Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Photodiode - periodisches tieffrequenz"rauschen"


von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Hallo,

ich wundere mich gerade über meinen Aufbau:

Gemessen wird das Signal einer Photodiode mit integriertem 
Transimpedanzverstärker (OPT101). Dieses signal TP filtere ich auf 
3.2kHz und wandle es dann mit einem 24Bit sigma-delta ADC, der mit 2MHz 
sampled und auf 500Hz downsampled.

Wenn ich das Signal nun bei niedriger Amplitude (also abgedunkelte 
umgebung) betrachte, finde ich, dass auf dem lichtabhängigen 
signal-level eine ziemlich saubere sinusschwingung (im Bild nur gestört 
durch die veränderung der Lichtverhältnisse durch meine Bewegung bei der 
messung) aufliegt mit ca. 0.07Hz (14s periodendauer).

- Was kann das sein? sehr langsames 1/f rauschen? (y-skala ist mV, d.H. 
ppAmplitude ist ca. 1mV) / Wo könnten andere Ursprünge liegen?

- Wenn das "normal" ist, könnte ich ja grundsätzlich einen Hochpass 
integrieren. Das Problem ist, dass es sich sozusagen um eine DC messung 
handelt, d.h. es sind durchaus nutzsignale in diesem Bereich zu messen!

Wenn es z.B. ein Groundloop ist (kann das sein?) dann würde ich lieber 
Ursachen, statt Symptome bekämpfen!?

: Bearbeitet durch User
von Gästchen (Gast)


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Netzsinus + Aliasing, alternativ PWM + Aliasing?
Oder kannst du das ausschließen?

Probiers mal in einer dunklen Schachtel, mit batteiebetriebener 
Taschenlampe (ohne PWM!).

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Gästchen schrieb:
> Netzsinus + Aliasing, alternativ PWM + Aliasing?
> Oder kannst du das ausschließen?
>
> Probiers mal in einer dunklen Schachtel, mit batteiebetriebener
> Taschenlampe (ohne PWM!).

Die LEDs werden per stromregler kontinuierlich (nicht pwm) betrieben, 
sind in der messung aber ohnehin aus - das oben ist eine 
"dunkelstrom"(/Hintergrundlicht)-Messung!
Sichtbar allerdings auch, wenn mit LEDs betrieben.

Netzspannung ist auszuschließen, weil alles über LDOs an eine 
LI-Batterie läuft.

von Lurchi (Gast)


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Rauschen sieht anders aus. Eine so niedrige Frequenz ist vermutlich eine 
Art Schwebung durch das zusammenspiel von 2 höheren Frequenzen. Das 
könnte etwa die Abtastrate des ADs und ein Radiosignal oder ggf. die HF 
Frequenz einer ESL sein.

Bei LDOs besteht ggf. die Gefahr das da was schwingt, wenn die 
Kondensatoren am Ausgang nicht ganz passen - die Amplitude kann ggf. 
recht klein sein.



Ein test wäre ggf. zu sehen of sich die Frequenz mit der des ADCs ändert 
(kurz warm machen). Kommte das Signal nur vom Photoempfänger oder ggf. 
auch schon so von ADC ?

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Der ADC hat die möglichkeit intern die eingänge auf GND zu ziehen und 
eingangsrauschen und versorgungsspannung zu messen. das werde ich gleich 
mal machen und hier berichten.
Ich glaube allerdings nicht, dass beides zutreffen wird, habe solche 
messungen schon gemacht und damals ist mir nichts derartiges 
aufgefallen!

Edit:
Also die Messung der Stabilität von
a) Versorgungsspannung
b) Differenzverstärker/ADC Rauschen / Stabilität (Eingänge short auf 
GND)

hat nur wieder gezeigt, dass das "drumherum" stimmt:
- Eingangsrauschen ~3µVpp (ja, tatsächlich - dafür ist er auch 
ausgelegt)
- Versorgungsspannungsrauschen im bereich von 50µVpp
- beide ohne das niedrigfrequente signal.

Es muss also vom Photodiodenzweig kommen.
nun bleibt mir nur noch die versorgungsspannung der photodiode (das ist 
nämlich eine andere) zu messen, allerdings wird die ähnlich präzise 
versorgt wie der Rest, ich glaube also nicht dran.

Ich bin etwas ratlos...!

: Bearbeitet durch User
von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Vorallem: Das signal ist ein so unglaublich sauberer sinus!
Wäre ja toll, wenn ich einen niederfrequenten signalgenerator mit 1mV 
amplitude und rauschen im 10µV bereich bräuchte...

von Possetitjel (Gast)


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Alex V. schrieb:

> Netzspannung ist auszuschließen, weil alles über LDOs an
> eine LI-Batterie läuft.

