Forum: Ausbildung, Studium & Beruf 'Labore' im Studium


von Markus (Gast)


Lesenswert?

Im Thread ""Workload" FH - Uni" hat jemand den durch Labore verursachten 
Aufwand beschrieben.

Ob Uni oder FH, um diese 'Laborversuche' kommt man anscheinend nicht 
drumherum und die Hochschulen sind unglaublich stolz darauf, drückt sich 
doch angeblich u.a. hierin die vielgepriesene Praxisnähe der deutschen 
Ingenieursausbildung aus.
So gab es an meiner Uni im Grundstudium drei Semester sog. 
Grundlagenlabore und im Hauptstudium waren vier Fachlabore zu 
absolvieren.

Nur kann ich die Euphorie über diese Labore nicht nachvollziehen, ich 
fand sie nämlich einfach nur schrecklich. Die Versuche mögen an sich 
ganz nett sein, ebenso die hinter den Laboren stehende Idee, Theorie und 
Praxis miteinander zu verknüpfen.
Aber das ganze ist ein unglaublicher Zeitfresser: Die Vorbereitung hat 
mich locker einen ganzen Tag gekostet, das Labor selbst dann nochmal 
einen weiteren Tag. Zum Schluß des Labortages möchte man das ganze nur 
noch irgendwie zu Ende bringen und irgendwelche Erklärungen seitens der 
Betreuer gehen links rein und rechts raus.

Habt Ihr damit bessere Erfahrungen gemacht ?

von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Bei uns an der FH waren das echt interessante Laborversuche. Von der 
Zeit auch nicht zu umfangreich.
Je nach Prof musste man danach eine kleine Versuchsbeschreibung machen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Habt Ihr damit bessere Erfahrungen gemacht ?

Ja, das ganze Leben ist ein unglaublicher Zeitfresser, schrecklich!

von As-I-Roved-Out (Gast)


Lesenswert?

Da gibt's, wie immer halt, große Qualitätsspannen.
- SPS Labor waren totale Basics aber super erklärt und lehrreich
- Physik Laborversuche waren total schwankend. Einige fand ich sehr 
interessant und man konnte auch was daraus mitnehmen, einige waren 
totaler Quatsch
- Elektrotechnik waren in den ersten Kursen viel zu einfach und dann 
sofortige Überforderung durch Dozentenwechsel mitten im Semester
- Programmieren gab es mehrere Laborgeschichten.
  OOP waren gut aber oft zu viel Begrifflichkeiten und zu wenig Coden
  C/C++ ziemlich identisch abgelaufen wie OOP
  Höhere Programmieraufgaben/Versuche waren dann meist gleich so heftig,
  dass 1 Tag Vorbereitung und 90 Minuten Abarbeitung nicht reichten.
  (Als Beispiel: Soll: 90 Min Vorbereitung, 90 Min Durchführung in 2er 
Team
                 IST: 3 Nachmittag Vorbereitung, ca 4 Stunden 
Durchführung
                      als Kooperation zwischen 3 Teams und damit die
                      schnellsten!)

- Die Laborversuche bei den Kollegen in Biologie und Chemie wurden
  meistens gelobt aber lagen zeitlich oft sehr unangenehm (6:15 Uhr
  Versuchsbeginn! - ja morgens!)

Laborversuche werden ja oft als Übungen genommen um das theoretische 
Wissen einzuhämmern allerdings ist das, was ein Labor auch sein sollte, 
ein Ort zum experimentieren, damit ausgeschalten. Zugriff auf die Labore 
außerhalb der geplanten Laborzeiten oft nicht möglich, teilweise gar 
nicht.

von tsaG (Gast)


Lesenswert?

Nun...bei mir gab es auch viele Laborversuche. Ich würde diese 
allerdings alles andere als überflüssig bezeichnen.

Es ist zwar richtig, viele Laborübungen sind echte Zeitfresser, sowohl 
was die Vorbereitung angeht als auch die Protokollanfertigung. Und ja, 
den ein oder anderen Versuch hätte man sich auch schenken können.

