Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Sonnenstunden im Gewächshaus messen mit LDR?


von Bernhard (Gast)


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Hallo,

ich würde gerne in meinem Gewächshaus die Sonnenstunden messen, um zu 
sehen wie sich diese über die Jahre verändern. Nun wollte ich fragen, 
wie man das am besten bewerkstelligen könnte?

Meine erste Idee wäre einfach einen LDR herzunehmen und damit einen 
Spannungsteiler zu bauen. Danach Referenzmessungen an einem bewölkten 
und sonnigen Tag durchführen. Liegt der gemessene Wert nun über dem 
Referenzwert dann wird ein Timer gestartet der die Zeitspanne misst und 
die Zeit über den Tag aufsummiert.

Kann das funktionieren? Wenn ja, sollte ich da bei der Wahl des LDR 
etwas beachten? Oder habt ihr bessere Vorschläge?

Vielen Dank schonmal!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Bernhard schrieb:
> Wenn ja, sollte ich da bei der Wahl des LDR
> etwas beachten? Oder habt ihr bessere Vorschläge?

Der LDR ist unkritisch, zumal du ja sowieso Referenzmessungen machen 
willst, um die Sonnenzeit von der sonnenlosen zu unterscheiden. 
Kritischer ist der Einbau und die Resistenz des Sensors gegen 
Feuchtigkeit und andere Umwelteinflüsse.
Ich benutze einen LDR im transparenten Medikamentenröhrchen seit Jahr 
und Tag, um die Gartenbeleuchtung zu schalten. Ins Röhrchen habe ich ein 
wenig Silicalgel gekrümelt, um Kondenswasser zu binden.
Alternativ könntest du auch die Temperatur im Gewächshaus messen, was ja 
ebenfalls ein Kriterium für Sonneneinstrahlung wäre.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Oder habt ihr bessere Vorschläge?

Ich benutze zwei DS18B20, einen an der frischen Luft mit einem 
Strahlungsschutz, der andere unter einer durchsichtigen, 
Kunststoffhalbkugel.

Bei Sonneneinstrahlung sorgt der Treibhauseffekt für eine kräftige 
Temperaturdifferenz (> 30°C im Sommer)

von MaWin (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Kann das funktionieren

Schon, bloss warum ist 2 Stunden halbhelles Licht (unter der Schwelle, 
also nicht gezählt) weniger wert für die Pflanze als 1 Stunde volle 
Helligkeit ?

Ein richtiger Detektor, ob direkte oder indirekte Strahlung vorliegt, 
kann durch Vergleich der gemessenen Helligkeiten bei einem offen 
liegenden und einem diffus abgedeckten LDR erfolgen.

von Bernhard (Gast)


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Hallo MaWin,

stimmt, da hast du natürlich recht!

Könntest du vielleicht genauer erläuern wie du das mit dem diffus 
abgedeckten LDR meinst? So ganz versteh ich das nicht was mir das 
bringt...

Was ich mir auch überlegt hätte: Werte die unter dem Schwellwert liegen 
vielleicht anteilig/geringfügig in die Sonnenstunden einfließen zu 
lassen, um bewölkte Himmel irgendwie einfließen zu lassen.

Lg
Bernhard

MaWin schrieb:
> Bernhard schrieb:
> Kann das funktionieren
>
> Schon, bloss warum ist 2 Stunden halbhelles Licht (unter der Schwelle,
> also nicht gezählt) weniger wert für die Pflanze als 1 Stunde volle
> Helligkeit ?
>
> Ein richtiger Detektor, ob direkte oder indirekte Strahlung vorliegt,
> kann durch Vergleich der gemessenen Helligkeiten bei einem offen
> liegenden und einem diffus abgedeckten LDR erfolgen.

von Tcf K. (tcfkao)


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Wenn Du echte Sonnenscheindauer messen willst, ist das etwas 
aufwändiger, weil Du sonst das diffuse Licht mitmisst und eine 
Fehlmessung machst.

Beispiel für einen meteorologischen Sonnenscheindauersensor:
http://www.rg-messtechnik.de/assets/files/Aktuelle-PDF/db_sonnenscheindauer_d.pdf

Die Teile nennen sich auch Pyrheliometer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pyrheliometer
http://www.eppleylab.com/instrumentation/normal_incidence_pyrheliometer.htm
http://www.kippzonen.com/ProductGroup/8/Pyrheliometers

von Wolfgang (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ein richtiger Detektor, ob direkte oder indirekte Strahlung vorliegt,
> kann durch Vergleich der gemessenen Helligkeiten bei einem offen
> liegenden und einem diffus abgedeckten LDR erfolgen.

