Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensator testen


von Adrian E. (ahsd)


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Hi,

ich versuche gerade die Elkos aus einem defekten Schaltnetzteil zu 
testen. Habe sie ausgelötet. Wenn ich die Kapazität mit meinem Uni-T 
Multimeter messe, sind sie alle innerhalb ihrer Toleranz. Heißt das sie 
sind OK, oder ist das kein ausreichender Test?

Gruß!

von Dario B. (abcd)


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kommt auf die messung drauf an ;-)

kaputte elkos erkennt man i.d.R. daran, dass oben die metallabdeckung 
mindestens aufgebläht, wenn nciht sogar aufgeplatzt ist. wenn die 
abdeckung eben ist, idt das ein indiz dafür, dass die elkos i.O. sind.

wenn deine messung ergibt, dass die innerhalb der toleranz sind, und der 
bleckdeckel nicht gewölbt ist, dann werden die ok sein.

von Adrian E. (ahsd)


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Danke.

Dass sich sehr kaputte Elkos wölbe war mir klar. Das tut hier keiner. 
Ich war mir aber nicht sicher, ob auch ein schleichender Defekt ohne 
erkennbare Wölbung vorkommen kann.

Dann ist wohl - leider - etwas anderes defekt. ich wälze mich schon 
durch eine englische Seite zum thema SMPS Reparatur...

Gruß!

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Adrian E. schrieb:
> oder ist das kein ausreichender Test?

--> Kein ausreichender Test.

Dario B. schrieb:
> wenn die
> abdeckung eben ist, idt das ein indiz dafür, dass die elkos i.O. sind.
>
> wenn deine messung ergibt, dass die innerhalb der toleranz sind, und der
> bleckdeckel nicht gewölbt ist, dann werden die ok sein.

Quatsch!

Gerade in einem SNT sollte man den ESR der Kondensatoren messen.

von oszi40 (Gast)


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Adrian E. schrieb:
> Heißt das sie ok sind?

Dario B. schrieb:
> Blechdeckel nicht gewölbt ist, dann werden die ok sein

Nicht jeder gut aussehende 85-Grad-Elko muß überall geeignet sein.
Kapazität sollte vorhanden sein und Low ESR bei Schaltnetzteilen.
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0810091.htm

von Mark S. (voltwide)


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Magnus M. schrieb:
> Gerade in einem SNT sollte man den ESR der Kondensatoren messen.

Schon richtig, nur woher weiß der nicht-Fachmann, wie die richtigen 
Werte aus zu sehen haben?

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Mark S. schrieb:
> Schon richtig, nur woher weiß der nicht-Fachmann, wie die richtigen
> Werte aus zu sehen haben?

Er wendet sich mit den gemessenen Werten und den sonstigen Angaben 
(Kapazität, Nennspannung, Temperaturfestigkeit) an die Fachmänner. Nur 
leider scheitert es hier bereits am nötigen Messequipment.

: Bearbeitet durch User
von Dario B. (abcd)


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> Er wendet sich mit den gemessenen Werten und den sonstigen Angaben
> (Kapazität, Nennspannung, Temperaturfestigkeit) an die Fachmänner. Nur
> leider scheitert es hier bereits am nötigen Messequipment.

daher meine aussage: wenn blechdeckel nicht gewölbt, und messung sagt, 
dass kapazität i.o ist, fehler erstmal woanders suchen, wenn die 
lötstelle nicht kalt ist -> esr.....

von Adrian E. (ahsd)


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Was haltet ihr von folgenden zwei Möglichkeiten?

- DIY Curve Tracer (Wenn man nicht mit Netzspannung hantieren möchte, 
könnte man das statt dem Trafo doch auch auf einem Signal Generator 
basieren, oder?)
http://solorb.com/elect/testcirc/octopus1/

- Billig ESR-Meter
http://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R40&_trksid=p2050601.m570.l1313.TR0.TRC0.H0.Xesr+meter.TRS0&_nkw=esr+meter&_sacat=0

von Philipp (Gast)


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Was hast Du denn an Geräten da? Vielleicht lässt sich damit ja schon 
etwas anfangen. Hast Du denn einen Generator da?

von Adrian E. (ahsd)


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Ich habe ein Rigol 100Mhz Oszi und einen 1 MHz Funktionsgenerator. Ich 
hatte im Netz schon mal eine Testschaltung aus beiden gesehen für 
Kondensatoren, das war mir aber damals zu aufwändig.

