Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik EL84 Röhren für Effekt unterheizen


von Waxrek (Gast)


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Servus liebe Community,
Ich bin zz. dabei nen Röhrenamp für Gitarren zu entwickeln, das 
Grundkonzept steht schon. Ich haber bereits einen HIFI-Röhrenamp nach 
einer etwas veränderten Vorlage aus dem Netz gebaut.

Es sollen 2 EL84 Röhren im Gegentakt als Endstufen, und eine ECC83 als 
Phasenumkehrstufe verwendet werden. Der Vorverstärker wird zz. noch 
Entwickelt, es werden aber vermutlich 2 ECC82s.

Nun zu meiner Frage:
Eine unterheizte Röhre verzerrt ja bekanntlich das Signal. Ist es 
prinzipiell ne gute Idee diesen Effekt auszunutzen und die Heizspannung 
von der Vor- oder der Endstufe abschwächbar zu machen, oder gehen da die 
Röhren lang oder mittelfristig davon kaputt?
Sollte man eher die Vor- oder die Endstufe unterheizen?

Vielen Dank schonmal im Vorraus,
Waxrek

von michael_ (Gast)


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Waxrek schrieb:
> Sollte man eher die Vor- oder die Endstufe unterheizen?

Beides ist Quatsch!
Unterheizung mindert sowieso die Lebensdauer.
Mit der Heizleistung zu spielen ist mir absolut neu.

von Tcf K. (tcfkao)


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Unterheizung reduziert die Emission, die radikalste Form der Verzerrung 
wäre die Nullheizung die sich aber sehr positiv auf die Lebensdauer 
auswirkt!

von oszi40 (Gast)


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Waxrek schrieb:
> unterheizen?

Dauerhaft unterheizte Röhren werden mit der Zeit taub. Außerdem fließt 
bei zu wenig Heizung weniger Anodenstrom.

Waxrek schrieb:
> es werden aber vermutlich 2 ECC82s.

ECC82 sind Doppeltrioden aus der TV-Kippstufe wenn ich mich richtig 
erinnere. Für NF sollte die klirrarme ECC83 günstiger sein. In Jogis 
Röhrenbude sind bestimmt noch Schaltungen dazu. Man muß das Rad nicht 
zum 5. Mal erfinden.

von hein II (Gast)


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Unterheizte Röhren gehen angeblich schneller kaputt.

Ich hatte irgendwann mal eine Grafik einer ECC83 in Händen, bei der zu 
sehen war, dass die Signalsättigung (Übersteuerung) bei niedriger 
Heizspannung früher einsetzt.

Einen ähnlichen Effekt hat es sicher, wenn man die Anodenspannung 
verringert.

Auf keinen Fall würde ich die ES_Röhren EL84 außerhalb ihrer angegebenen 
Heizspannung betreiben, weil das die ausgangsleistung und die 
Lebensdauer beeinflussen wird - und die dinger sind nicht nur im duett 
relativ teuer.


Ich glaube, eine ECC81 kann man schon mit einer anodenspannung von 12V 
betreiben, sie zerrt dann ziemlich dreckig, was einige gitarristen wohl 
gerne wollen.

Ein anderer "Trick" ist, der Röhre eine Mitkopplung zu spendieren, die 
grade so stark aufgedreht ist, dass das System ohne Signal noch nicht 
schwingt.
Wenn dann ein signal kommt, wird es maximal nicht-linear verzerrt. 
Gegebenenfalls setzt beim Spielen sogar ein leichtes Schwingen des 
Systems ein, was weitere Dreckeffekte erzeugt.

von hein II (Gast)


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hein II schrieb:
> Ich glaube, eine ECC81 kann man schon mit einer anodenspannung von 12V
> betreiben, sie zerrt dann ziemlich dreckig, was einige gitarristen wohl
> gerne wollen.

Bin jetzt nicht ganz sicher, ob die ECC81 oder die ECC82 schon bei 12V 
Anodenspannung brauchbar arbeitet - es gibt da so ein beliebtes 
Bodeneffektverzerrerprojekt mit einer der beiden Röhren für 12V.

