Forum: Haus & Smart Home Stromzählermodernisierung im Uralt-Haus


von Horst Müller (Gast)


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Mich würde mal interessieren, wie es ist, wenn der Stromzähler gegen 
einen dieser neumodischen "smarten" Modelle getauscht werden soll (laut 
Anbieter), wenn die Elektrik im Haus aber noch aus den 60ern stammt.
Im Prinzip ist da noch das volle Programm vorhanden, klassische Nullung, 
da kein Erdungskabel weit und breit, antiker Sicherungskasten mit 
Schmelzsicherungen, kein FI, etc.
Man "darf" ja eigentlich nichtmal eine Steckdose legen, ohne die 
Verkabelung von Grund auf neu zu machen. Ich kann mir nur schwer 
vorstellen, dass der Techniker da einfach einen neuen Zähler 
reinschrauben darf...

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Außer ein par Sicherheits- und Montagevorschriften hat sich 
elektrotechnisch seit den 60ern Nichts getan. Der Zähler zählt den 
Strom, egal wie alt die Leitungen und Steckdosen sind, durch den er 
fließt ... :-)

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang A. (Gast)


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Frank E. schrieb:
> Außer ein par Sicherheits- und Montagevorschriften hat sich
> elektrotechnisch seit den 60ern Nichts getan.

Dann guck mal, was passiert, wenn bei einem Gerät, dass in der Steckdose 
steckt, der Strom nicht über die Null sondern über PE zurückfließt, weil 
sich intern ein Kabel verabschiedet hat. Wie denkst du, wird ein FI 
darauf reagieren?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Welcher FI?

von user (Gast)


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Bestandsschutz der alten Anlage bleibst bestehen, auch dann, wenn Teile 
ausgetauscht werden.

von Joachim B. (jar)


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user schrieb:
> Bestandsschutz der alten Anlage bleibst bestehen, auch dann, wenn Teile
> ausgetauscht werden.

gegen was darf denn eine alte Steckdose ohne Schuko ausgetauscht werden? 
gegen wieder eine ohne Schuko, oder muss eine mit Schuko genommen werden 
und von N zum SL gebrückt werden?

Das mit dem Bestandschutz wusste ich, auch das einige alte Dosen zu 
Schuko mit Brücke ersetzt hatten, aber was ist Reparatur, was ist Neubau 
oder Erweiterung?

Wenn der Zähler getauscht wird ist es kritisch wenn der N plötzlich auf 
der falschen Seite liegt weil an irgendeiner Stelle im Haus jemand 
klassich genullt hat.

: Bearbeitet durch User
von TobinatorXXL (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> Wenn der Zähler getauscht wird ist es kritisch wenn der N plötzlich auf
> der falschen Seite liegt weil an irgendeiner Stelle im Haus jemand
> klassich genullt hat.

<sarcasm>
Natürlich... Logisch, dass die den Zähler tauschende Fachkraft nicht 
sicherstellt, dass Phasenfolge und N-Position unverändert bleiben, 
sondern diese nach Belieben mischt - es kommt ja nicht vor, dass z. B. 
Drehstrommotoren (Ja, auch in Privathaushalten!) vorhanden sind oder z. 
B. Durchlauferhitzer, die gerne mit den drei Außenleitern verbunden sein 
wollen und nicht nur mit zwei Außenleitern und dem Nullleiter.
</sarcasm>

Meine Güte - was ist nur in diesem Forum los? Liegt das an der Wärme, 
oder sind die Deutschen inzwischen tatsächlich komplett verbl*det?

Zur Sache: In der Theorie gab es so etwas wie Bestandsschutz nie, und 
in der Theorie müssen Anlagen bei Veränderungen, Erweiterungen etc. auf 
den Stand der Technik nachgerüstet werden.
In der Praxis denkt kein Aas daran, das komplette Haus neu zu 
verkabeln, nur weil eine weitere Steckdose im Wohnzimmer gesetzt werden 
soll. Sog. "Fachkräfte" (Elektroinstallateure etc.) sind hier meiner 
Erfahrung nach wesentlich schlimmer als der informierte/interessierte 
Laie (Heimwerker) (gilt übrigens überall - nicht umsonst heißt es ja 
"der Schuster trägt selbst die schlechtesten Schuhe" oder so).