Was ich aber unheimlich wichtig fand, war der Erkenntnisgewinn, der sich 
dabei doch recht oft einstellte. Ab und an war da eine Aufgabe, die 
(zumindest im jeweiligen Semester), eine echte Kopfnuss war. Teilweise 
wird man durch die Vorbereitung brutal gezwungen, gewisse theoretische 
Grundlagen zu verstehen, wenn nicht wenigstens einer in der Gruppe das 
verstanden hat und den anderen erklären konnte war die Übung einfach 
nicht zu bestehen. War in dem Moment hart, aber dafür bei späteren 
Aufgaben/Fragen/Überlegungen später sehr hilfreich. Manche sind auch 
einfach nur interessant, im dritten Semester einen 15kW-Motor auf dem 
Motorprüfstand mal richtig auszufahren war schon toll. Und beim 
Programmieren (wir hatten insgesamt vier Vorlesungen, wo wir insgesamt 
drei Programmiersprachen gelernt haben, C, Java, Labview, Digitaltechnik 
wurde extra nochmal in einer eigenen Vorlesung behandelt) hatten wir 
einen klasse Prof, der zu den damals noch sehr abstrakt erscheinenden 
Konzepten geniale Aufgaben im Praktikum gestellt hat, anhand derer einem 
alles wunderbar klar geworden ist und verstanden werden konnte, von wem 
es verstanden werden wollte.


Außerdem kriegen so einige Studenten endlich mal ein Meßgerät/Netzteil 
in die Hände, die dieses Vergnügen vorher noch nicht hatten. Es gibt 
viel zu viele davon, die E-Technik oder sonst irgendein Ing-Fach 
studieren und vorher noch nie Interesse an der Thematik hatten und 
trotzdem mit Dipl-Ing-Titel aus dem Studium kommen (und danach bei 
Siemens oder so arbeiten...).

Elektrotechnik Bachelor, FH

von tsaG (Gast)


Lesenswert?

PS: Wer es aus dem Studium schafft und dem es gelang, sich durch 
T.E.A.M.-Arbeit um genug Labore zu drücken sollte m.M.n. hinterher etwas 
studieren mit dem er mehr Erfolg hat und seinen Titel nach Kräften 
geheim halten.

Ich persönlich kann Typen nicht leiden, die von den Früchten meiner 
Arbeit naschen ohne was dafür tun zu wollen und ich weiß, daß das auch 
genug andere so sehen. Ich hatte meine Laborübungen mit mehr oder 
weniger immer wieder denselben Leuten gemacht, und da hat man sich die 
Arbeit auch je nach Neigung etwas umverteilt, aber es hat jeder etwas 
beigetragen.

Wenn man aber mal an jemanden gerät, der absolut nicht mitzieht, dann 
lernt man auch sich diese Leute ganz schnell vom Hals zu schaffen. Und 
wie will man mitziehen, wenn man nix kann..?

von Guest (Gast)


Lesenswert?

Sehr problematisch ist auch die Gruppenaufteilung in den Laboren. Vor 
allem wenn versucht wird in jeder Gruppe jemand zu haben, der sich schon 
sehr auskennt, und sonst nur Leute die keine Ahnung haben. Das Artet oft 
so aus, dass die, die sich schwer tun und eigentlich viel dabei lernen 
würden demotiviert werden und das Labor dann abbrechen und am Ende die 
Hälfte aller Gruppen nurnoch aus einer Person bestehen, für die der 
Workload dann natürlich auch zu viel wird.

Auch die "sucht euch eure Gruppen selbst"-Labs sind dämlich wenn man 
niemanden kennt der das Lab genommen hat. Das kommt ja durchaus oft vor, 
gerade bei großen Jahrgängen.

Labor-Anmeldungen müssten unwiderruflich sein (damit man nicht nach dem 
halben Semester aussteigen kann) und die Gruppen müssen entweder 
zufällig gemischt werden oder in jeder Gruppe Leute mit gleicher 
Qualifizierung sein. Die Alternative sind natürlich Labore in 
Einzelarbeit.