Die ECC83 ist, das weiß ich aus Erfahrung, bei 12V Anodenspannung in der 
Praxis unbrauchbar. Ab 50V kann man drüber reden und ab 100V ist die 
ECC83 als Gitarrenverzerrer-Bauteil gut brauchbar.

von Tom (Gast)


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Waxrek schrieb:
> Sollte man eher die Vor- oder die Endstufe unterheizen?

Man soll gar nichts unterheizen. Man soll aber die Anoden- und 
g2-Spannung stufenlos runterregeln bis auf <20V, die Biasspannung 
passend nachführen und die geringere Aussteuerbarkeit der Endstufe durch 
ein master volume vor dem PI kompensieren. Das Googlewort heißt "power 
scaling".

von humus (Gast)


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wenn mit geringen anodenspannungen gearbeitet werden soll, eventuell 
interessant

http://www.elexs.de/khtest.pdf

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ich lese hier in vielen Antworten, dass Unterheizung bei Röhren 
schädlich sei. Ich halte das nicht für ausgeschlossen, aber auch nicht 
für naheliegend. Es interessiert mich einfach.

Hat jemand eine plausible Erklärung dafür oder sogar einen Link auf 
einen Nachweis?

Bei Halogenlampen ist mir der Effekt bekannt und auch erklärbar, aber 
die Situation bei Röhren ist anders.

von Peter D. (peda)


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Waxrek schrieb:
> Ich bin zz. dabei nen Röhrenamp für Gitarren zu entwickeln

Was gefällt Dir an den 1000 Bauanleitungen nicht, die es bereits gibt?
Röhrenschaltungen sind einfach zu alt und zu ausgereift, um da noch 
Entwicklungszeit reinzustecken.

Willst Du neue Effekte, nimm DSPs. Willst Du bewährte Effekte, nimm 
bewährte Schaltungen.


Mit Unterheizung kriegt man keinen stabilen Arbeitspunkt und damit keine 
reproduzierbaren Ergebnisse hin.
Es müssen immer mehr Elektronen verfügbar sein, als maximal zur Anode 
abfließen.

von Tom (Gast)


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von humus (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> Hat jemand eine plausible Erklärung dafür oder sogar einen Link auf
> einen Nachweis?

der heizfaden erwärmt sich meines wissens nach nicht mehr gleichmäßig 
und es gibt dann abschnitte auf dem faden, die wesentlich heißer sind 
als andere.

von underheater (Gast)


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Im Allgemeinen ist die Heizspannung innerhalb einer Tolleranz von von 
+-5% einzuhalten. Teilweise werden noch geringere Toleranzen verlangt. 
Wird dies nicht eingehalten, verkürzt sich die Lebensdauer der Röhre. 
Beispielsweise in diesem Datenblatt S.4 unten, wird auf diesen Umstand 
hingewiesen: 
http://www.mif.pg.gda.pl/homepages/frank/sheets/009/e/E80CC.pdf
Dieser hinweis findet sich auch bei diversen anderen 
(Langlebensdauer)Röhren:

Hatte mal eine Grafik, die den Sachverhalt visualisiert, kann ich aber 
jetzt leider nicht wiederfinden. Jedenfalls ist es so, dass bei starker 
Unter- oder Überheizung sich die Lebensdauer signifikant reduziert.

Dennoch wurde teilweise Unterheizung praktiziert um ein spezielles 
erwunschtes Klirrspektrum zu erreichen.

Zudem ist es möglich mittels leichter Unter-/Überheizung die Systeme 
einer Doppeltriode zu matchen.

Also so abwegig ist das alles nicht und es wurde und es wird 
praktiziert.

von underheater (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Röhrenschaltungen sind einfach zu alt und zu ausgereift, um da noch
> Entwicklungszeit reinzustecken.

Kann man so sehen, muss man aber nicht. Gerade in Verbindung mit 
aktuellen Bauteilen, lassen sich Ergebnisse erziehlen, die früher so, 
oder nur mit extremen Aufwand, möglich waren.

Und vielleicht liegt ja geanu darin der Reiz (zumindest im 
Hobbybereich), es eben doch noch eine Nuance besser zu machen, als es 
bei den ausgereiften Schaltungen gelungen ist.

