Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wärmekapazität eines ICs/Chip


von Heinz (Gast)


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Hallo,

welche Wärmekapazität hat ein typischer IC/Chip?

Hintergrund: Zu Messzwecken soll ein IC ohne Kühlanbindung kurzzeitig 
angesteuert werden. In der tatsächlichen Applikation ist der IC auf 
einem Kühlkörper im Dauerbetrieb (Verlustleistung z.b. 10W).

Wie lange darf man den IC jetzt "in der Luft schwebend" (= nur mit 
Bonddrähten oder Kupferlackdraht) betreiben ohne dass er überhitzt (z.b. 
>150°).

Der Chip ist ein Silizum-Chip mit den Abmessungen 4mm x 4mm.

Wie berechnet man das?

Danke
Heinz

von Wolfgang (Gast)


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Heinz schrieb:
> Wie berechnet man das?
Kurzen Puls mit bekannter Energie draufgeben und Temperaturerhöhung 
messen.

Die Rechnung für die Wärmekapazität findest du z.B.
https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4rmekapazit%C3%A4t

von Nahuatl chīlli (Gast)


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Heinz schrieb:
> Der Chip ist ein Silizum-Chip mit den Abmessungen 4mm x 4mm.
>
> Wie berechnet man das?

Zur Waermekapazitaet kann ich dir nichts weiter sagen,
da braeuchte man wohl auch Angaben zum Material und Masse.

Aber gibt den Burschen evtl. auch vergossen?
Hintergrund der Frage, Theta JA ist ja ein gemessener Wert.
Der Unterschied zwischen einem "bare die" und einem eingepackten und 
einem "overmolded", als Suchbegriffe, sollte nich allzu gross sein.

von Wolfgang (Gast)


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Heinz schrieb:
> Hintergrund: Zu Messzwecken soll ein IC ohne Kühlanbindung kurzzeitig
> angesteuert werden.

Was heißt "kurzzeitig"?
Hat die Wärmeenergie genug Zeit, um sich vom Chip auf das ganze Gehäuse 
zu verteilen?

von Hp M. (nachtmix)


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Heinz schrieb:
> Der Chip ist ein Silizum-Chip mit den Abmessungen 4mm x 4mm.

Eine Dicke hat er nicht?

Falls doch, rechnet man sich Volumen und Masse aus, schaut die 
spezifische Wärmekapazität von Silizium nach, und kann schwupp-di-wupp 
die Temperaturherhöhung pro Joule ausrechnen.

Alle benötigten Konstanten sind hier zu finden: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Silicium

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Heinz schrieb:
> Der Chip ist ein Silizum-Chip

Meinst Du den nackten Die (das Silizium-Plättchen)? Das ist hauchdünn, 
und ohne Kühlung praktisch sofort hin. Deine 10 Watt wirst Du 
bestenfalls ein paar Millisekunden verheizen können.

von Heinz (Gast)


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Rufus Τ. F. schrieb:
> Heinz schrieb:
>> Der Chip ist ein Silizum-Chip
>
> Meinst Du den nackten Die (das Silizium-Plättchen)? Das ist hauchdünn,
> und ohne Kühlung praktisch sofort hin. Deine 10 Watt wirst Du
> bestenfalls ein paar Millisekunden verheizen können.

Ja genau ich meine das Silizium-Plättchen.
Darauf ziehlt meine Frage ab: Kann ich den Chip jetzt 10ns, 10us, 1ms 
oder 1sek mit der gegebenen Verlustleistung betreiben bevor er die max. 
Temp. erreicht hat. Die Verlustleistung kann man in erster Näherung mal 
als gleichmäßig verteilt eingeprägt auf einer der Oberflächen des Chips 
ansehen. Chipdicke ca 200-500um

von S. K. (hauspapa)


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Ich würfle mal aus Erfahrung mit IGBT Chips:
Auf Dein kleines Spielzeug heruntergebrochen: 1ms bei Nennleistung, 
alles länger geht Brutal auf die Lebensdauer. 10ms am Stück kurz vor 
Tod.

ohne Gewähr
hauspapa

von Heinz (Gast)


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S. K. schrieb:
> Nennleistung

Danke. Was meinst du mit Nennleistung? Bei IGBTs können das ja schonmal 
100W sein.
Was ist deine Referenz-Chipfläche für IGBTs, die sind ja meist deutlich 
größer.

von S. K. (hauspapa)


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> die sind ja meist deutlich größer.