Ansonsten ist auch die Verteilung suboptimal, man wählt sich 
verschiedene Labore aus und vergibt Prioritäten. Kurz vor beginn der 
Vorlesungszeit wird dann bekannt gemacht, für welche Labore man 
eingeteilt wurde. Das ist natürlich ganz toll, weil man praktisch keine 
Möglichkeit hat seinen Stundenplan festzulegen ohne dass sich alles 
überschneidet. Alles in allem sind die Labs oft eine echte Sauerei, zu 
viel Glückssache, geben zu wenige Credits und bringen wenig.

von Erepma (Gast)


Lesenswert?

tsaG schrieb:
> Außerdem kriegen so einige Studenten endlich mal ein Meßgerät/Netzteil
> in die Hände, die dieses Vergnügen vorher noch nicht hatten. Es gibt
> viel zu viele davon, die E-Technik oder sonst irgendein Ing-Fach
> studieren und vorher noch nie Interesse an der Thematik hatten und
> trotzdem mit Dipl-Ing-Titel aus dem Studium kommen (und danach bei
> Siemens oder so arbeiten...).

Kann mich dem nur anschließen. Bei uns waren damals >95% der Leute nicht 
in der Lage, die Kabel für eine Strommessung in die richtigen Buchsen am 
Multimeter zu stecken. Der Laborleiter hat das mit jedem Kurs am Anfang 
einmal probiert und eine kleine Statistik drüber geführt. Vor ein paar 
Jahren soll das noch besser gewesen sein...

von P. M. (o-o)


Lesenswert?

Ich finde diese Laborversuche auch recht sinnlos. Man kriegt 
normalerweise eigentlich alles vorgekaut und muss nur kleine Häppchen 
selbst meistern. "Praxiserfahrung" ist das nicht, die sammelt man erst 
in längeren Projekten, wo man selbständig Probleme lösen muss.

von dsdsf (Gast)


Lesenswert?

Ich fand die Labore nervig, weil man einfach so durch das 
Versuchsprotokoll rast um es zeitlich zu schaffen. Wenn man fachfremd 
ist dann ist schon das bedienen des Equipments nervig. Ich war zu jedem 
Labor theoretisch fit und habe das Protokoll durchgearbeitet aber am 
Ende saß ich immer völlig hilflos an den Geräten und habe an den Knöpfen 
rumgedreht.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

dsdsf schrieb:
> ....aber am
> Ende saß ich immer völlig hilflos an den Geräten und habe an den Knöpfen
> rumgedreht.

Im Vogtland sieht das so aus:

Owachd!
Dieser Raum is vull bis under die Deggn mit die dollsden und deierschden
elegdrischn und vullelegdronischn Abbarade. Stauna und glodzn derf 
jeder,
aber an die Gnepfler rumdriggn und umananderworschdln -des derfn blouß 
mir:
Die Eggsberrdn!

von Private Paula (Gast)


Lesenswert?

Bin ich nie hingegangen, habe lieber auf die Klausuren gelernt. Der 
Labormist ist wie der Name schon sagt in künstlicher Umgebung mit der 
Praxis hat das nicht viel zu tun und die Experimente kann man in jedem 
Buch nachlesen. Viele Profs sahen das genauso, stand aber halt so im 
Lehrplan und wurde durchgezogen, zum Glück war das freiwillig bis auf 
ein zwei Veranstaltungen. Programmierübungen hat man daheim besser in 
Ruhe gemacht, deshalb wurden die Zettel auch vorher schon rausgegeben 
und im 'Labor' wurde dann nur noch die Lösung erklärt, ein paar faule 
Deppen haben dort immer erst versucht die Aufgabne zu lösen, die sassen 
dann auch immer drin bis zum Ende und haben schnell den Anschluss 
verloren und sind durch die Prüfungen gerasselt, mehrfach.

Kurz: Ja es ist Zeitverschwendung, ausser man ist so ein Volldau der 
noch nie selber was in seiner Freizeit gebastelt hat und noch erklären 
muss wie ein Multimeter verwendet wird. Für solche Vollpfosten ist das 
genau das richtige.

von Werktätiger (Gast)


Lesenswert?