Ohne Querdenken, nur mit ausschließlichem weitermachen, so wie es sich 
bewährt hat, wird zu keiner noch so kleinen Innovation kommen können.

von Thomas T. (runout)


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Hallo Waxrek,

hier die Baisliteratur:

http://www.amazon.de/Designing-Valve-Preamps-Guitar-Bass/dp/0956154506

es gibt "gute" und "böse" Verzerrungen...

Unterheizen ist kein brauchbarer Ansatz.

Grüße Runout

von Peter D. (peda)


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Thomas T. schrieb:
> hier die Baisliteratur:

Ich denke auch, vorhandene Schaltungen erstmal verstehen zu lernen, ist 
der bessere Ansatz, anstatt planlos an Parametern zu spielen.

Thomas T. schrieb:
> Unterheizen ist kein brauchbarer Ansatz.

Wir stellen Elektronenquellen her, die über den Heizstrom geregelt 
werden. Ohne Regelung driftet die Emission weg und ist an jedem Tag 
anders.
Als Startwert der Regelung den Wert vom Vortag oder selbst von vor einer 
Stunde im EEPROM zu speichern, brachte überhaupt keine Verbesserung.

Nur die Heizung mit Nennspannung erzeugt den nötigen 
Elektronenüberschuß, damit die Parameterschwankungen der Katode nicht 
den Arbeitspunkt ändern, sondern nur die Gitterspannung.

von wendelsberg (Gast)


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Waxrek schrieb:
> ..., oder gehen da die
> Röhren lang oder mittelfristig davon kaputt?

Das machen Roehren ja sowieso.

wendelsberg

von Uwe B. (uwe_beis)


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Hallo Tom

so einen Link hatte ich gesucht, vielen Dank für die Mühe, die du dir 
offensichtlich mit der Suche nach einer Quelle für mich gemacht hast. 
Das, was dort geschrieben steht, gilt für Barium Pastenkathoden. Weil 
ich vermutete, dass das für "moderne" Röhren nicht zutreffen würde, habe 
ich mich selber mal aufgerafft und geforscht und bin letztendlich dazu 
gekommen, dass meine Vermutung falsch war und Unterheizung der Kathode 
tatsächlich schaden kann.

So, wie ich das verstanden habe, liegt das daran, dass sich durch 
ungleichmäßige Emissionsfähigkeit Stellen mit höherem Kathodenstrom 
ausbilden, die sich dadurch weiter erhitzen etc.. Daraus schließe ich, 
dass die Gefahr eines Schadens mit dem Kathodenstrom (genauer: Der 
Kathodenstromdichte) steigt, also eine Vorstufenröhre vermutlich weniger 
als eine Endstufenröhre gefährdet wäre.

humus schrieb:
> der heizfaden erwärmt sich meines wissens nach nicht mehr gleichmäßig

Ich denke, das ist ein Effekt, der sich bei jedem Heizfaden ergibt, 
unabhängig von Unter- oder Überheizung, nur dass mit größerer 
Heizleistung die Abläufe auch entsprechend viel schneller stattfinden. 
Anders gesagt: Ein unterheizter Glühfaden wird an keiner Stelle heißer 
als ein normal beheizter Glühfaden sein und deswegen auch nicht weniger 
Lebensdauer haben. Aber: Ganz so einfach muss es nicht unbedingt sein, 
denn soweit ich weiß, gilt für Halogenlampen etwas anderes.

von michael_ (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> So, wie ich das verstanden habe, liegt das daran, dass sich durch
> ungleichmäßige Emissionsfähigkeit Stellen mit höherem Kathodenstrom
> ausbilden, die sich dadurch weiter erhitzen etc..

Nein!
Hier geht es um indirekt geheizte Kathoden.
Der Heizfaden ist in einem Metallrohr und heizt analog einer Glühbirne 
bis zu seinem Lebensende.
Die Beschichtung auf der Kathode leidet bei Untertemperatur.
Die Röhre wird dann taub. Deshalb die Lebensdauerverkürzung.
Der Heizfaden ist noch voll i.O.
Eine Modulation über die Heizung wird durch die Wärmeträgheit im 
Minutenbereich liegen.

von Harald W. (wilhelms)


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Uwe B. schrieb:

> ich vermutete, dass das für "moderne" Röhren nicht zutreffen würde,

Was verstehst Du unter "modernen" Röhren? Diejenigen, die nach 1960
gebaut wurden?

von Uwe B. (uwe_beis)


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Hallo Michael,

wir sind uns doch einig. Auch ich habe davon geschrieben, dass es sich 
um Vorgänge auf der Beschichtung der indirekt geheizten Kathode handelt, 
nur genauer als mit allgemeinen Begriffen "leidet" und "wird taub" 
ausgeführt. Noch genauer findet man es in dem Link von Tom.