Und machen trotzdem W/mm2. Lässt sich also ganz gut herunterbrechen. Da 
Du nicht sagst was Dein Chip macht
Bei 50Hz und guter Kühlung rechne ich mit etwa 3°C Temperaturrippel. Das 
geht mit den thermischen Zyklen und der Dauerfestigkeit gerade über die 
Lebensdauer ohne das die Bonddrähte brechen.

Da Dein Chip vermutlich etwas filigraner ist und wohl auch weniger dick 
hab ich mal Faktor 10 Reserve draufgeschlagen. Das als Hausnummer.

Genauer bekommst es nur mit Wärmebildkamera und vorsichtig Testen.

viel Erfolg
Hauspapa

von S. K. (hauspapa)


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Ach ja, IGBT sind normal für 10us Kurzschlussfest spezifiziert. Da setzt 
man auf einem Chip mal schnell 400Vx300A bei Chipfläche 10x8mm um. Die 
muss der Chip fressen, so schnell ist keine Kühlung. Letztlich ist das 
nur ca. 1J. Das bringt den Chip aber bis an die thermische 
Schmerzgrenze. Von Lebensdauerverbrauch reden wir da lieber nicht mehr.

schönen Tag noch.

von Joachim B. (jar)


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ich denke man darf aber nicht linear rechnen W / ns denn irgendwann 
schmoren die Bonddrähte durch, über Wärmekapazität alleine gehts nicht.

von Falk B. (falk)


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@Joachim B. (jar)

>ich denke man darf aber nicht linear rechnen W / ns

Doch.

> denn irgendwann
>schmoren die Bonddrähte durch,

Nö. Die sind relativ gut gekühlt. Klingt komisch, ist aber so!

> über Wärmekapazität alleine gehts nicht.

Doch.

Wenn es kracht, dann sind es bisweilen nicht die Bonddrähte sondern die 
Bondstellen, weil dort ein leicht erhöhter Übergangswiderstand herrscht 
und diese Stelle irgendwann den Geist aufgibt. Aber nicht bei wenigen 
Pulsen.

von Heinz (Gast)


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Danke soweit mal, damit kann ich eine erste Abschätzung vornehmen. 1ms 
sollten also gut drin sein. Das reicht mir aus.

von Joachim B. (jar)


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Falk B. schrieb:
> Doch.

Falk B. schrieb:
> Nö. Die sind relativ gut gekühlt. Klingt komisch, ist aber so!

Falk B. schrieb:
> Doch.

du widersprichst gerne?

Ich wüsste nur gerne woher du deine Sicherheit hast (nur der Narr ist 
sich immer sicher, der Weise zweifelt öfter), dann dürften deiner 
Meinung nach nie Bonddrähte durchbrennen sondern immer nur der Chip.
Meine praktischen Erfahrungen sind andere.

von Nicht ein Fachmann, so weit das Auge reicht! (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> Meine praktischen Erfahrungen sind andere.

Jaja...kein Mensch hier hat Erfahrungen damit, WAS bei einem 
Halbleiterdefekt genau passiert, und auch danach weiß niemand so 
richtig, wie der Ablauf war. Das ist schon für Halbleiter-Hersteller 
mehr als fraglich, selbst wenn sie diverse Studien darüber machen 
sollten.

Welche Chipgröße, kein Mensch weiß die!
Welcher Bereich des Chips wird wie stark belastet, welcher kaum?
Wärmeableitung ist vernachlässigbar? Das gilt wohl nicht für die ersten 
Mikrometer des den Chip umgebenden Materials.
Wie heiß kann der Chip tatsächlich werden, ohne auszufallen?