Das kommt ganz auf das Labor an. Ich hatte mal ein Ganztags freiwilliges 
Labor am Uni-Versuchsreaktor.
Oder beim DSP-Lehrstuhl das 30 SWS lange DSP-labor mit programmierung 
und ausmessen.
RDS selbst auscodieren und schauen wie sich Empfangsstörungen auswirken 
beim Parktikum fehlerkorrekturcodes auch eine spannende Sache.
Über Euro-Chip einen ASIC mit der Seminargruppe gebacken - das macht fir 
für den beruf als Entwickler.
Also in der ET gibt es schon tolle HW-labore, nach dem 
Grundlagenstudium.

Gruß,

von Werktätiger (Gast)


Lesenswert?

Paul B. schrieb:
> Im Vogtland sieht das so aus:

richtig ist ".. sah aus". Das ist inzwischen de-industralisiert und die 
"Eggsberrdn" sind nach München gegangen und schaffen dort als 
Senior-Developer. "Ostdeutsch" sprechen die auch nicht mehr, das können 
nur noch die Parteikader  die den Absprung im Kopf nicht geschafft 
haben.

Gruß,

von dupl (Gast)


Lesenswert?

Ich habe bei mir an der TU bisher drei Labore absolviert:

Das CAD Labor war Super, anfangs wurde man in die grundlegenden 
Funktionen eingewiesen, es gab kleine Aufgaben und Abgaben. Die zweite 
Hälfte des Semesters verbrachten wir mit einem Projekt, das bis 
Semesterende fertig sein musste. Auch die Aushwahlmöglichkeit zwischen 
NX, Catia und Creo fand ich Top. Dazu konnte man noch ein PLM Labor als 
Blockveranstaltung besuchen, das 5 Tage a 8 Stunden ging.

SAP Labor von drei Tagen, die Theorie anfangs war sehr sehr Happig. Die 
praktischen Übungen haben teilweise sehr viel Trial-and-Error 
beinhaltet.

Konstruktionslabor: Dieses Labor wird von mehreren Profs. 
zusammengestellt, dementsprechend gab es Unterschiede in der Qualität 
der einzelnen Aufgaben mit teilweise hohem Zeitaufwand. Manche Aufgaben 
waren unnötige Arbeitsbeschaffungsmaßnehmen mit uralter Technik, andere 
waren aufwändig + komplex, bspw. musste man in Excel!!! Techniken der 
numerischen Mathe anwenden zur Bestimmung von Werkstoffkennwerten. Bei 
>100.000 Messwerten und ewigem umrechnen hat man schon mal einen ganzen 
Tag gebraucht, bis das ganze einigermaßen lief...

von Peter (Gast)


Lesenswert?

Tja hättet Ihr Euch mal geschickt angestellt... Bei unseren Versuchen 
kammen natürlich ganz zufällig die selben Werte bis auf die 
Nachkommastelle wie in einem frühen Labor heraus. Den Bericht mitsammt 
den super aufwendigen Fehlerberechnungen ect. musste man dann nur noch 
abschreiben. ;)

von Basteling (Gast)


Lesenswert?

Bei uns gab es auch ein paar ganz Schlaue, die die Berichte 1:1 im Word 
kopiert haben. Der Anschiß vom Prof vor versammelter Runde war auch 
entsprechend. Das war aber auch die selbe Sorte Menschen - die Werte in 
vom Himmel gefallene Formeln einsetzte.
Einige Semester darauf - ich habe es nicht mehr selbst erlebt - wurde 
dann in einigen Laboren zu handschriftlichen Berichten zurückgekehrt 
(ca. 2006 !) - um es den Schummlern etwas schwerer zu machen.

Ich fand die Labore gut - und für viele nötig.
Wir hatten da einige scharfe Hunde als Professoren - die einen ausgiebig 
bezüglich der Vorbereitung "verhört" haben. "Haben se mal ein 
Schmierblatt..." war dann der Anfang. Wer nichts wusste wurde mit 
Widerholung im nächsten Semester bedroht oder beglückt.
Regelungstechnik fand ich ganz interessant.. , als Bastler und 
Messtechnikfreund waren andere Labore in vielen Dingen ein Heimspiel. 
Aber man konnte von den Profs. - oft schon ältere mit viel Industrie- 
und Entwicklungserfahrung - immer noch viel lernen.