Und gerade beim Zählertausch: Tatsächlich wird kein Zählertauscher 
deutschlandweit auf die Idee kommen, sich den Zustand der E-Anlage 
dahinter anzusehen - alter Zähler raus, neuer rein, nachgemessen, ob die 
Spannungen am Zählerausgang alle anliegen, fertig.

von Joachim B. (jar)


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TobinatorXXL schrieb:
> Und gerade beim Zählertausch: Tatsächlich wird kein Zählertauscher
> deutschlandweit auf die Idee kommen, sich den Zustand der E-Anlage
> dahinter anzusehen - alter Zähler raus, neuer rein, nachgemessen, ob die
> Spannungen am Zählerausgang alle anliegen, fertig.

dachte ich mir, aber die Frage hast nicht beantwortet trotz viel Text, 
die Anwort wissen wohl nur die Juristen und jeder anders :-)

TobinatorXXL schrieb:
> In der Theorie gab es so etwas wie Bestandsschutz nie, und
> in der Theorie müssen Anlagen bei Veränderungen,

eben drum

: Bearbeitet durch User
von tk (Gast)


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Rufus Τ. F. schrieb:
> Welcher FI?

Nur zur Info: Auch solche alten Anlagen kann man ohne neue Leitungen auf 
FI umrüsten. Wird zwar keiner Vorschrift gerecht, aber zumindest wird es 
in manchen Regionen praktiziert... Brücke der klassischen Nullung wird 
entfernt, PE hängt also in der Luft  und ein 10mA FI wird installiert. 
Vermutlich das kleinere Übel.

von Schreiber (Gast)


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tk schrieb:
> Nur zur Info: Auch solche alten Anlagen kann man ohne neue Leitungen auf
> FI umrüsten. Wird zwar keiner Vorschrift gerecht, aber zumindest wird es
> in manchen Regionen praktiziert... Brücke der klassischen Nullung wird
> entfernt, PE hängt also in der Luft  und ein 10mA FI wird installiert.
> Vermutlich das kleinere Übel.

FACHGERECHT wirds, wenn man hierzu alle Steckdosen durch Steckdosen mit 
eingebautem FI ersetzt.

von Amateur (Gast)


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Betrachte einen Zähler wie einen Ausschnitt.

Keinen interessiert wo das Zeug herkommt,
keinen interessiert wo es hingeht.
Was aber interessiert ist was durchgeht, das aber ist ja der Job eines 
Zählers.

Was aber ein Problem werden könnte ist ein Elektriker mit Gewissen. Der 
muss für seine Arbeit die Verantwortung übernehmen. Da geht es um den 
allgemeinen Zustand der Anlage.

von Wonko (Gast)


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TobinatorXXL schrieb:
> Zur Sache: In der Theorie gab es so etwas wie Bestandsschutz nie, und
> in der Theorie müssen Anlagen bei Veränderungen, Erweiterungen etc. auf
> den Stand der Technik nachgerüstet werden.

Wo hast Du das her?
Der Bestandsschutz stammt mal nicht aus den VDE-Vorgaben sondern aus dem 
Baurecht. Er besteht wenn die Anlage zur Zeitpunkt der Errichtung den 
damals gültigen Bestimmungen entsprach und immernoch entspricht und 
keine neuere Vorschrift eine Anpassung an neue Vorschriften fordert.
Somit ist ein einfacher Zählertausch kein Problem, ein Tausch der 
Zählertafel führt aber oft zu einer Komplettsanierung weil ein neuer 
Zählerschrank mit neuen Sicherungen und FI gesetzt werden muß. Das liegt 
aber in der Verantwortung der ausführenden Elektrofachkraft.

Horst Müller schrieb:
> Man "darf" ja eigentlich nichtmal eine Steckdose legen, ohne die
> Verkabelung von Grund auf neu zu machen.

Doch, die neue Steckdose muß allerdings über einen RCD abgesichert 
werden. Dafür gibt es RCDs für Schalterdoseneinbau und 
Steckdosen/RCD-Kombinationen die in eine Schalterdose passen.

von Elektrofuzzi (Gast)


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Zum Thema Bestandschutz kann ich dieses PDF wärmstens empfehlen:
http://www.bosy-online.de/Elektroinstallationen/Bestandschutz-E-Installationen-Altbau.pdf

Dort sind auch diverse Fallbeispiele erklärt.

Zum TO, bei mir wurden vor kurzem alle Zähler im Haus (bin einer von 6 
Mietern) erneuert. Der alte war von 197x oder so. Nun haben wir hier 
neue digitale Zähler.
Da ich eh den Zählerstand erfassen und auswerten wollte, spare ich mir 
so das Abtasten der Drehscheibe ... :-)

von J. A. (gajk)


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Frank E. schrieb:
> Außer ein par Sicherheits- und Montagevorschriften hat sich
> elektrotechnisch seit den 60ern Nichts getan. Der Zähler zählt den
> Strom, egal wie alt die Leitungen und Steckdosen sind, durch den er
> fließt ... :-)

quasi die Umkehrung von "alter Strom in neuen Leitungen".

von J. A. (gajk)


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Amateur schrieb:
> Betrachte einen Zähler wie einen Ausschnitt.
>
> Keinen interessiert wo das Zeug herkommt,

Mit Blick auf die demnächst einsetzende Oktoberfest-Dirndl-Mode hier in 
München: Stimmt!

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