Das bedeutet, dass Du in einem vollgeschirmeten Raum
experimentierst? Oder alternativ weitab der Zivilisation
arbeitest?

von Gästchen (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Alex V. schrieb:
>
>> Netzspannung ist auszuschließen, weil alles über LDOs an
>> eine LI-Batterie läuft.
>
> Das bedeutet, dass Du in einem vollgeschirmeten Raum
> experimentierst? Oder alternativ weitab der Zivilisation
> arbeitest?

Ich muss da zustimmen. Das können elektrische oder magnetische Felder 
sein, die dir da einkoppeln. Typischerweise vom  Stromnetz, von Lampen, 
oder anderen Geräten. Ich hatte schon den lokalen Radiosender drin (beim 
EMV-Testen die Tür offen gelassen) oder die Lupenlampe vom 
Tischnachbarn.
1mV hat man schnell zusammen!

Variiere doch mal die Abtastrate, so dass man sieht, ob sich die 
Frequenz der Störung verschiebt.
Tut sie das, ist es schon mal Aliasing. Und dann dreh die Abtastrate mal 
so hoch, dass du siehst, welche Frequenz das WIRKLICH ist.

1mV könnte man aber schon mal fast mit einem Oszilloskop messen. 
Zumindest in einer FFT müsste man es sehen!

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Possetitjel schrieb:
> Das bedeutet, dass Du in einem vollgeschirmeten Raum
> experimentierst? Oder alternativ weitab der Zivilisation
> arbeitest?

So war das nicht gemeint! du hast recht, netzspannung ist nicht per se 
auszuschließen, gemeint war, dass die nicht leitend eingekoppelt werden 
kann, weil datenübertragung wireless geschieht und per akku betrieben 
wird.

Ich habe euren verdacht auch nachgeprüft und kann ihn bestätigen: Wenn 
ich das USB-Ladekabel anschließe während dem Betrieb, bekomme ich eine 
größere Amplitude dieses Signals. Mit Kabel 1-2mV, ohne bis runter zu 
50µV.

Die Ursache ist also - mal wieder -netzbrummen, wahrscheinlich 
eingekoppelt in die verbindungskabel der photodioden...
Auf einem alten aufbau ist die photodiode direkt auf der platine 
aufglötet (also keine kabel), dort zeigt sich das signal immernoch, 
allerdings noch kleiner.

Jetzt versuche ich zu verstehen, wie ich das weiter dämpfen kann:
- Abgeschirmte kabel/gehäuse ist klar.

Da das Photodiodensignal differenziell gegen GND verstärkt wird 
(Differenzverstärker im ADC), ist es ja nur wahrscheinlich, dass das 
Signal über die masse eingekoppelt wird.
Mehr als gut schirmen und kurze kabel kann man bei so einem aufbau dann 
wohl nicht (wie gesagt: wireless + akkubetrieb)?

von Lurchi (Gast)


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Die Netzfrequenz wird ggf. auch magentisch eingekoppelt. Da hilft dann 
verdrillen beim Kabel mehr als eine normale Abschirmung.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ich denke auch, dass so eine sauberer Sinus niemals von der 
Netzspannung, deren Oberwellen oder einem Alias davon kommen kann.

Hast du die Möglichkeit, dir das Signal rein analog mit einem 
ausreichend empfindlichen Oszi oder Oszi + Vorverstärker anzusehen? Ich 
tippe ja auch auf einen Alias. Aber vielleicht spielt ja deine 
Digitaltechnik bzw. deren Algorithmen verrückt, oder der ADC?

Erst mal kontrollieren, ob das schon im Analogsignal steckt oder sich 
erst später einschleicht.

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Uwe B. schrieb:
> Hast du die Möglichkeit, dir das Signal rein analog mit einem
> ausreichend empfindlichen Oszi oder Oszi + Vorverstärker anzusehen? Ich
> tippe ja auch auf einen Alias. Aber vielleicht spielt ja deine
> Digitaltechnik bzw. deren Algorithmen verrückt, oder der ADC?

Das Agilent DSO-X2014A das wir hier (mit den vorhandenen Tastköpfen) 
haben ist leider viel zu verrauscht in dem Bereich da unten. Eventuell 
kann ich mir das mit einer LabView Karte mal anschauen. Werde ich tun!

