Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Auslegen Tiefpassfilter


von Detlef S. (zeche1)


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Hallo,

ich Werte einen Stromsensor ACS758ECB-200U-PFF-T (DC) mit einen 12-Bit 
ADC Eingang vom Mikrocontroller (MBED NXP LPC1768) aus. Die Application 
des Stromsensors sieht einen Tiefpassfilter vor. Den möchte ich jetzt 
dimensionieren. Das geschriebene Programm auf dem Mikrocontroller liest 
alle 100ms den ADC-Eingang aus.

Also habe ich doch eine Abtastfrequenz von 10Hz und wähle fs/10, also 
1Hz.
Den Widerstand und Kondensator berechne ich nach fs=1/2*pi*R*C.

Kann ich das so machen?

Gruß Detlef

von Christian J. (Gast)


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Berechnung siehe hier:

http://www.electronicdeveloper.de/LL_FilterPassiv.aspx

Bei den kleinen Frequenzen sehe ich da allerdings wenig Sinn drin. Das 
kann man softwaremässig machen.

von Detlef S. (zeche1)


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Also wäre es sinnvoller softwareseitig eine Mittelwertbildung 
vorzunehmen.

von Detlef S. (zeche1)


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Aber macht es nicht trotzdem Sinn einen Tiefpassfilter zu verbauen. Um 
das Signal zu glätten?

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Christian J. schrieb:
> Bei den kleinen Frequenzen sehe ich da allerdings wenig Sinn drin. Das
> kann man softwaremässig machen.

Dass du da wenig Sinn drin siehst, kann ich mir durchaus vorstellen.
Nur: Wie willst du denn dann ein Signal des Sensors mit 10Hz, 20Hz, 
30Hz, ...
vom Gleichanteil unterscheiden?

Detlef S. schrieb:
> Kann ich das so machen?

Ja, das wuerde ich sogar sehr empfehlen, je nach dem Strom, der da 
gemessen werden soll, evtl. auch aufwendiger.

Gruss
WK

von Detlef S. (zeche1)


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Hi,

Entschuldigung das ich den Thread wieder eröffne. Doch ich habe noch 
eine Frage zu Dimensionierung von R und C und wollte dafür nicht extra 
einen neuen Thread aufmachen.

Ich habe gewählt:

R = 1000 Ohm, C = 33 uF

Demnach ergibt sich eine Grenzfrequenz von

fs = 4,82 Hz bei einer Abtastfrquenz von 10 Hz erfülle ich das 
Abtasttheorem.

Nur weiss ich nicht ob die Ladezeit des Kondensator ausreichend ist?

R * C = 0.033s (63,2%), demensprechend für 99,3% benötigt der 
Kondensator 0,155s.
Wenn ich jetzt die Funktion alle 0,1s aufrufe, wird der Kondensator nie 
vollgeladen sein?

Gruß Dennis

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Detlef S. schrieb:
> fs = 4,82 Hz bei einer Abtastfrquenz von 10 Hz erfülle ich das
> Abtasttheorem.

Nur wenn dein Filter ein idealer Tiefpass mit rechteckiger 
Uebertragungsfkt. waere. Es ist aber bloss ein popeliger RC-Tiefpass, 
der 10Hz nur mit gut 6dB daempfen wird. Also keineswegs vollstaendig 
sperren.

Gruss
WK

von Detlef S. (zeche1)


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Hi,

derguteweka schrieb:

>Es ist aber bloss ein popeliger RC-Tiefpass,
>der 10Hz nur mit gut 6dB daempfen wird. Also keineswegs vollstaendig
>sperren.

Bedeutet das jetzt für mich, dass die Grenzfrequenz niedrige als meine 
errechneten 4,82 Hz ausgelegt werden muss?

von Schweizer (Gast)


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Lohnt sich nicht am Filter zu sparen... Empfehle Sallen Key, Butterwort, 
4Hz

von Schweizer (Gast)


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>>Detlef Schwarz (zeche1)
>>Datum: 18.08.2015 16:27
>>Hi,

>>derguteweka schrieb:

>>>Es ist aber bloss ein popeliger RC-Tiefpass,
>>>der 10Hz nur mit gut 6dB daempfen wird. Also keineswegs vollstaendig
>>>sperren.