@Harald:

Ja, soweit ich das erkennen kann, hat sich bei der Entwicklung der 
Röhren seit der 80er-Reihe nicht mehr viel getan, zumindest nicht bei 
Verstärkerröhren. Insofern halte ich diese alten Schätzchen für die 
modernsten, die es gibt.

von Tom (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> Das, was dort geschrieben steht, gilt für Barium Pastenkathoden. Weil
> ich vermutete, dass das für "moderne" Röhren nicht zutreffen würde,

Kathoden mit Bariumoxidpaste sind immer noch Stand der Technik.

von underheater (Gast)


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Tom schrieb:
> Kathoden mit Bariumoxidpaste sind immer noch Stand der Technik.

Sicher???

Die von dir angegeben Literaturquelle: Werkstoffkunde der 
Hochvakuumtechnik ist von 1936. Die ECC83 wurde 1948 auf den Markt 
gebracht. Spanngitterröhren kamen ab 1952.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Hallo Tom,

Tom schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Das, was dort geschrieben steht, gilt für Barium Pastenkathoden. Weil
>> ich vermutete, dass das für "moderne" Röhren nicht zutreffen würde,
>
> Kathoden mit Bariumoxidpaste sind immer noch Stand der Technik.
Dem hatte ich auch gar nicht widersprochen, weil ich das mittlerweile 
auch weiß, denn es scheint immer noch der beste Weg zu sein, indirekt 
geheizte Kathoden herzustellen. Deswegen schrieb ich doch "ich 
vermutete" und "meine Vermutung war falsch". Ich habe nur nicht noch 
einmal explizit geschrieben, das Barium Pastenkathoden nach wie vor 
Stand der Technik sind. Seufz... (Wir sind uns alle einig, aber trotzdem 
fühle ich mich kritisiert - aber vielleicht bin ich auch nur 
überempfindlich.)

Danke nochmal für die Antwort mit dem Link!

von Harald W. (wilhelms)


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Tom schrieb:

>> Das, was dort geschrieben steht, gilt für Barium Pastenkathoden. Weil
>> ich vermutete, dass das für "moderne" Röhren nicht zutreffen würde,
>
> Kathoden mit Bariumoxidpaste sind immer noch Stand der Technik.

Nun, wenn nicht den Transistor "erfunden" hätte, wären die Röhren
(ich meine jetzt Standardröhren) sicherlich noch weiterentwickelt
worden. Das "modernste" auf diesem Gebiet sind m.E. die Nuvistoren.
Wegen der starken Überlegenheit der Transistoren bestand aber einfach
kein Bedarf mehr zur Weiterentwicklung der Röhren.

von Tom (Gast)


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War nicht so gemeint, hatte den Tab schon vor Stunden geöffnet, diverse 
Beiträge noch nicht gelesen und die anderen zu oberflächlich. Asche auf 
mein Haupt...

von underheater (Gast)


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"Die EL 503 wurde vom Hersteller Valvo als Nachfolger der EL34 
entwickelt und kam 1966 auf den Markt." 
http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/EL503/EL503.htm

von Waxrek (Gast)


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Vielen Dank für eure schnellen und zahlreichen Antworten, das Konzept 
mit dem Unterheizen werde ich wohl dann verwerfen müssen, obwohl es beim 
Experimentieren auf dem Steckbrett echt interessant war. Es geht ja 
nicht an, dass mir ständig die Vorstufe draufgeht.

Ich werde mich im großen und Ganzen an diese Konzepte halten, bin aber 
jemand der doch gerne mal was neues ausprobiert.
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/EL84.htm

oszi40 schrieb:
> ECC82 sind Doppeltrioden aus der TV-Kippstufe wenn ich mich richtig
> erinnere. Für NF sollte die klirrarme ECC83 günstiger sein. In Jogis
> Röhrenbude sind bestimmt noch Schaltungen dazu. Man muß das Rad nicht
> zum 5. Mal erfinden.