PS: Ich gucke mir das hier gerade an
http://literature.cdn.keysight.com/litweb/pdf/5990-8366EN.pdf

: Bearbeitet durch User
von Philipp (Gast)


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Du könntest den zu testenden Kondensator mit einem Reihenwiderstand an 
den Generator hängen. Dann misst du mit dem Scope Spannung und Strom 
(mittels des Widerstands). Das Ganze natürlich entsprechend gebiased für 
den Elko. Dann drehst du die Frequenz so weit hoch (vielleicht so 
100kHz), dass der Blindwiderstand des Elkos vernachlässigbar sein 
sollte. Das was Du dann misst ist der ESR.

PS: nicht vergessen, dass die Scope Kanäle nicht galvanisch getrennt 
sind.

von unangemeldeter Rumspammer (Gast)


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Adrian E. schrieb:
> Wenn ich die Kapazität mit meinem Uni-T
> Multimeter messe, sind sie alle innerhalb ihrer Toleranz. Heißt das sie
> sind OK, oder ist das kein ausreichender Test?

Das ist ein kleines Dilemma:
es heißt genau das, was Du gemessen hast, nämlich daß die 
Kapazitätswerte (noch) stimmen. So weit, so gut.

Es macht aber leider keine Aussage über diesen schon mehrfach 
angesprochenen ESR. Der kann tatsächlich schon unangenehm in die Höhe 
gegangen sein. Das muß auch gar nicht besonders viel sein, die Netzteile 
und ihre Schutzschaltungen verübeln diese Abweichungen erfshrungsgemäß 
sehr unterschiedlich. Wenn Du Pech hast, hast Du einen Kandidaten, der 
etwas empfindlicher reagiert.

Adrian E. schrieb:
> Ich war mir aber nicht sicher, ob auch ein schleichender Defekt ohne
> erkennbare Wölbung vorkommen kann.

Diese Art von Defekt ist im Anfangsstadium sogar so gut wie immer 
schleichend. Erst im weiteren Verlauf beginnt dann das Gehäuse, sich zu 
verformen, und noch viel später platzt die Sollbruchstelle im Deckel.

Gelegentlich drückt es aber stattdessen auch das Gehäuse als Ganzes 
langsam in die Höhe bzw. der Elektrolyt tritt ganz langsam an der 
Lötseite aus dem Kondensator aus. In diesen Fällen sieht man von außen 
meist überhaupt keine Auiffälligkeiten (allerdings lässt die Kapazität 
dann irgendwann messbar nach).

Wir alle können also von hier aus nicht wirklich behaupten, ob die 
Kondensatoren in Ordung sind oder nicht. Beides ist möglich.

Vielleicht hilft es weiter, wenn Du ein paar weitere Informationen zu 
Deinem SNT gibst (Bezeichnung und Hersteller, Name der verbauten ICs, 
technische Parameter, usw.) Oft helfen auch ein paar scharfe(!) Bilder 
der Platine von beiden Seiten, auf denen man möglichst auch die Aufrucke 
der Bauteile bzw. der Platine lesen kann.

Adrian E. schrieb:
> - Billig ESR-Meter
> 
http://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R40&_trksid=p2050601.m570.l1313.TR0.TRC0.H0.Xesr+meter.TRS0&_nkw=esr+meter&_sacat=0

Ganz hervorragend. Du weißt aber schon, daß diese Geräte hier im Forum 
entstanden sind und sie die Chinesen jetzt lediglich preiswert weltweit 
unters Volk werfen? Die treibende Kraft ist Karl-Heinz Kübbeler:
Beitrag "Transistortester AVR"
https://www.mikrocontroller.net/articles/AVR_Transistortester

Hier der Vollständigkeit halber noch die Ur-Projektseiten von Markus 
Frejek:
Beitrag "Transistortester mit AVR"
https://www.mikrocontroller.net/articles/AVR-Transistortester

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Weitere "beliebte" Kandidaten in Schaltnetzteilen sind die sogenannten 
Anlaufwiderstände (meistens im Bereich von 100k...680k). Diese werden im 
Lauf der Zeit gerne mal "hochohmig" (noch hochohmiger als sie sowieso 
schon sind).

von Peter R. (pnu)


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Es ist natürlich Mode geworden, bei Netzteilen zuerst an die Elkos 
ranzugehn, aber eigentlich nur grundloses herumstochern.

Zuerst sollte man ansehen, was das defekte Netzteil (NT) (nicht) macht.
Startet es überhaupt nicht oder macht es periodisch Startversuche? Davon 
hat der threadersteller garnichts gesagt.

Wenn das NT nicht einmal Startversuche macht, sollte man sich erst 
einmal auf die Startvorrichtung konzentrieren ( hochohmiger Widerstand 
und Kondensator 10..100 µF am NT-IC) also an der (gefährlichen) 
Primärseite des NT. Die Elkos werden erst Thema, wenn Startversuche da 
sind, die misslingen.

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