>>Bedeutet das jetzt für mich, dass die Grenzfrequenz niedrige als meine
>>errechneten 4,82 Hz ausgelegt werden muss?

Entweder das, oder besser ein Filter mit höherer Ordnung...

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Kommt halt drauf an, was du in deinem Eingangssignal an Frequenzen 
oberhalb 5Hz drinnenhast. Und was du an Alias-Stoerungen tolerieren 
kannst. Danach kannst du die Flankensteilheit deines Filters auslegen. 
Was fuer eine Geschmacksrichtung, ob Butterworth, Tscheby, Cauer, etc., 
wird erst danach interessant; dann kommts noch drauf an, was du an 
Phasensauereien zulassen kannst.

Gruss
WK

von Detlef S. (zeche1)


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Ich habe nur höchstens Grundkenntnisse
was die verschiedenen Filterarten betrifft.
Ich würde ganz gerne bei den Tiefpassfilter
1.Ordnung beleiben, weil es in der Application
vorgesehen ist.

Ich habe den Filter für ein Grenzfrequenz von
4,08 Hz jetzt ausgelegt.

Mit R=1000 Ohm, C=39 uF.

R * C = 0.039s (63,2%), demensprechend für 99,3% benötigt der
Kondensator 0,195s.

Bekomme ich dann nicht Probleme beim Laden des Kondensators, wenn
ich die Funktion alls 0,1s Aufruf.

Danke für deine Geduld.......

von Georg G. (df2au)


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Detlef S. schrieb:
> Bekomme ich dann nicht Probleme beim Laden des Kondensators, wenn
> ich die Funktion alls 0,1s Aufruf.

Nein, die Spannung am AD folgt immer langsam dem Eingangssignal. Du 
kannst nur schnelle Änderungen des Eingangssignals nicht sehen. Aber du 
solltest dir durchaus Gedanken über das von derguteweka angesprochene 
Problem mit Störfrequenzen machen.

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Detlef S. schrieb:
> Bekomme ich dann nicht Probleme beim Laden des Kondensators, wenn
> ich die Funktion alls 0,1s Aufruf.

Wenn du dir z.B. einen Spannungssprung von 0 auf ein paar V vorstellst, 
dann wird die Spannung nach dem RC-Tiefpass halt mit der ueblichen 
e-fkt. ansteigen. Ist halt so. Hast halt auch das Abtasttheorem verletzt 
(so ein Spannungssprung hat ja tuechtig Oberwellen drinnen).
Andererseits - so ein bandbegrenzter Spannungssprung sieht nun auch 
nicht elegant aus, eher viel welliger, als man denkt.
Ansonsten seh' ich erstmal keine grossen Probleme.

Gruss
WK

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ein passives LC-Filter berechnet man mit dem kostenlosen AADE-Programm:
http://www.aade.com/filter.htm

Für aktive Filter zum Beispiel Filter Pro von Texas Instruments - 
inzwischen veraltet aber noch downloadbar:
http://www.ti.com/lsds/ti/analog/webench/webench-filters.page
ganz unten, Registrierung erforderlich

von Lurchi (Gast)


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Bei der niedrigen Frequenz (z.B. 5 Hz) ist ein LC filter völlig Fehl am 
Platz.

Ob man noch groß analog filtern muss, hängt vom ADC ab. Bei einem Sigma 
Delta ADC braucht man keinen Antialiasing filter bei so niedriger 
Frequenz. Da reichen auch einige 10-100 kHz - da darf es dann ggf. auch 
wieder der LC Filter sein. Intern macht der Wandler da die Filterung 
digital.

Im Prinzip macht es aber wirklich Sinn, die Filterung auf Hard und 
Software zu verteilen: etwa in Hardware eine Grenzfrequenz von z.B. 10 
Hz - 100 Hz und dann den ADC einiges schneller Auslesen (z.B. 1 kHz, 
sofern das geht). Die Digitale Filterung kann z.B. eine deutlich bessere 
Unterdrückung von 50 Hz und 100 Hz Störungen erreichen, als es analog 
vertretbar ist. Selbst wenn der Software Filter nur eine einfacher 
Mittelwert ist, ist das sinnvoll. Der analoge Filter kann damit deutlich 
einfacher werden.