Ja, das stimmt, wenn man auf ein klirrarmes, sauberes Signal aus ist, 
aber hier darf zumindest eine der beiden Vorstufen schon ein wenig 
dreckig klingen ;)

MfG, Waxrek

von michael_ (Gast)


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Waxrek schrieb:
> Vielen Dank für eure schnellen und zahlreichen Antworten, das Konzept
> mit dem Unterheizen werde ich wohl dann verwerfen müssen, obwohl es beim
> Experimentieren auf dem Steckbrett echt interessant war. Es geht ja
> nicht an, dass mir ständig die Vorstufe draufgeht.

Das dir oft die Röhren wegen Unterheizung kaputt gehen, da brauchst du 
dir keine Sorgen machen. Vielleicht bei 1000h wird das eintreten.
Kannst also weiter experimentieren.
Wie bist du denn auf die Idee gekommen?
Nimm doch eine Batterieröhre wie die DF91. Die sind direkt geheizt.
Die gibt es billig bei Pollin.

von _~~~_ (Gast)


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Waxrek schrieb:
> Ich werde mich im großen und Ganzen an diese Konzepte halten, bin aber
> jemand der doch gerne mal was neues ausprobiert.
> http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/EL84.htm

Der genannte Link beinhaltet nicht dass, was du zu bauen beabsichtigst!

Versuchs mal hier da gibt es jede Menge technische Infos zu Gitarrenamps 
http://www.aikenamps.com/index.php/tech-info

Da du noch nicht soviel Erfahrung hast, wäre eher ein Bausatz was für 
den Anfang. Da hat man erst einmal eine Basis auf der man aufsetzen kann 
http://www.tube-town.net/ttstore/Bausaetze/Amps:::64_436.html

von Harald W. (wilhelms)


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michael_ schrieb:

> Nimm doch eine Batterieröhre wie die DF91. Die sind direkt geheizt.

Auch die direkt geheiztenRöhren haben normalerweise den Überzug
für verbesserte Emission. Falls nicht, müssten sie so hell wie
Glühlampen leuchten.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

@ Harald Wilhelms:
das haben sie in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch, 
"Hellbrenner" eben.
Einige Senderöhren mit Wolfram-Kathode konnten auch gut leuchten.
Leistungsröhren sollte man nicht unterheizen, durch die ungleichmäßige 
Erwärmung fliegen dann gern Teilchen der Kathode weg -> "spratzen".

Booster-Dioden der TVs (PY88) konnten das auch bei richtiger Heizung 
gut.

Man hat auch geziehlt unterheizt: die VF14 in der berühmten 
Neumann-Flasche (Kondensatormikrofon) als Beispiel.

Gruß aus Berlin
Michael

von michael_ (Gast)


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Harald W. schrieb:
>> Nimm doch eine Batterieröhre wie die DF91. Die sind direkt geheizt.
>
> Auch die direkt geheiztenRöhren haben normalerweise den Überzug
> für verbesserte Emission. Falls nicht, müssten sie so hell wie
> Glühlampen leuchten.

Darum geht es ja nicht. Sondern um die thermische Reaktionszeit der 
direkt geheizten Kathode.
Ich schätze, da ist die Reaktionszeit etwa 10sec.
Aber für die Verzerrung einer E-Gitarre immer noch unbrauchbar.

von Peter D. (peda)


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Michael U. schrieb:
> Man hat auch geziehlt unterheizt: die VF14 in der berühmten
> Neumann-Flasche (Kondensatormikrofon) als Beispiel.

Ich denke, das war hautpsächlich zur Abwärmereduzierung.

von neumann (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Michael U. schrieb:
>> Man hat auch geziehlt unterheizt: die VF14 in der berühmten
>> Neumann-Flasche (Kondensatormikrofon) als Beispiel.
>
> Ich denke, das war hautpsächlich zur Abwärmereduzierung.

Ob ein gespartes Watt Heizleistung der Grund ist, ich denke nicht.

