung ein Problem?

Meine Frage zu Figure 22:
Da ich auf Trimmer verzichten möchte, würde ich gerne diese Schaltung 
nehmen. Mir schwebt ein Eigenbau einer Referenzspannungsquelle zu diesem 
Zweck vor. Mir sind auch die 0,7 V über dem Transistor egal, da ich dies 
per SPS rausrechnen kann (solang es konstant bleibt). Ich dachte an eine 
Reihenschaltung aus einem Widerstand und einer Leuchtdiode (oder 
Z-Diode). Wie schaut es hier mit dem Temperaturverhalten aus? Hat jemand 
Erfahrungen auf diesem Gebiet?

Danke! :-)

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Multi92 schrieb:
> 0,7 V über dem Transistor egal, da ich dies
> per SPS rausrechnen kann (solang es konstant bleibt)

-2 mV / K

Multi92 schrieb:
> Leuchtdiode (oder
> Z-Diode). Wie schaut es hier mit dem Temperaturverhalten aus?

Kommt auf die Spannung an. Z-Dioden haben für <6 V so -4 mV / K (weniger 
werdend zu höheren Spannungen). Bei über 7 V hast du dann einen immer 
stärker werdenden positiven Tempco. Bei 6.2 V hast du eine Nullstelle im 
stromabhängigen Tempco.

Kleine LEDs haben Tempcos im Bereich -3 bis -5 mV / K, ähnlich wie 
zwei Si-Dioden in Reihe.

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Offsetspannungen von Operationsverstärkern sind am geringsten, wenn 
beide Eingänge gleiche Widerstände sehen. Dann sind die Eingangsströme 
gleich. Der AD734 hat auch differentielle Eingänge, da dürfte dasselbe 
gelten. Also den unbenutzten Eingang nicht direkt auf GND legen, sondern 
ein R in Serie schalten.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Duerfen wir noch wissen, was das Ganze soll ? Allenfalls ergibt sich 
eine bessere Loesung.

von Peter D. (peda)


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Multiplizierer setze ich schon ewig nicht mehr ein, das macht alles die 
Firmware.

Man könnte einen MC mit internem ADC nehmen und das Produkt über einen 
DAC oder PWM analog ausgeben.
Z.B. je nach Anforderung, ATtiny24 (10Bit-ADC) oder C8052F350 
(24Bit-ADC).

: Bearbeitet durch User
von Multi92 (Gast)


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Danke für die Infos.

@Christoph Kessler
Interessant, der Hinweis ist mir neu. Ich werde das mal ausprobieren. 
Aber warum weißt dann AD im Datenblatt auf sowas nicht hin?

@jetztnicht
Ich bilde einfach P(t) = "U(t)"x"I(t)". Das Signal hat Spektralanteile 
zwischen 1 kHz - 500 kHz. U.u. wäre die Sache digital ("DSO" bzw. mit 
FPGA's) einfach zu lösen gewesen, aber da war mir die Offsetproblematik 
noch nicht bekannt und nun bin ich zuweit für einen Richtungswechsel. 
Bis auf die paar mv klappt ja auch alles prima...

von Pandur S. (jetztnicht)


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Und weshalb sind die paar milliVolt wichtig ? Eine Regelung ? Eine 
Anzeige ?

von Multi92 (Gast)


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Ich hole mir nach dem Multiplizierer den Mittelwert und die Spitzenwert. 
Bei der Spitzenleistung ist das Problem nahezu irrelevant, da P(t) 
starke Peaks hat. Bei der mittleren Leistung ist das Problem dafür sehr 
relevant, die Schaltung muss leider auf die hohen Peaks (der 
Eingangsgrößen) ausgelegt werden und hat am Ende einen sehr geringen 
Mittelwert, wo der Offset zu einem Fehler von 5 - 10 % (je nach IC 
unterschiedlich) führt.

Die Eingänge sind bereits auf die maximalen Eingangsgrößen 
dimensioniert. Allerdings sind diese Maximalwerte nie zur gleichen Zeit, 
wodurch die Idee mit der Teileranpassung kam. Ich kenne die maximalen 
Spitzenleistungen und kann demnach, zumindest durch diesen Schritt 
Offsetfehler vom Z-Eingang reduzieren. Eine Idee mit elektrischen 
Filtern zu arbeiten habe ich nicht, ich wüsste nicht, wie ich diesen 
DC-Offset rausbekomme, ohne das Ausgangssignal zu beschneiden.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Es gibt von Analog Inc ein Handbuch ("Handbook of non-linear circuits" 
oder so), da wurde m.E. ein temperaturkompensierter nichtlinearer 
"Spannungsteiler" beschrieben (strukturell ähnlich eines Sine-Shaper 
Netzwerks).

Ansonsten könnte man auch ganz klassisch analog Logarithmierer für die 
Eingangsgröße(n) verwenden. Viel Spaß beim Transistoren nach Tempco 
selektieren ... ;)


Ich denke, dass es zu diesem Punkt Sinn ergibt, den bisherigen Ansatz zu 
verwerfen und es nochmal digital zu machen ; es hat schon triftige 
Gründe (alle auf die du jetzt gestoßen bist, und ein paar mehr), dass 
praktisch jeder Power Analyzer (dessen eine Teilfunktion du hier 
implementierst) der letzten paar (~4) Jahrzehnte komplett digital 
arbeitet.

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Oder man arbeitet jetzt viel mit Charakterisation (der Tempcos) [oder 
Temperaturregelung] und/oder automatischer Kalibrierung bzgl des DC 
Offsets. Das wäre evtl. ein Mittelweg. Durch letzteres hätte man 
natürlich öfter mal Totzeiten in der Erfassung.

: Bearbeitet durch User
von Multi92 (Gast)


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@Marian B.:
Also meine Schaltung sieht RT von 10 - 35 °C.

Das bedeutet für die Transistoren 50 mV T-Drift. Bei 0,7 V ist das 
Prozentual extrem viel... Ist das auch der Grund, weshalb bei Figure 23 
der Transistor Qr noch Bestandteil der Schaltung ist?

Kann ich vielleicht etwas mit ER anfangen? Die Spannung wird zwar mit 
einer Toleranz von +- 10 % angegeben (S. 11), sollte aber doch 
Temperaturstabil konstant bleiben?! Oder ist die erst nach "TC" 
konstant?

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