Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mikrowellentrafo mit höherer Frequenz betreiben


von mof (Gast)


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Eher eine prinzipielle Frage, als dass ich das nun unbedingt 
ausprobieren wollte.

Wie verhält sich ein Trafo, welcher für 50 Hz ausgelegt ist, wenn ich 
ihn mit höherer Frequenz betreibe. Sagen wir 400 Hz, 2kHz, 15kHz, über 
entsprechend kräftigen Treiber. Klar, die Verluste steigen, da das 
Trafomaterial dafür nicht ausgelegt ist, aber welche anderen Effekte 
mögen sich hier bei Ausgangsspannung und Strom zeigen?

Was passiert, wenn ich die Eigenfrequenz erreiche, falls das denn 
realistisch überhaupt möglich ist?

Gruss

von Hp M. (nachtmix)


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mof schrieb:
> aber welche anderen Effekte
> mögen sich hier bei Ausgangsspannung und Strom zeigen?

Gehen beide runter.

mof schrieb:
> wenn ich die Eigenfrequenz erreiche

Was soll das sein?

: Bearbeitet durch User
von Jonathan S. (joni-st) Benutzerseite


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Nun... Einen Mikrowellen-Trafo mit höherer Frequenz zu betreiben ist 
eigentlich gar nicht so unsinnig.

Diese Dinger sind meistens so ausgelegt, dass sie bei 50Hz und 230Vrms 
schon ein bisschen in die Sättigung gehen, denn das spart Eisen, und 
somit Geld. Die Verluste sind im Leerlauf dann schon unerträglich hoch. 
Mit einer höheren Frequenz (z.B. 100Hz) sättigt der Trafo nicht mehr und 
läuft deshalb zunächst mit geringeren Verlusten. Mit noch höherer 
Frequenz wird das durch Ummagnetisierungs-Verluste dann wieder 
kompensiert.

Bei Frequenzen im Kilohertz-Bereich wird es dann wieder brenzlig, denn 
dann können kapazitiv gekoppelte Ströme der 
(Hochspannungs-)Sekundärseite großen Schaden anrichten - an Bauteilen, 
wie auch an Personen. Durch die steigenden Verluste kann man immer 
weniger Leistung über den Trafo übertragen.

Bei der Eigenresonanzfrequenz kann sich in den Trafowicklungen eine hohe 
Spannung aufbauen, sodass der Trafo sekundär ein Vielfaches der 
ursprünglichen Ausgangsspannung liefert. Auch auf der Primärseite können 
(und werden) im Resonanzfall extreme Spannungen und Ströme auftreten, 
die die treibende Schaltung wie auch den Trafo zerstören können. Prinzip 
Teslaspule, nur mit Eisenkern und lustig abfackelnden Isolationen. Wobei 
fraglich ist, ob die Güte des Trafos dafür ausreicht. Zur Sicherheit 
immer vom Schlimmsten ausgehen (= Resonanz möglich).

Mach sowas nur mit Ahnung, Sicherheitsabstand, ordentlicher Erdung, 
Not-Aus und Feuerlöscher.


Edit: So sieht das aus, wenn man einen Mikrowellen-Trafo mit externen 
Kondensatoren gezielt zur Resonanz bringt: 
https://www.youtube.com/watch?v=y7-bEsJsJeU
(Die Herrschaften drüben bei Mosfetkiller machen sowas gern...)


Jonathan

: Bearbeitet durch User
von Agathe Bauer!!! (Gast)


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Jonathan S. schrieb:
> Resonanz

Welche Resonanz? Doch nicht direkt am 230V-Netz. Wenn der Trafo dort 
primär auch nur auf 250V kommt, wäre es schon ein dolles Ding.

Und das Video ist auch Unsinn, solche Lichtbögen macht jeder MOT auch 
ohne Kondensatoren. Scheinbar hat der Veröffentlicher bei den kleinen 
Lichtbögen lediglich ein paar kleine Kondensatoren in Reihe zur 
Sekundärwicklung geschaltet, zur Stromverringerung.

von Jonathan S. (joni-st) Benutzerseite


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Agathe Bauer!!! schrieb:
> Welche Resonanz? Doch nicht direkt am 230V-Netz. Wenn der Trafo dort
> primär auch nur auf 250V kommt, wäre es schon ein dolles Ding.

Es ging dem TO um den Betrieb des Trafos an einem Umrichter (bis 
meherere kHz). Nicht am Stromnetz.


Agathe Bauer!!! schrieb:
> Und das Video ist auch Unsinn, solche Lichtbögen macht jeder MOT auch
> ohne Kondensatoren. Scheinbar hat der Veröffentlicher bei den kleinen
> Lichtbögen lediglich ein paar kleine Kondensatoren in Reihe zur
> Sekundärwicklung geschaltet, zur Stromverringerung.