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Wie das Filter dann berechnet wird und mit welchen Bauteilen man das 
aufbaut, ist momentan noch voellig wumpe.
Jetzt wichtig ist: Was ist da fuer ein Signal zu erwarten. OK: 
Stromsensor. Aber was fliesst da fuer ein Strom durch? Macht doch etwas 
Unterschied, ob z.B. ein Heizwiderstand dranhaengt oder ein 
Universalmotor mit funkenspruehendem Collector oder ein Schaltwandler 
oder eine Teslaspule oderoderoder....

Gruss
WK

von Detlef S. (zeche1)


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Hi,

also der Stromsensor sitzt in der Plusleitung zwischen Akku und 
Fahrtenregler (RC-Modell) und misst einen max. Strom von 141 A.

Gruß Dennis

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Und wenns 141 GA (Gigaampere) waeren - dem Herrn Shannon waer's wurscht.
Was ihm aber nicht wurscht ist, ist wahrscheinlich, dass das ein Motor 
ist mit einem Kollektor, der vermutlich aus einer PWM gespeist wird. Da 
waeren die PWM Frequenz des Fahrtenreglers (Oder ist das noch so'n Ding 
mit Widerstandsdraht und einem Servo) und die Drehzahlen des Motors in 
Tateinheit mit der Anzahl von Kollektorlamellen geeignete Parameter, um 
mal zu gucken, bei welchen Frequenzen mit ausgepraegten Stoerungen zu 
rechnen ist. Eine Messung mit dem Oszilloskop koennte evtl. auch 
weiterhelfen. Da waere dann sogar die Extraoption FFT am Scope 
ausnahmsweise eine tolle Wurst.

Andererseits sind das halt viele komische Fragen. Man kann durchaus auch 
sagen: Weissich alles nicht, ist mir auch erstmal sh1cegal. Nur wenn 
dann bei den Messungen komische oder eigenartig schwankende Werte 
rauskommen, dann muss man halt wissen, wie der Hase laeuft.


Gruss
WK

von Detlef S. (zeche1)


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Hallo Leute,

vielen Dank für euere ganzen Anworten. Ich werde mir morgen das Signal 
mit dem Ozi. anschauen und ensprechend meinen Tiefpassfilter auslegen. 
Habe bis jetzt nur den Stromsensor mit dem Mikrocontroller ausgewertet 
ohne Tiefpassfilter. Die Schwankungen hielten sich im Rahmen.

Gruß Detlef

von Joe F. (easylife)


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Detlef S. schrieb:
> ohne Tiefpassfilter

Auch wenn dir die Werte momentan gefallen, ist es keine gute Idee.

Dies ist (nach "wozu brauche ich einen Abblockkondensator an einem IC, 
bei mir funktioniert es doch auch ohne") es der hier im Forum 
zweithäufigst vorkommende Irrtum, man könne den Tiefpass ja auch in 
Software machen und braucht ihn daher vor dem ADC nicht.

Der Irrtum liegt darin, dass man sich Störungen aus höheren 
Frequenzbereichen als Aliasfrequenzen in das Signal reinholt, die eben 
nicht mehr per Software rausgefiltert werden können.

Wenn du dir nicht sicher bist, wie tief du mit der Grenzfrequenz 
runtergehen kannst, ist es immer noch besser, einen Tiefpass mit zu 
hoher Grenzfrequenz zu benutzen, als gar keinen.
Du hast dann zwar Alias-Effekte von Frequenzen oberhalb deiner 
Samplingfrequenz, die wirken sich aber mit zunehmender Frequenz immer 
schwächer aus.

Daher: mache mindestens einen Tiefpass mit Grenzfrequenz 10 Hz vor den 
ADC.
R = 15K
C = 1uF

Bei 40 KHz hast du mit diesem einfachen Filter eine Dämpfung von ca. 
-72dB, das entspricht etwa dem untersten Bit deines 12-Bit Wandlers.

Alles oberhalb 3 KHz landet unterhalb des 4. Bits, usw.

Bringt also schon mal was.

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