Dir scheint es schwer zu fallen, zu akzeptieren, das mittels Variation 
der Heizspannung ein gewünschter Sound erreicht werden kann und dies 
auch genutzt wird. Mach doch selbst mal einen Versuch, nimm dir eine 
ECC83 in Standardbeschaltung her und miss das Klirrspektrum bei gleichen 
Eingangsspannung und unterschiedlicher Heizspannung. Bei 
Kleinsignalröhren funktioniert das prima.

von VF14 (Gast)


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... The nominal filament current of the VF14 was given as 50mA, but in 
the U47 it is operated at 40mA. Since the power (thus the heat) is 
related to the current by square law, the tube in the U47 is used only 
at approximately 2/3 of its nominal filament power, or 1.4Watt (35V x 
.04A). Whether or not this may be the secret to its legendary sound 
shall remain part of its mystique ...

http://www.neumann.com/forums/view.php?bn=neumann_archive&key=955732626&v=f

von Peter D. (peda)


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neumann schrieb:
> Dir scheint es schwer zu fallen, zu akzeptieren, das mittels Variation
> der Heizspannung ein gewünschter Sound erreicht werden kann und dies
> auch genutzt wird.

Es wird genau umgekehrt gewesen sein.
Man hat versucht, die Leistungsaufnahme soweit zu senken, daß der Klang 
gerade noch nicht beeinflußt wurde.
Ich würde auch kein heißes Mikrofon anfassen wollen.
Es gibt auch ne Ersatzschaltung mit FET:
http://ethanwiner.com/U47-FET.html



neumann schrieb:
> Mach doch selbst mal einen Versuch

Meine Röhrenzeiten sind ~40 Jahre vorbei.
Ich hab dann mal ein AD161/162 Pärchen besorgt bekommen und war 
verblüfft, was da ohne großen Aufwand für ein blitzsauberer Klang 
herauskam. Ein Fülle von Höhen und Bässen, die jeder Röhrentrafo 
gnadenlos weggebügelt hätte. Und damals konnte ich auch noch Höhen 
hören.
Seitdem waren Röhren für mich gestorben.

P.S.:
In der Lehre habe ich danach noch ELA-Anlagen gewartet. Da waren auch 
noch alte Einschübe 50W mit 2*EL34 dabei. Lustig, wies dann bei 
verbrauchten Röhren den Katodenelko zerfetzt hat.

: Bearbeitet durch User
von Oleg A. (oga)


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michael_ schrieb:
> Unterheizung mindert sowieso die Lebensdauer.

Kann mir bitte jemand erklären wie?

von Paul B. (paul_baumann)


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Oleg A. schrieb:
> Kann mir bitte jemand erklären wie?

Weil sich die Kathode selbst "vergiftet", wenn sie nicht die 
erforderliche Temperatur erreicht.

Schüttelreim dazu:
Beim Skat, da muß man Hören/Reizen
und nicht wie hier die Röhren heizen.

MfG Paul

von Tom (Gast)


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von Peter D. (peda)


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Leistungsröhren sollte man immer in den vom Hersteller vorgegebenen 
Schaltungen und Arbeitspunkten verwenden.
Die Röhrenbauer sind ja keine Idioten gewesen, die wissen am besten, wie 
man das Optimum aus ihren Röhren rausholt (Ausgangsleistung, 
Lebensdauer, Klirrfaktor, Linearität, Verstärkung).

Vorröhren kann man meinetwegen unterheizen oder sonstigen Firlefanz 
veranstalten. Die Lebensdauer wird davon wenig beeinflußt, nur die 
Eigenschaften werden schlechter (Klirrfaktor, Linearität, Verstärkung).

Wenn man möglichst viel Klirrfaktor will, dann nimmt man auch keine 
NF-Röhren (ECC83, EF86), sondern HF-Regelröhren. Die EF183 dürfte 
besonders gut verzerren. Oder die ältere EF89.

: Bearbeitet durch User
von ... (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Leistungsröhren sollte man immer in den vom Hersteller vorgegebenen
> Schaltungen und Arbeitspunkten verwenden.
> Die Röhrenbauer sind ja keine Idioten gewesen, die wissen am besten, wie
> man das Optimum aus ihren Röhren rausholt (Ausgangsleistung,
> Lebensdauer, Klirrfaktor, Linearität, Verstärkung).