Es wurde so zusätzlich zum Fachlichen auch das vernünftige Verfassen von 
technischen Berichten / Protokollen direkt ins Stammhirn eingeschliffen. 
Dazu auch noch entsprechende Genauigkeit. Sorgt dann für Struktur im 
späteren Berufsleben.

vg

von Daniel (Gast)


Lesenswert?

Meist sind diejenigen, welche die Laborübungen eigendlich nötig hätten, 
die gleichen, welche sie als unnötig beachten...

von Danilo (Gast)


Lesenswert?

Basteling schrieb:
> > Wir hatten da einige scharfe Hunde als Professoren - die einen ausgiebig 
bezüglich der Vorbereitung "verhört" haben. "Haben se mal ein
> Schmierblatt..." war dann der Anfang. Wer nichts wusste wurde mit
> Widerholung im nächsten Semester bedroht oder beglückt.>
> vg

Das kenne ich auch von der FH in Koelle.

Grundsätzlich war ein Praktikumsversuch aber auch eine ehemalige 
Diplomarbeit, die man kaum in 1 Tag vorbereiten konnte.

Im Hauptstudium war da z.T. jede Woche ein Termin. Finde ich zwar 
grundsätzlich gut aber in diesen Massen verstehst Du da auch kaum was 
und bist nur froh wenn es vorbei ist.

Das mit den Verhören habe ich so nicht verstanden von den Profs. 
Natürlich muss eine Vorbereitung gegeben sein, zum Rausschmeissen hat 
der aber immer noch die Fachprüfung gehabt! LOL

Da kann er doch noch genug aussieben.

von Dennis S. (eltio)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Die Versuche mögen an sich ganz nett sein, ebenso die hinter den Laboren
> stehende Idee, Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen.
Also findest du die Labore prinzipiell gut, aber...

> Die Vorbereitung hat mich locker einen ganzen Tag gekostet, das Labor
> selbst dann nochmal einen weiteren Tag.
...scheust es dich mit einem Thema auseinanderzusetzen, ....

> Zum Schluß des Labortages möchte man das ganze nur noch irgendwie
> zu Ende bringen
... bist unmotiviert und....

> und irgendwelche Erklärungen seitens der Betreuer gehen links rein und
> rechts raus.
... hast kein Interesse daran dich weiterzubilden. Das sind ja gute 
Vorraussetzungen für ein Studium.

> Habt Ihr damit bessere Erfahrungen gemacht ?
Größtenteil ja: Physiklabor war eher langweilig und der Prof. war ein 
alteingesessener "Drache". Elektoniklabor fand ich super weil viel Zeit 
zum Rumprobieren (und kaputtmachen...) gegeben wurde.

Gruß
Dennis

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Dennis S. schrieb:
> ...scheust es dich mit einem Thema auseinanderzusetzen, ....
> ... bist unmotiviert und....
> ... hast kein Interesse daran dich weiterzubilden. Das sind ja gute
> Vorraussetzungen für ein Studium.

Nein, ich sage nur, daß mir diese Form des Lernens nicht liegt und ich 
die Zeit lieber für andere Dinge des Studiums verwendet hätte. Genauso 
wie es Kommilitonen gab, die in keiner Vorlesung auftauchten und sich 
den Stoff anderweitig beibrachten.

von Jay (Gast)


Lesenswert?

Das erfolgreiche Absolvieren der Labore war bei uns Voraussetzung für 
die Zulassung zur den entsprechenden Prüfungen. Professoren oder 
Betreuer die Kommilitonen schon im Labor scheitern ließen hielten so den 
Aufwand für die Durchführung und Benotung der Prüfungen in Grenzen.

Der Ablauf bei Laboren war bei uns immer gleich:

Am Anfang des Semesters musste man sich Partner für Labore suchen (Zwei 
Mann Teams, ausgenommen Programmieren, da vier Mann) und mit Partner 
feste Labortermine registrieren.

Wer zu einem registrierten Termin unentschuldigt fehlte fiel durchs 
Labor.