Das ist doch völlig egal, ob der LDR die Cosinus-Charakteristik macht 
oder ein davor liegender Diffusor.

von Khalim (Gast)


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Und warum nicht die Helligkeit integrieren?

von Wolfgang (Gast)


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Khalim schrieb:
> Und warum nicht die Helligkeit integrieren?

Weil als Sonnenschein nur die Zeit zählt, in der die Einstrahlung 
120W/m² übersteigt (WMO Definition). Es ist also ein Unterschied, ob 
eine Stunde lang 200W/m² runter kommen oder 4 Stunden lang 50W/m².

von Georg (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Weil als Sonnenschein nur die Zeit zählt, in der die Einstrahlung
> 120W/m² übersteigt (WMO Definition)

Wissen die Pflanzen das?

Georg

von Tcf K. (tcfkao)


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@Wolfgang, genau, diese meteorologische Definition steht auch bei den 
professionellen Sensoren. Wie die biologische Wirkung ist, ist 
tatsächlich fraglich...

von Bernhard (Gast)


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Vielen Dank für die zahlreichen Vorschläge!

Pyrheliometer klingen zwar interessant, übersteigen aber vermutlich mein 
Budget (soweit ich das gesehen hab, gehen die Sensoren ja in die 
Tausende)

Die absolute Genauigkeit ist mir übrigens weniger wichtig, viel 
wichtiger wäre mir die relative Genauigkeit (wie verändern sich die 
Sonnenstunden übers Jahr bzw. die Jahre gesehen)

von Wolfgang (Gast)


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Georg schrieb:
> Wissen die Pflanzen das?

Tcf K. schrieb:
> Wie die biologische Wirkung ist, ist tatsächlich fraglich...

Die Pflanzen sehen das unterschiedlich. Eine C4-Pflanze ist da z.B. ganz 
anderer Meinung als manches Schattengewächs.
Für die biologische Wirkung müsste man die Einstrahlung wirklich als 
Zahl erfassen und mit einem eigenen Photosynthesemodell für jede Pflanze 
gewichtet aufintegrieren.

von Wolfgang (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Die absolute Genauigkeit ist mir übrigens weniger wichtig, viel
> wichtiger wäre mir die relative Genauigkeit (wie verändern sich die
> Sonnenstunden übers Jahr bzw. die Jahre gesehen)

Auch wenn du nur relativ messen möchtest, muss dein Sensor stabil 
arbeiten. Da ist es wahrscheinlich das Beste, den Sensor in regelmäßigen 
Abständen zu kalibrieren, d.h. vor eine kontrolliert betriebene 
Halogenlampe zu halten (fest definierter Abstand/Aufbau, 
Konstantstromspeisung, möglichst wenig Betriebsstunden, Kontrolle mit 
geschützt gelagertem Referenzsensor).

von Bernhard (Gast)


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Blöde Frage,
aber wie kann es sein, dass sich die Kennlinie des LDR ändert? Altern 
die etwa? Könnte mir vorstellen, dass sich die Kennlinie aufgrund einer 
Verschmutzung ändert.
Wolfgang schrieb:
> Bernhard schrieb:
> Die absolute Genauigkeit ist mir übrigens weniger wichtig, viel
> wichtiger wäre mir die relative Genauigkeit (wie verändern sich die
> Sonnenstunden übers Jahr bzw. die Jahre gesehen)
>
> Auch wenn du nur relativ messen möchtest, muss dein Sensor stabil
> arbeiten. Da ist es wahrscheinlich das Beste, den Sensor in regelmäßigen
> Abständen zu kalibrieren, d.h. vor eine kontrolliert betriebene
> Halogenlampe zu halten (fest definierter Abstand/Aufbau,
> Konstantstromspeisung, möglichst wenig Betriebsstunden, Kontrolle mit
> geschützt gelagertem Referenzsensor).

von usuru (Gast)


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Bernhard schrieb:
> aber wie kann es sein, dass sich die Kennlinie des LDR ändert? Altern
> die etwa?

JA!

Das ist einer der bekannten Nachteile des LDR. Früher waren die in 
Belichtungsmessern (für die analoge Photographie) eingebaut und mussten 
alle 1-2 Jahre nachkalibriert werden.

von Bernhard (Gast)


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Oh,hab nicht gewusst, dass das so schlimm ist.
Ich hab immer gelesen, dass das bei qualitativ hochwertigeren LDRs nicht 
so das Problem ist. Oder etwa doch?