Idioten ganz gewiss nicht, nur lagen seinerzeit ganz andere Prämissen 
zugrunde. Wer heute eine Röhrenverstärker baut, will oft andere Ziele 
erreichen als maximale Leistung bei geringstem Klirr zu erreichen. Da 
geht es oft darum, einen gewünschten Klangcharakter zu erzielen. Das ist 
eine komplett andere Designvorgabe.

Zudem ist man auch seinerzeit deutlich von der vom Hersteller 
vorgegebenen Schaltung und Arbeitspunkt abgewichen, nämlich dann, wenn 
Langlebigkeit im Vordergrund stand (wie bei Radios z.B.). Oder wenn es 
um HiFi und somit um speziellen und sauberen Klang ging. Die Quad II sei 
als ein Beispiel genannt. Mit der KT66 lässt sich nach Herstellerangaben 
sicher die doppelte Ausgangsleistung erzielen.

Peter D. schrieb:
> Wenn man möglichst viel Klirrfaktor will, dann nimmt man auch keine
> NF-Röhren (ECC83, EF86), sondern HF-Regelröhren. Die EF183 dürfte
> besonders gut verzerren. Oder die ältere EF89.
Das ist mit Verlaub gesagt, sehr weit an der Realität vorbei. Es geht 
mit Nichten darum, ein irgendwie verzerrtes Signal maximalen Ausmaßes 
zu erreichen. Mag sein, dass manch einem derartige Differenzierungen 
nicht geläufig sind, andere hingegen legen Wert darauf. Nur weil man es 
selbst nicht wahrnimmt, bedeutet dies nicht, das es nicht existent ist.

Aus dem Bereich Gitarrenendstufen, die bekanntlich oft im Bereich der 
Übersteuerung betrieben werden, weil es dann so klingt wie es 
Gitarristen mögen, ist mir sogar eine speziell für diesen Zweck neu 
entwickelte Röhren bekannt. http://www.jj-electronic.com/pdf/EL844.pdf

Peter D. schrieb:
> Röhrenschaltungen sind einfach zu alt und zu ausgereift, um da noch
> Entwicklungszeit reinzustecken.
Peter D. schrieb:
> Leistungsröhren sollte man immer in den vom Hersteller vorgegebenen
> Schaltungen und Arbeitspunkten verwenden.
Peter D. schrieb:
> Man hat versucht, die Leistungsaufnahme soweit zu senken, daß der Klang
> gerade noch nicht beeinflußt wurde.
Peter D. schrieb:
> Meine Röhrenzeiten sind ~40 Jahre vorbei.

Das ist erstaunlich, solange nicht für die Röhrentechnik interessiert 
(nach eigenem Bekunden sind Germaniumtransistoren die bessere Technik) 
um dann doch so apodiktische Statements abzugeben ...

Versteh mich bitte nicht falsch, ich will dir nicht zu nahe treten oder 
dich verärgern, fände aber etwas mehr "openminded" hier angebrachter.

von Carl D. (jcw2)


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Es gibt so eine Zeitschrift für Gitarrenexperten (Vakuum über alles), da 
haben sie mal mit einer ECC83 einen Verzerrer gebaut. Damit's keine 
Schadensersatzklagen von Hinterbliebenen gibt, nur mit max 30V. Bei 
Blindverkostung Klang dann alles perfekt. Und Zwar egal ob ECC81, ECC82, 
ECC83, ...  Hauptsache es war eine Doppeltriode mit gleicher 
Sockelbelegung. Und das obwohl dich Fakt ist, daß nur die ECC83 von ??? 
aus dem Jahr 195n, mit dem goldenen Getter und nur in Verbindung mit 
handgewickelten Ölpapier C's und Hickory-geräucherten Metalloxid R's und 
Vakuum-gleichgerichteter Betriebsspannung, ...
Am Eingang hat die Triode dann ein Signal, das bei hartem Anschlag in 
den Voltbereich geht, das soll sie 50fach verstärken bei gerade mal 30V 
Versorgung. Heraus kommt ein zuerst einseitig, bei hoher 
Eingangsspannung stark asymmetrisch geklipptes Signal, das wunschgemäß 
klingt, aber auch auf anderem Weg hergestellt werden kann. Ohne daß man 
Kennlinien per Kalt-Heizung verschieben müsste.