Die Unterlagen zum jeweiligen Labortermin musste man sich rechtzeitig 
selbstständig und eigenverantwortlich besorgen, und sich anhand der 
Unterlagen vorbereiten.

Im Labor musste man nach Registrierung die Versuche wie vorgegeben 
durchführen. Wer rumhampelte, nicht vorbereitet war, Mist baute, zu spät 
kam oder dem Betreuer/Prof auf den Sack ging flog raus. Irgendwann 
mitten in der Durchführung wurde man zum Betreuer/Prof zitiert und 
musste die Vorbereitung vorzeigen. Die musste sauber, handschriftlich 
und nach vorgegebenen Regelungen für Zeichnungen, Formeln usw. 
ausgearbeitet sein. Dazu wurde man gegrillt ob man die Theorie 
verstanden hatte und wusste was man tat.

Am Ende des Labors musste man seine handschriftlichen Aufzeichnungen der 
Messreihen, Beobachtungen und Ergebnisse vorzeigen. Waren die plausibel 
wurden die abgestempelt. Waren sie Mist gab es keinen Stempel und man 
war durchgefallen.

Innerhalb einer Woche musste die handschriftliche Ausarbeitung des 
Labors mit den abgestempelten Unterlagen aus dem Labor eingereicht 
werden. Bekam man die Ausarbeitung mit einem Stempel zurück hatte man 
bestanden. Gab es keinen Stempel hatte man in seltenen Fällen nochmal 
die Gelegenheit die Ausarbeitung zu korrigieren.

Gegen das einfache Einreichen alter Ausarbeitungen schützte man sich 
unter Anderem dadurch das Bauteilewerte geändert wurden. Da griff zum 
Beispiel der Betreuer am Anfang eines Labors in eine Kiste mit 
Widerständen und setzte einen zufälligen Widerstand in eine Schaltung 
ein. Die cleveren Studenten notierten den Widerstandscode in ihren 
Aufzeichnungen, die Durchfaller vergaßen dass und kamen spätestens bei 
der Ausarbeitung in Schwierigkeiten.

Übrigens war das keine sogenannte Elite-Hochschule. Es war nur nicht 
dieser heutige Kindergarten, wo man die Studenten wie die lieben 
Kinderchen in der Krabbelgruppe behandelt. Entweder benahm man sich wie 
ein eigenverantwortlicher Erwachsener oder man flog raus.

von As-I-Roved-Out (Gast)


Lesenswert?

Was Jay (Gast) da schreibt kommt mir 100% bekannt vor!

Einzig die Sicherheitshinweise zum jeweiligen Versuch lagen jeweils 
bereit. Den Rest bitte selbst organisieren, teilweise war auch nur der 
Versuchsaufbau bekanntgegeben und man musste sich die zugehörigen 
Formeln selbst organisieren.

Die Idee mit der Kiste und zufälligem Hineingreifen ist so simple wie 
alt wie gut und macht auch richtig Spass!

@ Jay - den letzten Absatz hättest du dir sparen können, der senkt das 
Niveau des eigentlich guten Posts massivst ab, denn diese 
Verhaltensrichtlinien sind auch heute noch vorhanden. Sowohl Laborings. 
als auch Dozenten achten da immer wieder drauf und es gibt da auch 
aktuell an Hochschulen noch die "optionalen Aufgabenstellungen" für die, 
die sich danebenbenommen haben oder nicht vorbereitet erscheinen.

von Dennis S. (eltio)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Nein, ich sage nur, daß mir diese Form des Lernens nicht liegt und ich
> die Zeit lieber für andere Dinge des Studiums verwendet hätte. Genauso
> wie es Kommilitonen gab, die in keiner Vorlesung auftauchten und sich
> den Stoff anderweitig beibrachten.
Gesagt hast du gar nichts.. :-P Und geschrieben etwas Anderes..