Typische MOTs haben Spannungen von ca. 2kV bei Strömen von ca. 500mA. 
Durch die niedrige Spannung kommt man damit nicht auf Lichtbögen mit 
mehr als ein paar wenigen Zentimetern. Die Lichtbögen im Video sind gern 
mal 40cm lang, vermutlich mehr.


Jonathan

von Agathe Bauer!!! (Gast)


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Jonathan S. schrieb:
> Durch die niedrige Spannung kommt man damit nicht auf Lichtbögen mit
> mehr als ein paar wenigen Zentimetern.

Natürlich. Ohne diese Eigenschaft würde keine einzige Jakobsleiter 
funktionieren.
Habe schon etwa 3cm freie Abbrandstrecke nach einem Kontaktproblem bei 
nur 230V gesehen. Der Strom machts, bei der Spannung dann sowieso.

Jonathan S. schrieb:
> Es ging dem TO um den Betrieb des Trafos an einem Umrichter (bis
> meherere kHz).

Daran sind auch keine höheren Spannungen als die Netzspannung möglich.
Man bräuchte schon mindestens noch eine gute Drossel zwischen Umrichter 
und Schwingkreis, und sollte den Umrichter zusätzlich gegen Überspannung 
am Ausgang schützen.

von Agathe Bauer!!! (Gast)


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Jonathan S. schrieb:
> Die Lichtbögen im Video sind gern
> mal 40cm lang, vermutlich mehr.

Sagen wir mal, 10cm.

von Michael K. (Gast)


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Das sind Streufeldtrafos.
Zusammen mit dem HV Kondensator (Spannungsverdopplung) wird die 
Magnetronleistung begrenzt.
Betreibt man z.B. eine 110V/60Hz MW direkt an einem Avionik Netz
(115V/400Hz) passt die Leistungsbegrenzung nicht mehr.

Frequenzumformer gehen selbst mit Sinusfilter ausgesprochen schlecht 
weil ein Trafo eben kein Motor ist.
Wenn es dir um einen sichereren d.h. professionellen Betrieb geht wird 
das eine langwierige Bastelei.

Wenn es dir einzig um den Trafo geht, ohne den übrigen MW Kram dahinter 
ist Jonathans Antwort die richtige.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael K. schrieb:

> Betreibt man z.B. eine 110V/60Hz MW direkt an einem Avionik Netz
> (115V/400Hz) passt die Leistungsbegrenzung nicht mehr.

Hmm, werden in Flugzeugen keine Mikrowellenherde zur Erwärmung genutzt,
und, falls ja, gibt es da Spezialmodelle?

von Agathe Bauer!!! (Gast)


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Harald W. schrieb:
> gibt es da Spezialmodelle

Nein, dort wird regelmäßig das Aldi-Sonderangebot vom Montag verbaut. 
Das gilt eigentlich für fast alle Teile in Flugzeugen, ist alles 
Haushaltsware ;-)

von Michael K. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Hmm, werden in Flugzeugen keine Mikrowellenherde zur Erwärmung genutzt,
> und, falls ja, gibt es da Spezialmodelle?

Doch doch, werden benutzt, aber im wesentlichen in den VIP Flugzeugen.
Die Linenflieger haben Heißluftöfen für die Massenabfertigung.

Das sind stark modifizierte Seriengeräte.
Das Bordnetz ist sehr speziell, bei crash dürfen keine Teile durch die 
Gegend fliegen und wenn bei rapid decompression jegliche 
Luftfeuchtigkeit kondensiert darf es intern keine Überschläge geben.
Dazu ist die DO160 nicht so entspannt was die Aussendung von 2.4Ghz 
angeht.

Agathe Bauer!!! schrieb:
> Nein, dort wird regelmäßig das Aldi-Sonderangebot vom Montag verbaut.
Lach nicht zu voreilig.
Ich habe zugelassenes Luftfahrtequipment aus dem gelobten Land (U*A) 
gesehen das es niemals durch die Aldi Qualitätskontrolle geschafft 
hätte.

Die Regeln sind überall die gleichen, nur manche benutzen die nur um 
ihre Märkte abzuschotten und andere halten sich penibel daran.

von U. B. (Gast)


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> Nein, dort wird regelmäßig das Aldi-Sonderangebot vom Montag verbaut.
> Das gilt eigentlich für fast alle Teile in Flugzeugen, ist alles
> Haushaltsware ;-)

Nur die Brechtüten benötigen das GS-Zeichen ?!
---
Technische Geräte werden in Ami-Land ja gerne auch vom Einzelhandel 
vertrieben, aber nur, falls die Nachfrage stimmt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wal-mart-verkauft-keine-sturmgewehre-mehr-a-1050020.html

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