Die "Erfahrungen" hier beruhen doch nicht auf mehr, als einem vor 20 
Jahren mal stümperhaft für Solarzellenexperimente aufgesägtem 2N3055.

Total sinnloser Thread. Ich kann hier die Brausepreise von Uganda wissen 
wollen, es werden sich gleich mehrere Fachleute bei der Beantwortung 
überschlagen.

von Joachim B. (jar)


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Nicht ein Fachmann, so weit das Auge reicht! schrieb im Beitrag 
#4247514:
> Jaja...kein Mensch hier hat Erfahrungen damit, WAS bei einem
> Halbleiterdefekt genau passiert, und auch danach weiß niemand so
> richtig, wie der Ablauf war. Das ist schon für Halbleiter-Hersteller
> mehr als fraglich, selbst wenn sie diverse Studien darüber machen
> sollten.

was wolltest du mitteilen?

eines bleibt klar, aus meiner Industriezeit wurde genauestens untersucht 
warum alle verbauten FETs angeschädigt waren und es wurde sogar die 
Ursache festgestellt, also so ganz kann das hier nicht stimmen:

Nicht ein Fachmann, so weit das Auge reicht! schrieb im Beitrag 
#4247514:
> kein Mensch hier hat Erfahrungen damit, WAS bei einem
> Halbleiterdefekt genau passiert, und auch danach weiß niemand so
> richtig, wie der Ablauf war.

für einen konkreten Fall kann ich da widersprechen.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@Joachim B. (jar)

>du widersprichst gerne?

Sichewr ;-)

>Ich wüsste nur gerne woher du deine Sicherheit hast (nur der Narr ist
>sich immer sicher, der Weise zweifelt öfter), dann dürften deiner
>Meinung nach nie Bonddrähte durchbrennen

Das hat keiner behauptet. Es geht um kurze, heftige Leistungspulse. 
Nicht Quasidauerbetrieb. Dort ist die Wärmekapazität das begrenzende 
Element, nicht die Stromtragfähigkeit der Bonddrähte.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Leiterbahnbreite

Beitrag "Re: Unglaublich hohe Stromdichte?"

> sondern immer nur der Chip.
>Meine praktischen Erfahrungen sind andere.

Dann nenn mal deine Parameter, dann kann man drüber reden.

von Hp M. (nachtmix)


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Heinz schrieb:
> Chipdicke ca 200-500um

Damit lässt sich das ausrechnen.
Bei der Chipgrösse 4mm x 4mm x 0,2mm brauchst du, ohne jegliche Kühlung, 
für eine Temperaturerhöhung um 100°C 0,526 Ws.
10W könntest du also 50 ms einwirken lassen.
Bei dem dickeren Chip entsprechend mehr.

Die oben genannten Impulsdauern von 10µs und so entsprechen 
größenordnungsmäßig den thermischen Zeitkonstanten der Sperrschichten in 
Leistungstransistoren.
Das sind ja sehr dünne Gebilde, und sie haben entsprechend wenig 
Wärmekapazität.
Sie heizen sich während eines solchen Impulses um vielleicht 200°C auf, 
wobei in der kurzen Zeit nur ein geringer Wärmeaustusch mit dem übrigen 
Kristall stattfindet.

von S. K. (hauspapa)


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Von den Leuten die stänkern wollen mal abgesehen ist fast alles gesagt.

Noch zum Thema Ausfallursachen, auch wenn hier sebstverständlich gilt...
>kein Mensch hier hat Erfahrungen

Alterungsausfälle an Bonddrähten brennen diese häufig nicht durch 
sondern brechen durch die Wärmeausdehnung des Chips (nach ein paar 
Milliarden 50Hz Zyklen). Zum durchbrennen braucht es schon ziemlich 
viel.

Mit der eigentlichen Frage hat das aber nichts mehr zu tun.

Alles Gute
Hauspapa

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