Jay schrieb:
> Übrigens war das keine sogenannte Elite-Hochschule. Es war nur nicht
> dieser heutige Kindergarten, wo man die Studenten wie die lieben
> Kinderchen in der Krabbelgruppe behandelt. Entweder benahm man sich wie
> ein eigenverantwortlicher Erwachsener oder man flog raus.
War bei uns in der Regel genau so wie du es beschrieben hast. Vor zwei 
Jahren... auf einer Fachhochschule... dabei sollen die einen doch 
angeblich verhätscheln..

: Bearbeitet durch User
von Christian (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:

> Aber das ganze ist ein unglaublicher Zeitfresser: Die Vorbereitung hat
> mich locker einen ganzen Tag gekostet, das Labor selbst dann nochmal
> einen weiteren Tag. Zum Schluß des Labortages möchte man das ganze nur
> noch irgendwie zu Ende bringen und irgendwelche Erklärungen seitens der
> Betreuer gehen links rein und rechts raus.
>
> Habt Ihr damit bessere Erfahrungen gemacht ?

Ähm, jein. Natürlich kosten Labore Zeit. Und der Lerneffekt ist am 
größten, wenn man sich vorher ausführlichst mit der Materie beschäftigt, 
also kostet auch die Vorbereitung viel Zeit. Und in einigen Laboren muss 
man ja auch noch nachbereiten und Protokolle schreiben, was noch mal 
Zeit kostet. Diese Erfahrung kann ich also bestätigen.
Aber dass das alles nichts bringt und man das nur schnell zu Ende 
bringen möchte und weitergehende Erklärungen des Betreuers einen nur 
langweilen, kann ich gar nicht bestätigen.

Entweder Ihr hattet extrem schlechte Versuche oder Du warst mit der 
Materie inhaltlich überfordert, so dass sich kein Erkenntnisgewinn 
eingestellt hat.

Nur ist Dein Einwand mit der Zeit ja etwas fraglich, denn Sinn und Zweck 
eines Studiums ist es doch gerade, Zeit zu investieren, um etwas zu 
lernen.

von Christian (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:

> Nein, ich sage nur, daß mir diese Form des Lernens nicht liegt und ich
> die Zeit lieber für andere Dinge des Studiums verwendet hätte.

Da kann ich nur das oben gesagte wiederholen: Meist sind diejenigen, 
welche die Laborübungen eigentlich nötig hätten, die gleichen, welche 
sie als unnötig erachten...

Jeder Ingenieur sollte/muss in der Lage sein, Versuche nach einem 
vorgegebenen Schema selbst durchzuführen und zu verstehen. Nicht dass 
das die Aufgabe eines Ingenieures wäre, aber wer schon damit überfordert 
ist, ist es mit ingenieurmäßigem Arbeiten erst Recht.


> Genauso
> wie es Kommilitonen gab, die in keiner Vorlesung auftauchten und sich
> den Stoff anderweitig beibrachten.

Und wie willst Du Dir die Kenntnisse, die andere Stundenten in den 
Laboren bestehend aus Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung 
erlangen, anderweitig beibringen, wenn nicht mit einer 
Auseinandersetzung mit dem Thema? Genau diese lehntest Du ja ab aus 
Zeitgründen!?

Würde übertragen auf Vorlesungen bedeuten: "Ich mag keine Vorlesungen, 
weil das ist ja immer so zeitintensiv, den Stoff zu Hause durchzugehen"

Merkst selbst, dass Dein Vergleich hinkt, oder?

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Christian schrieb:
> so dass sich kein Erkenntnisgewinn eingestellt hat.
Andere mögen es anders sehen, für mich steht halt der Zeitaufwand in 
keinem Verhältnis zum Erkenntnisgewinn. So wahnsinnig dolle Sachen gab 
es auch wieder nicht zu entdecken, zumal bei verstandener Theorie das 
Ergebnis vorher schon feststeht.