Mein Verdacht ist auch ein Alias irgendwelcher Art, wohl aber schon 
zusammenhängend mit Netzbrummen (wie gesagt, mit eingestecktem USB 
Ladekabel verzehnfacht sich die Amplitude) allerdings ist mir 
unerklärlich woher der kommen soll:

Der Sigma Delta ADC sampled mit 2.048MHz und (down-)sampled dann mit 
einem digital decimation filter auf (einstellbare) 500Hz.
Der RC Tiefpass vor dem Eingang hat 3.2kHz und liegt damit in der 
Größenordnung der application note.

Die signale, die ich nun sample sind ja allesamt niederfrequent!
Und wie gesagt: Auf den anderen Eingängen sind diese "Aliase" nicht zu 
sehen, auf dem µC werden aber alle Eingänge gleich verarbeitet...

von Agathe Bauer!!! (Gast)


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Alex V. schrieb:
> Lichtverhältnisse

Was sind das für Lichtverhältnisse? Hat da z.B. eine Leuchtstoffröhre 
einen langsamen Drall?
Der 11-Jahre-Zyklus der Sonne kommt wohl nicht in Betracht? ;-)

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Agathe Bauer!!! schrieb:
> Was sind das für Lichtverhältnisse? Hat da z.B. eine Leuchtstoffröhre
> einen langsamen Drall?

habe ich auch schon gedacht z.B: an eine schwebung durch 
differenzverstärkung eingekoppelter 50Hz Anteile über die GND plane und 
(optisch) gemessener Leuchtstoffröhrensignale...
However: Mit komplett dunkel eingeschlossener photodiode immernoch da..

von M. K. (sylaina)


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Alex V. schrieb:
> However: Mit komplett dunkel eingeschlossener photodiode immernoch da..

Wie dunkel? Nur eine Schachtel drüber gestellt? Oder in 2-3 Schachteln 
versteckt?

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Michael K. schrieb:
> Wie dunkel? Nur eine Schachtel drüber gestellt? Oder in 2-3 Schachteln
> versteckt?

mehrmals mit isolierband komplett umwickelt.
ich teste es noch mal richtig, halte es aber für unwahrscheinlich, weil 
ich das ganze gestern in einem abgedunkelten testraum auch gemessen 
habe...

von Hp M. (nachtmix)


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Alex V. schrieb:
> - Was kann das sein?

Das Scope selbst.
Ich habe beim Tek schon die HF der CCFL vom Bildschirm in der zu 
untersuchenden Schaltung wiedergefunden.
Der Scan des TFT-schirms kommt auch in Frage.

Einige der alten Scopes mit CRT hatten deshalb Drahtnetze vor der 
Frontscheibe, damit dort keine HF aus der Ablenkung entfleucht.

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Hp M. schrieb:
> Alex V. schrieb:
>> - Was kann das sein?
>
> Das Scope selbst.

die gemessene schwingung wird aber ja bei mir nicht mit dem scope (da 
ist das hier zu verrauscht), sondern mit dem 24Bit ADC aus meiner 
Schaltung erfasst.

von oszi40 (Gast)


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Alex V. schrieb:
> 0.07Hz (14s periodendauer)

Verändere mal zum Test die Größe der Abbockkondensatoren. Evtl. schwingt 
der Regler oder die Zuleitung wirkt als Antenne?

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Nur kurz die Rückmeldung, dass das hier nicht vergessen ist: Ich mache 
in den nächsten Tagen Messungen und melde mich dann zurück!

von Alex V. (bastel_alex) Benutzerseite


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Nun also:
Es hat sich gezeigt, dass die langsamen Oszillationen tatsächlich ein 
gemessenes Signal der Photodiode waren!
Diese ist offensichtlich in Verbindung mit dem 23Bit ADC so genau, dass 
sie auch durch mehrere Plastik und Pappschachteln jeweils abgedichtet 
und umwickelt mit schwarzem Panzerband etc. hindurch noch ein langsames 
optisches Störsignal gemessen hat.
Da das Gerät drahtlos funktioniert konnte ich es sukkzessive weiter 
einpacken - immer mit nichtmetallischem (/abschirmendem) Material - und 
das Störsignal wurde schwächer und schwächer, bis nicht mehr zu sehen im 
µV Rauschen.

Woher das Signal nun kommt: Höchstwahrscheinlich aus den Lichtquellen im 
Büro hier, vornehmlilch Leuchtstoffröhren, allerdings auch (ich habs 
Probiert) von so etwas wie einer beleuchteten Lötlupe (LEDs).

In irgendeiner Form scheint das Licht dieser Lampen einer langsamen (0.7 
Hz) Modulation zu unterliegen, die in der Wechselspannung hier begründet 
liegt.

Das könnte dann auch erklären, warum das Signal größer wurde, wenn das 
Gerät hier zum Laden über USB auf Masse gezogen wird.

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