Gibts denn Alternativen zu LDRs wo Alterung nicht so das Problem ist?

usuru schrieb:
> Bernhard schrieb:
> aber wie kann es sein, dass sich die Kennlinie des LDR ändert? Altern
> die etwa?
>
> JA!
> Das ist einer der bekannten Nachteile des LDR. Früher waren die in
> Belichtungsmessern (für die analoge Photographie) eingebaut und mussten
> alle 1-2 Jahre nachkalibriert werden.

von Blubb (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Gibts denn Alternativen zu LDRs wo Alterung nicht so das Problem ist?

Yes. Fototransistor. Hat zwar nicht die Dynamik, sollte für Deine Zwecke 
aber reichen.

von Reiner O. (elux)


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Bernhard schrieb:
> Gibts denn Alternativen zu LDRs wo Alterung nicht so das Problem ist?

Warum nimmst Du nicht einen Sonnenlichtsensor aus einer Kfz-Klimatronik?

z.B. beim VW 35i saß der vorne links in der Lautsprecher-Abdeckung auf 
dem Armaturenbrett und ist incl. der IR-Filter extra dafür gemacht. 
Andere Hersteller haben so etwas auch verbaut. Gibts für lau auf dem 
Schrott...

Oder was "Moderneres" wie z.B. den Regensensor aus z.B. Golf IV..., den 
man per LIN abfragen kann. Der wertet auch die Lichteinstrahlung aus 
(oberes Nibble im "Datenbyte"). Gibts für Schmales bei Auto-Glasern, zum 
selber Abbauen (per Heissluft) an alten Frontscheiben. Die 
Auswerteelektronik ist kein Hexenwerk.

Gruss aus Berlin

Eluxx

von Bernhard (Gast)


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Hallo,

der Tipp mit den KFZ Sensoren ist echt nicht schlecht - da werd ich mal 
bisschen stöbern, danke!

Bei meiner Recherche bin ich nun auch über den TSL230 gestolpert. Hat 
von euch vielleicht schon jemand mit dem gearbeitet und kann darüber ein 
paar Worte verlieren?

von Simon (simonberlin)


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Oder ein Lichtsensor aus einem Smartphone? Falls ein altes noch rumiegt 
kann man das ja auch gleich als Logger benutzen. Kalibrierung und 
Langzeitstabilität muss man natürlich auch da schauen wie es aussieht...

von Robert S. (bimbo385)


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Mal abgesehen wie du es mechanisch verbauen möchtest würde ich dir 
folgendes empfehlen:

1. Ein BH1750FVI-Modul, gibt es sehr günstig im I-Net. Das ist ein 
komplettes, kalibriertes Luxmeter mit digitalem Bus (I²C). Das misst die 
Beleuchtungsstärke in Lux bis 65 535 lx (mit Softwareanpassung bis über 
100 000 lx). Das reicht für dein Gewächshaus knapp. Heller Sonnentag 
laut Wikipedia ca. 100 000 lx, bedeckt ca. 20 000 lx und durch die 
Scheiben im Gewächshaus eher weniger.

2. Ein Mikrocontroller zum Ansteuern, recht einfach wäre ein Arduino mit 
dieser Bibliothek: https://github.com/tuxcell/bh1750xtra. Die ist auch 
bei Arduino im Playground verlinkt und funktioniert hervorragend.

3. Je nach Arduino/µC und eventuellen Erweiterungen/Zusatzhardware hast 
du diverse Möglichkeiten die Daten auszuwerten. Einfaches Display, oder 
auch eher einfach und auch Batterie-geeignet die Speicherung auf einer 
SD-Karte im csv-Format und die spätere Auswertung mit Excel an einem 
normalen PC. Eine Echtzeituhr ist dann definitiv praktisch.
Wenn du dich an ein WLAN-Shield, ESP8266 oder an den Arduino Yún traust, 
kann man sogar einen "Webserver" aufsetzen der (je nach 
WLAN-Empfangsstärke im Gewächshaus) die Werte und Diagramme in jedem 
Webbrowser anzeigt, solange sich das Gerät in deinem Netzwerk befindet 
(per Portweiterleitung und DynDNS theoretisch auch aus Timbuktu).

Viel Spaß!

Edit: Der BH1750FVI ist eigentlich für Smartphones. Auf den 
China-Modulen ist eine Pegelanpassung sowie Spannungsregler bereits 
drauf. Somit lassen die sich direkt in 3,3 oder 5 V Systeme integrieren.

: Bearbeitet durch User
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