> Jeder Ingenieur sollte/muss in der Lage sein, Versuche nach einem
> vorgegebenen Schema selbst durchzuführen und zu verstehen.
Die Labore im Hauptstudium habe ich zwei Semester lang betreut und die 
Studenten mit Testaten gepiesakt, meine Meinung über Labore hat das 
trotzdem nicht geändert. Als Betreuer ist es ganz nett, weil man 
Gelegenheit zum Kennenlernen der Studenten hat und hinterher weiß, wem 
man eine Studien-/Diplomarbeit anbieten könnte und wem besser nicht.

von Angiemerkel (Gast)


Lesenswert?

dupl schrieb:

> Konstruktionslabor: Dieses Labor wird von mehreren Profs.
> zusammengestellt, dementsprechend gab es Unterschiede in der Qualität
> der einzelnen Aufgaben mit teilweise hohem Zeitaufwand. Manche Aufgaben
> waren unnötige Arbeitsbeschaffungsmaßnehmen mit uralter Technik, andere
> waren aufwändig + komplex, bspw. musste man in Excel!!! Techniken der
> numerischen Mathe anwenden zur Bestimmung von Werkstoffkennwerten. Bei
>>100.000 Messwerten und ewigem umrechnen hat man schon mal einen ganzen
> Tag gebraucht, bis das ganze einigermaßen lief...

Wo studierst du?

von Mark L. (Gast)


Lesenswert?

Wie bei vielem im Studium ist das Fachliche bei Laboren nur ein Teil. 
Daneben gibt es das Vorgehen, das erlernt werden soll.

Zum grundsätzlichen Handwerkszeug eines Ingenieurs gehört es einen 
Versuch (oder nenn es Test, Testlauf, Simulation, Prüfung, Messung, 
Zertifizierung, (neumodisch) Spike, Experiment, Studie, ...) 
strukturiert zu planen, vorzubereiten, umzusetzen und zu dokumentieren. 
Ob es dabei um die Analyse von Affenscheiße oder die Bestimmung einer 
Übertragungsfunktion geht ist für diesen Teil des Lernens eigentlich 
egal.

Die Labore an den Hochschulen sind dabei vereinfachte Versionen dessen, 
was man in der Praxis-Hölle eventuell machen muss. Die Hochschule hält 
noch die schützende Hand über den auszubildenden Ingenieur, wobei die 
vorgegebenen Abläufe an der Hochschule oft an die Hochschulbürokratie 
und -ausstattung angepasst. Das macht es zum Teil etwas abstrus, aber 
he, wer mal in einem großen Konzern gearbeitet hat weiß dass es in der 
Praxis noch ganz andere Sachzwänge gibt.

Das die Ausbildung an den Hochschulen nicht immer gelingt sieht man auch 
in der Praxis. Schlampig durchgeführte, nicht dokumentierte, nicht 
nachvollziehbare, nicht wiederholbare Tests sind leider gar nicht so 
selten. Da hätte so manch ein Ingenieur als Student noch härter mit 
Laboren gequält werden müssen.

von stm32frickler (Gast)


Lesenswert?

Ich fand die Labore bei uns gut.
Die ersten 3 (GET+Physik) waren mit kurzem unbenotetem Test vor jedem 
Versuch (Umfang wie eine HÜ) und mündlicher Prüfung am Semesterende, die 
folgenden ~6 waren dann ohne verpflichtende Nachbereitung, da passt man 
eher im eigenen Interesse (Wissensgewinn) auf.

von proxyhatch (Gast)


Lesenswert?

Ich finde Labore sinnvoll. Je nach Anspruch bzw. der Neigung des 
Dozenten zu S&M sammelt der Student Erfahrungen mit

* Zeitmanagement und Termin-/Zeitdruck
* Schnelle Einarbeitung in komplexe Themen
* Prüfungssituationen, Fachgespräche
* Schriftliche Dokumentation
* Umgang mit Messgeräten/Werkzeug
* Durchführung von Experimenten nach Anleitung
* Fehlersuche, kritische Beurteilung des Experiments, Argumentation
* Umgang mit Dozenten, dem Laborpersonal ("Vorgesetzte") und 
Kommilitonen ("Mitarbeiter")
* Umgang mit Erfolg und Scheitern
* Teamwork, Konfliktmanagement

Unterm Strich also reine Zeitverschwendung? Jein. Nicht immer ist ein 
Lerneffekt da, weil die Labore an Hochschulen vom Inhalt, Organisation 
und der Ausstattung her sehr unterschiedlich sind. Da muss man auch 
bisschen Glück haben.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.