von Carl D. (jcw2)


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Die EL844 scheint ein leistungsärerer Nachbau der EL84 zu sein. Großer 
Vorteil: nur ein Hersteller. Deswegen auch nur ein Vorteil für 
jjtronics. Die Aussage: "das ist die bessere EL84 und es gibt sie nur 
von uns". So ist man die chinesischen/russischen Standardröhrenbauer 
los. Denn (Gitarren-)Röhren sind Verschleißteile und wenn Star x vor 
jedem Auftritt einen 4er Satz EL34 von xyz für nur 500€ reinschraubt. 
Dann brauch ich das in meinem Hobby-Lärmkeller auch. Das macht Umsatz!

von ... (Gast)


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Carl D. schrieb:
> Und das obwohl dich Fakt ist, daß nur die ECC83 von ???
> aus dem Jahr 195n, mit dem goldenen Getter und nur in Verbindung mit
> handgewickelten Ölpapier C's und Hickory-geräucherten Metalloxid R's und
> Vakuum-gleichgerichteter Betriebsspannung, ...

Welche Schublade wurde denn da aufgemacht? Kann mich nicht entsinnen, 
das wir hier vom genannten gesprochen hätten.

btw: Getter sind ganz ganz ganz selten aus Gold ... das mag vielleicht 
daran liegen, dass es für die Aufgabe eines Getters nicht wirklich gut 
geeignet ist ...

von Carl D. (jcw2)


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Das war im Gitarren Röhren Woodoo Sprech. Hätten ich wohl besser 
kenntlich machen sollen. ;-)
Aber die Auswirkung der Farbe der Röhrenaufschrift auf die 
Fingerfertigkeit des Zupfenden IST Fakt, ehrlich ;-)

von Harald W. (wilhelms)


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Carl D. schrieb:

> Aber die Auswirkung der Farbe der Röhrenaufschrift auf die
> Fingerfertigkeit des Zupfenden IST Fakt, ehrlich ;-)

Die Farbe der Röhrenheizung hat vermutlich ähnliche Auswirkungen.
Da eine unterheizte Röhre rötlicher leuchtet, bekommt man so
natürlich einen wärmeren Klang.

von ... (Gast)


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Carl D. schrieb:
> Die EL844 scheint ein leistungsärerer Nachbau der EL84 zu sein. Großer
> Vorteil: nur ein Hersteller. Deswegen auch nur ein Vorteil für
> jjtronics. Die Aussage: "das ist die bessere EL84 und es gibt sie nur
> von uns". So ist man die chinesischen/russischen Standardröhrenbauer
> los. Denn (Gitarren-)Röhren sind Verschleißteile und wenn Star x vor
> jedem Auftritt einen 4er Satz EL34 von xyz für nur 500€ reinschraubt.
> Dann brauch ich das in meinem Hobby-Lärmkeller auch. Das macht Umsatz!

Vielleicht wurde das Datenblatt zu oberflächlich gelesen und der 
Anwendungszweck dadurch nicht so wirklich erfasst, egal glaube so sehr 
interessiert es dich auch nicht.

Nur der Vollständigkeit halber, diese Röhre kostet neu um die 11,- EUR

von Hp M. (nachtmix)


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Peter D. schrieb:
> Michael U. schrieb:
>> Man hat auch geziehlt unterheizt: die VF14 in der berühmten
>> Neumann-Flasche (Kondensatormikrofon) als Beispiel.
>
> Ich denke, das war hautpsächlich zur Abwärmereduzierung.

Eher um den Gitterstrom und das dadurch verursachte Rauschen bei dem 
extrem hochohmigen Eingang zu erniedrigen.
Ein anderes Beispiel dieser Art ist die E80F, die als Elektrometerröhre 
mit nur 4,5V geheizt wurde, mit Ia=40µA bei Ua=40V und Ig1 < 100pA.

Eine x-beliebige Röhre zu unterheizen, wird aber generell nicht 
empfohlen.
Dafür gibt es selbst bei den Oxidkathoden zu viele verschiedene 
Konstruktionen, die alle ihre Eigenheiten haben.
Nur in Sonderfällen, wie z.B. bei der 2C39A, macht man das unter 
gewissen Umständen zur Lebensdauerverlängerung.

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